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Mission Opportunity beendet NASA gibt Mars-Rover Opportunity auf

Mehr als 14 Jahre lang erforschte Opportunity den Mars. Dann brachte ein Staubsturm den Rover im Juni 2018 zum Schweigen: Der Funkkontakt riss ab. Nun hat die NASA die Mission für beendet erklärt.

Stand: 14.02.2019

Am 10. Juni 2018 erreichte die letzte Nachricht von Opportunity (deutsch: Chance, Gelegenheit) das Raumfahrtzentrum in Pasadena in Kalifornien. Dann überzog ein gigantischer Staubsturm den Roten Planeten und ließ den Mars-Rover verstummen. Mitte Februar 2019 erklärten die NASA-Ingenieure, trotz aller Bemühungen hätten sie keine Signale mehr von dem Rover empfangen. Ihr "geliebter" Roboter sei stumm geblieben.

Mars-Rover wacht nicht auf

Seit September 2018 sendete die NASA an Opportunity sogenannte "sweep-and-beep"-Kommandos, auf die der Rover mit einem simplen Piep-Signal reagieren sollte. Das tat er aber nicht. Auch komplexere Funkbefehle, mit denen es die NASA im Januar 2019 versuchte, weckten Opportunity nicht wieder auf.

Opportunity brauchte Energie von der Sonne

Das Bild der Mars-Oberfläche zeigt den sich entwickelten Sturm. Am blaue Punkt befand sich Opportunity.

Opportunity war darauf angewiesen, mit seinen Solarzellen Energie zu erzeugen, um seine Batterien aufzuladen. Während des Staubsturms war das aber nicht möglich. Nun steht auf der Südhalbkugel des Mars der Winter mit extrem tiefen Temperaturen bevor. Wenn die Batterien leer sind, wird die Kälte vermutlich irreparable Schäden an Kabeln und Elektronik anrichten und den Rover definitiv außer Betrieb setzen.

Tapferer Opportunity - trotz Zipperlein und Altersschwächen

Wie um zu zeigen, dass es ihn auch noch gibt: Am 4. Januar 2018 machte Rover Opportunity am Endeavour Krater ein Selfie.

Opportunity war einer der größten Erfolge der NASA. Am 7. Juli 2003 trat der Mars-Rover seinen Weg ins All an, am 25. Januar 2004 landete er auf dem Mars. Gebaut war er für einen Einsatz von nur 92 Tagen. Opportunity hielt sich wacker auf dem Mars, topfit war er zuletzt allerdings nicht mehr. Nach den vielen Überstunden plagten ihn einige Altersschwächen: Eines seiner sechs Räder war blockiert. Dazu kam eine Art Arthrose im Arm: Das Schultergelenk war nur noch eingeschränkt bewegungsfähig.

Rover zeigte Zeichen von Altersschwäche

2004 ist Opportunity am Eagle-Krater gelandet. Seine Tour führte ihn zum riesigen Endeavour-Krater, den er seit 2011 erkundete.

Mit seinen wissenschaftlichen Geräten konnte der Rover Funde vor Ort analysieren, charakterisieren und mit seiner Kamera ablichten. Doch auch diese Werkzeuge alterten: Ein Spektrometer, mit dem Opportunity eisenhaltige Gesteine und magnetische Staubpartikel untersuchen konnte, arbeitete nicht mehr zuverlässig. Und - passend für sein hohes Alter - kam seit Dezember 2014 auch noch eine Gedächtnisschwäche hinzu: Opportunitys Flash-Speicher, der Daten auch dann vorrätig hielt, wenn der Rover im Ruhezustand den Strom abstellte, funktionierte nicht mehr einwandfrei. Von da an funkte der Rover alle Daten zur Erde, bevor er sich in der Marsnacht zur Ruhe begab.

Opportunitys Stationen

Landung

Opportunitys Reise begann am 7. Juli 2003 . Schon seine Landung am 25. Januar 2004 war ein Volltreffer: Auf der Ebene Meridiani Planum hüpfte er auf seinen Puffer-Luftkissen ausgerechnet in einen kleinen Krater und brachte die Wissenschaftler mit spektakulären Panoramaaufnahmen und Fotos von ungewöhnlichen Gesteinsschichten zum Jubeln. Danach kämpfte er sich weiter von Krater zu Krater.

Endurance

Seine erste große Station war Endurance. Er kletterte in den großen und steilwandigen Krater hinunter und nahm ein halbes Jahr lang dessen Felsschichten genau unter die Lupe. Erst im Dezember 2004 verließ Opportunity Endurance wieder. Ganz in der Nähe entdeckte er seinen alten Hitzeschild und einen Meteoriten, die er beide ausführlich untersuchte. Auf seinem Weg zu den nächsten Kratern wurde Opportunity abrupt gestoppt: Der Rover steckte in einer Sanddüne fest. Erst nach Wochen vergeblicher Versuche konnte er sich zentimeterweise wieder befreien.

Victoria

Im Herbst 2006 erreichte Opportunity den riesigen Victoria-Krater. Ein halbes Erdenjahr fuhr er am Rand des großen Einschlagkraters entlang, um eine passende Abstiegsroute zu finden. Sechs Wochen lang verdammte ihn ein dichter Sandsturm zu absolutem Stillhalten. Im September 2007 konnte Opportunity endlich mit dem Abstieg beginnen. Acht Monate lang kletterte er hinunter, dann steckte er im Sand fest. Der NASA wurde das zu heikel: Der Rover kehrte vorsichtig um und verließ den Krater im August 2008. Aber in "nur" sieben Kilometern Entfernung gibt es ja einen noch größeren Krater: Endeavour, mit 22 Kilometern Durchmesser, war Opportunitys neues Ziel.

Endeavour

Genau drei Jahre später, im August 2011, kam Opportunity an dessen Kraterrand an. Hier stöberte der Rover nach Ablagerungen von Tonmineralen. Diese können sich nur in Kontakt mit flüssigem Wasser bilden - und waren vermutlich auf Bildern vom Mars Reconnaissance Orbiter und Mars Express bereits zu sehen.

Ein besonderer Ort auf dem Mars: der Endeavour-Krater

Opportunity zeigte uns, wie der Mars aussieht. Hier ist der Endeavour-Krater zu bestaunen.

Seit August 2011 war der Rover am Rande des riesigen Endeavour-Kraters unterwegs. Nicht nur für Geologen ist dies ein ganz besonderer Ort: Die dortigen Gesteine scheinen älter als die, die der Roboter zuvor auf seinem Weg aufgespürt hatte. Aufnahmen vom Mars Reconnaissance Orbiter sowie von der Sonde Mars Express deuten auf Tonablagerungen hin, die aus einem deutlich wärmeren und feuchteren Klima der frühen Marsgeschichte stammen könnten.

Opportunity entdeckt auf dem Mars Spuren von Wasser

Im Januar 2018 fotografierte Opportunity diese feinen Linien im Mars-Boden. Frost oder Wind könnten sie geformt haben.

Im Januar 2014 vermeldete die NASA: Vor rund 3,7 Milliarden Jahren, als der 22 Kilometer breite Krater entstand, floss Wasser über Steine an dessen Rand. Das Wasser nach der Entstehung des Kraters war vermutlich sehr salz- und säurehaltig. Vor der Entstehung des Kraters hingegen war es wohl nur leicht sauer und damit ein potenzieller Lebensraum für Mikroben. Im Januar 2018 zeigte uns Opportunity eine besondere Bodenstruktur am Endeavour-Krater: Über den Boden ziehen sich feine Linien. Dass die Steinchen so angeordnet sind, könnte vielleicht von einem ständigen Frieren und Auftauen eines nassen Untergrunds herrühren. Die Wissenschaftler schließen aber auch nicht aus, dass Wind oder andere Prozesse das Muster im Boden verursacht haben.

Opportunity verliert seinen Zwillingsbruder Spirit

Auf diesem Bild vom 23. August 2011 zeigt uns Opportunity den Felsen "Tisdale 2" - und seinen ausgestreckten Roboterarm.

Opportunity hatte anfangs einen Zwillingsbruder auf dem Mars, den Rover Spirit. Fast zeitgleich waren die beiden zum Roten Planeten aufgebrochen und hatten jahrelang unterschiedliche Regionen erkundet. Doch im Mai 2011 musste die NASA den Rover Spirit aufgeben: Nach einer 7,7 Kilometer langen Reise hatte er sich im Sand festgefahren und die Kommunikation war abgebrochen.

Spirits Geschichte - in Höhen und Tiefen

Gemeinsamer Start

Von 2004 an rollten Spirit und Opportunity über den Mars: Am 4. Januar 2004 meldete sich Spirit nach einer Bilderbuchlandung aus dem Gusev-Krater südlich des Mars-Äquators. Von dort schickte er schon nach wenigen Stunden hochaufgelöste Bilder zur Erde. Am 25. Januar 2004 folgte Opportunity. Er landete etwa 10.000 Kilometer von seinem Zwilling Spirit entfernt in der Meridiani-Ebene.

Vorprescher

Spirit legte anfangs ordentlich Tempo vor: Er fuhr 2004 weite Strecken durch die große Ebene des Gusev-Kraters und absolvierte einen Streckenrekord nach dem anderen. Er hatte einen weiten Weg vor sich: zu den Columbia Hills am Rande des Gusev-Kraters. Dort stellte er ab Mai 2004 seine Kletterkünste unter Beweis. Ende August 2005 erreichte er den Gipfel.

Energieengpass 1

Aber Spirit hatte es auch nicht leicht: Er war stark verstaubt und bekam dadurch weniger Energie über seine Sonnensegel - bis ihn im März 2005 überraschend ein kleiner Sturm sauber fegte. Ende 2005 machte er sich allmählich an den Abstieg und erreichte das "Innere Becken" im Gusev Krater. Einige Monate konnte er hier seine Untersuchungen fortführen, dann zwang ihn der strenge marsianische Winter zu einer längeren Pause: Die Sonnenenergie reichte nur noch für Untersuchungen vor Ort, die Fahrten wurden bis Ende November 2006 ausgesetzt.

Letzte Kräfte

Und es ging weiter abwärts: Sein Gesteinschleifgerät war ziemlich abgenutzt, denn der Rover hatte fünfmal mehr Steine angekratzt als geplant. Auch ein Vorderrad machte dem Roboter zu schaffen: Er fuhr seit 2006 rückwärts und schleifte das verklemmte Rad hinter sich her. Wenn er denn fuhr - denn Winterkälte und Staubstürme sorgten immer wieder für solch großen Energienotstand bei dem Rover, dass er oft für lange Zeiträume nahezu stillgelegt wurde.

Energieengpass 2

Seit Mitte 2007 wurde Spirit dann auch von keinem Wirbelsturm mehr sauber gefegt. Zuletzt war er so eingestaubt, dass nur noch ein Drittel der Sonnenenergie zu den Sonnensegeln durchdrang. Kam dann noch der harte marsianische Winter dazu, mit flacher Sonneneinstrahlung und großer Kälte, ging so gut wie nichts mehr für Spirit: Seinen dritten Mars-Winter, der im Dezember 2008 endete, überstand er gerade noch einmal.

Sandfalle

Im April 2009 blieb Spirit - nach fast sechs Jahren und 7,7 Kilometern Reise - im Sand stecken. Die NASA erklärte den Rover daraufhin zur stationären Forschungsstation. Doch ein Jahr darauf war Schluss: Seit dem 22. März 2010 gibt Spirit keinen Mucks mehr von sich. Monatelang bemühte sich das Team der NASA vergebens, noch einmal Kontakt aufzunehmen. Im Mai 2011 wurde Spirit schließlich aufgegeben.

Rover Curiosity - neugieriger Gefährte für Opportunity

Die NASA hatte dem Golfcart-großen Opportunity bereits vor länger Zeit einen Auto-großen Bruder zur Seite gestellt: den Rover Curiosity. Opportunity musste aber nicht fürchten, zum Stiefkind zu werden: In all den Jahren waren die Mars-Rover die Lieblinge der NASA geworden: "Sie sind uns sehr ans Herz gewachsen, fast wie menschliche Wesen", schwärmte Projektleiter Callas. "Sie haben unsere Sicht erweitert. Der Mars ist nicht länger ein entfernter Planet, er ist unser Nachbar." An diese Errungenschaft werde man sich immer erinnern, "auch dann, wenn Opportunity schließlich aufhört zu rollen."

Geschichte der Mars-Missionen


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