Schulfernsehen


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Jüdisches Leben im Bund mit Gott Der Schatz in der Synagoge

Beim Besuch einer Synagoge erfahren Sophia und Joseph, was es für die Juden heißt, im Bund mit Gott zu leben. Sie lernen die Bedeutung der Thora, des Talmuds und der Festtage kennen und ergründen so das "Geheimnis von Kraft und Liebe".

Von: S. Demmelhuber & V. Eklkofer, ein Film von Ergün Cevik

Stand: 15.03.2013

Sophia und Joseph vor der Münchner Synagoge | Bild: BR

Joseph erwacht aus einem Albtraum: Bilder von brennenden Häusern, zerbombten Städten und nationalsozialistischem Terror haben ihn erschreckt. Er sucht Trost bei seiner Schwester Sophia und erzählt, dass im Traum sogar die Sonne zu ihm gesprochen und gesagt habe: "Wer andere bekämpft, bekämpft sich selbst." Sophia meint, die Sonne habe ihm mit diesem Ausspruch das "Geheimnis von Kraft und Liebe" offen gelegt. Für Joseph bleiben die Worte dennoch ein Rätsel. Daher beschließt Sophia, ihm ein Haus zu zeigen, das den Schatz dieses Geheimnisses hütet.

Schatzhaus des Glaubens

Sophia führt Joseph anderntags auf den Jakobsplatz in München. Hier steht Ohel Jakob, die neue jüdische Hauptsynagoge. Um das Geheimnis von Kraft und Liebe schützen zu können, ist Ohel Jakob – das Zelt Jakobs – im Sockelbereich wie eine trutzige Burg gebaut. Oben aber stellt ein lichtes Dach die Verbindung zum Himmel her.

Das Tor geht auf. Rabbiner Elias Dray, der es von innen geöffnet hat, begrüßt die Geschwister und erklärt, was die fremd aussehenden Lettern auf den Torflügeln bedeuten: Es sind die ersten Buchstaben des Hebräischen Alphabets und zugleich die ersten Buchstaben der Zehn Gebote.

Joseph und Sophia besichtigen das Innere der Synagoge. "Sie ist ein Ort der Versammlung und des Gebets", sagt der Rabbiner: "hier feiern wir und hier leben wir unser Judentum."

Anschließend öffnet Rabbiner Dray den Thoraschrein. Er birgt das sakrale Zentrum der Synagoge. Hier wird das schriftlich offenbarte Wort Gottes, die Thora aufbewahrt. "Sie ist eine Lehre des Lebens und sagt uns Juden, wie wir uns verhalten sollen", erläutert Elias Dray.

Israels Bund mit Gott

Bilder, die den im Buch Exodus geschilderten Auszug aus Ägypten illustrieren, begleiten eine kurze Zusammenfassung dieser zentralen biblischen Erzählung. Joseph und Sophia lernen, wie Moses von Gott den Auftrag erhielt, sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft zu führen und wie der Pharao bestraft wurde, als er sich dem Willen Gottes widersetzte. Der Rabbiner erklärt den Geschwistern, warum gerade diese Überlieferung für das Judentum so wichtig ist: "Am Ende dieser Geschichte schenkt Gott Moses und seinem Volk Regeln. Und die stehen in der Thora. Moses und sein Volk versprechen Gott, diese Regeln und seine Lehre zu befolgen. Dies nennen wir Juden unseren Bund mit Gott."

Die Rettungstaten Gottes: Jüdische Fest- und Feiertage

Anschließend erläutert Rabbiner Dray die Bedeutung des Schabbat: "Damit wir uns ausruhen können, hat Gott uns einen Ruhetag geschenkt. An diesem Tag haben wir Zeit, um über unser Leben nachzudenken."

Dass das Judentum nicht nur strenge Gebote und Verzicht, sondern auch ausgelassene Fröhlichkeit kennt, zeigt das Purim-Fest: "Purim ist ein Fest, an dem wir uns verkleiden und uns ebenfalls an eine Erzählung unserer Geschichte erinnern. Wir lesen diese Geschichte und machen immer Krach, wenn darin der Name Haman vorkommt. Es ist lange her, da war Haman der oberste Minister eines Königs. Wir mussten wegen ihm um unser Leben fürchten. Aber wir wurden gerettet, und Haman und seine Leute gingen unter."

Das Gedächtnis eines Wunders

Auch das Lichterfest Chanukka erinnert an ein Wunder, das den Juden widerfuhr, als der geschändete Tempel neu geweiht wurde: "Damals ist das griechische Volk in unser Land eingedrungen und hat den Tempel entweiht. Und so nahmen uns die Eindringlinge auch unseren Tempel weg und alles, was darin war. Wir zünden an Chanukka acht Tage lang Kerzen an. Wir hatten damals fast kein reines Öl mehr, um das heilige Licht für Gott anzuzünden, denn das hatte man uns ja weggenommen. Nur ganz wenig war noch geblieben. Und da geschah etwas, was wir ein Wunder nennen: Ein Licht, das nur Öl für einen Tag hatte, brannte acht Tage lang! Und genau so, wie dieses wenige Licht immer mehr wurde, ist unser Glaube an Gott wieder stark geworden. So konnte die Thora, unser Schatz, gerettet und bis heute weiter gelehrt werden. An Chanukka feiern wir, dass wir unsere Unterdrücker vertreiben und den Tempel wieder Gott weihen konnten. Chanukka ist also auch das Fest, an dem wir unseren Tempel neu eingeweiht haben."

Das Geheimnis der Synagoge

Mit einigen Erläuterungen zur Thora und zum Talmud endet der Besuch. Im Talmud findet Rabbiner Dray eine Stelle, die die ganze Lehre der Thora zusammenfasst: "Was du hasst, das tu deinem Freund nicht an." Jetzt hat Joseph verstanden, welchen Schatz die Synagoge im Geheimnis von Kraft und Liebe hütet.


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