Plankton Die Basis des Lebens im Meer
Für das bloße Auge sind sie meist unsichtbar, für das Leben in den Ozeanen aber unerlässlich: pflanzliche und tierische Kleinstlebewesen. Sie dienen vielen Tieren als Nahrung. Doch wie wirkt der Klimawandel auf das Plankton?

Fast 98 Prozent der Biomasse in unseren Weltmeeren besteht aus Plankton, also aus winzig kleinen im Wasser dahintreibenden Pflanzen und Tieren. Sie sind die Grundlage allen Lebens im Meer, denn sie sind Nahrung für Fische, Robben, Wale und viele andere Tiere. Ohne Plankton wären unsere Ozeane vermutlich leer.
Weltatlas für Meeresplankton
Siebzig Prozent der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt. Doch über das Leben darin ist relativ wenig bekannt, insbesondere über das der Kleinstlebewesen. Deshalb messen Wissenschaftler weltweit an 500.000 verschiedenen Stationen, welches Plankton an welchem Ort zu welcher Zeit zu finden ist. Koordiniert wird das Projekt namens MAREDAT von Wissenschaftlern der ETH Zürich und der University of East Anglia im ostenglischen Norwich.
Aus den bisher gesammelten Daten haben die Forscher im Juli 2013 einen Atlas für Meeresplankton zusammengestellt. Sie gehen zwar davon aus, dass sich die Karten noch deutlich verändern können, wenn neue und exaktere Messungen hinzukommen. Die erste Auswertung der Daten zeigt aber, dass es in der Tiefsee viel mehr Organismen gibt als bisher angenommen. Außerdem ist der Anteil des tierischen Planktons weit größer als von den Wissenschaftlern bisher vermutet.
Prinzip der Photosynthese
Grob teilt man die Kleinstlebewesen in pflanzliches und tierisches Plankton auf: in Phytoplankton und Zooplankton. Wenn das Phytoplankton die richtigen Bedingungen vorfindet, kann es sich unglaublich schnell vermehren. Dazu braucht es Sonnenlicht - das heißt, die Algen müssen relativ dicht unter der Oberfläche treiben - maximal zwanzig Meter tief. Und bestimmte Nährstoffe müssen beispielsweise für die Kieselalgen in ausreichender Menge vorhanden sein: Dann kommt es zur Algenblüte.
Schwund an Biomasse
Phytoplankton wie die Kieselalge bildet die Nahrungsgrundlage für zahlreiche kleine tierische Organismen im Meer. Jahrmillionen hat das Phytoplankton den Strömungen und Widrigkeiten der Weltmeere getrotzt, doch heute sind die Minipflanzen gefährdet. Seit 1950 ist die Biomasse an tierischem oder pflanzlichem Plankton fast um die Hälfte zurückgegangen. Dies ist wohl eine Folge des Klimawandels.
Nahrungsgrundlage für Wale und Robben
Gibt es weniger Kieselalgen, dann bekommt eine andere Planktonart ein Problem: tierisches Plankton, das sich auf Kieselalgen spezialisiert hat. Wie zum Beispiel der Krill in der Antarktis: Bis zu sechseinhalb Zentimeter groß wird die Mini-Garnele, die bei Stress rötlich leuchtet. Ohne sie würden Bartenwale und Krabbenfresser-Robben verhungern.
Der größte Fisch der Ozeane: der Walhai, ein Planktonfresser
Krill weidet sich an Algenblüte
Auf eine Menge von unglaublichen 130 Millionen Tonnen schätzen manche Experten den Krill allein im südlichen Ozean. Der antarktische Krill liebt und braucht die Nähe zum Meereis. Er grast die grün-bräunlich leuchtenden Kieselalgen regelrecht von den Meereisschollen ab. Wenn es hell ist, versteckt er sich in den tieferen, dunkleren Wasserschichten vor Räubern. Wenn es dunkel ist, traut er sich nach oben, wo die Kieselalgen "blühen".
Tauchgänge des Krills verstärken Sauerstoffmangel im Meer
Die täglichen Tauchgänge des Krills tragen zu sogenannten Sauerstoffminimumzonen bei. Das sind Zonen - wie vor der Küste Namibias - in denen Fische und andere Meeresbewohner zu wenig Sauerstoff bekommen. Sie entstehen dadurch, dass organisches Material in die Tiefe absinkt und dort von Bakterien zersetzt wird, die dabei Sauerstoff verbrauchen. Einer Studie eines Forscherteams aus Kanada und den USA zufolge, verbraucht der Krill durch sein ständiges Tauchen von oben nach unten Sauerstoff und scheidet Abfallprodukte aus, die wiederum von Bakterien zersetzt werden - das führt dazu, dass es in diesen Gegenden noch weniger Sauerstoff gibt.
Leichte Beute
Der Krill bewegt sich in Schwärmen durchs Wasser und macht es seinen Feinden damit leicht: Bartenwale müssen ihr Maul nur weit genug aufreißen, um Tausende der Leuchtgarnelen gleichzeitig fressen zu können. Kieselalgen, antarktischer Krill und Bartenwale bilden eine kurze, aber perfekt organisierte Nahrungskette.
Klimawandel verändert Nahrungskette
Doch der Klimawandel erwärmt das Meer. Das Eis bricht ab und schmilzt im sich erwärmenden Wasser. Und mit ihm verschwinden die scheinbar endlosen Nahrungsgründe des Krill. Und noch etwas ändert sich: Die Biomasse im Meer nimmt ab und es gibt eine Verschiebung von den Kieselalgen hin zu kleineren Algen. Wie kommt der nächste in der Nahrungskette damit klar, der Krill? Über die Auswirkungen auf den Menschen können Forscher bislang nur spekulieren. Fest steht: Ohne Plankton kein Krill. Und ohne Krill letztlich keine Fische.