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Medizin-Nobelpreis 2013 Auszeichnung für Forscher aus Deutschland

Der Nobelpreis für Medizin oder Physiologie geht in diesem Jahr an James Rothman, Randy Schekman und den in Deutschland geborenen Thomas Südhof. Sie erhalten die Auszeichnung für ihre Entdeckungen zu Transportprozessen in Zellen.

Stand: 07.10.2013 | Archiv

Thomas Südhof, James Rothman und Randy Schekman | Bild: Stanford University, Columbia Univerisity, UC-Berkley; Montage: BR

Den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie erhalten in diesem Jahr drei Forscher, die das Rätsel gelöst haben, wie Zellen ihr Transportsystem organisieren. Jede Zelle ist eine Art Fabrik, die chemische Moleküle produziert und exportiert. Zellen produzieren beispielsweise Insulin und schicken es in die Blutbahn und sie senden Neurotransmitter zu anderen Zellen. Diese Moleküle werden in kleinen Paketen transportiert, die Vesikel genannt werden. Die drei ausgezeichneten Wissenschaftler haben entdeckt, nach welchen molekularen Prinzipien diese Pakete zur richtigen Zeit an den richtigen Ort in der Zelle gesandt werden.

Zellforscher aus Göttingen

Einer der Laureaten ist Thomas Südhof. Er wurde 1955 in Göttingen geboren und hat dort auch studiert. Heute forscht er an der US-Eliteuniversität Stanford. Der Wissenschaftler hat gezeigt, wie Signale Vesikel anweisen, ihre Fracht präzise abzuliefern. James Rothman ist Professor an der Yale University im US-Staat Connecticut. Er hat den Eiweiß-Mechanismus enträtselt, der es Vesikeln erlaubt, mit ihren Zielen zu verschmelzen, um ihre Fracht zu übertragen. Randy Schekman lehrt an der Berkeley-Universität in Kalifornien. Er hat einen Satz von Genen entdeckt, die für den Vesikeltransport notwendig sind.

Rund 920.000 Euro Preisgeld

Die Preisträger wurden vom Nobelpreis-Komitee am Karolinska-Institut in Stockholm bekanntgegeben. Jeder der Nobelpreise ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen dotiert, das sind umgerechnet rund 920.000 Euro.

Medizin-Nobelpreisträger von einst

Mit dem ersten Nobelpreis für Medizin wurde 1901 ein Deutscher ausgezeichnet: Emil von Behring. Er bekam ihn für seine Erfolge in der Serumtherapie, die im Kampf gegen die Diphtherie entscheidende Fortschritte brachte.

Vor Thomas Südhof war zuletzt im Jahr 2008 ein deutscher Wissenschaftler ausgezeichnet worden: Der Heidelberger Tumorforscher Harald zur Hausen. Dank seiner Arbeit kann dem Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, der von humanen Papillomviren hervorgerufen wird, mittels einer Impfung vorgebeugt werden. Ebenfalls unter den Prämierten: die erste deutsche Nobelpreisträgerin.

Chronik: Medizin-Preisträger der vergangenen Jahre

  • 2012: Der Japaner Shinya Yamanaka und der Brite John Gurdon für ihre Entdeckung, wie sich reife, spezialisierte Körperzellen in unreife, pluripotente Zellen umprogrammieren lassen.
  • 2011: Der US-Forscher Bruce A. Beutler, der Franzose Jules A. Hoffmann und der Kanadier Ralph M. Steinman haben mit ihren Forschungen Schlüsselprinzipien der körpereigenen Immunabwehr aufgeklärt.
  • 2010: Der Brite Robert Edwards brachte die erste künstliche Befruchtung einer menschlichen Eizelle im Reagenzglas zustande - und schuf damit das erste "Retortenbaby".
  • 2009: Die US-Amerikaner Elizabeth H. Blackburn, Carol W. Greider und Jack W. Szostak haben herausgefunden, was Zellen altern lässt und dabei das "Jungbrunnen"-Enzym entdeckt.
  • 2008: Der Heidelberger Tumorforscher Harald zur Hausen für die Entdeckung der Papilloma-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie die Franzosen Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des Aidserregers HIV.
  • 2007: Die US-Forscher Mario R. Capecchi und Oliver Smithies sowie der Brite Martin J. Evans für ihre Technik, bei Versuchsmäusen gezielt Gene auszuschalten
  • 2006: Die US-Forscher Andrew Z. Fire und Craig C. Mello für eine
  • Technik, mit der sich Gene gezielt stumm schalten lassen.
  • 2005: Barry J. Marshall und J. Robin Warren (beide Australien) für die Entdeckung des Magenkeims Heliobacter pylori und dessen Rolle bei der Entstehung von Magengeschwüren.
  • 2004: Richard Axel und Linda Buck (beide USA) für die detailgenaue Enträtselung des Geruchssinns.
  • 2003: Paul C. Lauterbur (USA) und Sir Peter Mansfield (GB) für ihre Beiträge zur Anwendung der Kernspintomographie in der Medizin.
  • 2002: Sydney Brenner (GB), H. Robert Horovitz (USA) und John E. Sulston (GB) für die Erforschung des programmierten Zelltods als Grundlage zum Verständnis von Krebs, Aids und anderen Krankheiten.
  • 2001: Leland H. Hartwell (USA), Sir Paul M. Nurse (GB) und R. Timothy Hunt (GB) für Erkenntnisse über die Zellteilung, die neue Wege in der Krebstherapie ermöglichen.

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