ARD alpha Uni Verfahrenstechnik studieren

Von: Christian Wurzer

Stand: 17.09.2024

Die Verfahrenstechnik beschäftigt sich mit der Entwicklung, Optimierung und Kontrolle industrieller Prozesse, die die Umwandlung von Rohstoffen in fertige Produkte ermöglichen: Wie können z.B. erneuerbare Rohstoffe zur Energiegewinnung genutzt werden? Matti Lehmann studiert Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik an der TU Dresden. Später will er Produktionsprozesse in der Industrie nachhaltiger gestalten.

Matti Lehmann, Diplomstudiengang Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik im 8. Semester an der Technischen Universität Dresden | Bild: MDR/Maurice Demandt/picture alliance / Flashpic | Jens Krick/Maurice Demandt/Jens Krick

Zulassung zum Studium

Verfahrenstechnik kannst du an Universitäten und Hochschulen studieren. Diese bieten das Fach Verfahrenstechnik als Bachelor- und als darauf aufbauende Masterstudiengänge an. Außerdem bieten drei Universitäten die Verfahrenstechnik al Diplomstudiengang an. Es sind die Technische Universität Dresden, die Technische Universität Bergakademie Freiberg und die Technischen Universität Kaiserslautern.

Für das Studium der Verfahrenstechnik an Universitäten brauchst du die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder die Fachgebundene Hochschulreife (Fachabitur nach der 13. Klasse). Willst du Verfahrenstechnik an einer Fachhochschule oder Hochschule studieren, reicht die Fachhochschulreife.

  • Tipp: Ein Schulabschluss mit technischer Ausrichtung erleichtert einiges im Studium. In den meisten Bundesländern gibt es Gymnasien und auch Fachoberschulen mit technischer Ausrichtung.
  • Achtung: Viele der verfahrenstechnischen Prozesse müssen berechnet werden und verlangen viel Verständnis für physikalische und chemisches Zusammenhänge. Universitäten und Hochschule bieten zur Vorbereitung darauf sogenannte Brückenkurse in Mathematik, Chemie und Physik an. Es lohnt sich solche Angebote schon im Vorfeld oder zu Beginn des Studiums wahrzunehmen.

Verfahrenstechnik als Studienfach ist oft zulassungsbeschränkt. Einige, nicht alle, Unis und Hochschulen verlangen einen dem Numerus Clausus (NC) entsprechenden Notendurchschnitt. Im Schnitt lag der in den letzten Jahren bei 1,9.
Gute Englischkenntnisse sollten ebenfalls vorhanden sein. Einige Fächer werden an Universitäten und an Hochschulen durchaus auch in Englisch unterrichtet. Zudem gibt es viel Fachliteratur, die ebenfalls in Englisch verfasst ist.
Strebst du einen Masterabschluss im Fach Verfahrenstechnik an, musst zu für das Masterstudium den erfolgreichen Abschluss eines Bachelorstudienganges in Verfahrenstechnik oder ein fachverwandtes erfolgreich abgeschlossenes Bachelorstudium vorweisen, zum Beispiel in: Chemie- oder Bioingenieurwesen oder auch Bioverfahrenstechnik.

Studiendauer und Studieninhalte

Ein Bachelorstudium in Verfahrenstechnik der Robotik dauert zwischen vier und neun Semester, je nach Hochschule oder Universität. Für einen Masterstudiengang in Verfahrenstechnik sind weitere vier Semester zu rechnen. Je nach Spezialisierung und Hochschule bzw. Universität werden mit bestandenem Bachelorstudiengen die akademischen Titel Bachelor of Engineering (B. Eng.), oder Bachelor of Science (B.Sc.) verliehen. Entsprechendverleihen die Hochschulen und Universitäten mit bestandenem Masterstudiengang die akademischen Titel Master of Engineering (M. Eng.) oder Master of Science (M.Sc.).
Die Diplomstudiengänge an der TU Dresden, der TU Bergakademie Freiberg und der TU Kaiserslautern erstrecken sich über 10 Semester und sind, was die Fächer anbetrifft, ähnlich aufgebaut wie das Gesamtsystem der Bachelor- und Masterstudiengänge im Fach Verfahrenstechnik. Allerdings ist das Grundstudium mit vier Semestern kürzer angelegt, als ein Bachelorstudiengang. Am Ende des Grundstudiums steht ein sogenanntes Vordiplom. Daran schließt sich das Hauptstudium an, das weitere sechs Semester dauert. Mit bestandener Diplomprüfung
verleiht die Technische Universität Dresden den akademischen Titel Diplom-Ingenieurin (Dipl.-Ing.) bzw. Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.).
Verfahrenstechnik wird oft auch in Kombination mit verwandten Fächern angeboten, wie etwa Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik oder Maschinenbau und Verfahrenstechnik.

Studienfächer

Das Bachelorstudium Verfahrenstechnik verknüpft Theorie und Praxis eng miteinander. Am Anfang des Studiums steht eine Natur- und ingenieurwissenschaftliche Grundlagenausbildung. Später wird sehr anwendungsorientiert weiter Wissen vermittelt. Es geht darum die Möglichkeiten physikalischer, chemischer und biologischer Stoffumwandlung selbst im Labor zu erproben. Einige der Praktika sind daher verpflichtend.
An der TU Dresden, an der auch Matti studiert, ist Verfahrenstechnik mit Naturstofftechnik kombiniert. Durch die Kombination mit Naturstofftechnik lernen die Studierenden auch viel über die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, wie zum Beispiel Holz oder Zuckerrohr in der industriellen Produktion oder den Einsatz von Mikroorganismen zum Beispiel in der Lebensmittelproduktion, etwa zur Vergärung oder Fermentierung. Die Bachelor- und Masterstudiengänge bauen aufeinander auf. Auch mit einem Bachelorabschluss kann man nach sechs Studiensemestern in den Beruf starten. Die Diplomstudiengänge umfassen alle Fachgebiete und sind daher von vorneherein auf 10 Semester angelegt.

Im Bachelorstudium der Verfahrenstechnik geht es um Fächer wie:

  • Höhere Mathematik
  • Allgemeine und anorganische Chemie
  • Informatik
  • Physikalische Grundlagen
  • Technische Mechanik (Statik, Festigkeitslehre, Werkstoffkunde, Dynamik, …)
  • Thermodynamik
  • Wärme- und Stoffübertragung
  • Fluiddynamik
  • Regelungstechnik und Systemdynamik
  • Chemische, thermische und mechanische Verfahrenstechnik
  • Betriebswirtschaftliche Grundlagen

Dazu kommen praktische Übungen im Labor und auch Pflichtpraktika durchaus auch schon in Forschung und Entwicklung.
Am Ende des Bachelorstudiums, manchmal auch schon in den letzten beiden Semestern, wird die Bachelorarbeit erstellt.

Im Masterstudium sind Vertiefungsmodule und Spezialisierungsmodule zu belegen. Hier geht es um Fachgebiete wie:

  • Modellierung und verfahrenstechnische Prozesse
  • Prozess- und Anlagentechnik
  • Transportprozesse disperser Stoffsysteme
  • Numerische Methoden
  • Molekulare Theorie der Materie
  • Grundlagen der Grenzflächenverfahrenstechnik
  • Prozessdesign

Dazu sind zwei Spezialisierungsmodule zu belegen. Sie dienen deiner Profilierung und helfen später auch in dem Bereich Arbeit zu finden, der dir am meisten liegt. Die Universität Stuttgart bietet zum Beispiel folgende Spezialisierungsfächer an:

  • Apparate und Anlagentechnik
  • Biomedizinische Verfahrenstechnik
  • Bioverfahrenstechnik
  • Chemische Verfahrenstechnik
  • Energieverfahrenstechnik
  • Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie
  • Kunststofftechnik
  • Lebensmitteltechnik
  • Mechanische Verfahrenstechnik
  • Methoden der Systemdynamik
  • Regelungstechnik
  • Textiltechnik
  • Molekulare und Thermische Verfahrenstechnik
  • Umweltverfahrenstechnik

Weiter sind ein Wahlmodul zu belegen und zwei sogenannte Schlüsselqualifikationen. Die Masterarbeit wird im letzten Semester geschrieben.
Auslandsaufenthalte sind möglich. Hier gilt, an deiner Hochschule nachzufragen, wie das zu bewerkstelligen ist. Universitäten und Hochschulen helfen über ihre Partnerhochschulen und Universitäten im Ausland ein Studium auch international zu gestalten.

Ohne Mathe geht gar nichts

Matti Lehmann, Diplomstudiengang Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik im 8. Semester an der Technischen Universität Dresden | Bild: MDR/Maurice Demandt/Maurice Demandt

"Als ich angefangen habe, Verfahrenstechnik zu studieren, war mir nicht ganz klar, dass trotzdem Mathematik ein echt entscheidender Teil ist. In der Schule hat mir Mathe durchaus Spaß gemacht, aber mein Gedanke war ja irgendwie, dass ich Biologie mit Technik verbinde. Ja, die Realisation kam dann. Verfahrenstechnik geht natürlich ohne Rechnen nicht. Da braucht man wirklich teilweise fortgeschrittene Mathematik dafür, die man im Studium auch kennenlernt. Mehr Mathe im Studium geht nur, wenn man reine Mathematik studiert oder vielleicht noch Informatik und Physik. Aber direkt danach kommen wir."

Matti Lehmann, Diplomstudiengang Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik im 8. Semester an der Technischen Universität Dresden

Welche Skills brauchst Du?

  • Solide Kenntnisse in Mathematik
  • Affinität zu Biologie und Chemie
  • Technisches Denken
  • Experimentier- und Bastelfreude
  • Analyse- und Assoziationsvermögen
  • Kreatives Denken „Out oft the box“
  • Teamfähigkeit
  • Soziale Kompetenz
  • Englisch!

Karrierechancen Wo arbeiten Verfahrenstechniker und Verfahrenstechnikerinnen?

Ingenieurinnen und Ingenieure für Verfahrenstechnik finden Beschäftigung in fast allen Bereichen der Industriellen Produktion. Aber auch kleine und mittelständische Unternehmen mit entsprechender Spezialisierung können gute, lukrative Arbeitgeber sein. Verfahrenstechniker und Verfahrenstechnikerinnen entwickeln Verfahren zur Stoffumwandlung, designen Produktionsanlagen, überwachen Produktionsprozesse, entwickeln neue Produkte. Gerade die Entwicklung ressourcenschonender, umweltfreundlicher und energieeffizienterer Verfahrenstechniken geraten durch den fortschreitenden Klimawandel immer mehr in den Fokus. Hier liegt ein wichtiges zukunftsorientiertes Aufgabenfeld. Und sie können Aufgaben im Bereich des Managements und der Qualitätssicherung wahrnehmen.
Verfahrenstechniker und Verfahrenstechnikerinnen finden Beschäftigung zum Beispiel hier:

  • Chemieindustrie
  • Pharmaindustrie
  • Kosmetikindustrie
  • Nahrungs- und Genussmittelindustrie
  • Kunststoff- und Gummiindustrie
  • Holz-, Papier-, Farben- und Lackindustrie
  • Umwelttechnik
  • Energietechnik
  • Anlagen- und Apparatebau
  • Automobilindustrie
  • Medizintechnik
  • Forschung und Entwicklung

Verdienst abhängig von Branche und Position im Unternehmen

Ingenieurinnen und Ingenieure der Verfahrenstechnik werden relativ gut bezahlt. Berufseinsteiger:innen können im Schnitt mit etwa 5.298 EUR brutto Verdienst im Monat rechnen. Mit mehr Berufserfahrung verdienst du auch mehr. Mehr als 7.100 EUR brutto monatlich sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit auch abhängig vom Unternehmen und der Position, die du inne hast. Kurz: Führungsverantwortung wird bezahlt.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Ein Masterabschluss im Fach Verfahrenstechnik eröffnet bessere Chancen, um in einem Unternehmen auch verantwortungsvollere Positionen und Führungsaufgaben zu übernehmen.

Mit Verfahrenstechnik kann man aktiv Umweltschutz betreiben

Matti Lehmann, Diplomstudiengang Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik im 8. Semester an der Technischen Universität Dresden | Bild: MDR/Maurice Demandt/Maurice Demandt

"Gerade haben wir das noch, dass in ganz vielen verschiedenen Industrien Reststoffe anfallen. Früher hieß das dann Abfall die Idee ist heute, dass man sagt: Aus den Reststoffen kann man doch noch ganz viel machen. Ich bin ja komplett in der Generation Fridays for Future und war 2019 damit auf den Straßen, habe da mitorganisiert. Und irgendwie war da für mich auch die Frage: Was studiere ich jetzt? Was mache ich aus meinem Leben? Und da gibt einem das Studium ja irgendwie eine Richtung an. Wenn ich mithelfen kann, auch wirklich an den Stellen, wo uns noch wissenschaftliche Erkenntnisse fehlen, wäre das super toll."

Matti Lehmann, Diplomstudiengang Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik im 8. Semester an der Technischen Universität Dresden