Schulfernsehen


7

Eiszeit am Chiemsee? Vom Klimawandel zum Klimaschutz

Forscher warnen vor einem drastischen Temperaturanstieg. Hochwasser, Lawinen, Steinschläge nehmen zu, Vegetationszonen verschieben sich. Auch Bayern bleibt nicht verschont. Klimaschutz ist Aufgabe des Staates und jedes Einzelnen.

Von: Ein Film von Georg Antretter

Stand: 08.03.2013

Fraueninsel im Chiemsee | Bild: BR

Klima ist die Statistik des Wetters

Das Klima wird aus "Wetterbausteinen" wie Temperatur, Niederschlägen und Wind bestimmt. Trends, sagen Experten, lassen sich erst über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren erkennen. Wetterstationen gibt es hierzulande seit etwa 300 Jahren. Woher, fragen wir uns, stammt das Wissen über das Klima vor Jahrtausenden? Eine Antwort finden wir im Rottauer Moor am Chiemsee. Forscher rücken mit einem Spezialbohrer an, der möglichst tief in das Moor eindringen soll. Mit dem Gerät kann man die Vergangenheit ans Tageslicht holen. Denn in der Sedimentenschicht sind Pollen von Bäumen, Sträuchern und Gräsern aus längst vergangener Zeit zu finden. Aus der Korngröße und der mineralogischen Zusammensetzung können frühere Umweltbedingungen gedeutet werden. Das Moor dient somit als "Klimaarchiv".

Gletscherschwund in den Alpen

Der Schneeferner Gletscher ist teilweise mit Planen abgedeckt | Bild: picture-alliance/dpa, Karl-Josef Hildenbrand zum Artikel Bergsturz Die Alpen im Umbruch

Mit Kanonen kämpfen Wintersportorte gegen die Erdwärmung. Die Sendung zeigt die Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Natur im Gebirge und fragt, inwieweit der Trend zum Funpark Alpen die Entwicklung beschleunigt. [mehr]

Sicher weiß man, dass vor 10.000 Jahren der Chiemsee noch gar nicht existierte. Die Täler der Tiroler Ache und der Prien waren noch mit einer Eisschicht bedeckt. Im Chiemgau gibt es schon lange keine Gletscher mehr, aber im Alpenraum sind noch etliche dieser Eismassen vorhanden. Und sie haben in den letzten Jahren viel an Fläche verloren. Auch der Gletscher auf der Zugspitze, der größte in Deutschland, ist in den letzten 100 Jahren deutlich geschrumpft. Fachleute sagen voraus, dass bis Ende des 21. Jahrhunderts alle Alpengletscher verschwunden sein werden. Denn im Laufe des Jahrhunderts, so eine düstere Prophezeiung, wird sich die Erde weltweit zwischen 4,5 bis 8 Grad Celsius erwärmen.

Der Temperaturanstieg macht sich bemerkbar

Deutliche Folgen der Erwärmung zeigen sich schon jetzt in der Tier- und Pflanzenwelt - zum Beispiel, dass die Zugvögel später wegfliegen, Schmetterlinge früher unterwegs sind, Pflanzen zeitiger austreiben oder neue Lebensräume einnehmen. So ist es kein Wunder, dass es vermehrt auch Esskastanien nördlich der Alpen gibt – eine Sorte, die bislang nur in wärmeren Gegenden zu finden war. Und so verwundert es auch nicht, dass neuerdings mitten im Chiemsee auf der Fraueninsel ein Weingarten gepflegt wird.

Die Erwärmung bringt aber nicht nur "gute Ernten" mit sich, sondern auch ernsthafte Bedrohungen für den Menschen und seine Bauwerke. Denn in den Alpen nehmen die Fels- und Bergstürze zu. Dafür gibt es mehrere Gründe: Weil die Permafrostgrenze in den Alpen gestiegen ist, tauen gefrorene Hänge schneller auf. Das Eis, das die Felsen sonst wie Klebstoff zusammengehalten hat, schmilzt. Im Berginneren steigt der Wasserspiegel und damit der Druck – der Fels gibt nach und rutscht ab. Extrem hohe Tagestemperaturen lassen das Gestein schneller reißen.

Auffallend ist auch, dass extreme Unwetter, Orkane und Hochwasser zunehmen. Eine Langzeitstudie des Deutschen Wetterdienstes belegt, dass sich die Häufigkeit der schweren Niederschläge in Oberbayern in den letzten 120 Jahren fast verdoppelt hat.

Und die Zukunft?

Mithilfe vernetzter Messeinheiten auf der ganzen Erdkugel versucht man Klimamodelle darzustellen. Alles deutet darauf hin, dass sich das Klima bis zum Ende des 21. Jahrhundert so stark erwärmt wie in den letzten 10.000 Jahren nicht mehr. Der Mensch hat wie nie zuvor dazu beigetragen.

Seit den fünfziger Jahren ist die Verkehrslawine nicht mehr zu bremsen. Durch die Verbrennung fossiler Energieträger gelangen tausende Tonnen giftiger Metalle in Form von Feinstaub in die Luft. Die Umweltbelastung ist in nur einem Jahrhundert massiv gestiegen. Die FCKW aus Spraydosen trugen zur Schädigung der Ozonschicht und damit zum Treibhauseffekt bei – mit Auswirkungen auf Mensch und Natur. In Deutschland wurden zwar Ersatzstoffe für die Treibhausgase gefunden. Doch Wissenschaftler sagen voraus, dass sich der Kohlendioxid-Ausstoß, die Hauptursache für den Treibhauseffekt bis zum Jahr 2050 verdoppeln wird.

Auch am Chiemsee lässt sich die mobile Gesellschaft nicht mehr aufhalten. Zwar hat der 1986 eingeführte Katalysator und das Verbot von bleihaltigem Benzin die Autoabgase erheblich reduziert, die Zahl der Autos aber nahm seither ständig zu. In Anbetracht schwindender fossiler Treibstoffe ist im 21. Jahrhundert Handeln gefragt: Es gilt, den Energieverbrauch zu drosseln und erneuerbare Energie zu nutzen.

Das Klima der Erde hat sich in der Vergangenheit immer gewandelt und wird sich auch in Zukunft verändern. Da aber auch wir zu Menschen den heutigen Klimawandel mit zu verantworten haben, sollte uns der Klimaschutz besonders wichtig sein.


7