ARD alpha Uni Katholischer Priester werden – Seelsorger sein

Von: Christian Wurzer

Stand: 27.03.2024

Sebastian ist Diakon und steht kurz vor der Weihe zum Priester. Die Entscheidung dazu hat er spät getroffen. Wenn er von seinem langen Weg dorthin erzählt, spürt man, wie er für sein Berufsziel brennt: Priester der Katholischen Kirche zu sein.

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024 | Bild: BR/Tatjana Sikorski, Brigitte Heming; dpa-Bildfunk/Hendrik Schmidt

Zulassungsvoraussetzungen

Priester, wie Pastoralreferentinnen und Patoralreferenten müssen, um in den Dienst der Katholischen Kirche treten zu können, das Studium der Katholischen Theologie mit einem Magister Theologiae (Mag.Theol.) abgeschlossen haben.

Männer, die Priester werden wollen, müssen die feste Bereitschaft und Berufung verspüren ehelos leben zu wollen und zu können. Pastoralreferentinnen und Patoralreferenten sind ebenfalls Theologinnen und Theologen mit Magisterabschluss in Katholischer Theologie, die keine Weihen empfangen und damit keine Sakramente spenden können. Es geht bei der Sakramentenspendung übrigens nicht um eine Erlaubnis, sondern um eine Fähigkeit. In der Weihe zum Diakon und später zum Priester wird im Verständnis der Katholischen Kirche, die Fähigkeit übertragen, Sakramente spenden zu können. Diakone können, anders als Priester, kein Bussakrament spenden und auch nicht die Eucharistie im Verständnis der Katholischen Kirche vollziehen.

Auch Männer, die Diakone werden wollen, haben ein Studium der Katholischen Theologie mit einem Magister Theologiae (Mag.Theol.) abgeschlossen, dürfen verheiratet sein und Familie haben. Sie werden zum sogenannten ständigen Diakon geweiht und können später, mit Ausnahme des Sakramentes der Eucharistie und des Bußsakramentes, alle anderen Sakramente spenden.

Ein Masterstudiengang Katholische Theologie (M.Ed.) befähigt für den Beruf als Religionslehrerin oder Religionslehrer, nicht aber für den Beruf des Priesters oder der Pastoralreferentin oder des Patoralreferenten. Die Masterstudiengänge sind für das Lehramt an Schulen ausgelegt.

Nach dem Studium, der Pastoralkurs – eine vorbereitende Ausbildung für die Arbeit in der Gemeinde

Nach dem Abschluss des Studiums starten die Bewerber für das Priesteramt und die angehenden Pastoralreferentinnen und Patoralreferenten in den zweijährigen sogenannten Pastoralkurs. Letztere heißen in dieser Zeit Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten. Der Pastoralkurs umfasst einen vorbereitenden Dienst schon in der Seelsorge, kombiniert mit weiteren Ausbildungsabschnitten, die inhaltlich durch die Diözesen gestaltet werden. Er dient der weiteren persönlichen Reifung, aber auch dem begleiteten Sammeln von Erfahrungen in der Seelsorgearbeit. Während dieser Zeit werden die Priesteramtskandidaten zum Diakon und am Ende des Pastoralkurses zum Priester geweiht. Für die Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten endet der Pastoralkurs mit der Ernennung zur Pastoralreferentin oder zum Patoralreferenten und der sogenannten Aussendung.

Nach dem Pastoralkurs folgt für die Neupriester eine Zeit als Kaplan. Sie sind einem Pfarrer zugeordnet und sammeln nun Erfahrung dezidiert in der Gemeindeleitung. Die Zeit als Kaplan kann drei und vier Jahre dauern. Wünschenswert ist dabei der Einsatz in wenigstens zwei Pfarreien. Danach werden die jungen Priester in der Regel mit der Leitung einer Pfarrei, inzwischen aber oft schon eines Pfarrverbandes betraut.

Die ausgesandten Pastoralreferentinnen und Patoralreferenten starten dann in ihren Berufsalltag. Auch sie werden zunächst noch nicht mit einer Gemeindeleitung betraut. Nach einiger Zeit ist das aber durchaus möglich. Zur Seite erhalten sie dann immer einen Priester, der die priesterlichen Aufgaben der Sakramenten Spendung in der Pfarrgemeinde oder gar dem Pfarrverband wahrnimmt.

Sebastian hatte ein Berufungserlebnis

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024 | Bild: BR/Tatjana Sikorski, Brigitte Heming

"Es war der 12. Mai 2012. An so einem Abend, da war hier offene Kirche und Gottesdienst und Leute waren eingeladen. Und dann gab es zwei sogenannte Glaubenszeugnisse. Also zwei Leute haben aus ihrem Leben erzählt, wie sie Gott begegnet sind, wie sie ihre Berufung gefunden haben. Und einer davon war auch ein Priester. Und mich hat dann ein Freund, der neben mir saß, angestoßen und hat gesagt Hör doch gut zu! Im Nachhinein sagt er, dass das zum Spaß war. Aber irgendwie war ich erschrocken und habe zugehört. Und in dem Zuhören, das kann ich gar nicht gut beschreiben, was da alles passiert ist, da ist es in mir aufgegangen."

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024

Berufung beschreibt Sebastian als intensives inneres Erleben

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024 | Bild: BR/Tatjana Sikorski, Brigitte Heming

"Das war, wie wenn so ein Schlüssel ins Schlüsselloch passt. Oder wenn zwei Puzzleteile zusammenkommen. Irgendwie so - ich habe mich getraut, es überhaupt zu denken und mir vorzustellen: Wie wär's denn? Und in dem Moment ist es wie explodiert in mir. Das ist so voller Licht und voller, ja, so schön, voller Freude, voller Aufregung und so eine Mischung aus ganz, ganz vielen, sehr, sehr schönen Gefühlen."

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024

Welche Skills brauchst Du um Priester zu werden, Pastoralreferentin, Pastoralreferent?

Die hauptamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der katholischen, wie der evangelischen Kirche, sind heute in ein komplexes Arbeitsumfeld gesetzt: in der Regel arbeiten sie in Pfarrverbänden, also Zusammenschlüssen mehrerer Kirchengemeinden zu großen Seelsorgeeinheiten, sie organisieren die Abläufe und haben dabei oft mit Personalmangel zu kämpfen. Sie dürfen dabei das eigene Wohlergehen, die eigene persönliche Spiritualität und die Anliegen der Gläubigen ihrer Gemeinden nicht aus den Augen verlieren.
Sie müssen immer, auch in Extremsituationen und Notfällen, verantwortlich mit Menschen umgehen können, ohne sich dabei selbst zu verlieren, selbst zu zerbrechen. Und dabei sollen sich auch noch Gott spürbar werden lassen. Sie brauchen dazu ganz bestimmte Fähigkeiten:

  • Religiöse Resonanz
  • Berufung, Priester auch zum Zölibat
  • Eine lebendige Gottesbeziehung
  • Begeisterung von Gott erzählen zu wollen
  • Emotionale Intelligenz
  • Soziale Kompetenz
  • Gefestigter Charakter
  • Eigene gefestigte Spiritualität
  • Bereitschaft sich aus den Quellen des Glaubens immer wieder n e u inspirieren zu lassen
  • Eine dicke Haut, um nicht an den Problemen der Kirche zu zerbrechen, z.B.: Missbrauch, Mitwirkung der Laien in der Kirche, Stellung der Frau, Zölibat und anderes.
  • … und nicht zuletzt: Organisationstalent und Führungskompetenz

Sebastian will ein Priester mit einer spürbaren Beziehung zu seinem Gott werden

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024 | Bild: BR/Tatjana Sikorski, Brigitte Heming

"Ich möchte ein froher Priester sein, der die Freude an Gott nicht verliert. Das geht nicht ohne treu zu bleiben - im Gebet treu zu bleiben, Gott zu suchen, immer wieder Neues zu entdecken. Und das ist es. Das ist das Erste und das Letzte, es ist das Wichtigste. Also daraus lebe ich. Und wenn da was nicht gut läuft, dann geht es mir nicht gut. Und dann werde ich auch kein guter Priester. Und gleichzeitig aus dieser Beziehung zu Gott, aus der Liebe heraus, will ich eine Nähe und eine lebendige Beziehung und Begegnung und auch Weggemeinschaft mit Menschen leben. Also ich sehe mich als Priester nicht zuerst irgendwie als Funktionär oder Manager, sondern ich will aus dieser Beziehung mit Gott Menschen dahin begleiten und dass sie diesen Weg auch finden. So will ich ein froher Priester werden."

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024

In welchen Arbeitsfeldern arbeiten katholische Priester, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten?

Vertreter aller drei Berufsgruppen sind zunächst für die Seelsorge in den Gemeinden da. Das ist ihre Hauptaufgabe. Dabei müssen sie auch die Laien, also die Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, vorbereiten immer mehr organisatorische und leitende Verantwortung in Pfarrgemeinden bzw. Pfarrverbänden zu übernehmen.

Sie arbeiten außerdem in Kriseninterventionsteams, in der kategorialen Seelsorge in Krankenhäusern, Gefängnissen, begleiten ehemalige Strafgefangene in der Jugendseelsorge und Erwachsenenbildung. Es gibt Seelsorger und Seelsorgerinnen z.B. auch für Prostituierte. Engagierte Priester, Diakone, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten versuchen Menschen am Rande der Gesellschaft zu treffen und zu begleiten.

Die Diözesen stellen Priester, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten ab für die Militärseelsorge. Viele der Diözesen pflegen Partnerschaften mit den Christen in anderen Kontienten. So hat die Diözese Passau zum Beispiel Starthilfe bei der Errichtung der Diözese Alagoinhas in Brasilien im Bundesstaat Bahia geleistet. Über 50 Jahre war immer ein kleines Seelsorgeteam in Brasilien vor Ort. Die Erzdiözese München und Freising pflegt ebenfalls seit Jahrzehnten eine Partnerschaft mit Ecuador und stellt immer wieder auch Seelsorger frei, um in Ecuador mitzuhelfen.

Karriere bedeutet im Kontext der Seelsorgeaufgaben einer Kirche immer auch selbst persönlich weiter zu reifen, eine persönliche innere Karriere zu machen und so „größer“ zu werden, zu „wachsen“.

Natürlich gibt es auch Aufgaben in der Leitung von Pfarrverbänden und Diözesen. Karriere machen, ist in der Kirche aber anders zu verstehen. Immer geht es dabei -eigentlich - darum, wo Gott jemanden hinsetzt - es geht um Berufung für Aufgaben und nicht darum: Wo kann ich den nächst mächtigeren und noch lukrativeren Job in der Kirche ergattern?

Katholische Priester, Theologinnen und Theologen arbeiten in vielen Arbeitsfeldern:

  • Seelsorge
  • Kategorialseelsorge wie zum Beispiel: Jugendseelsorge, Militärseelsorge, Krisenseelsorge, Brennpunktseelsorge Gefängnisseelsorge, Prostituiertenseelsorge
  • Ordensgemeinschaften haben auch Priester, die Patres
  • Kirchliche und öffentliche Bildungseinrichtungen wie Schulen, Hochschulen, Universitäten, Akademien
  • Gesundheits- und Sozialwesen (Caritas)
  • Verlagswesen
  • Bibliotheks- und Archivwesen
  • Personalmanagement
  • Journalismus, z.B. Michaelsbund, Radio Vatikan, Bistumsblätter, etc.
  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
  • Wissenschaft und Forschung
  • Missionare und Missionarinnen


….. und in vielen Bereichen mehr.

Verdienst von Priestern, Diakonen, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, Pastoralassistenten und Pastoralassistentinnen

Katholische Pfarrer, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten verdienen je nach Funktion, die sie bekleiden, zwischen 3672 Euro brutto und 6750 Euro brutto. Diakone verdienen zwischen 4354 Euro brutto und 5957 Euro brutto. Ihr Verdienst orientiert sich an den Gehaltsgrundlagen des höheren Dienstes der staatlichen Behörden. Für die Deckung dieser Personalkosten nutzen Kirchen einen Teil der Kirchensteuergelder. Wobei die Katholische Kirche ein eigenes Tarifsystem hat.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Diakone und Pastoralassistenten und Pastoralassistentinnen in Ausbildung erhalten etwa 2000 Euro brutto Unterhalt.

Übrigens: Militärseelsorger und Militärseelsorgerinnen werden als Angestellte des Bundes aus dem Verteidigungshaushalt nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes in den Gehaltsgruppen des höheren Dienstes bezahlt.

„Sich heutzutage für die Berufung zum Priester zu entscheiden, auch konkret hier in Deutschland, in der Diözese in München, ist schwer.“

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024 | Bild: BR/Tatjana Sikorski, Brigitte Heming

"Also ich kann es gar nicht anders sagen: Die Großwetterlage ist grau. Sie ist trüb mit Gewittern, mit viel Unsicherheit. Was den Missbrauchsskandal betrifft, große Anfrage, große Last, viel, natürlich und berechtigterweise auch zum Ärger der Leute. Es ergibt sich die eigene Frage durch all die Fortbildungen über Prävention hindurch: Was brauche ich, um gesund zu bleiben? Was brauche ich, damit ich ein guter Priester auch für die Menschen werde? Die Anerkennung der Gesellschaft ist so nicht mehr wirklich gegeben, auch vor Ort nicht. Und all das wusste ich von Anfang an. Ich glaube, man kann es auf eine Frage zurückführen: Glaube ich trotzdem, dass Gott an meiner Seite ist und mir die Kraft gibt, inmitten von all dem diesen Weg zu gehen? Wenn ich das nicht glauben kann, dann kann ich gehen, denn die Bedingungen sind nicht günstig und menschlich ist es nicht einfach. Aber das ist die ganz, ganz einfache und auch radikale Frage: Glaube ich trotz allem? Und damit steht auch die Frage: Lebe ich mehr vom Innen als vom Außen? Ist das Innere stärker - ist das Leben mit Gott? Ist das Leben in guten Freundschaften? Ist das Leben in der Kirche und die Freude daran, stärker als all die Anfragen, als all die Kritik, als all die Schwierigkeiten?"

Sebastian König, Diakon, 3 Monate vor der Weihe zum Priester im Sommer 2024

Bislang kann Sebastian alle diese Fragen für sich mit „Ja“ beantworten.