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Palmöl-Plantagen statt Dschungel Orang-Utans auf Borneo bedroht

Seit 1999 ist die Anzahl der Orang-Utans auf Borneo um rund 150.000 Tiere zurückgegangen. Die Menschenaffen der indonesischen Insel sind in Gefahr, weil ihr Lebensraum immer kleiner wird: Der Dschungel muss Palmöl-Plantagen weichen.

Von: Anja Bühling

Stand: 04.06.2019

Menschenaffe in Indonesien: Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus) | Bild: Naturepl.com/Tim Laman/WWF

Nur noch zwischen 50.000 und 100.000 der nur dort heimischen Orang-Utans (Pongo pygmaeus) leben auf der indonesischen Insel Borneo. Exakte Daten gibt es nicht, doch die Zahl der Tiere geht seit Jahren kontinuierlich nach unten: Immer weniger "Wald" (Orang)- "Menschen" (Utan) leben in den hohen Bäumen des bornesischen Dschungels. Der Grund: Immer mehr tropischer Regenwald auf der Insel wird abgeholzt.

"Wald-Menschen" optimal angepasst

Kletterkünstler Orang-Utan: Sein Körper ist pefekt für ein Leben auf Bäumen.

Dabei bauen die Orang-Utans ihre Nester in den Baumkronen, sie ernähren sich von den Bäumen, von Samen, Kräutern, Blättern, Rinde sowie Wurzeln und kommen nur selten auf den Boden herunter. Die Menschenaffen sind die größten Baumbewohner im ganzen Tierreich. Ihr ganzer Körper ist auf dieses Leben ausgerichtet, so sind ihre Arme eineinhalb Mal so lang wie ihre Beine. Ihre Füße sind zum Greifen gemacht. Sie hangeln sich durchs Geäst und schwingen durch die Lianen.

Orang-Utans sind Einzelgänger. Die dominanten Männchen besetzen normalerweise ein Revier, das sich mit den Streifgebieten einiger Weibchen überlappt und das die Affen durch ihre Rufe markieren. Reviere dominanter Männchen können eine Größe von einigen Hundert Hektar besitzen. Um artgerecht zu leben, brauchen diese Affen also viel Platz und einen üppigen Regenwald.

Palmöl-Plantagen statt Regenwald

Doch das wird immer schwieriger, denn im vergangenen Jahrzehnt wurden mehr als sieben Millionen Hektar Regenwald auf Borneo abgeholzt und abgebrannt. Zum Vergleich: Das entspricht der Fläche Bayerns! Statt wildem Dschungel und völlig unterschiedlichen Regenwaldbäumen wachsen dort nun Palmen auf Palmöl-Plantagen. Sie werden in großen, eintönigen Feldern in geometrischer Ordnung angepflanzt, werden bis zu 30 Meter hoch, haben riesige Blätter und tragen sehr viele Früchte – und bieten den Affen keinerlei Lebensraum.

Indonesien und Malaysia als wichtigste Produzenten

Die Zahl der Borneo-Orang-Utans ist seit 1999 drastisch gesunken.

Die indonesischen Inseln Sumatra und Borneo decken einen Großteil des weltweiten Palmölverbrauchs. Das hochwertige Fett steckt in Tiefkühlpizzen und Schokocremes genauso wie in Lippenstiften, Körperlotionen, Biodiesel oder Waschmittel. Insgesamt sind Indonesien und Malaysia derzeit die beiden wichtigsten Produzenten: Von jährlich weltweit mehr als 60 Millionen Tonnen kommen 85 Prozent von dort. Während die Regierungen die Palmöl-Konzerne loben, weil sie Arbeitsplätze und Steuern bringen, sind sie für die Umweltschützer am Verschwinden der unglaublichen Tier- und Pflanzenvielfalt der Inseln schuld.

Die Gesetze zum Schutz der Wälder sind immer noch recht lax. Ein Moratorium, das die Vergabe von neuen Konzessionen einschränken sollte, hat bisher nicht viel gebracht. Der Chef der Tierschutzorganisation Borneo Orangutan Survival (BOS), Jamartin Sihite, sieht die Situation kritisch.

"Hier kommst du ins Gefängnis, wenn du einen Orang-Utan umbringst. Aber wenn du einen ganzen Wald abholzt und der Orang-Utan daran krepiert, passiert dir überhaupt nichts."

Jamartin Sihite, CEO der Borneo Orangutan Survival (BOS)

Borneo-Orang-Utan stark gefährdet

Orang-Utan Taymur klammert sich an "Ersatzmutter" in der Rettungsstation Nyaru Menteng auf Borneo.

Wilderei, die Konflikte zwischen Mensch und Wildtier, Waldbrände sowie die Folgen des Klimawandels sind ebenfalls Gründe dafür, dass der Bestand der Orang-Utans auf Borneo immer weiter zurückgeht. Doch die Vernichtung der Wälder könnte für die Orang-Utans tatsächlich das Ende bedeuten. Mitte des 19. Jahrhunderts war Borneo fast vollständig von Wald bedeckt, heute ist nur noch die halbe Insel bewaldet.

Längst stehen die Menschenaffen von Borneo auf der Roten Liste. Auf Borneo gelten sie als stark gefährdet, auf Sumatra gelten die Orang-Utans gar als vom Aussterben bedroht. Wissenschaftler schlagen Alarm: "Weitere 45.000 Orang-Utans könnten in den nächsten 35 Jahren allein durch die Zerstörung ihrer Lebensräume verschwinden," heißt es in der Studie, an der das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig 2017 mitgewirkt hat.


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