ARD alpha Uni Politikwissenschaft studieren

Von: Christian Wurzer

Stand: 03.05.2023 13:19 Uhr

Im Studiengang Politikwissenschaft dreht sich alles um Politische Systeme, Regierungsformen, Internationale Politik und das aktuelle politische Geschehen. Becci studiert das Fach in Jena. Sie ist bei den Jusos aktiv und will nach dem Studium Journalistin werden.

Becci, Studentin 4. Semester Politikwissenschaft an der Universität Jena | Bild: BR

Zulassungsvoraussetzungen

Für das Studium der Politikwissenschaft brauchst du ein Abitur, also die allgemeine Hochschulreife. Fachhochschulreife reicht de facto nicht, denn Politikwissenschaft bzw. Politologie wird fast ausschließlich an Universitäten angeboten.

Ein Fachabitur berechtigt zwar grundsätzlich zum uneingeschränkten Hochschulzugang an Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Willst du aber Politikwissenschaft oder auch Politologie mit einem Fachhochschulabschluss studieren, musst du an den meisten Universitäten ein Bewerbungsverfahren durchlaufen. Wie das exakt aussieht, erfährst du an der jeweiligen Universität, an der du dich für ein Studium bewerben möchtest. Sie legt Ablauf und Bedingungen fest.

In Hessen und Niedersachsen kannst du, das hängt wieder von der jeweiligen Universität ab, auch mit Fachabitur, also fachgebundener Hochschulreife, zum Politik-Studium zugelassen werden.

Dazu kommt: Manchmal ist das Fach Politikwissenschaft bzw. Politologie auch mit einem Numerus Clausus (NC) belegt. Bundesweit ist der NC nicht einheitlich festgelegt. Jede Universität bestimmt selbst "ihren" Numerus Clausus. Der geforderte Notendurchschnitt liegt je nach Universität derzeit zwischen bei 1,6 und 2,8.

Auch hier gilt: Erkundige dich bei der Studienberatung der Universität, an der du Politikwissenschaft bzw. Politologie studieren willst, wie dort die Konditionen sind!

Grundsätzlich kann man sich in Deutschland auch ohne Abitur und mit einem einschlägigen Meisterabschluss für bestimmte Fächer zum Studium bewerben. Für das Fach Politologie dürfte das aber eher schwierig werden.

Und: Sichere Sprachkenntnisse, mindestens in Englisch, gelten zwar nicht als nachzuweisende Voraussetzung, aber helfen im Studium. Viele Fachpublikationen sind in Englisch verfasst.

Grundsätzlich solltest du bereit und auch fähig sein, dich kritisch mit deiner sozialen, politischen und kulturellen Umwelt auseinanderzusetzen - fähig sein eine neutrale Draufsicht auf eine komplexe Gemengelage zu wagen. Politikwissenschaft beschäftigt sich mit politischen Systemen, Mechanismen und auch Konzepten, die nicht immer die deinen sein müssen, aber dennoch real vorhanden sind und mit denen die Politiker:innen, oder besser die politisch Aktiven umgehen, umgehen müssen.

Studiendauer und Studieninhalte

Das Bachelorstudium der Politikwissenschaften bzw. Politologie im Hauptfach dauert in der Regel sechs Semester. Willst du danach noch ein Masterstudium draufsatteln, musst du in der Regel mit weiteren vier Semestern rechnen. In einem Nebenfach kannst du deine spätere Spezialisierung im Hauptfach Politikwissenschaften stärken. Kombinationsmöglichkeiten erfährst du ebenfalls in der Studienberatung deiner gewählten Universität.

Im Bachelorstudiengang beschäftigst du dich in den ersten Semestern mit Fachgebieten wie:

  • Politische Theorie und Ideengeschichte
  • Politisches System der Bundesrepublik Deutschland
  • Vergleichende Regierungslehre
  • Außenpolitik und Internationale Beziehungen
  • Wirtschaftspolitik
  • Politische Philosophie
  • Rechtliche Grundlagen
  • Friedens- und Konfliktforschung


Im zweiten Studienabschnitt kannst du Schwerpunkte wählen.

An den meisten Universitäten musst du im vierten Semester aus den drei Bereichen Politische Theorie, Politische Systeme und Internationale Beziehungen zwei zur Spezialisierung belegen. Im fünften Semester kannst du die Bereiche ändern oder auch beibehalten. In einem davon spezialisierst du dich und schreibst auch deine Bachelorarbeit.

Im zweiten Studienabschnitt sind auch ein Praxismodul oder ein Forschungsmodul eingeplant. Eines davon musst du wahrnehmen. Klug ist, wenn du es schaffst, dir ein Modul aufzutun, das auch deiner Spezialisierung entspricht und im Idealfall auch schon auf dein späteres Berufsfeld verweist. Dann fällt später auch der Einstieg in den Beruf leichter. Möglicherweise lässt es sich auch mit dem Thema deiner Bachelorarbeit verknüpfen.

Im Masterstudiengang vertiefst du deine Kenntnisse und kannst zum Beispiel an der Universität Jena, an der Becci studiert, neben dem Fachgebiet noch in zwei große Fachgebieten zwei, bzw. drei Einzelfächer zur Vertiefung wählen:

  • Global und European Governance
  • Demokratie, Staat und Gesellschaft mit den Einzelfächern


An anderen Universitäten ist das anders: Das Geschwister-Scholl-Institut der Universität München zum Beispiel bietet im Masterstudiengang neben dem Pflichtfach Research Methods and Research Design drei Spezialisierungsbereiche an, aus denen du Einzelfächer wählen kannst:

  • Democratic Politics an Governance
  • Global and European Politics
  • Public Policy an Public Administration

Ein Spezialisierungsfeld an der Uni Jena ist vergleichende Regierungslehre vergleichende Regierungslehre

Becci, Studentin 4. Semester Politikwissenschaft an der Universität Jena | Bild: BR

"Bei mir stehen da momentan vergleichende Regierungslehre und internationale Beziehungen an, weil ich beides sehr interessant finde. In vergleichender Regierungslehre guckt man sich sehr viele verschiedene Typen von Regierungsformen auf der ganzen Welt verteilt an, vergleicht sie natürlich auch und sieht da einfach strukturelle Unterschiede. Man hat dann irgendwie ein Wissen über ganz viele Teilsysteme und das finde ich sehr interessant, weil man dann immer den Blick auch mal auf eine Region lenken kann, wo man als Europäer nicht wirklich drauf schaut. Und internationale Beziehungen, das Fach ist auch sehr interessant, weil es sich sehr tagesaktuell orientiert."

Becci, Studentin 4. Semester Politikwissenschaft an der Universität Jena

Mit dem Abschluss des Bachelor-Studiengangs Politikwissenschaft verleiht dir deine Universität den akademischen Grad Bachelor of Arts (B.A.). Nach weiteren vier Semestern im Master-Studiengang Politikwissenschaft verleiht dir deine Universität den akademischen Grad Master of Arts (M.A.).

Politikwissenschaft kannst du auch als Studium für Lehramt belegen. Nach dem Abschluss des Lehramtsstudiums arbeitest du als Sozialkundelehrer oder Sozialkundelehrerin an weiterführenden Schulen. 

Welche Skills brauchst Du?

  • Analytisches Denk - und Assoziationsvermögen
  • Fremdsprachen (Englisch ist praktisch Pflicht)
  • Kommunikationsstärke mündlich und schriftlich
  • Wirtschaftliches Denken
  • Interesse an Kulturen
  • Statistik
  • Abstraktionsfähigkeit

Arbeitsfelder und Verdienst von Politikwissenschaftler:innen Politikwissenschaftler:innen

Das Politikstudium ist sehr interdisziplinär angelegt. Dadurch eröffnen sich nach dem Studium auch viele Aufgabenfelder. Es ist also geschickt, sich schon im Studium gezielt zu spezialisieren. Die Praktika und Forschungsmodule während des Studiums helfen dabei. Mögliche Arbeitgeber für Politikwissenschaftler:innen gibt es viele, zum Beispiel:

  • Parteien
  • Politische Verbände
  • Kommunal-, Landes- und Bundesbehörden
  • Internationale Behörden der EU und der UN
  • Diplomatischer Dienst
  • Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
  • Medienunternehmen
  • Hochschulen und Universitäten
  • Stiftungen
  • Gewerkschaften
  • Bildungseinrichtungen und Schulen
  • Politische Think-Tanks

Der Verdienst variiert je nach Berufsfeld

Es ist schwierig zu sagen, was Politikwissenschaftler:innen verdienen, da sie in einem sehr breiten Feld arbeiten können. Die Bundesagentur für Arbeit gibt für Politologen und Politologinnen grundsätzlich Gehälter zwischen 4529 Euro brutto und 6458 Euro brutto im Monat an. Für politische Berater:innen liegen die Angaben etwas niedriger, zwischen 3519 brutto im Monat und 6202 Euro brutto im Monat.

Im Journalismus kommt es wieder darauf an, in welcher Position und in welchem Medienunternehmen du arbeitest. Statistisch liegt der Verdienst dort zwischen 3641 Euro brutto und 6600 Euro brutto im Monat.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Grundsätzlich ist dein Verdienst auch davon abhängig, ob du im Bereich der Kommunalpolitik oder als Referent:in in einer Stiftung oder als Angestellte(r) einer Partei oder der Landes- oder gar Bundesregierung arbeitest. Und wenn du es in ein Anstellungsverhältnis bei EU-Behörden schaffst? EU-Beamte sind angeblich die bestbezahlten politischen Beamte in der Welt. Mit dem Bachelorabschluss steigst du bei 6864 Euro Brutto Grundgehalt im Monat in der Besoldungsstufe AD7 ein. Wenn du es ganz nach oben schaffst kannst du derzeit mit 22646 Brutto im Monat rechnen. Zulagen sind nicht mitgerechnet.

Quelle: Amtsblatt der Europäischen Union vom 14.12.2022

Und wie immer gilt: Ein Masterabschluss verbessert deine Aufstiegschancen.

Politikjournalismus – mögliches Arbeitsfeld für Politikwissenschaftler:innen

Becci, Studentin 4. Semester Politikwissenschaft an der Universität Jena | Bild: BR

"Ich möchte im Bereich Journalismus, bzw. investigativen Journalismus arbeiten. Deswegen habe ich auch im Nebenfach Kommunikationswissenschaften gewählt. Und dann habe ich mir überlegt, dass ich mich da in Politik spezialisieren möchte, also einem Fachbereich, wo ich über die Jahre eine Expertise aufgebaut habe. Das wäre der jetzige Plan, nach dem Studium der Politikwissenschaft in Richtung Journalismus zu gehen."

Becci, Studentin 4. Semester Politikwissenschaft an der Universität Jena