ARD alpha Uni Archäologin

Von: Christian Wurzer

Stand: 13.09.2023

Elena arbeitet als Archäologin bei einer Grabungsfirma in Bayern. Ihre Aufgabe ist alte Gegenstände auszugraben, doch ein großer Teil ihrer Arbeit ist auch Koordination und Verwaltung. Eine Spurensuche nach kleinsten Details der Geschichte, oft auch begleitet von Fehlschlägen.

Elena, Archäologin beim Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm | Bild: BR/Max Hirschfeld, Pixaby

Zulassungsvoraussetzungen

Die Community der Archäologen und Archäologinnen ist in Deutschland relativ klein. Rund 2800 Beschäftigte gibt es im Arbeitsfeld der Archäologie. Wer also bei einer archäologisch tätigen Firma arbeiten und auch archäologisch tätig sein will, hat Archäologie mindestens mit dem Bachelor abgeschlossen.

Archäologen und Archäologinnen in leitenden Positionen haben fast alle einen Masterabschluss in Archäologie, viele sogar eine Promotion, auch wenn sie bei privaten Grabungsfirmen beschäftigt sind.

Der je höhere Studienabschluss also schafft einen je höheren Wettbewerbsvorteil, wenn es um Festanstellungen und leitende Positionen geht, sei es in privaten Unternehmen, wie auch bei staatlichen Institutionen wie Behörden zur Denkmalpflege, Museen aber auch Forschungseinrichtungen und Universitäten.

Die wenigsten arbeiten wie Indiana Jones in den Hollywood-Filmen

Im Kontext mit Archäologie werden immer wieder die Filme mit Indiana Jones genannt. Tatsächlich ziehen sie jedes Mal bei ihrem Erscheinen einen gewissen Anstieg der Studierendenzahlen nach sich. Dazu gib es Untersuchungen. Seit dem Film Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels stagnieren die Zahlen bei etwa 6000 Studierenden in Deutschland. Aber mit Indiana Jones hat der Arbeitsalltag im Arbeitsfeld Archäologie kaum etwas zu tun.

Verhältnis: Entwicklung der Studierendenzahlen im Fach Archäologie orientert an den Kinostarts der Indiana Jones-Filme | Bild: Quelle: Statista

„Archäologie ist wie Detektivarbeit“

Elena, Archäologin beim Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm | Bild: BR/Max Hirschfeld

"Als Grabungsleitung bin ich zwar fast jeden Tag auf der Fläche, aber selbst grabe ich nicht mehr so viel. Ich koordiniere bis zu 20 Menschen jeden Tag, schicke sie auf Vermessungen oder kläre mit ihnen Grabungsort und Grabungsart ab und überwache das Gesamtgeschehen. Wir nutzen alle Mittel, die wir haben, sei es Vermessung, Drohnenaufnahmen, Bodenanalysen, aber am Ende bekommen wir nur winzige Hinweise. Immerhin sind die Geschehnisse bereits 6000 Jahre her, aber noch immer finden wir was. Das ist zwar eine sehr kleinteilige Arbeit, aber ich finde sie dennoch sehr faszinierend. Die ersten Schichten kann man immer noch recht rabiat abtragen, aber dann kommen wir langsam in die Tiefe, sodass wir sehr vorsichtig sein müssen und deshalb auf kleinere Geräte wechseln müssen."

Elena, Archäologin beim Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm

Welche Skills brauchst Du?

  • Respekt bei der Erforschung fremder und vergangener Kulturen
  • Respekt und Interesse an vergangenen Lebenswelten
  • Mut sich die Hände schmutzig zu machen
  • Eine gewisse Akribie für die vielen Kleinteiligkeiten der Befunde an den Ausgrabungsstätten
  • Kritische Analyse
  • Reiselust
  • Praxisorientiertes Arbeiten
  • Mentale Flexibilität
  • Naturwissenschaftliches Verständnis
  • Zähigkeit
  • Herzblut und Idealismus


Je nach Projekt an dem du arbeitest, brauchst du Sprachkenntnisse:

  • Sprachkenntnisse moderner Sprachen für Fachliteratur
  • Sprachkenntnisse antiker Sprachen, Latein, Altgriechisch und andere

Grabungen draußen im „Feld“ sind nur ein kleiner Teil der Arbeit

Die meisten Archäologen und Archäologinnen arbeiten bei Grabungsfirmen, die dann gerufen werden, wenn ein Bauherr eine Fläche bebauen will, die möglicherweise Relikte aus längst vergangenen Zeiten bergen kann. Die Bauherren erhalten dann mit der Baugenehmigung die Auflage zu einer vorherigen archäologischen Untersuchung der geplanten Baufläche. Hier treten dann meist die privaten Archäologieunternehmen als Auftragsnehmer auf und beginnen mit der fachgerechten archäologischen Untersuchung und der Dokumentation der Befunde in der Baufläche. Aber auch staatliche Einrichtungen wie die Behörden der Denkmalpflege können archäologische Untersuchungen beauftragen. Dann geht es allerdings mehr um die Freilegung archäologischer Befunde aus wissenschaftlichen Gründen.

Auch bei den Behörden arbeiten Archäologinnen und Archäologen, um die entsprechenden denkmalpflegerischen Maßnahmen einleiten zu können.

Bei Grabungen gibt es immer wieder sensationelle Funde.

Nur wer es schafft in der Wissenschaft Fuß zu fassen, schafft es, so wie Indiana Jones, in ferne Länder zu reisen und dann an meist internationalen Forschungsprojekten mitzuarbeiten.

Archäologen und Archäologinnen arbeiten in folgenden Arbeitsbereichen

  • Im Dienstleistungsbereich: Private und öffentliche archäologische Ausgrabungsunternehmen
  • Öffentliche Verwaltung und Behörden für Kultur und Denkmalschutz
  • Internationale Behörden für Kulturerbe und Denkmalschutz, wie zum Beispiel UNESCO
  • Hochschulen und Universitäten
  • Archäologische wissenschaftliche Projekte
  • Museen
  • Fachverlage und -medien
  • Stiftungen
  • NGOs für Kultur und Denkmalschutz
  • Selbstständig

Berufsaussichten

Die Jobaussichten für Archäologen und Archäologinnen sind oft abhängig von anderen Branchen. Boomt zum Beispiel die Baubranche, bedeutet das auch mehr Aufträge für Ausgrabungsfirmen zur Untersuchung der bezeichneten Bauflächen. Sind die Auftraggeber in der Baubranche knapp bei Kasse, gibt es weniger Aufträge. 

An den Universitäten und Forschungsinstituten gibt es keine Jobgarantie. Dein Berufseinstieg ist eher davon abhängig, ob du es schaffst zur richtigen Zeit für die richtigen Projekte am richtigen Ort zu sein und dabei die richtigen Leute zu kennen.

Dasselbe gilt für die im Denkmalschutz und in der Kulturpflege aktiven Behörden und Kultureinrichtungen wie Museen. Absolvierte Praktika im jeweiligen Bereich und der Einstieg in zunächst mal „nur“ ein Volontariat können den Berufseinstieg erleichtern.

Masterstudium oder gar Promotion erleichtern auch den Einstig in außeruniversitäre Arbeitsfelder. Es gilt: Augen auf für interessante Projekte!

Im Moment (gemeint ist Sommer/Herbst 2023) scheint der Berufseinstieg für Archäologinnen und Archäologen relativ leicht

Elena, Archäologin beim Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm | Bild: BR/Max Hirschfeld

"Nach meinen Erfahrungen ist es so, dass die Jobaussichten für Archäologen im Moment relativ gut sind. Das hat vor allem mit dem Bauboom zu tun, der jetzt im Moment aber gerade schon wieder absinkt. Das heißt, ich weiß nicht ganz genau, wie die Zukunftsprognosen sind, aber jetzt? Derzeit werden händeringend Archäologen gesucht, insbesondere für die Grabung Archäologie, das heißt eben genau das, was ich mache."

Elena, Archäologin beim Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm  

Verdienst

Archäologinnen und Archäologen verdienen zwischen 2701 Euro brutto und 5201 Euro brutto im Monat. Dazu zählen auch die, die sich im Bereich Industrie-Archäologie spezialisiert haben. Grabungsleiterinnen wie Elena, mit Abschluss Bachelor, sind eher höher in der Verdienstspanne angesiedelt. Mit einem höherwertigen Studienabschluss wie Masterabschluss oder gar Promotion gib es etwas weiteren Spielraum nach oben.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Archäologie ist unglaublich vielseitig

Elena, Archäologin beim Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm | Bild: BR/Max Hirschfeld

"Der Beruf des Archäologen oder der Archäologen ist toll, weil man wirklich viele unterschiedliche Aufgaben hat. Das geht bei der praktischen Arbeit los, dass man draußen arbeitet, dass man ausgräbt, das heißt, man ist mit der Schaufel und mit der Kelle draußen auf dem Feld und direkt am Befund. Man ist für die Vermessungen zuständig, zeichnet die Befunde und fotografiert sie. Für die Vermessung wird das Tachometer verwendet, damit man später im Büro auch die Pläne erstellen kann, 3D Modelle beispielsweise. Man hat einen total vielfältigen Arbeitsablauf und man muss viele unterschiedliche Dinge können und den Einblick in andere Fachbereiche haben. Man muss sich nicht nur mit der Geschichte bzw. mit der Archäologie auseinandersetzen, sondern auch mit Themen der Geologie, der Bodenkultur oder Botanik zum Beispiel. Man arbeitet unglaublich vielseitig. Und auch innerhalb der Archäologie arbeitet man in unterschiedlichen Zeiten. Man kann in der Steinzeit ausgraben oder aber im Mittelalter. Jede Grabung ist eine Überraschung. Man muss immer sehr flexibel arbeiten."

Elena, Archäologin beim Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm