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Natur und Technik Glas, Keramik und Porzellan - Materialien in Natur und Technik

Lehm und Mensch gehören eng zusammen. Gott schafft den Menschen aus Ton, sagt die Bibel. Ähnliches berichten zahlreiche andere Schöpfungsmythen. Diese ganz besondere Nähe bewährt sich im Gang der weiteren Zivilisations- und Technikgeschichte: Ton ist ein Menschheitsbaustoff in jeder Hinsicht.

Von: Petra Reinhold, ein Film von Wolfgang Voelker

Stand: 12.10.2012

Lehm | Bild: BR

Lehm, Ton und Keramik gehören zu den ältesten und bis heute wichtigsten Begleitern der Menschheitsgeschichte. Wie archäologische Funde belegen, wissen die Menschen seit mehr als 20.000 Jahren, wie man Gefäße aus gebranntem Ton herstellt. Diese Fertigkeit war von enormer Bedeutung. Sie erlaubte es unseren Vorfahren nicht nur, Vorräte anzulegen und zu transportieren, sie ermöglichte außerdem einen grundlegenden Wandel der Ernährungsweise. Denn in ihren Tonschüsseln und Tonkesseln konnten die frühen Sammler und Jäger erstmals auch stärkehaltige Lebensmittel wie Getreide kochen und rösten. Die Nahrung wurde dadurch besser verdaulich und hochwertiger.

25.000 Jahre Kunst aus Keramik

Abgesehen davon dienten Lehm, Ton und Keramik auch schon früh als Medium für den künstlerischen Ausdruck: Die 1925 bei Ausgrabungen in Mähren entdeckte "Venus von Dolní Věstonice" ist mindestens 22.000 Jahre alt. Neuere Gutachten gestehen der aus Lösslehm gebrannten Frauengestalt sogar ein Alter von 29.000 Jahren zu. Die künstlerische Beschwörung weiblicher Fruchtbarkeit ist beileibe keine Ausnahme. In unmittelbarer Nähe ihres Fundortes stießen Forscher auf zahlreiche, vollplastische Darstellungen von Löwen, Nashörnern, Wildpferden und Bären aus Keramik.

Baumaterial und Speichermedium

Auch als Baumaterial waren Lehm und Ton natürlich sehr gefragt: Die Pharaonen ließen Pyramiden und Tempel aus Lehmziegeln errichten. Noch lange vor ihnen, am Ende des 4. Jahrtausends vor Christus, erbauten die Sumerer im Zweistromland die berühmte, neun Kilometer lange Mauer um ihre Königsstadt Uruk aus "gebranntem Ziegelwerk". Die Aufzeichnungen der Taten ihrer Helden und Könige hinterließen die Sumerer übrigens auch auf tönernen Tafeln und Siegeln.

Das "Weiße Gold" aus China und Sachsen

Mit der Erfindung des Porzellans, es wurde um 620 in China entdeckt, bzw. der europäischen Neuerfindung im Jahr 1708 durch Johann Friedrich Böttger, erreichte die Kunst der Feinkeramikherstellung ihren Höhepunkt. Aufgrund seiner ausgezeichneten Materialeigenschaften – Porzellan ist hoch hitzebeständig, säurefest und elektrisch nicht leitend -, kommt der Werkstoff in der Elektrotechnik, in Chemie und Medizin sowie im Fahrzeugbau zum Einsatz. Gebrannter Ton ist also auch nach 20.000 Jahren noch immer ein hochmodernes, ständig weiterentwickeltes Material mit großer Zukunft.

Baustoff Glas: schön und umweltgerecht

Das gilt auch für den Werkstoff Glas, der seit der Mitte des zweitens Jahrtausends vor Christus belegt ist. Nicht nur im Alltag, etwa als Fensterscheibe, Trinkgefäß und Aufbewahrungsbehälter oder im Laboratorium ist Glas ein unverzichtbares Gebrauchsmaterial. Die moderne Architektur ist ohne Glas schlichtweg undenkbar. Und das nicht nur aus gestalterischen Gründen: Speziell beschichtete Gläser können erheblich dazu beitragen, den Energieverbrauch in Gebäuden zu senken und fördern so den Klimaschutz.


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