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Braunbär oder Problembär Wenn Bären zu Besuch nach Bayern kommen

Erst zweimal hat der Braunbär bislang versucht, seine alte Heimat Bayern wieder zu erobern. Für Bruno, alias JJ1, endete der Besuch tödlich. Im Jahr 2006 wurde das Tier erschossen. 13 Jahre dauerte es, bis der nächste Bär nach Bayern kam.

Stand: 24.10.2019

Bären hatten es schon immer schwer bei uns. Die Angst des Menschen vor dem imposanten Wildtier war größer als die Verehrung, die sich zum Beispiel in Wappen widerspiegelt. Diese Angst, aber auch die Jagdleidenschaft des Menschen, führten zu einer erbarmungslosen Verfolgungsjagd. Erschwerend kam für den Bären hinzu, dass durch Zersiedlung und Kultivierung in unserer Landschaft immer weniger Platz für ihn war. Im Jahr 1835 wurde dann im oberbayerischen Ruhpolding der letzte Bär in Deutschland erschossen. Rund 50 Jahre später ging es übrigens auch den Wölfen an den Kragen. Bis zum Jahr 2006 war Bayern bärenfrei, dann kam Bruno:

Braunbär Bruno sorgt 2006 für Aufruhr

2006 tauchte zum ersten Mal wieder ein Bär in Bayern auf, gut 170 Jahre nach dem Abschuss des letzten Bären. Bruno alias JJ1 tappte aus Italien herüber - und sorgte gleich für viel Aufregung: Am 20. Mai 2006 wurde der Braunbär erstmals in Bayern gesichtet und zeigte wenig Menschenscheu. Was dann folgte, zeigt, dass Bayern nicht auf einen Bären-Besuch eingerichtet war. Nach vergeblichen Fangversuchen wurde Braunbär Bruno am 26. Juni 2006 abgeschossen. Seither gilt der Braunbär in Deutschland wieder als ausgestorben.

Der nächste Bär in Bayern

Im Juni 2019 tappte in Tirol nahe der deutschen Grenze ein Bär in eine Fotofalle, in der Nacht auf den 23. Oktober wurde dann vermutlich der gleiche Bär im Landkreis Garmisch-Partenkirchen fotografiert. Ein scheues Jungtier, das nicht so problematisch wirkt wie dereinst Bruno, so das Landesamt für Umwelt.

Theoretisch kann jederzeit wieder ein Braunbär nach Bayern kommen. Während Weibchen eher sesshaft sind, wandern vor allem junge Männchen weite Strecken. Einzelne Tiere kommen aus dem 120 Kilometer entfernten Trentino, Italien, oder Slowenien immer wieder in die Nähe unserer Grenzen. Im unmittelbaren Umfeld Bayerns leben derzeit aber keine Bären dauerhaft.

Verbreitungsgebiete des Braunbären in Europa

Bären in Österreich

Tatzenabdruck eines Bären

Österreich versucht seit Jahrzehnten, dem Braunbär wieder eine Heimat zu sein. 1972 wanderte ein Bär aus dem damaligen Jugoslawien ein und siedelte sich in der Ötscherregion an. 1989 wurde ihm ein Weibchen aus Kroatien zugesellt - mit Erfolg: Über mehrere Jahre hinweg entstand eine kleine heimische Bärenpopulation von etwa 25 bis 30 Tieren. Doch seit August 2010 ist der kleine Bärenbestand wieder verschwunden. In Kärnten werden lediglich pro Jahr zwei bis vier männliche nicht-heimische Bären nachgewiesen. Meist handelt es sich um wandernde Individuen aus Italien oder Slowenien.

Wo Bären Platz finden

Im italienischen Trentino lebt eine kleine Gruppe von etwa 50 Bären, eine weitere Bärenpopulation ist im Abruzzen-Nationalpark bekannt. In den französischen Pyrenäen kommen vereinzelte Braunbären vor, ebenso in Spanien. Einige hundert Tiere leben in den skandinavischen Ländern.

Im Osten Europas konnten die Bären Fuß fassen: Einige tausend Bären streifen durch Rumänien, und Russland bietet weit über 100.000 Braunbären Platz. Doch auch dort scheinen die Zahlen rückläufig zu sein. Weltweit gibt es so wenig Braunbären, dass die Art bedroht ist und unter strengem Schutz steht - auch bei uns.

Wildtiermanagement - Für den Bäreneinzug gewappnet

Platz für Bären gäbe es genug: Die Alpenregionen Bayerns, Österreichs, Italiens und der Schweiz bieten über tausend Braunbären Platz, zeigen Studien von Tierschützern. Jedoch nur, wenn auch die menschlichen Alpenbewohner mit dem neuen Nachbarn auskommen. Bruno sorgte zumindest für ein erstes Umdenken: Ein Wildtiermanagement soll seither dafür sorgen, dass der Bär - wie auch Wolf und Luchs - in Zukunft Bayern gefahrlos betreten kann. Gefahrlos für ihn und uns.

Für ein länderübergreifendes Wildtiermanagement gibt es die Alpenkonvention, der acht Länder beigetreten sind: Deutschland, Österreich, die Schweiz, Slowenien, Frankreich, Italien, Liechtenstein und Monaco.

Managementplan Braunbären in Bayern - Stufe 1

Der Bärenmanagementplan regelt den Umgang mit Bären in Bayern. Darin werden Bären nach ihren Verhaltensweisen in verschiedene Kategorien eingeteilt. Ein Stufenplan regelt den Umgang mit auffällig gewordenen Bären. Auch der Abschuss ist als letzte Maßnahme im Plan vorgesehen. Weitere Themen des Bärenmanagementplans sind die Gestaltung des Monitorings, die Einrichtung des "Wildtierfonds", Projekte der Öffentlichkeitsarbeit und die Verteilung von Zuständigkeiten sowie Verhaltensregeln bei Kontakt mit einem Bären.

Weitere Informationen zu Braunbären:

Sie möchten Bären einmal aus der Nähe sehen? Im Nationalpark Bayerischer Wald gibt es regelmäßig Führungen im Tierfreigehege und geführte Touren durch einen abwechslungsreichen Bergmischwald - auf den Spuren des Bären.

Der Bund Naturschutz bietet Wildniscamps in verschiedenen Nationalparks an, unter anderem auch ein Bärencamp für Jugendliche.


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