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Philosophie des Geldes Zum Hauptwerk Georg Simmels

Woher rührt die diabolische Rolle des Geldes? Der Soziologe Georg Simmel zeigt auf, wie die moderne Geldwirtschaft Eigendynamik entwickelt, alte Traditionen zerstört und von uns geradezu in die Sphäre des Göttlichen gerückt wird.

Stand: 07.06.2013

Der Soziologe Georg Simmel | Bild: picture-alliance/dpa

Geld trennt zwischen Oben und Unten

Geld als Münzen oder Scheine ist wertlos - dennoch messen wir ihm größte Bedeutung bei und schenken ihm Vertrauen. Jeder strebt nach Geld und will, selbst wenn er viel davon hat, immer noch mehr besitzen. Moral und Gesetz werden, wenn es darum geht, große Vermögen anzuhäufen, nicht selten ausgeblendet. Manch Superreicher frönt einer maßlosen Geldgier und bedauert wohl nur, dass er sich kein ewiges Leben kaufen kann.

Ein Berg von Zwei-Euromünzen | Bild: WDR

Die "systemrelevanten" Banken sind ungeachtet aller Krisen und staatlicher Hilfspakete nach wie vor groß und mächtig. Sie nehmen ungeniert Einfluss auf die Politik, ihre Vorstände und Führungskräfte erhalten obszön hohe Einkommen. Noch 2008, im Jahr ihrer Pleite, schüttete die Hypo Real Estate (HRE) ihren Managern Bonuszahlungen in Höhe von 25 Millionen Euro aus.

Geld - es ist wichtig, weil wir es begehren

Als virtuelles Buchgeld vermehrt sich Geld ohne jeden direkten Bezug zu den Waren wie von selbst und wird immer mehr - bis die Blase platzt. Diese Analyse stammt nicht aus der Zeit der Finanzkrise 2008/09, sie ist über hundert Jahre alt. Georg Simmel, einer der Gründungsväter der deutschen Soziologie, hat sie in seinem Werk "Philosophie des Geldes" (1900) entwickelt. Darin stellt er die provokante These auf, dass Geld, eigentlich ein profanes Mittel zur Abwicklung des ökonomischen Verkehrs, in den modernen Gesellschaften mehr und mehr zum "Gott" geworden ist. Geld, so Simmel, durchdringt alles, es hat sich zum Selbstzweck aufgeschwungen.

Wie ist das heute? In der Sendung stehen aktuellen Bildern und Aussagen von Börsenmaklern, Finanzbeamten, Spielern und weiteren Protagonisten die Thesen Simmels ungefiltert gegenüber und belegen die Aktualität seines Denkens.


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