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Krank durch Klimawandel Wie Patienten künftig besser geschützt werden könnten

Der Klimawandel macht uns krank. Nicht nur körperlich, auch seelisch. Doch selbst das Krankenhaus ist nicht immer der richtige Ort, um gesund zu werden. Spezielle Maßnahmen sollen das ändern.

Stand: 05.10.2020

Folge des Klimawandels: Im Krankenhaus bei Hitzewelle - für Patienten nicht nur kein Vergnügen, sondern auch gefährlich. Im Bild: Sanitäter liefern einen Patienten in ein Krankenhaus ein. | Bild: picture-alliance/dpa/Fotograf: epa Daniel Dal Zennaro

Dass der Klimawandel nicht nur die Umwelt zerstört, sondern auch unserer Gesundheit schadet, können Statistiken belegen. Die des Gesundheitsamts in Frankfurt am Main zum Beispiel. Hier werden genaue Zahlen dazu veröffentlicht, wie viel Sanitäter und Ärzte an heißen Tagen mehr zu tun bekommen als sonst.

Und tatsächlich: Bei den durch den Klimawandel verursachten Hitzewellen sind die Notaufnahmen voller als sonst, der Notarzt wird häufiger gerufen, es erfolgen mehr Einweisungen ins Krankenhaus und sogar die Sterblichkeit ist höher. Im sogenannten Hitzesommer 2003 wurde im Juni und August in der Mainmetropole der Krankenwagen laut des dortigen Gesundheitsamtes doppelt so häufig gerufen als das in diesen Monaten im Durchschnitt der Fall ist. Doch auch wer dann im Krankenhaus bleiben muss, hat nicht immer ideale Bedingungen, um schnell wieder gesund zu werden.

Typische Diagnosen bei Hitzeperioden

Hitze schadet nicht nur unserer Natur, sondern auch unserer Gesundheit.

Während Hitzeperioden sind neben dem Hitzschlag, bei dem der Körper die Wärme nicht mehr abführen kann, Ohnmacht, Fieber ohne erkennbare Ursache und Austrocknung die gängigsten Diagnosen, weiß Katrin Steul vom Frankfurter Gesundheitsamt. Aber auch andere Gesundheitsgefahren, die auf den ersten Blick nicht mit den hohen Temperaturen in Zusammenhang stehen, treten auf. So passieren Verkehrsunfälle, weil ein Verkehrsteilnehmer aufgrund der Hitze unkonzentriert ist. Oder eine Grunderkrankung verschlechert sich. Im Hitzesommer 2015 starben so 20 Prozent mehr Menschen als sonst, im Sommer 2018 waren es während einer 12-tägigen Hitzewelle immerhin 13 Prozent mehr Todesfälle.

Folge des Klimawandels: Erkrankungen durch invasive Erreger

Hinzu kommt: Auch in unseren Breiten tauchen plötzlich bisher nicht vorhandene Krankheitsbilder auf. So ist 2018 in Poing bei München deutschlandweit der erste Fall einer Infektion mit dem Westnilvirus dokumentiert worden, die nicht in Zusammenhang mit einer Tropenreise stand. Auch hierfür liegt der Grund im Klimawandel. Denn nur aufgrund der milderen Temperaturen kann die Asiatische Tigermücke, die das Virus überträgt, auch bei uns überwintern.

"Ich würde die Voraussage wagen, dass wir eines Tages auch wieder Malaria in Deutschland sehen."

Jürgen Flöge Klinikdirektor der Medizinischen Klinik II am Uniklinikum Aachen

Problem: Zu heiße Krankenzimmer

Für Patienten, die während der immer häufiger auftretenden Hitzewellen ins Krankenhaus müssen, ist das kein Vergnügen. Denn mehr als 30 Grad Celsius heiß kann es mitunter in den Krankenzimmern werden. Besonders Patienten mit Lungenerkrankungen oder solche, die auf eine Organtransplantation warten, leiden darunter.

Zimmer kühlen mit speziellen Tapeten

Das Problem: Selbst Klimaanlagen taugen für die Klimatisierung der Räume nicht immer. Gerade für Patienten mit Lungenerkrankungen machen sie die Raumluft zu trocken. Christian Witt von der Berliner Charitè hat sich für das richtige Klima in den Krankenzimmern deshalb etwas anderes einfallen lassen: spezielle Tapeten für die Krankenhauszimmer.

"Man muss sich das so vorstellen: Matten wie Tapeten, die man anhängt an Decken und Wände. Und diese Tapeten haben Kapillarsysteme, in denen Kühlflüssigkeit wie beim Auto langsam durchläuft", erklärt Christian Witt das Forschungsprojekt. Aber selbst in der Charité gibt es nur zwei Zimmer, die versuchsweise mit dieser Technik ausgestattet sind. Auf angenehme 23 Grad wird das Zimmer damit heruntergekühlt. Um mehr Räume damit auszustatten, fehlen aber die finanziellen Mittel.

Weitere Maßnahmen zum Schutz von Patienten und Personal

Doch nicht nur Patienten in Krankenhäusern sollen vor der Hitze geschützt werden. Auch die Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen brauchen während der Arbeit bei hohen Temperaturen besonderen Schutz. Mittels Kühlwesten zum Beispiel oder mehr zur Verfügung gestellten Getränken während der Hitzewelle. Auch gekühlte Pauseräume empfiehlt Stephan Böse-O'Reilly, Kinder- und Jugendarzt an der Ludwig-Maximilian-Universität München.

Hitzemaßnahmeplan für medizinische Einrichtungen

Desweiteren empfiehlt Julia Schoierer, Medizinpädagogin an der Ludwig-Maximilian-Universität München, einen sogenannen Hitzemaßnahmeplan. Er solle regeln, was präventiv oder während der Hitze zu tun ist. Ein Sommerspeiseplan, bei dem die Speisen möglichst viel Flüssigkeit enthalten, zählt dabei genauso dazu, wie die schattenwerfenden Bäume vor einer Einrichtung oder die aufmerksamen Mitarbeiter, die die Patienten beim Verlassen des Gebäudes vor zu viel Sonne warnen und ihnen die richtige Ausstattung - etwa einen Sonnenhut und eine Sonnenbrille - ans Herz legen.

In anderen Ländern, wie zum Beispiel Frankreich, gibt es einen Hitzeschutzplan längst, mit dem vor allem gefährdete Personen durch entsprechende, behördlich festgelegte Präventionsmaßnahmen geschützt werden. In Deutschland fehlt etwas Vergleichbares aber noch.


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