ARD alpha Uni Archäologie studieren

Von: Christian Wurzer

Stand: 06.09.2023

Für ein Studium im Bereich der Archäologie brauchst du Herzblut und bei der Berufsfindung Kreativität und Zähigkeit, denn die Arbeitsmöglichkeiten für Archäologinnen und Archäologen sind dünn gesät. Für Katharina dennoch ihr Traumstudiengang.

Katharina, Archäologiestudentin im 2. Mastersemester  | Bild: BR/Stefan Dorner, Adrian Vogler

Zulassungsvoraussetzungen

Für ein Studium der Archäologie musst du die Allgemeine Hochschulreife, also ein Abitur vorweisen können.

In der Regel verlangen die Universitäten auch den Nachweis eines Latinums oder eines gleichwertigen Nachweises deiner Lateinkenntnisse. Falls du diese Kenntnisse nicht nachweisen kannst, besteht in den ersten Semestern die Möglichkeit, dass du dir diese Sprachkenntnisse neben dem Studium in entsprechenden Kursen aneignen kannst. Falls für deinen Studiengang auch Kenntnisse in Altgriechisch notwendig sein sollten, werden entsprechende Kurse meist im Rahmen des Studienganges angeboten.

Schließlich solltest du verstehen können, was mit den Inschriften gemeint ist, die du bei den Ausgrabungen im europäischen oder gegebenenfalls im kleinasiatischem Raum findest.

Dazu werden Kenntnisse in Englisch im Niveau B1 vorausgesetzt; die Kenntnis einer weiteren fachrelevanten Sprache wird dringend empfohlen, zum Beispiel Türkisch, Neugriechisch, Spanisch, Italienisch, Französisch usw.

Die Studiengänge der Archäologie sind nicht zulassungsbeschränkt und es gibt keinen Numerus Clausus (NC).

An manchen Universitäten kannst du dich mit dem Nachweis deiner Allgemeinen Hochschulreife und denen der Lateinkenntnisse einfach einschreiben.

Manche Universitäten schreiben vor der Immatrikulation eine sogenannte „Studienorientierungsprüfung“ vor. An der Universität München sieht die „Studienorientierungsprüfung“ so aus: Zu Beginn gibt es ein Orientierungsgespräch. Es soll klären, ob der Studiengang auch deinen Erwartungen entspricht. Nach dem Gespräch folgt eine etwa 15-minütige mündliche Prüfung. Sie soll dein Grundwissen in der klassischen Antike feststellen und dir einen Überblick über deine Stärken und Schwächen auf dem Gebiet zeigen.

Dafür gibt es Anmeldefristen. In der Regel musst du den Nachweis der Hochschulreife und, falls im Zeugnis nicht enthalten, einen Nachweis deiner Lateinkenntnisse einreichen.

Für Archäologie braucht es Begeisterung

Katharina, Archäologiestudentin im 2. Mastersemester  | Bild: BR/Stefan Dorner, Adrian Vogler

"Meine Begeisterung fürs Studium kommt eigentlich vor allem aus der Schulzeit. Aber was wirklich schon vor meiner Gymnasialzeit meine Begeisterung entfacht hat, war ein Besuch in Rom mit meinen Eltern. Da war ich zehn Jahre alt. Das ist natürlich eine der antiken Städte, das war sehr prägend. Und mein Lieblingsseminar waren ein Exkursionen Seminar, in dem es dann wieder nach Rom ging. Da haben wir ganz, ganz viel über Rom gelernt – vor allem über die Bauwerke."

Katharina, Archäologiestudentin im 2. Mastersemester

Archäologie kannst du je nach Universität in verschiedenen Ausrichtungen studieren.

Hier eine Auswahl:

  • Archäologie: Europa und des Vordere Orient
  • Klassische Archäologie
  • Archäologie von Münze, Geld und Wirtschaft in der Antike
  • Archäologie und Geschichte der Römischen Provinzen
  • Islamische Archäologie und Kunstgeschichte
  • Vorderasiatische Archäologie
  • Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
  • Archäologie und Kulturgeschichte Nordostafrikas
  • Industriearchäologie / Industriekultur
  • Geoarchäologie


… und andere mehr.

Archäologie lässt sich auch im Nebenfach studieren.

Studiendauer und Studieninhalte

Archäologie ist eine Wissenschaft, die mit viel Feingefühl an die Lebenswelten der Menschen vergangener Kulturen herantritt. Daher haben im Grundlagenstudium gerade die historischen Kulturwissenschaften einen großen Zeitansatz. Deshalb sind auch Kenntnisse in den alten Sprachen so wichtig. Hier beschreiben wir die Fächer, die in der Klassischen Archäologie vorkommen.

Ein Bachelorstudiengang in Archäologie dauert in der Regel sechs Semester. Du befasst dich in den einzelnen Modulen mit Fachgebieten wie:

  • Latinistik und Gräzistik
  • Klassische Archäologie
  • Alte Geschichte
  • Bildwissenschaft
  • Kultur- und Religionswissenschaft
  • Archäologische Literaturtheorie und Linguistik
  • Je nach Ausrichtung Ägyptologie, Assyriologie, Hethitologie, Byzantinistik
  • Archäologie der Vor- und Frühgeschichte
  • Provinzialrömischen Archäologie
  • Vorderasiatischen Archäologie
  • Spätantik-Byzantinischen Archäologie
  • Kunstgeschichte


In Bachelorstudiengang Industriearchäologie sieht der Fächerkanon natürlich anders aus. Da sind dann je nach Spezialisierung neben Latein auch mehr moderne Sprachen gefragt wie Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch. Hier befasst du dich auch mit anderen Fächern. Zum Beispiel:

  • Einführung in industriearchäologische Methoden
  • Technikgeschichte von der Antike bis zu Gegenwart
  • Industriekultur
  • Industriearchäologie
  • Vermessungs- und Instrumententechnik
  • Wirtschaftsgeschichte des Industriezeitalters
  • Umweltgeschichte und Historische Standorterkundung
  • Öffentliches Recht


Dazu kommen Wahlpflichtmodule aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Bereich, wie Mathematik für Industriearchäologen, Umweltgeochemie, Werkstoffwissenschaft, Prinzipien der Chemie, Mineralogie, Prinzipien der Biologie und anders.

Immer gilt: Die einzelnen Module schließt du mit Prüfungen ab. Praktika sind vorgesehen und auch Praxisprojekte. Manchmal laden auch Professoren und Professorinnen zur Teilnahme an ihren Projekten ein. Diese finden dann allerdings eher während der Semesterferien statt. Sie können sich aber auch vielleicht mit der Abschlussarbeit verknüpfen lassen. Und – bei solchen Gelegenheiten lassen sich wertvolle Praxiserfahrungen sammeln.

Die Bachelor Arbeit fertigst du im letzten Semester an. Sie kann auch ein Praxisprojekt zum Gegenstand haben. Mit der angenommenen Bachelor Arbeit und dem erfolgreichen Bestehen der Abschlussprüfung verleiht dir die Universität den akademischen Grad des Bachelor of Arts (B.A.).

Ein Masterstudiengang im Bereich Archäologie dauert in der Regel weitere vier Semester. Die verstiefst deine Kenntnisse in den Bildwissenschaften, den kulturellen Kontexten, wie Städtebau usw., befasst dich auch mit Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Zusammenhängen und spezialisiert dich insbesondere in den regionalarchäologischen Fächern wie:

  • Vor- und Frühgeschichte
  • Provinzialrömische Archäologie
  • Vorderasiatische Archäologie
  • Spätantike und Byzantinische Kunstgeschichte


In der Regel ist der Masterstudiengang forschungsorientierter angelegt, er soll ja auch auf eine Promotion vorbereiten. Praktika finden studienbegleitend statt und sollten selbstständig organisiert werden. Die Master Arbeit fertigst du auch hier im letzten Semester an. Sie kann ebenfalls ein Praxisprojekt zum Gegenstand haben.

Für den Masterstudiengang kann es Zulassungsbeschränkungen geben. Zum Beispiel musst du in München mindestens einen Notendurchschnitt von 2,5 im Bachelorabschluss erreicht haben. Zusätzlich zu Latein musst du Kenntnisse in wenigstens zwei weiteren modernen Fremdsprachen nachweisen.

Gut zu wissen: Einzelne Lehrveranstaltungen finden in Englisch statt, ebenso manche Modulprüfungen. Ein Beratungsgespräch vor der Zulassung ist obligatorisch. Ausnahmeregelungen sind möglich, aber selten.

Nach angenommener Master Arbeit und bestandener Prüfung verleiht dir die Universität den akademischen Grad eines Master of Arts (M.A.). Nun steht dir der Weg zu einer Promotion offen.

Welche Skills brauchst Du?

  • Spaß und Respekt an der Erforschung fremder, vergangener Kulturen
  • Interesse an antiken und fremden Lebenswelten
  • Freude an der Begegnung mit archäologischen Ausgrabungsstätten, antiken Bauten und Objekten
  • Fähigkeit zur kritischen Analyse und Diskussion wissenschaftlicher Beobachtungen, Thesen, Methoden und Theorien
  • Eine gewisse Reiselust und Lust zur Teilnahme an archäologischen Feldkampagnen und archäologischen Forschungsprojekten
  • Bereitschaft zur intensiven Auseinandersetzung mit archäologischen Befunden
  • Motivation zur wissenschaftlichen und praxisorientierten Arbeit
  • Naturwissenschaftliches Verständnis
  • Sprachkenntnisse moderner Sprachen für Fachliteratur
  • Sprachkenntnisse antiker Sprachen, Latein, Altgriechisch und andere
  • Zähigkeit

Wo arbeiten Archäologen und Archäologinnen?

  • Archäologische Projekte, wie Ausgrabungen
  • Museen
  • Hochschulen und Universitäten
  • Fachverlage und -medien
  • Öffentliche Verwaltung und Behörden für Kultur und Denkmalschutz
  • Stiftungen
  • NGOs für Kultur und Denkmalschutz

Berufsaussichten

Tatsächlich erwartet dich nach deinem Studium eine relativ unsichere Zukunft im Beruf. An eine Laufbahn in Lehre und Forschung kannst du praktisch nur mit einem Masterstudium denken. In der Regel arbeitest du dann auf eine Promotion hin. Die Promotion steigert zwar deine Chancen auf eine Anstellung im öffentlichen Dienst. Oft sind allerdings auch solche Anstellungen an ein Projekt gebunden und daher zeitlich begrenzt.

Dazu gibt es die Möglichkeit bei einem privaten Grabungsunternehmen anzuheuern. In Deutschland werden diese oft von den Behörden für Denkmalpflege beauftragt, wenn es darum geht den archäologischen Befund auf Bauflächen zu sichern. Aber auch hier sind die Arbeitsverträge oft nur zeitlich begrenzt. Sie beschränken sich in der Regel auf die Zeit der Durchführung des Projektes und dessen Vor- und Nachbereitung. Interessant ist dann leitende Funktionen zu erreichen, indem man zum Beispiel Ausgrabungsleitungen übernimmt.

Berufliche Sicherheit erreichst du, wenn du es schaffst bei einem Museum, am besten einem staatlichen oder städtischen, angestellt zu werden oder wenn du es schaffst dich zu habilitieren und einen der wenigen begehrten Lehrstühle zu ergattern. Dann kannst du in den öffentlichen Dienst eingegliedert werden und gemäß deinem Studienabschluss bezahlt werden.

Archäologisch zu arbeiten hat mit Berufung und Begeisterung und Herzblut zu tun.

Verdienst

Archäologen und Archäologinnen verdienen durchschnittlich zwischen 2701 Euro brutto und 5201 Euro brutto im Monat. Die Einstiegsgehälter liegen niedriger. Mit wachsender Berufserfahrung gibt es auch nach oben hin einen gewissen Spielraum.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Archäologie kann richtig aufregend sein

Katharina, Archäologiestudentin im 2. Mastersemester  | Bild: BR/Stefan Dorner, Adrian Vogler

"Natürlich kennt man Terra Sigillata, man findet in der Erde meistens irgendwelche Gefäße oder größere Scherben. Bei der Grabung haben wir immer mehr von diesen Scherben rausgezogen. Das war schon eine schöne Entdeckung und es hat wirklich Spaß gemacht. Wenn man dann weiter runter gräbt, findet man z.B. 2000 Jahre alte Estrich-Böden, Türschwellen aus der Zeit kurz nach Christi Geburt, eine private Bade-Anlage und Reste von Wandmalereien. Was die Archäologen im Archäologischen Park Cambodunum (Kempten) ausgegraben haben, ist schon eine kleine Sensation. Die Funde werden jetzt wissenschaftlich dokumentiert. Die Arbeit besteht vielleicht so aus 20-30 % Graben und der Rest von 70 % ist dann gewissermaßen Schreibtischarbeit. Man muss alles auswerten, deswegen muss man auch beschreiben können, man muss sie kategorisieren, katalogisieren und daraus dann Aussagen gewinnen und sie in einen Kontext bringen."

Katharina, Archäologiestudentin im 2. Mastersemester