17

Zöliakie und Glutenunverträglichkeit Wenn Gluten im Brot zum Problem wird

Brot, Nudeln und andere Produkte aus Getreide schlagen Zöliakie-Patienten auf den Magen, oder genauer auf den Darm. Das Gluten im Getreide wird für sie zur Gefahr. Auch die harmlosere Glutenunverträglichkeit wird immer häufiger.

Stand: 15.05.2024

Die Begriffe Glutenunverträglichkeit und Zöliakie werden oft fälschlich synonym verwendet. Wer an Zöliakie leidet, verträgt zwar kein Gluten - aber nicht jede Glutenunverträglichkeit ist eine Zöliakie. Bei letzterer handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die sich auf den Verdauungstrakt auswirkt. Der Dünndarm reagiert mit einer Immunantwort auf ein Klebereiweiß, das Bestandteil vieler Getreidesorten ist: Gluten. Essen Zöliakie-Patienten glutenhaltige Lebensmittel, führt das zu einer chronischen Darmentzündung. Die für die Nährstoffaufnahme zuständigen Darmzotten bilden sich zurück. Dadurch wird die Oberfläche des Dünndarms immer kleiner und der Körper kann nicht mehr ausreichend Nahrung aufnehmen.

Risiko Mangelernährung: Begleiterscheinungen der Zöliakie

Bei Menschen mit Zöliakie ist vor allem der Eisen- und Kalzium-Haushalt gestört. Das kann bei Kindern zu Wachstumsverzögerungen führen. Durch die zerstörte Dünndarmschleimhaut kann es außerdem zu einem Mangel am Milchzuckerspalt-Enzym Laktase und in Folge zu einer Milchunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) kommen.

Diagnose: Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie?

Ihr habt beobachtet, dass ihr Getreideprodukte nicht gut vertragt. Könnte es eine Zöliakie sein? Aufschluss über eine mögliche Erkrankung geben ein Bluttest (Gliadin-Antikörpertest) und eine Spiegelung des Dünndarms (Biopsie). Ist der Antikörpertest negativ, ist eine Zöliakie noch nicht ausgeschlossen. Nur die Auswertung einer Dünndarmgewebeprobe schafft Klarheit. Ihr solltet beides durchführen lassen, bevor ihr eure Ernährung auf glutenfreie Nahrungsmittel umstellt.

Was tun bei Zöliakie? Nur lebenslange Diät hilft

Warum manche Menschen allergieähnliche Immunreaktionen gegen Gluten zeigen, weiß man noch nicht. Zöliakie scheint aber vererblich zu sein. Seid ihr betroffen, hilft nur eine dauerhaft glutenfreie Ernährung, sonst drohen ernste Folgeerkrankungen. Dazu gehören insbesondere Spätfolgen an anderen Organsystemen und Knochen, aber auch das Risiko für weitere Immunerkrankungen, wie Typ 1 Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen. Daher sollten Zöliakie-Patienten ihre glutenfreie Ernährung nicht aufgeben, auch wenn sie jahrelang beschwerdefrei gelebt haben.

Glutenfreie Ernährung: Das Angebot an Ersatzprodukten wächst

Auch wenn ihr "nur" unter einer herkömmlichen Glutenunverträglichkeit leidet, solltet ihr vorsichtig sein und glutenhaltige Nahrungsmittel am besten vom Speiseplan nehmen. Denn auch scheinbar harmlose Nebenwirkungen wie Verdauungsprobleme oder Blähungen können auf Dauer der Gesundheit schaden. Mithilfe eines Ernährungsberaters könnt ihr euch einen ausgewogenen Diät-Plan zusammenstellen. Inzwischen gibt es auch immer mehr glutenfreie Spezialprodukte. Sie sind mit einer durchgestrichenen Ähre gekennzeichnet. Früher gab es diese Produkte fast nur in Reformhäusern, mittlerweile führen sie auch normale Supermärkte. Schwierig ist es weierhin, glutenfreies Essen beim Metzger, in der Bäckerei, in der Kantine oder im Restaurant zu bekommen.

Glutenfreie Lebensmittel: Nicht grundsätzlich gesünder

Als "glutenfrei" gelten Lebensmittel, wenn sie höchstens 20 Milligramm Gluten pro Kilogramm enthalten. Diese meist teureren Produkte sind aber nur für Zöliakie-Kranke und Menschen mit diagnostizierter Unverträglichkeit sinnvoll, alle anderen Verbraucher können darauf verzichten. Einige Hersteller nutzen außerdem die ungenauen EU-Vorgaben, um an sich glutenfreie Lebensmittel werbewirksam als "glutenfrei" zu vermarkten. Wer unter unklaren Magen-Darm-Beschwerden leidet, sollte diese abklären lassen.

Sendungen zum Thema Zöliakie und glutenfreie Ernährung


17