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Kunst entdecken Dürers Selbstbild im Pelzrock

Dieses Bild ist ein Höhepunkt des Humanismus: Ein Gemälde, das statt Gott den Menschen ins Zentrum der Betrachtung rückt. Und irgendwie sieht er auch noch so richtig cool aus!

Stand: 21.10.2013

Die Alte Pinakothek in München ist eines der berühmtesten Museen der Welt. Mehr als siebenhundert Gemälde der berühmtesten Maler des Mittelalters bis ins 18. Jahrhundert befinden sich hier. Eines von ihnen: Das Selbstbild im Pelzrock von Albrecht Dürer, einem Maler aus Nürnberg, der sich vor über fünfhundert Jahren selbst gemalt hat.

Experte Jochen Meister weiß, was das Selbstbildnis besonders macht.

Das war damals alles andere als selbstverständlich, denn vor allem malte ein Künstler damals nach Auftrag - auf einem Bild hatte er eigentlich gar nichts verloren. Warum er sich aber selber in den Mittelpunkt des Bildes stellte und welche weiteren Geheimnisse sich noch hinter diesem Selbstporträt verbergen, zeigt dieser Beitrag.

Geniale Fälschung oder Räuberpistole?

Im Zusammenhang mit dem Selbstbildnis Albrecht Dürers gibt es so einige Geheimnisse und Mythen, darunter auch eine echte Kriminalgeschichte, in der es um eine geniale Fälschung geht. Albrecht Dürer lebte ja in Nürnberg. Und auch sein berühmtes Selbstbildnis dürfte sich nach der Fertigstellung wohl in Nürnberg befunden haben. Heute hängt das Bild in der Alten Pinakothek in München. Doch wie kam es da hin? Angeblich soll Abraham Wolfgang Küfner, ein talentierter Maler, 1799 von der Stadt Nürnberg den Auftrag bekommen haben, das Bild Dürers zu restaurieren. Damals war es ja immerhin auch schon fast dreihundert Jahre alt.

Tatsächlich aber sägte Küfner, so die Legende, das Bild über die gesamte Fläche in zwei Teile. Auf den hinteren Teil, auf dessen Rückseite mehrere "Echtheitssiegel" klebten, malte er eine Kopie des Bildes. Diese Fälschung gab er dann den Nürnbergern zurück. Den vorderen Teil mit dem Originalgemälde behielt er und verkaufte ihn später nach München. Nürnberg fiel angeblich herein auf die Fälschung, schließlich klebten auf dem Bild ja noch die Echtheitssiegel. Und selbst wenn jemand das Gefühl hatte, dass das Bild ein wenig anders aussah, dann dürfte er das wahrscheinlich auf die Restaurierung geschoben haben. Und Küfner kassierte für seine dreiste Fälschung von den Nürnbergern sogar noch Geld - eine unglaubliche Geschichte. Und genau das ist es auch: eine Geschichte, an der letztlich nichts dran ist. Heute wissen wir auch durch technische Untersuchungen, dass das Bild nie zersägt worden ist. Und doch: Die Geschichte von der angeblichen Fälschung hält sich seit vielen Jahren.

Die Reihe "Kunst entdecken"

Irgendwie kennt jeder dieses Gemälde oder jenes Bauwerk. Doch warum ist gerade dieses Werk ein Meilenstein der Kunstgeschichte, was machte jenen Künstler so berühmt? Mit dieser Reihe machen wir uns auf die Suche nach Antworten. Experten lenken den Blick und verraten Geheimnisse. Stück für Stück entsteht so ein neues Verständnis für die Komplexität der Kunst und die Geschichte hinter den Kunstwerken.


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