Pollenallergie Was kann man gegen Heuschnupfen tun?

Von: Marlene Riederer

Stand: 22.03.2024

Es kribbelt in der Nase, es juckt in den Augen - rund ein Viertel der Deutschen leidet an Heuschnupfen. Und es werden immer mehr. Wie kann man die Symptome lindern? Und warum sollte eine Pollenallergie frühzeitig behandelt werden?

Symbolbild Heuschnupden / Pollenallergie: Junge Frau mit langen blonden Haaren sitzt auf einer Wiese und schnäuzt in ein Taschentuch. | Bild: colourbox.com

Mit den ersten warmen Temperaturen beginnt die Leidenszeit von Pollenallergikern. Auftakt im Jahr machen Hasel und Erle und bescheren Allergikern die klassischen Heuschnupfen-Symptome. Je weiter das Jahr voranschreitet, desto mehr Pflanzen lösen Allergien aus.

Pollenallergie: Eine der häufigsten chronischen Erkrankungen

Allergien zählen nach Angaben von Torsten Zuberbier von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (Ecarf) weltweit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. In Deutschland leiden über zehn Millionen Erwachsene sowie rund 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche an einer Pollenallergie, so die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID). Und die Zahl der Betroffen nimmt ständig zu.

Pollenflugsaison: Manche Allergiker leiden das ganze Jahr

Klassischerweise tritt Heuschnupfen zur Hauptblühperiode der Pflanzen auf, also im Frühjahr und Sommer. Seit über 20 Jahren lässt sich aber der Trend beobachten, dass es eine immer kürzere pollenfreie Zeit im Winter gibt. Ursache sind die milden Temperaturen der vergangenen Jahre. Auf die Winterzeit als Verschnaufpause für Allergiker ist also kein Verlass mehr. Inzwischen ist für manche Allergiker das ganze Jahr Saison: "Allergiker haben im Prinzip das ganze Jahr Symptome. [...] Sie leiden länger und sie leiden mehr, weil mehr Pollen pro Tag fliegen", sagte Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin am Uniklinikum Augsburg. Die letzten Pollen im Herbst sind noch nicht ganz verschwunden, da tauchen die ersten der neuen Saison schon wieder auf.

Wann fliegen welche Pollen?

Welche Pollen wann und wo in Deutschland aktuell fliegen, seht ihr im Pollenflugkalender vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

Heuschnupfen-Allergie: Warum reagiert der Körper auf harmlose Pollen?

Grafik: Das passiert bei Heuschnupfen im Körper | Bild: picture-alliance/ dpa-infografik | dpa-infografik

Heuschnupfen ist eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Pollen. Der Körper von Allergikern behandelt diese wie Krankheitserreger und versucht, sie mit Antikörpern zu bekämpfen. Dabei werden in den Schleimhäuten unter anderem Histamine freigesetzt, die zu Reaktionen wie Niesen, Juckreiz, roten und verquollenen Augen oder sogar zu Atemnot führen.

Therapie: Mit Medikamenten gegen Heuschnupfen-Symptome

Ein Allheilmittel gegen Heuschnupfen gibt es bisher nicht. Das Mittel der Wahl sind sogenannte Antihistaminika. Sie sollen die schlimmsten Symptome lindern, indem sie die Wirkung des freigesetzten Histamins verhindern und die Entzündungsprozesse stoppen. Die neueren Medikamente dieser Art weisen nur noch wenige Nebenwirkungen auf - wie zum Beispiel Müdigkeit, die in früheren Zeiten ein großes Problem war. Manche Antihistaminika wirken nur vorbeugend, das heißt, man muss sie einnehmen, bevor man mit den Pollen in Berührung kommt. Andere werden nur bei Bedarf eingenommen. Unterstützend können Nasensprays und Augentropfen eingesetzt werden.

Video: So kannst du Heuschnupfen behandeln

Die Ursache bekämpfen: Hypo- bzw. Desensibilisierung bei Heuschnupfen

Das Ziel einer Hypo- bzw. Desensibilisierung ist es, nicht nur die Symptome zu lindern, sondern das Übel bei der Wurzel zu packen. Diese Behandlungsmethode bekämpft die Ursache einer Allergie. Dazu müssen die Allergene zuvor identifiziert werden - zum Beispiel mithilfe eines Pricktests. Daraufhin wird ein speziell auf den Patienten abgestimmtes Medikament bereitgestellt, das genau diese Allergene enthält. Die Abwehrzellen des Körpers werden durch die permanente Konfrontation mit kleinsten Dosen daran gewöhnt, die Allergene nicht mehr als gefährlich einzustufen. Sie werden solange daran gewöhnt, bis die Überempfindlichkeit gegenüber den Allergenen allmählich abgebaut wird.

Eine Hyposensibilisierung verlangt Durchhaltevermögen

In der Regel ist eine Hypo- bzw. Desensibilisierung eine langwierige Prozedur, die rund drei Jahre dauert. Dabei wird das Allergen in bestimmten Abständen gespritzt. Mittlerweile kann das Procedere aber auch mit Tabletten oder Tropfen vorgenommen werden. Gerade Kinder sind für diese Variante sehr dankbar.

Die Kurzzeit-Hyposensibilisierung bei einer Pollenallergie

Es gibt auch die Möglichkeit der sogenannten Kurzzeit-Hyposensibilisierung. Dabei werden über drei Jahre hinweg vor Beginn der Pollensaison im Abstand von einer Woche vier Spritzen verabreicht. Auch hier besteht die Möglichkeit der oralen Einnahme.

Stadt oder Land? Wo ist die Pollenbelastung größer?

Grundsätzlich gilt: Die Pollenbelastung ist in Stadt und Land zu unterschiedlichen Tageszeiten am größten. In ländlichen Gegenden ist sie morgens am höchsten, in der Stadt abends. Das liegt unter anderem daran, dass sich Pollen bei wärmeren Temperaturen besser verbreiten können. In der Stadt speichern Gebäude und Straßen die Wärme tagsüber und lassen sie erst im Laufe der Nacht langsam entweichen.

Tipps: Was hilft bei Heuschnupfen?

Schutz vor Pollen im Freien

  • Tragt im Freien zum Schutz der Augen eine Sonnenbrille.
  • Spaziert nicht über blühende Wiesen und Felder.
  • Treibt keinen Sport im Freien.
  • Geht am besten erst frühstens 30 bis 60 Minuten nach einem Regenschauer ins Freie, denn anders als oft angenommen steigt die Pollenkonzentration bei einem Regenguss erst einmal an.
  • Haltet den Rasen im Garten kurz und mäht als Pollenallergiker nicht selber.
  • Trocknet Wäsche nicht an der frischen Luft.
  • Nehmt Urlaub in der Zeit, in der ihr zu Hause am stärksten unter den Pollen leidet. Ideale Reiseziele sind Urlaubsorte im Gebirge und am Meer. Welche Regionen sich für wen eignen, verrät die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.

Schutz vor Pollen im Haus

  • Wechselt die Kleidung beim Betreten der Wohnung.
  • Lüftet die Zimmer in der Stadt zwischen 6.00 und 8.00 Uhr, auf dem Land zwischen 19.00 und 24.00 Uhr. Haltet tagsüber das Fenster geschlossen.
  • Richtet, wenn möglich, das Schlafzimmer auf der windabgewandten Seite ein.
  • Stellt keine blühenden Pflanzen in der Wohnung auf - besonders im Schlafzimmer.
  • Wascht euch in den Pollenflugzeiten abends die Haare bzw. spült sie mit Wasser aus.
  • Schafft in der Wohnung "Pollenfänger" wie etwa Gardinen, Teppiche und Polstermöbel aus Stoff ab.

Unterwegs: Schutz vor Pollen im Auto

Eine Niesattacke kann zu schweren Autounfällen führen. Denn sobald wir niesen, schließen wir automatisch die Augen. Bei Tempo 50 bedeutet das fast 14 Meter Blindflug. Deshalb empfiehlt der ADAC:

  • Antihistaminika abends einnehmen, damit die ermüdende Wirkung am Tag ausgeklungen ist.
  • Fenster und Schiebedach schließen.
  • Jährlich oder spätestens alle 15.000 Kilometer den Pollenfilter wechseln.
  • Bei Sonnenschein eine Sonnenbrille tragen, das schont gereizte Augen.
  • In belasteten Gebieten Umluftschaltung einstellen. Sie führt keine Außenluft zu.

Kommt es trotzdem zu Niesanfällen, das Auto so schnell wie möglich anhalten. Wer an schweren Symptomen leidet, sollte besser ganz auf das Autofahren verzichten: Geschieht ein Unfall durch Erkrankung oder Einwirkung von Medikamenten, kann das zum Verlust des Versicherungsschutzes und des Führerscheins führen.

Quellen und Sendungen: Mehr Infos über Allergien