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Die lange Geschichte des passiven Protests Von Gandhi zum Standing Man

Protestiert worden ist schon immer, aber in den letzten Jahren gehen immer mehr Menschen auf die Straße. Allein in Berlin gibt es durchschnittlich elf Demonstrationen pro Tag. Welche Formen von Protest sind wirksam?

Stand: 19.06.2013

  • 12. März 1930
    Mahatma Gandhi marschiert mit seinen Anhängern 1930 ans Meer. | Bild: picture-alliance/dpa

    12. März 1930

    Der lange Marsch zum Meer

    Protest ohne Gewalt und laute Töne – das predigte Mohandas Karamchand ("Mahatma") Gandhi. Mit zivilem Ungehorsam setzen er und seine Anhänger Zeichen. Eines dieser Zeichen: der „Salzmarsch“. Fast 400 Kilometer Marsch bewältigen Gandhi und Tausende Anhänger, um gegen das Salzmonopol der Briten zu protestieren. Ihr Ziel: das Meer. Dort hebt Gandhi demonstrativ Salzstückchen auf. Gesetzlich ist das von der Kolonialregierung verboten. Nur die Briten dürfen Salz gewinnen. Der Protest ist symbolisch, aber setzt Zeichen.

  • 1. Dezember 1955
    Rosa Parks wird als Bürgerrechtlerin geehrt. | Bild: picture-alliance/dpa

    1. Dezember 1955

    Sitzenbleiben als Widerstand

    Auch beim Busfahren herrscht 1955 in den USA Rassentrennung. Die vordersten Plätze sind in der Stadt Montgomery nur für Weiße reserviert, auch die mittleren Plätze müssen geräumt werden, sobald ein Weißer da ist. Rosa Louise Parks bleibt an diesem Tag dort sitzen. Es ist kein lang geplanter Massenprotest. Rosa Parks ist allein und auf dem Heimweg von der Arbeit. Sie wird verhaftet und bekommt später eine Geldstrafe. Durch ihren passiven Widerstand ermutigt sie aber andere. Boykotts folgen – am Ende wird die Rassentrennung in den Bussen aufgehoben.

  • 30. April 1977
    Wo sind unsere Kinder? Das wollen argentinische Mütter von der Militärjunta erfahren. | Bild: picture-alliance/dpa

    30. April 1977

    Der stumme Marsch der Mütter

    Während der argentinischen Militärdiktatur werden zigtausende Menschen verschleppt und getötet. Die Mütter bleiben ohne irgendeine Spur von ihren Kindern zurück. An jenem Tag im Jahr 1977 versammeln sie sich das erste Mal. Um auf das Schicksal ihrer Kinder aufmerksam zu machen, umrunden die Mütter stumm den “Plazo de Mayo“. Stehenbleiben dürfen sie nicht, sonst würde die Aktion als illegale Demonstration gelten. Jeden Donnerstag wird sich das Ritual wiederholen. Immer mehr „Madres de Plazo de Mayo“tragen weiße Kopftücher, halten Bilder ihrer Kinder in der Hand.

  • 6. Dezember 1992
    Protest gegen Fremdenhass nach dem Brandanschlag von Mölln 1992.  | Bild: picture-alliance/dpa

    6. Dezember 1992

    Stille Messe gegen Ausländerhass

    Eine brennende Kerze bringt eine neue Protestform nach Deutschland. 1992 erschütterten Anschläge auf Ausländerunterkünfte die Öffentlichkeit. Und die reagiert. Der Protest kommt ohne große Reden aus, aber mit einer großen Geste – der Lichterkette. Bei der ersten Kundgebung in München sind um die 400.000 Leute. Sie zeigen Ihre Solidarität mit den Opfern, protestieren gegen Ausländerfeindlichkeit. Es ist ein Bild, das man eher aus Kirchen kennt. Heute ist die Lichterkette als friedliche Protestform etabliert.

  • 17. Juni 2013
    Ein Mann steht still, um gegen die Regierung zu protestieren | Bild: picture-alliance/dpa

    17. Juni 2013

    Ein Mann steht still

    Am Anfang ist es einer, der am Taksim-Platz in Istanbul stehen bleibt. Ein türkischer Choreograph steht Stunden lang still – eine neue Form des Protests ist geboren. Bald findet der "Duran Adam", der „Stehende Mann“ Nachahmer, die stehenbleiben wie mahnende Statuen. Erst in Istanbul, dann auch in anderen türkischen Städten protestieren die Menschen so stumm gegen die türkische Regierung. Die Medien berichten, der Standing Man".


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