Ich leb' doch nicht von Luft Wandé, ein Schuhputzjunge aus Mali
Sie putzen Schuhe, wühlen auf Müllkippen oder schuften in Kellerfabriken. Unzählige Jungen und Mädchen müssen sich in Ländern des Südens mit Kinderarbeit durchschlagen. Wir zeigen Schicksale und fragen nach dem Sinn von Verboten.
Wandé ist 14 Jahre alt. Als Schuhputzer sorgt er mit seinem Einkommen für den Unterhalt der Familie. Als Wandé ein kleiner Junge war, verließ die Familie das von einem Bürgerkrieg erschütterte Heimatland Sierra Leone. In Bamako, der Hauptstadt von Mali in Westafrika, fand sie Zuflucht. Der Vater zog auf der Suche nach Arbeit weiter nach Guinea, seither hat ihn Wandé nicht mehr gesehen.
Das Leben eines Kinderarbeiters
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Wandé ist tagsüber in den Straßen von Bamako unterwegs. Eifrig putzt er Schuhe, nicht selten wird er dabei von Kunden respektlos behandelt. Am Flughafen, einem besonders attraktiven Standort für Schuhputzer, werden arbeitende Kinder wie er immer wieder vom Sicherheitspersonal schikaniert. Doch Wandé lässt sich nicht unterkriegen. Weil er sich weiterentwickeln möchte, besucht er die Abendschule bei ENDA, einer Organisation für Umwelt und Entwicklung. Hier lernt er lesen und schreiben.
Eine Nichtregierungsorganisation hilft
ENDA setzt sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Kindern und Jugendlichen ein. ENDA-Aktivisten machen mit Straßenaktionen und Aufklärungskampagnen auf Exzesse in der Kinderarbeit wie Prostitution, Sklaverei und Kinderhandel aufmerksam. Doch bei ENDA wird die Kinderarbeit nicht generell verdammt. Man weiß, dass viele arme Familien gar nicht umhinkommen, den Nachwuchs am Broterwerb zu beteiligen. ENDA setzt sich daher für eine gezielte Betreuung dieser Kinder ein, damit sie parallel zur Arbeit auch eine Schule besuchen und einen Beruf erlernen können.
Kampf um Kinderrechte
Auf Initiative von ENDA nimmt Wandé an einer internationalen Tagung zur Kinderarbeit in Senegal teil. Er trifft sich mit Jugendlichen aus andern afrikanischen Ländern und Vertretern von Hilfsorganisationen zum Erfahrungsaustausch. "Wer Kinderarbeit verbieten oder abschaffen will", meint Wandé, "der schadet uns, denn von Luft können wir nicht leben. Was wir aber brauchen, das sind mehr Rechte für uns und Anerkennung unserer Arbeit, mehr Freizeit und eine geregelte Bezahlung. Und wir möchten alle noch eine Ausbildung machen, um bessere berufliche Chancen zu haben."