Zwergplaneten und Kleinplaneten Zu klein, um ein Planet zu sein
Eine Handvoll Objekte im Sonnensystem bildet inzwischen die eigene Klasse der Zwergplaneten. Fast wären sie Planeten - wie Pluto es einst war. Die große Masse der Kleinplaneten oder Asteroiden unterscheidet sich dagegen deutlich von den Planeten.
Kleinplaneten heißen auch Asteroiden oder Planetoiden, "Planetenähnliche". Zu Recht, denn Kleinplaneten sind den Planeten wirklich ähnlich. So sehr, dass Pluto sich schon lange sorgen musste, ob er selbst nicht nur ein Planetoid ist. Die Kleinplaneten bewegen sich wie "die Großen" auf regelmäßigen Bahnen ungefähr in der Ekliptik um die Sonne. Oft sind ihre Bahnen nicht einmal sehr elliptisch, nur manche schweifen so weit ab, dass sie zu "Erdbahnkreuzern" werden, die uns gefährlich nahe kommen.
Die Zwergplaneten
Die Zwergplaneten bilden eine besondere Gruppe der Kleinplaneten. Sie sind immerhin so groß, dass ihre Gravitationskraft ausreichte, um eine kugelförmige Gestalt zu bilden. Damit ähneln sie den Planeten mehr als andere Kleinplaneten.
Doch sie sind nicht groß genug, um in ihrem Orbit die großen Herrscher zu sein: Pluto etwa hat in der Nähe seiner Umlaufbahn zu große Konkurrenz, sein Gewicht reicht nicht aus, um alle anderen Objekte auf seiner Umlaufbahn durch seine Schwerkraft an sich zu binden, auch wenn Pluto selbst Monde hat. Pluto, lange Zeit der neunte und äußerste Planet im Sonnensystem, wird seit dem 24. August 2006 zu der damals neu gebildeten Kategorie der Zwergplaneten gerechnet. Neben Pluto wurden die bisherigen Kleinplaneten Ceres und Eris (ehemals "Xena") als Zwergplaneten eingestuft. Auch Haumea und Makemake gehören dieser kleinen Gruppe an.
Noch kleiner: die Kleinplaneten oder Asteroiden
Ins Thema eintauchen
Die Gruppe übriger Kleinplaneten ist dagegen riesengroß. Und das ist ihr größter Unterschied zu den Planeten: Sie sind zu viele - und meist zu klein für einen Planeten. Sie werden auch als Planetoiden oder Asteroiden bezeichnet. Es sind Gesteinsbrocken, deren Durchmesser wenige Millimeter oder auch tausend Kilometer betragen kann. Oft sind sie etwas unregelmäßig geformt und meist auch nicht geologisch aktiv.
Manche könnten Überreste von zerstörerischen Zusammenstößen größerer Körper sein, doch die meisten entstammen wohl dem planetarischen Staub, aus dem sich in den Anfängen unseres Sonnensystems die Planeten bildeten. Kleinplaneten haben nur niemals genügend Masse angesammelt, um zum Planeten zu werden. Und mit Ausnahme der Zwergplaneten sind die Kleinplaneten meist auch nicht rund.
Immer neue Bekanntschaften
Es gibt viele Millionen Kleinplaneten im gesamten Sonnensystem, doch nur wenige sind so groß, dass sie mit Teleskopen oder auf Fotografien entdeckt werden. Doch die Zahl der Planetoiden, deren genaue Bahndaten man kennt, wächst stetig. Die ersten wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckt - noch vor den beiden äußeren Planeten Neptun und Pluto. Inzwischen sind zigtausende bekannt, mit Durchmessern bis zu 1.000 Kilometer und mehr.
Gürtel um die Sonne
Die meisten Asteroiden befinden sich im so genannten Planetoidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Ein ganzer Trupp von ihnen bildet ein direktes Gefolge Jupiters: Die "Trojaner" bewegen sich genau auf seiner Bahn um die Sonne, entweder 60 Grad vor oder hinter dem Planeten. Diese Punkte heißen Lagrangepunkte - nur auf ihnen kann sich ein kleiner Körper stabil auf der Umlaufbahn eines so großen Körpers halten. Die "Zentauren" bilden eine Gruppe, deren Orbit ungefähr zwischen Saturn und Neptun verläuft. Diese Planetoiden laufen auf sehr exzentrischen Bahnen, die auch äußerst instabil sind: Die kleinen Körper kreuzen oft die Bahnen der großen Planeten und werden durch deren Gravitationskraft abgelenkt.
Am Rand des Sonnensystems
Auch am äußersten Rand des Sonnensystems tummeln sich zahllose Kleinplaneten: Der so genannte Kuiper-Gürtel (oder -Belt) ist eine ringförmige Scheibe aus Schutt und Eis, die außerhalb des Planeten Neptun unsere Sonne umkreist. Etwa in Plutos Umlaufbahn werden in den letzten Jahren zunehmend Körper entdeckt, die fast so groß sind wie er, in Einzelfällen sogar größer. Manche haben sogar Monde um sich, wie auch Pluto Monde hat.
Inzwischen sind über tausend dieser so genannten "Plutinos" oder auch "Kuiper-Gürtel-Objekte" (KBOs) bekannt. Über 70.000 Körper mit Durchmessern über 100 Kilometern werden insgesamt im Kuiper-Gürtel vermutet. Von dort draußen kommen übrigens auch viele der Kometen zum gelegentlichen Besuch im inneren Sonnensystem.
(Un-)Sichtbarkeit
Ohne professionelle Ausrüstung sind die Kleinplaneten für den Sterngucker meist nicht zu entdecken. Nur die hellsten erreichen die Sichtbarkeitsgrenze für das bloße Auge von 6,5 mag, oft steigt ihre scheinbare Helligkeit jedoch nicht über 22 mag. Denn Dreiviertel der Planetoiden haben eine dunkle Oberfläche aus Kohlenstoffverbindungen. Meist werden sie nur auf Fotografien entdeckt - und selbst in großen Teleskopen ist dann nur ein verschwommenes Fleckchen zu sehen. Die hellsten von ihnen könnt ihr jedoch mit einem Fernglas oder besser einem kleinen Fernrohr finden.
Die ersten Planetoiden
Ceres, aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop
Der hellste Kleinplanet ist Vesta mit 6.0 mag. Mit etwa 500 Kilometern Durchmesser gehört der Planetoid auch zu den größten des Hauptgürtels zwischen Mars und Jupiter - und zu den Erstentdeckungen. 1801 tauchte zunächst Ceres auf (inzwischen zum Zwergplanet aufgestiegen), mit einem Durchmesser von über 900 Kilometern. In den nächsten sechs Jahren folgten Pallas (etwa 560 Kilometer Durchmesser), Vesta und Juno (etwa 280 Kilometer Durchmesser). Sie alle umkreisen die Sonne mit einem Abstand von rund 400 Millionen Kilometern, mit Umlaufzeiten zwischen dreieinhalb und fünf Jahren.
Die größten Kleinplaneten
Doch diese Brocken sind längst überflügelt, seit der Kuiper-Gürtel nach größeren Objekten abgesucht wird. 1992 fand man dort den ersten Kleinplaneten, "1992 QB1" mit einem Durchmesser von nur 120 Kilometern. Die größten KBOs bisher sind Quaoar (1.250 Kilometer Durchmesser), Orcus und Sedna (je etwa 1.700 Kilometer Durchmesser) - und "2003 UB313" (Xena bzw. Eris) mit einem Durchmesser von 2.500 bis 3.000 Kilometern, der Pluto nicht nur an Größe überflügelt, sondern sogar einen Mond hat.