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"Alternativer Nobelpreis" 2021 Vier Auszeichnungen für Courage

Sie schützen Mädchen vor sexualisierter Gewalt, wehren sich gegen Umweltzerstörung und verteidigen die Rechte Indigener: Die diesjährigen Träger des Right Livelihood Award stehen für den Schutz grundlegender Rechte. Heute wird der Preis übergeben.

Stand: 01.12.2021 09:00 Uhr | Archiv

Marthe Wandou, Right Livelihood Award-Preisträgerin 2021 | Bild: Right Livelihood

Insgesamt vier Preisträgerinnen und Preisträger werden in diesem Jahr mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Diese vier verbinde, dass sie sich nicht nur für Umweltschutz, Minderheiten oder Kinderrechte engagierten, sondern auch, dass sie andere ermutigten, dies ebenfalls zu tun, lautete die Begründung der Right Livelihood Stiftung.

Kampf gegen sexualisierte Gewalt

Right Livelihood Preisträgerin Marthe Wandou in Kamerun

Marthe Wandou aus Kamerun ist eine der Gewinnerinnen und Gewinner: Seit 30 Jahren setzt sie sich für die Rechte von Kindern, insbesondere von Mädchen im Norden Kameruns ein. Sie bekämpft sexualisierte Gewalt, fördert Bildungsangebote und bindet Gemeinden und Eltern in die Arbeit ein.

Die Gender- und Friedensaktivistin leiste nicht nur in ihrer Region eine wichtige Arbeit, so Ole von Uexküll, Vorsitzender der Stiftung. Vielmehr sei ihre Arbeit "ein Modell von globaler Bedeutung" - weil Wandou es trotz der terroristischen Aktivitäten, trotz der endemischen Gewalt gegen Mädchen schaffe, Kinder besser zu schützen. Und das, so von Uexküll, sei ein Modell, "das wichtig ist für die ganze Welt, beispielsweise für Länder wie Afghanistan. Es ist ein Modell, bei dem wir hoffen, dass es sich durch den Preis global verbreiten wird."

Im Fokus: Umweltschutz und Minderheitenrechte

Wladimir Sliwjak setzt sich in Russland für Umweltschutz ein.

Weitere Preisträger in diesem Jahr sind Wladimir Sliwjak, Mitbegründer der russischen Umweltschutzorganisation Ecodefense, die den zivilen Widerstand gegen die Kohle- und Atomindustrie in Russland gestärkt habe. Außerdem wird die indische Organisation LIFE (Legal Initiative for Forest and Environment) ausgezeichnet: ein Zusammenschluss von Juristinnen und Juristen, die Gemeinden vertreten, die beispielsweise die Abholzung von Wäldern verhindern wollen.

Freda Huson setzt sich in Kanada für Indigene ein.

Die vierte Preisträgerin ist Freda Huson aus Kanada, die sich für den Schutz indigener Gruppen einsetzt. Sie selbst ist weibliches Oberhaupt der indigenen Wet'suwetén: "Wir wollen vor allem die Aufmerksamkeit darauf richten, welche Ungerechtigkeiten in Kanada geschehen, wo unsere indigenen Völker von der Regierung gezwungen werden, ihr Land zu verlassen, um Platz für die Industrie zu machen."

Jeweils 100.000 Euro Preisgeld

Ritwick Dutta & Rahul Chowdhury, Mitbegründer von LIFE

Umweltschutz und Klimawandel sei ein immer wiederkehrendes Motiv bei den eingereichten Projekten und Aktivisten, so Stiftungsvorsitzender von Uexküll. Mit Blick auf die Klimakonferenz in Glasgow im November sagt er, es sei "unglaublich" zu sehen, "wie die fossile Energiewirtschaft immer weiter schreitet und versucht, neue Quellen aufzutun". Dabei sei doch klar, dass man nichts mehr davon verbrennen dürfe. Aber: Menschen wehrten sich dagegen vor Ort - und das sogar erfolgreich. Das, meint von Uexküll, "ist doch eine hoffnungsvolle Botschaft".

Für ihr Engagement bekommen alle vier Preisträgerinnen und Preisträger jeweils rund 100.000 Euro. Seit 1980 wird der Right Livelihood Award verliehen. In Deutschland ist er als "Alternativer Nobelpreis" bekannt, dabei hat er mit dem Original-Nobelpreis direkt nichts zu tun. Berühmteste Preisträger in den vergangenen Jahren waren Greta Thunberg und Edward Snowden. Die Verleihung ist für den 1. Dezember in Stockholm geplant, mit Gästen und Preisträgern - so derzeit der Plan.

Deutsche Preisträger des Right Livelihood Award

Preisstifter Jakob von Uexküll

Die Idee, einen Preis für den Schutz der Umwelt, für den Einsatz für Menschenrechte und den Frieden ins Leben zu rufen, hatte der ehemalige Europa-Abgeordnete Jakob von Uexküll (geb. 1944) in den 1970er-Jahren. Damals reiste er um die Welt, sah die Armut und Umweltzerstörung in den Ländern. Zurück in Stockholm schlug er dem Nobelkomitee vor, auch einen Preis für Umwelt und Entwicklung zu vergeben. Der Plan wurde abgelehnt. Doch von Uexküll hielt an seiner Vision fest, verkaufte seine wertvolle Briefmarkensammlung und gründete von dem Erlös über eine Million US-Dollar die Stiftung für Richtige Lebensführung, die bis heute den Right Livelihood Award vergibt. 

Spenden finanzieren Preisgeld

Jakob von Uexküll, Gründer des Alternativen Nobelpreises

Seit 1980 wurden zahlreiche Menschen und Initiativen aus der ganzen Welt gewürdigt. Die Feierlichkeiten in Stockholm finden meist einige Tage vor oder nach der Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember statt. Oft gibt es vier Preisträger, die sich das Preisgeld teilen. Manchmal wird noch zusätzlich ein Ehrenpreis (undotiert) vergeben. Ermöglicht wird die Unterstützung der Preisträger durch Spenden und Vermächtnisse.

"Der Right Livelihood Award will dem Norden helfen, eine Weisheit zu finden, die zu seiner Wissenschaft passt, und dem Süden, eine Wissenschaft zu finden, die seine alte Weisheit ergänzt."

Jakob von Uexküll


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