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Asteroiden-Mission DART NASA bringt Asteroiden vom Kurs ab

Wenn ein großer Asteroid auf der Erde einschlagen würde, hätte das verheerende Folgen. Die NASA hat deshalb die Raumsonde DART auf Dimorphos prallen lassen, um ihn abzulenken. 2024 schickt die ESA die Sonde HERA hinterher.

Stand: 03.03.2023

Das gab's noch nie: In der Nacht vom 26. auf den 27. September 2022 schlug die NASA-Sonde DART wie geplant auf einem Asteroiden ein. Das Ziel: Die Bahn des Asteroidenmondes Dimorphos ein klein wenig zu verändern. Die würfelförmige und rund 610 Kilogramm schwere Sonde prallte mit einer Geschwindigkeit von rund 21.600 Kilometern pro Stunde auf die Oberfläche. Bis zum Schluss sendete die Sonde Aufnahmen von dem nahenden Asteroidenmond.

Aufprall auf Dimorphos ein voller Erfolg für DART

Nach dem Aufprall der DART-Sonde: Der aufgewirbelte Staub erzeugte eine Art Kometenschweif beim Asteroiden Dimorphos.

Wenig später konnte die NASA nach Auswertung der Daten dann einen Erfolg vermelden. Die unbemannte Weltraumsonde von der Größe eines Getränkeautomaten konnte durch ihren Aufschlag auf Dimorphos dessen Flugbahn deutlich beeinflussen. Die Bewegungsrichtung des Himmelskörpers hat sich verändert: Brauchte Dimorphos bislang elf Stunden und 55 Minuten für eine Umrundung seines großen Bruders Didymos, sind es demnach jetzt nur noch elf Stunden und 23 Minuten. Als Minimalziel war zuvor eine Veränderung von 73 Sekunden ausgegeben worden.

Während des Aufschlags traf zunächst ein Solarpaneel auf einen rund 6,5-Meter großen Gesteinsbrocken, wenige Millisekunden später krachte der Rest der Sonde in den Asteroiden. Aufgrund des Aufpralls wurde mehr als eine Million Kilogramm an Gestein ins All geschleudert.

"Wir haben der Welt gezeigt, dass die NASA ein ernsthafter Verteidiger dieses Planeten ist."

Bill Nelson, Chef der US-Weltraumagentur NASA

Lori Glaze, Direktorin der Planetary Science Division der NASA betonte, dass die erfolgreich geänderte Bahn Dimorphos ein wichtiger Schritt sei, um die volle Wirkung des Aufpralls von DART auf seinen Zielasteroiden zu verstehen. "Da jeden Tag neue Daten eintreffen, können Astronomen besser einschätzen, ob und wie eine Mission wie DART in Zukunft dazu beitragen könnte, die Erde vor einer Kollision mit einem Asteroiden zu schützen, falls wir jemals einen entdecken, der auf uns zukommt. ”

DART, Dimorphos und Didymos

Der größere Asteroid Didymos ist hier oben in der Mitte zu sehen, Dimorphos unter rechts aus rund 920 Kilometern Entfernung.

Dimorphos ist der kleinere Teil eines Doppelasteroiden-Systems. Wie eine Art Mond kreist er um den größeren Asteroiden Didymos. Schon im Juli 2022 hat die DART-Sonde ihr Ziel in den Blick genommen, nur noch rund 20 Millionen Kilometer war sie damals von den beiden Asteroiden entfernt. Aus 243 Einzelaufnahmen konnten die Forschenden im September dann sogar eine erste, noch etwas krisselige Ansicht von Didymos zusammensetzen. Die DART-Mission ist die erste ihrer Art. Wissenschaftler wollen dabei herausfinden, ob man Asteroiden in ihrer Bahn möglicherweise so ablenken kann, dass sie der Erde nicht gefährlich werden können.

Der Asteroid Didymos fotografiert im Juli 2022 von der DART-Sonde.

Damit DART ihr Ziel erreichen konnte, war es wichtig, dass die Forschenden das Asteroiden-Doppel gut sehen und räumlich genau eingrenzen konnten. Darum machte die Sonde vor dem Aufprall noch zahlreiche weitere Fotos. Der Asteroid Dimorphos ist übrigens keiner, der für die Erde gefährlich werden könnte. Aber er ist ein idealer Testkandidat, um auszuprobieren, welche Techniken im Ernstfall zur Asteroiden-Abwehr eingesetzt werden könnten.

DART soll Dimorphos von seiner bisherigen Umlaufbahn um den Asteroiden Didymos abbringen

Am 24. November 2021 hatte sich die NASA-Sonde DART (Double Asteroid Redirection Test) mithilfe einer Falcon-9-Rakete auf den Weg ins All gemacht. "Asteroid Dimorphos: Wir kriegen dich", twitterte die NASA kurz nach dem Start. Am 26. September 2022 schlug DART dann in den Asteroiden ein, um ihn aus der Bahn zu bringen. Auch nach dem Aufprall der Sonde stellt Dimorphos keine Gefahr für die Erde dar.

Doppel-Mission von NASA und ESA: erst DART, dann HERA

Europas HERA untersucht Dimorphos nach dem Einschlag

Für den zweiten Teil der Doppel-Mission ist die europäische Raumfahrtbehörde ESA verantwortlich: Sie schickt 2024 ihre eigene Sonde HERA zum Asteroiden Dimorphos, um die Auswirkungen des Aufpralls zu untersuchen. Mit diesem Experiment wollen NASA und ESA eine Technik entwickeln, solche Gesteinsbrocken umzulenken, sollte doch einmal eine Kollision mit der Erde drohen.

Missionen zu Doppelasteroiden: DART und HERA

Der Asteroid Didymos (griechisch "Zwilling") ist der größere der beiden, hat 780 Meter Durchmesser, der kleinere 160 Meter und trägt den Namen Dimorphos. HERA soll den Effekt des Aufpralls auf Dimorphos mithilfe von Kameras und wissenschaftlichen Instrumenten genau untersuchen. Dafür wird HERA auch einige würfelförmige Minisatelliten an Bord haben. Sie sollen unter anderem den Einschlagkrater und die Zusammensetzung des Asteroiden erforschen.

Ankunft beim Asteroiden Dimorphos im Herbst 2022

Was macht DART gerade?

Die aktuelle Missionsseite der NASA:

Der Einschlag von DART auf Dimorphos war für den 26. September 2022 terminiert, weil der Asteroid zu diesem Zeitpunkt "nur" elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt war. Riesenteleskope auf der Erde konnten so den Einschlag verfolgen. Das James-Webb-Weltraumteleskop war ebenfalls auf Dimorphos gerichtet. DART hatte aber auch einen kleinen Begleiter, der genau zuguckte: den Mini-Satelliten LICIACube. Ihm blieb der Aufschlag auf dem Asteroiden erspart, denn er sendet Bilder und andere Daten zur Erde.

HERA soll 2024 zu Didymos und Dimorphos starten

Der Start der europäischen HERA-Sonde ist erst für Oktober 2024 geplant. Zwei Jahre später wird sie beim Asteroiden-Duo ankommen und soll unter anderem den Einschlagkrater genauer untersuchen. Gebaut wird HERA unter der Leitung des Luft- und Raumfahrtunternehmens OHB System AG aus Bremen. Am HERA-Projekt sind 17 ESA-Länder beteiligt. Die Kosten betragen rund 129 Millionen Euro, knapp die Hälfte davon übernimmt Deutschland. Die Steuerung der HERA-Sonde soll vom ESA-Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt aus geschehen.

Großer Asteroid kann großen Schaden anrichten

Akute Gefahr für den Einschlag eines größeren Asteroiden herrscht derzeit nicht. Doch immer wieder verglühen Gesteinsbrocken in der Erdatmosphäre. Diese können großen Schaden verursachen: Im Februar 2013 richtete die Explosion eines 20-Meter-Brockens über der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk Verwüstungen an. Die Druckwelle verletzte rund 1.500 Menschen, die meisten durch zerborstene Scheiben. Forscher haben bislang rund 27.000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert. Etwa 10.000 davon sind mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern gewaltige Brocken.

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