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Liebeskummer Was passiert in unserem Körper?

Ein Kloß im Hals, Tränen, die hemmungslos fließen, ein Ziehen im Bauch und Stiche im Herzen. Liebeskummer ist ein Zustand, den man so schnell wie möglich überwinden möchte. Aber wie? Ein Allheilmittel für gebrochene Herzen gibt es nicht. Doch was in unserem Körper passiert, ist erklärbar.

Stand: 15.07.2019

Traurige junge Frau - Teenager | Bild: Stockbyte

Im Gegensatz zum Gefühlschaos sind die körperlichen Symptome rational nachvollziehbar. Laut Neurologen wird unser Gemütszustand von biochemischen Steuerungsmolekülen beinflusst. Verlieben wir uns, schüttet unser Gehirn vermehrt das sogenannte Glückshormon Dopamin aus. Trennt sich der geliebte Mensch von uns, sinkt der Dopaminspiegel und damit auch unsere Stimmung. Leichte Depressionen treten auf. Der Liebeskummer ist da.

Warum uns der Kummer die Kraft raubt

Wissenschaftler sagen, dass der Liebeskummer uns nicht nur die körpereigenen Wohlfühlstoffe entzieht, er führt auch zu physischen Reaktionen, die den Herzschmerz verursachen. Wenn wir plötzlich verlassen werden, bricht eine Welt für uns zusammen. Alles ist außer Kontrolle und wir wissen nicht, was uns in Zukunft erwartet. Innerer Stress macht sich breit. Was dann passiert, erklärt uns die Medizin: Um den Stress zu überstehen, braucht unser Körper viel Energie. Diese erhält er für kurze Zeit durch das Aufputschhormon Adrenalin, das auf Dauer von Cortisol abgelöst wird. Cortisol ist zwar schwächer, hat dafür aber mehr Ausdauer als Adrenalin und löst in unserem Körper ungeahnte Kräfte aus. Werden diese Kräfte nicht ausreichend abgebaut, was bei Liebeskummer oft der Fall ist, werden wir kraftlos. Halten die Stressphasen lange an, was in den ersten Wochen der Trennung üblich ist, so kommt es zu körperlichen Beschwerden, wie beispielsweise Schmerzen im Brustkorb.

Typische Symptome bei Liebeskummer

Psychosomatische Beschwerden

Magenprobleme, Kreislaufprobleme, Schlaflosigkeit und innere Unruhe belasten den Körper ein und machen ihn müde. Man fühlt sich zerschlagen.

Leistungseinbrüche

In Beruf, im Studium oder in der Schule werden die Leistungen schwächer. Die Gedanken drehen sich im Kreis und es kommt zu Konzentrationsschwächen.

Soziale Isolation

Das Interesse an anderen Menschen, gesellschaftlichen und politischen Geschehnissen nimmt ab.

Abnehmende Lebensfreude

Die persönlichen Lebensziele verlieren an Bedeutung. Antriebslosigkeit und Pessimismus machen sich breit und führen auf Dauer zu Zukunftsängsten. Im Extremfall kommt es zu suizidalen Gedanken oder gar Handlungen.

Aggressives Verhalten

Depressive Verstimmungen treten auf. Es kommt zu Störungen des Sozialverhaltens in Form von Kontrameinung und aggressivem Verhalten in der eigenen Familie, im Freundeskreis oder bei der Arbeit.

Broken-Heart-Syndrom

Im Extremfall kann es zu den klassischen Herzinfarktsymptomen kommen: Starke Brust- und Herzschmerzen, Atemnot, Todesangst: Ein "Quasi-Herzinfarkt".

Gestörtes Konsumverhalten

Appetitlosigkeit oder übermäßiges Essen haben extreme Gewichtsveränderungen zur Folge.

Quellen

Liebeskummer: Wenn das Herz zu brechen droht (Silvia Fauck, Helga Felbinger)
Bye, bye love. Liebeskummer und wie man ihn wieder los wird (Sabine Manecke)

Warum wir bei Liebeskummer weinen

Unsere Psyche ist einem Wechselspiel der Hormone ausgesetzt. Die neue Situation überfordert uns, löst Stress in uns aus und blockiert Geist und Körper. Die Tränen, die wir dann weinen, sind eine unmittelbare Reaktion des Körpers auf zuviel Stress. Wenn wir weinen, bauen wir diesen Stress ab.

Liebe ist wie eine Droge

Suchtexperten haben herausgefunden, dass Drogensucht und Liebe sich in denselben Hirnbereichen abspielen. Abhängige und Liebende haben emotionale Hochs, leiden unter Schlaflosigkeit und verspüren Herzklopfen. Geht der Partner, so wird dem Körper plötzlich der Signalreiz zur Produktion von bestimmten Glückshormonen entzogen. Der Verlassene hat dann, ähnlich wie ein Raucher, dem die Zigarette weggenommen wird, Entzugserscheinungen. Der hormonelle Ausnahmezustand, dem wir beim Herzschmerz verfallen, hält nicht ewig an.Die Schmerzen klingen ab, langsam gewöhnt sich zumindest der Körper an ein Leben ohne die Droge 'Liebe'.


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