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Meilensteine der Naturwissenschaft und Technik Das Weltbild des Nikolaus Kopernikus

Nikolaus Kopernikus (1473-1543) hat unser Weltbild revolutioniert. Die Erde, schreibt er in seinem Werk "De revolutionibus orbium coelestium", befindet sich nicht im Mittelpunkt des Weltalls, sondern bewegt sich um die Sonne herum. Damit ist die Basis der modernen Astronomie geschaffen.

Von: Ein Film von Wolfgang Meindl u. a.

Stand: 26.07.2012 | Archiv

Nikolaus Kopernikus | Bild: picture-alliance/dpa

Nikolaus Kopernikus wird am 19. Februar 1473 in Thorn an der Weichsel geboren und stirbt am 24. Mai 1543 im ostpreußischen Frauenburg. In Krakau und Bologna widmet er sich juristischen, medizinischen und später auch astronomischen Studien, die er 1503 mit dem Titel eines Doktors des kanonischen Rechts abschließt. Anders als die meisten Gelehrten seiner Zeit arbeitet Kopernikus nie als akademischer Lehrer. Er forscht in privater Abgeschiedenheit und ist bis zu seinem Tode als Domherr in der kirchlichen Verwaltung tätig.

Wenn die Sonne in den Mittelpunkt des Universums rückt…

Die Grundzüge seines Systems entwickelt Kopernikus zwischen 1508 und 1514. Er stützt sich dabei auf heliozentrische Theorien, wie sie griechische Denker bereits vor Ptolemaeus (ca.140 n. Chr.) entworfen hatten. Sein 1530 begonnenes und 1535 abgeschlossenes astronomisches Hauptwerk trägt den Titel "De revolutionibus orbium coelestium". "Revolutio" ist damals ein Fachbegriff für die Bewegung der Himmelskörper. Das im Werk des Kopernikus enthaltene, mathematisch gegründete heliozentrische Lehrgebäude hebt das geozentrische Weltbild des Ptolemaeus auf und markiert den Beginn der neuzeitlichen Wissenschaft.

Kopernikus stellt die Sonne, die von der Erde in einem jährlichen Lauf umkreist wird, in den Mittelpunkt. Innerhalb eines Tages dreht sich die Erde einmal um sich selbst. Damit braucht der Wechsel von Tag und Nacht nicht mehr dadurch erklärt zu werden, dass die Sonne und die Planeten sich einmal täglich um die Erde drehen.

Die wesentlichen Aussagen des Nikolaus Kopernikus:

  • Nicht alle Himmelsbewegungen haben einen gemeinsamen Mittelpunkt.
  • Zentrum aller Kreisbewegungen ist die Sonne.
  • Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse, die Bewegungen der Sonne und der Sterne sind nur scheinbar.

Gravierende Mängel der kopernikanischen Theorie, wie etwa die Annahme kreisförmiger Planetenbahnen, kann aber erst Johannes Kepler (1571-1630) ausräumen.

Die Kirche geht auf Distanz

Anfangs verhält sich die Kirche neutral, geht aber im frühen 17. Jahrhundert auf Gegenkurs und setzt das Werk auf die Liste der verbotenen Bücher. Kopernikus wird posthum verfemt. Die Gelehrtenwelt erteilt den verstörenden Ansichten des Kopernikus ebenfalls eine herbe Abfuhr, indem sie den Augenschein und die Autorität der Bibel sowie des ptolemaeischen Lehrgebäudes gegen die Auffassungen des Kopernikus verteidigt.

Viel Feind, viel Ehr' - prominente Kritiker des Nikolaus Kopernikus

Einer der ersten und vehementesten Kritiker ist Martin Luther. In seinen Tischreden verdammt er die neue Astronomie: "Der Narr will die ganze Kunst Astronomiae umbkehren. Aber wie die heilige Schrift anzeiget, so hieß Josua die Sonne still stehen, und nicht das Erdreich". Ähnlich abweisend äußert sich auch Luthers Freund und Mitstreiter Philipp Melanchthon: "Aus Neuerungssucht oder um mit ihrer Gewitztheit zu prunken, haben einige Leute behauptet, die Erde bewege sich. Sie versichern, dass weder die achte Sphäre noch die Sonne sich bewege. Hingegen schreiben sie den anderen himmlischen Sphären Bewegung zu und dazu versetzen sie die Sonne unter die Himmelskörper". Selbst für Tycho Brahe (1546-1601) verstößt Kopernikus nicht nur "gegen alle Wahrheiten der Physik", sondern widerspricht "auch der Autorität der Heiligen Schrift, die doch in allem die höchste sein sollte…".


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