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Wald und Wasser Können Bäume für Regen sorgen?

Wusstet ihr, dass Regenwälder auch eine wichtige Rolle im globalen Wasserkreislauf spielen? Sie produzieren zu einem großen Teil ihren eigenen Regen. Wie Regenwälder das machen, erfahrt ihr hier.

Stand: 07.06.2022

Nebel steigt auf zwischen den Baumkronen im Putumayo Reservat, Kolumbien.  | Bild: picture alliance / AA | Juancho Torres

Dichte Nebelschwaden steigen von den Baumkronen auf. Fast sieht es so aus, als würde der Regenwald dampfen. Und das tut er auch. Das ist so ähnlich wie bei uns Menschen, wenn wir anfangen zu schwitzen, weil uns zu heiß ist. Unter der fast senkrecht stehenden Äquatorsonne schützen sich die Urwaldriesen vor Überhitzung, indem sie Wasser an die Atmosphäre abgeben.

Bäume pumpen Wasser in die Höhe

Ein Teil des Wassers verdampft einfach nach dem Regen von den Blattoberflächen oder Ästen. Ein weit größerer Anteil verdunstet jedoch über die sogenannte Evotranspiration. Über die Wurzeln nehmen die Bäume Wasser aus dem Boden auf und transportieren es in die Baumkrone, wo es über Spaltöffnungen verdunstet. Ein tropischer Baum kann auf diese Weise bis zu 300 Liter Wasser pro Tag an die Atmosphäre abgeben. Mit der warmen Luft steigt der Wasserdampf hoch in den Himmel. Wobei auch der Passat-Wind dabei eine Rolle spielt. In den höheren Luftschichten kühlt der Wasserdampf ab, kondensiert, und kommt in Form von Niederschlag wieder herab auf die Erde. Dann beginnt der Kreislauf von vorne.

Wo der Stoff herkommt, aus dem Wolken gemacht sind

Im Schnitt stammen 90 Prozent der Feuchtigkeit in der Atmosphäre aus der Verdunstung von Meeren, Seen und Flüssen. Die restlichen etwa 10 Prozent entstehen durch pflanzliche Transpiration über dem Festland. Doch wie entstehen Wolken überhaupt? Um zu kondensieren brauchen Wassermoleküle neben einer kühlen Temperatur auch winzige Schwebeteilchen, sogenannte Kondensationskerne, an die sie sich heften können. Das kann aufgewirbelter Staub sein, wie z. B. Saharastaub, Meeressalz, Pollen oder menschengemachte Partikel wie Feinstaub oder Ruß. Aus Schwebeteilchen plus Wassermolekülen entstehen Aerosole (PDF zum Downlad), aus ihnen bilden sich Wolken. Werden die Mini-Wasser-Tröpfchen größer, fallen sie irgendwann als Niederschlag herunter.

Wie Bäume mit Terpenen zur Wolkenbildung beitragen

Unter den organischen Partikeln, die in der Luft herumschweben und Wassermoleküle binden, finden sich auch sogenannte Terpene. Das sind Gase, die von Pflanzen und Bäumen ausgestoßen werden und einen zitronigen Duft verströmen. Bei der Produktion von ätherischen Ölen bilden sie einen wichtigen Bestandteil. Stünde man an einem heißen Sommertag auf einem Turm über einen Fichtenwald, würde man ihn riechen, den angenehmen Duft, sagt Lothar Zimmermann von der Bayerischen Landesantalt für Wald und Forstwirtschaft. "Oder wenn man Fichtennadeln zwischen den Fingern zerreibt, das sind die Terpene." Wie groß der Anteil von Terpenen bei der Wolkenbildung ist, steht jedoch noch nicht fest. Im Vergleich zu Meersalz- oder Staubpartikeln dürfte er jedoch um einiges geringer sein.

So funktioniert der Wasserkreislauf im Wald

Wälder sorgen für eine Durchmischung der Luft

Wälder tragen zur Entstehung von Regen bei, weil sie eine höhere Verdunstung haben, als Äcker oder Wiesen (PDF zum Download). Sie verströmen organische Stoffe, die eine Rolle bei der Wolkenbildung spielen. "Und sie besitzen eine gewisse Rauigkeit", sagt Förster Lothar Zimmermann. Das bedeutet: Durch ihre Höhe halten die Wälder die Luftströmungen auf, die von der Seite kommen, es entstehen Turbulenzen. Und Turbulenzen seien immer gut, wenn man etwas vermischen will, so Zimmermann. "Bei einer hohen Turbulenz hat man einen guten Wasserdampf-Transport in die Atmosphäre."

Regenwald vor dem Kipp-Punkt

Dass die massive Zerstörung des Regenwaldes Auswirkungen auf das Klima hat, ist erwiesen. Wo keine Bäume mehr sind, funktioniert auch der Wasserkreislauf nicht mehr so wie vorher. Neben Arktis und Permafrost gilt der Erhalt des Regenwalds deshalb als entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel.


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