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Giftige Eibe Der Baum des Todes

Viele Mythen und Geschichten ranken sich um die Europäische Eibe, deren Baumteile fast alle giftig sind. In der Vergangenheit wurde sie rigoros abgeholzt. Deswegen ist sie nur noch an wenigen Orten in nennenswerter Zahl zu finden.

Stand: 15.01.2024 | Archiv

Die tödlichen Waffen, die aus dem Holz der Eibe geschnitzt wurden, brachten ihr angeblich den Beinamen "Baum des Todes". Schon die Gletschermumie Ötzi trug einen Bogen aus Eibenholz. Vielleicht waren es aber auch der Respekt vor der Giftigkeit der Pflanze und ihr etwas düsteres Erscheinungsbild, welche ihr diesen Titel bescherten.

Der Eibenbaum zwischen Mythos und Aberglaube

Die Eibe gilt als heilig und wurde deshalb häufig auf Friedhöfen gepflanzt.

Jede Menge mystischer Geschichten und Aberglauben ranken sich um die Eibe. Die Kelten verehrten den Baum als heilig und die Germanen nutzten seine Zweige, um Dämonen und bösen Zauber abzuwehren. So soll sich der Teufel vor dem Gewächs gefürchtet haben. Deshalb wurde die Eibe als Schutz für die Toten auf vielen Friedhöfen angebaut.

Die Europäische Eibe gedeiht im Schatten

Die Europäische Eibe (Taxus baccata), auch Gemeine Eibe genannt ist in ihrer Gestalt sehr variabel. Ob sie zu einem Baum heranwächst oder ein Strauch bleibt, hängt davon ab, wo ihr Standort ist. Die Eibe wächst sehr langsam und kann ein hohes Alter erreichen. Sie hat vielfältige Überlebensstrategien entwickelt, um mit den wesentlich höheren Buchen, Fichten und Tannen konkurrieren zu können. Zum Beispiel verträgt sie mehr Schatten als alle anderen Bäume in Mitteleuropa. Auch aus einem gefällten oder abgebrochenen Stamm kann sie neu austreiben.

Die Eibe ist beliebt als Hecke

Seit der Renaissance wird die Eibe aber auch gerne zur Gartengestaltung verwendet - zum Beispiel als Hecke, weil sie sich gut in Form schneiden lässt und immer grün ist.

Wie giftig sind die Eibe und die Eibenbeeren für Mensch und Tier?

Die Eibe ist der einzige bei uns heimische Nadelbaum, bei dem fast alle Teile giftig sind. Nur das Fruchtfleisch des leuchtend roten Samenmantels der Eibe ist genießbar, während die Samen das giftige Taxin enthalten. Beim Menschen führt schon eine geringe Menge zu Atemlähmung und Herzversagen.

Für viele Säuger kann der Genuss von Eibe (vor allem Nadeln und Samen) ebenfalls tödliche Folgen haben. Das bestätigt auf Nachfrage die Bundestierärztekammer. Gefährdet sind vor allem folgende Nutz- und Haustiere: Pferde, Rinder sowie Kühe, Schweine, Katzen, Hunde, Hasen, Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen, Ratten, Mäuse und Landschildkröten. Rehe, Hirsche und Ziegen vertragen das Alkaloid sowie manche Vögel, zum Beispiel Grünfink, Kohlmeise, Kleiber und Spechte.

Die Eibe steht unter Naturschutz

Vor wenigen Jahren gehörte die Eibe laut der Roten Liste zu den gefährdeten Arten. Inzwischen hat sie sich etwas erholt und findet sich auf der Vorwarnliste. Deshalb steht sie in Deutschland auch unter Naturschutz. 

Das Holz der Eibe: im Spätmittelalter perfekt für Waffen

Ein Grund für den mäßigen Bestand der Eibe ist die jahrhundertelange Übernutzung durch den Menschen. Im Spätmittelalter war das harte und gleichzeitig elastische Eibenholz für den Bogen- und Armbrustbau sehr gefragt. Besonders in England, der Heimat des Englischen Langbogens, war die Nachfrage groß. Ohne Rücksicht wurden die Eiben abgeholzt. 1568 waren zum Beispiel in Bayern die Wälder erschöpft: Herzog Albrecht musste erklären, dass es in Bayern keine einzige Eibe mehr gebe, die man fällen könnte.

Eibenholz: ideal für Musikinstrumente, lebensbedrohlich für Pferde

Auch als Material für Musikinstrumente war die Eibe sehr beliebt. Während der Renaissance entwickelte sich Füssen im Allgäu zum Zentrum der Lautenmacherkunst. Das lag unter anderem an den Eibenwäldern am Lech, die es damals noch gab. Auch Pferdehalter dezimierten die Eiben. Sie rotteten den Baum entlang der Fuhrwege aus, denn schon 100 bis 200 Gramm der Nadeln oder Rindenstücke führen bei einem Pferd zum Tod.

Ein Eibenwald im Naturschutzgebiet Pfaffenwinkel

Im Paterzeller Eibenwald stehen mehr als 2.000 alte Eiben.

Der Bestand der Eibe wird auch durch Schutzgebiete gewährleistet - wie zum Beispiel dem Paterzeller Eibenwald, der südwestlich von München in der Nähe des Klosters Wessobrunn liegt. Er ist eines der ältesten Schutzgebiete Deutschlands. Bereits 1913 wurde der Wald zum "staatlichen Naturdenkmal" erklärt. Das geschützte Areal ist inzwischen fast 90 Hektar groß, was ungefähr 120 Fußballfeldern entspricht.

Mehr als 2.000 alte Exemplare der Europäischen Eibe stehen dort. Sie bilden einen der größten Eibenwälder in Deutschland. Der Wald besteht allerdings nicht ausschließlich aus knorrigen Eiben, sondern auch aus Laub- und anderen Nadelbäumen.

Sendungen über die Eibe:


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