Golden Gate Bridge Architektentraum in Orange-Rot
Sie ist die bekannteste Hängebrücke der Welt: die Golden Gate Bridge. Seit 75 Jahren trotzt sie der salzigen Gischt, Erdbeben und Verkehrsstaus und sie ist die einzige Brücke weltweit, die in "International Orange" angestrichen ist.
Eine Brücke über die rund zwei Kilometer breite Meerenge an der Bucht vor San Francisco? Werden die Pylonen der tückischen Strömung überhaupt standhalten? Wie viel wird das Ganze kosten? 20 Millionen US-Dollar? 50 Millionen oder gar 100 Millionen? Welche Farbe soll die Brücke haben? Grau, schwarz-gelb gestreift oder doch orange-rot? Wenn man die Einwohner von San Francisco im Jahr 1933 nach der Golden Gate Bridge gefragt hätte, hätte sich damals wohl kaum einer vorstellen können, dass dieses gigantische Bauvorhaben tatsächlich funktionieren könnte.
"Die Bucht sah viel zu groß aus, als dass man sich eine Straße in der Luft von der einen zur anderen Seite vorstellen konnte."
Nancy Kent Danielson, Zeitzeugin
Überfüllte Fähren
Schon in den 1870er-Jahren gab es die ersten Pläne für eine Brücke über die Golden Gate - die Meerenge vor San Francisco. Doch die wagemutigen Pläne waren ihrer Zeit voraus. Die 1,6 Kilometer weite Strecke war mit der damaligen Technik nicht zu überwinden. Es blieben nur Fähren, um die Bucht zu überqueren. San Franciso war eine aufblühende, schnell wachsende Stadt, und zur Zeit des Ersten Weltkriegs waren die Kapazitäten der Fähren erschöpft. Erneut wurden die Brückenbaupläne aus der Schublade geholt, maßgeblich angetrieben vom späteren Chefingenieur der Golden Gate Bridge, Joseph Strauss.
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Interaktive Karte: Die Golden Gate Bridge
"Es brauchte zwei Jahrzehnte und 2.000 Millionen Worte, um die Leute vom Nutzen der Brücke zu überzeugen."
Joseph Baermann Strauss, Chefingenieur der Golden Gate Bridge
Schnell war klar: Nur eine Hängebrücken-Konstruktion kann die rund zwei Kilometer lange Strecke überspannen. Geplant wurde die Brücke von Charles Alton Ellis. Er und Joseph Strauss zerstritten sich aber während des Projekts, Charles Ellis wurde entlassen, sein Name wurde von Joseph Strauss aus allen Dokumenten gelöscht. Erst zum 70-jährigen Bestehen der Brücke wurde Charles Ellis von der Brückenbehörde posthum als eigentlicher Konstrukteur der Golden Gate Bridge gewürdigt.
Gewagte Konstruktion
Die Brückenkonstruktion war seinerzeit einmalig, die Golden Gate Bridge ist sehr lang und sehr breit (27 Meter). Sie kann im Wind gute acht Meter hin und her schwingen und wird bei voller Belastung rund fünf Meter nach unten durchgedrückt. Diese Flexibilität erst macht ihre Stabilität aus. Bis heute musste sie nur drei Mal wegen schwerer Stürme geschlossen werden.
Die Golden Gate Bridge in Zahlen
Baukosten: damals rund 33 Millionen US-Dollar
Gesamtlänge: 2.727 Meter mit An- und Auffahrt
Länge der Hängetrasse zwischen den beiden Pylonen: 1.280 Meter
Breite: 27 Meter
Höhe über der mittleren Wasseroberfläche: 67 Meter
Durchmesser der Hauptkabel: 92 Zentimeter
Anzahl der Drähte in jedem Hauptkabel: 27.572
Gewicht des verwendeten Stahls: 75.293 Tonnen
Joseph Stauss trieb das Projekt maßgeblich voran, setzte sich gegen den heftigen Widerstand von Fährleuten durch, überzeugte skeptische Geldgeber und Politiker. Für den "Spottpreis" von rund 33 Millionen US-Dollar stellte er mit 1.500 Arbeitern innerhalb von nur vier Jahren die Golden Gate Bridge in die Meerenge.
Eröffnung nur für Fußgänger
Am 27. Mai 1937 war die feierliche Eröffnung der damals längsten Brücke der Welt. Mit dabei war Nancy Kent Danielson mit ihrer Zwillingsschwester und ihren Eltern. Am ersten Tag war die Brücke nur für Fußgänger geöffnet und 200.000 Menschen kamen, um sich die neue Brücke anzusehen, darüber zu gehen und 50.000 Hotdogs zu essen. Über eine Woche lang wurde die Brücke in San Francisco gefeiert.
"Sie ist nicht nur ein strukturelles Wunder, sie ist ein wahres Kunstwerk. Man fragt sich, wie die Erbauer einfach alles richtig hinbekommen haben. Die Brücke mit ihrer großartigen Farbe ist eine zeitlose Schönheit."
Nancy Kent Danielson, Zeitzeugin
Heute passieren täglich 6.000 Radfahrer, 10.000 Fußgänger und 110.000 Fahrzeuge die Brücke. Schon lange ist sie nicht mehr die längste Brücke der Welt. Aber sicherlich eine der schönsten Brücken.
Exklusives Orange-Rot
Die Golden Gate Bridge ist bekannt für ihre außergewöhnliche, orange-rot leuchtende Farbe. Ingenieur Joseph Strauss hatte ursprünglich für ein langweiliges Grau plädiert, die Marine für ein gut sichtbares Schwarz-Gelb. Durchgesetzt hat sich am Ende der Architekt Irving Foster Morrow. Er war verantwortlich für das ästhetische Design der Brücke. Er gestaltete das Beleuchtungssystem und entschied sich für die grellrot-orange Brückenfarbe „International Orange“, die im Grunde genommen nur eine Rostschutzfarbe ist. Denn die feuchte, salzige Luft vom Meer setzt der Brücke unaufhörlich zu, Rost ist heute ein größerer Feind für die Brücke als Erdbeben oder Stürme.
Kampf gegen den Rost
"International Orange"
Die Mischung aus 69 Prozent Magenta, 6 Prozent Schwarz und reichlich Gelb ergibt „International Orange“. Die Rostschutzfarbe wird ausschließlich für den Anstrich der Golden Gate Bridge produziert.
40 Mann im Dauereinsatz
Dennis "Rocky" Dellarocca und sein Team sind täglich im Einsatz, mit Pinseln, Sprühgeräten und allerlei Werkzeug.
Salzige, feuchte Luft
"Es gibt eine Menge Stahl, um den wir uns kümmern müssen. Wir arbeiten jeden Tag, es sei denn, es ist zu nebelig oder zu feucht. Mal bin ich fast 230 Meter hoch über dem Wasser auf der Turmspitze, mal hängen wir unter der Trasse. Die salzige, nasse Luft greift ständig die Brücke an, Rost ruht nicht."