ARD alpha Uni Als Philosophin zur Theaterpädagogik

Von: Sonja Vodicka

Stand: 16.07.2024

Cogito ergo sum - ich denke also bin ich, das ist der erste Grundsatz des Philosophen René Decartes. Doch reicht es aus diese und andere Denkgrundsätze zu verstehen und zu durchdringen, um tatsächlich Geld mit philosophischer Erkenntnis zu verdienen? Philosoph:in – ist das überhaupt ein Job? Alpha Uni zeigt dir, wo Philosoph:innen arbeiten, was ihre Tätigkeiten sind und wie die Gehaltsaussichten aussehen.

Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin | Bild: Bayerischer Rundfunk/picture alliance / Zoonar /BR/Oliver Höpfner/Linda Brotkorb

Voraussetzungen

In Deutschland kann man an 66 Hochschulen Philosophie studieren. Dabei hast Du eine riesige Auswahl zwischen 229 Studiengängen. Es gibt unterschiedliche Schwerpunkte. Vor allem im Master kannst Du Dich mit Studiengängen, wie z.B. Wissenschaftsphilosophie, angewandte Philosophie, Philosophie und Politikwissenschaften, Technik und Philosophie oder Wirtschaftsphilosophie, oder als Lehramtsstudium auf Deine Berufswahl vorbereiten.
Hochschulen, wie z.B. die Hochschule für Philosophie in München, bieten sogar eine berufsbegleitende Weiterbildung in Ethik-Philosophie an.
Philosophie zu studieren bedeutet, sich eingehend mit einer Vielzahl an Themen zu beschäftigen. Du solltest zum Beispiel bereit sein, Dich kritisch mit der Umwelt, Politik und Geschichte auseinanderzusetzen. Wenn Du Dich Fragestellungen etwa zur Sterbehilfe oder Gentechnik zuwendest, sind auch naturwissenschaftliche, rechtliche oder medizinische Themen relevant. Du solltest folglich über ein breites Allgemeinwissen verfügen und Dich ständig auf dem Laufenden halten, um die Diskussion zu bereichern.
Wenn Du Dir bereits in der Schule ein Grundlagenwissen in Fächern wie Ethik, Deutsch oder Geschichte angeeignet hast, fällt Dir der Stoff im Studium um einiges leichter. Mit Kenntnissen in Politik und Sozialwissenschaften rüstest Du Dich ebenfalls für das Philosophie Studium. Zusätzlich sind Sprachkompetenzen in Englisch hilfreich. Darüber hinaus sind Kenntnisse in jeder anderen Sprache sinnvoll, da Du die Texte im Original lesen kannst.

Studium über Umwege

Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Ich habe nach dem Abitur erst mal eine Schauspielausbildung begonnen und nach dieser Ausbildung hatte ich das Gefühl, dass ich noch einmal Lust hätte, Geisteswissenschaften zu studieren und dann bin ich wirklich über Umwege auf einen Text gestoßen von Albert Camus, aus dem Mythos des Sisyphos. Er hat mich so berührt, dass ich überlegt habe, den Studiengang zu wechseln. Das habe ich dann auch gemacht. Ich bin dann nach Kassel gegangen und habe da den Bachelor in Philosophie mit dem Nebenfach Französisch angefangen und beendet."

Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin

Diese Skills brauchst du als Philosoph:in

Philosophie studieren, heißt vor allem viele Texte lesen. Im Studium setzt Du Dich mit einer Vielzahl an Schriften auseinander, die Du in Seminaren diskutierst. Du solltest genug Ehrgeiz besitzen, um möglichst viele Werke zu lesen und auch schwierige Wörter nachzuschlagen, bis Du den Sinn des Textes erfasst. Das Fach Philosophie setzt ein großes Interesse an der Materie voraus. Wenn Dich nur die französischen Aufklärer interessieren, Dir bei der griechischen Antike jedoch die Augen zufallen, solltest Du Deine Studien- und Berufswahl noch einmal überdenken.

Prinzipiell solltest Du Dich mit diesen Eigenschaften für die Philosophie wappnen:

  • Gute Deutsch- und Englischkenntnisse
  • Grundaffinität für abstraktes Denken
  • "Sitzfleisch" beim Lesen und Lernen
  • Leidenschaft und Interesse fürs Lernen und neue Erkenntnisse
  • Logisches und kritisches Denken
  • Keine Scheu vor großen Namen und dicken Büchern
  • Analytische Fähigkeiten
  • Eigenständige Gedanken formulieren können
  • Kulturelles, politisches und historisches Interesse

Taxifahren statt philosophieren?

Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Ich hatte Sorge in Bezug auf die Frage, wohin dieses Philosophiestudium mich eigentlich bringen wird, vor allem in den ersten Semestern, vor allem auch dadurch, dass die Philosophie Studierenden immer mit diesem Stereotyp zu kämpfen haben. Wir würden etwas studieren, mit dem man danach nur noch Taxi fahren könnte. Dadurch ist es schwierig, das durchzuziehen. Und ich glaube, weil ich immer versucht habe, Philosophie und andere Dinge, die mich begeistern, also zum Beispiel das Theaterspielen, miteinander zu verknüpfen, habe ich für mich auch einen Sinn darin gesehen, immer weiterzumachen."

 Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin

Karriere und Arbeitsfelder

Wer denkt, Philosophie sei eine brotlose Kunst, der irrt: Im Studium eignest Du Dir viele Fähigkeiten an, die Dich für eine Führungsposition qualifizieren. Philosophen lernen, Probleme von verschiedenen Standpunkten aus zu betrachten und abstrakte Theorien auf konkrete Fragen anzuwenden. Außerdem bist Du für Präsentationen gewappnet, da Du das freie Sprechen im Studium ausreichend geprobt hast.

Doch das Philosophie Studium allein verleiht Dir wenig Fachwissen, um eine Stelle zum Beispiel in der freien Wirtschaft anzutreten. Da Du als Philosoph:in immer erstmal Quereinsteiger bist, solltest Du Deinen Berufseinstieg rechtzeitig planen und Dich aktiv mit Praktika und Kontakten für das Berufsfeld, in das Du gehen möchtest, vorbereiten.

Als Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Philosophie stehen Dir vielfältige berufliche Möglichkeiten auch außerhalb einer akademischen Laufbahn offen.

Während des Studiums lernst Du, komplexe Sachverhalte verschiedenster Art in ihren Wesen zu erfassen, sprachlich zu strukturieren, institutionelle Zusammenhänge und kooperative Prozesse in ihrer allgemeinen Form und Zielorientierung zu verstehen, Problemstellungen systematisch auf Lösungsmöglichkeiten hin zu analysieren und zu präsentieren. Diese besonderen Fähigkeiten bereiten Dich auf Tätigkeiten in leitenden Positionen vor, in allen Berufen, in denen ein strukturiertes Projekt-Denken und schriftliche Darstellungen fundamental sind.

Derartige Tätigkeiten sind im Medienbereich, in kulturellen Organisationen, aber auch in Politik, Wirtschaft und Verwaltung zu finden. In folgenden Berufsfeldern kannst Du mit Deinem breiten Hintergrundwissen als Philosoph:in punkten:

  • Journalismus
  • Veranstaltungsmanagement im Kulturbereich
  • Erwachsenenbildung
  • Beratung
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Bibliotheks- oder Verlagswesen
  • Politische Organisationen
  • Verwaltung
  • Forschung

Du kannst natürlich auch in die Forschung gehen und eine von jenen Philosoph:innen werden, die nicht nur interpretieren, sondern verändern wollen. Dabei kannst du ja versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, denn wie sagte Karl Marx einst: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern."

"Ich nehme die Philosophie in meine Berufs-Praxis mit."

Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Ich glaube, dass jeder Mensch etwas mit philosophischen Fragen anfangen kann. Denn philosophische Fragen sind die Fragen: Wer bin ich? Was tue ich? Was soll ich tun? Aus dieser Haltung heraus und aus der philosophischen Praxis heraus, kann man das Gegenüber immer ernst nehmen und anerkennen, dass das Gegenüber ein Experte, eine Expertin des eigenen Lebens ist. Und somit kann ich immer etwas lernen von meiner Gruppe. Und das habe ich heute auch wieder gesehen, dass alle Beiträge der Schüler uns immer wieder weitergebracht haben. Das alles, dieses kollektive Wissen, uns verhalf Lösungen zu finden für Konflikte, die wir erst mal als Ensemble aufgezeigt haben. Und dieses gesammelte Wissen ist einfach ein unheimlicher Schatz."

 Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin

Projekt mehrWERT deluxe Du und ich für ein besseres Miteinander

Indre Bogdan,  Projektleiterin mehrWERT deluxe | Bild: mehrWERT deluxe/Indre Bogdan, mehrWERT deluxe

Das Projekt mehrWERT deluxe, welches Berlinweit an Schulen durchgeführt wird, startete 2023. In einem interaktiven Forum-Theaterstück werden drei Konfliktsituationen gespielt. Die Zuschauer*innen bringen Ideen ein, wie die Situation besser gelöst werden könnte, und probieren Handlungsalternativen für ein besseres Miteinander selbst auf der Bühne aus. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogrammes "Gesellschaftlicher Zusammenhalt - Vor Ort. Vernetzt. Verbunden" vom BAMF gefördert.
Projektleitung: Indre Bogdan

Gehalt

Da die wenigsten Absolvent:innen der Philosophie tatsächlich als „Philosophen“ oder „Philosophinnen“ angestellt werden, kann kein genaues Einkommen ermittelt werden.
Deshalb wird ein Entgelt für eine Sammlung ähnlicher Berufe angegeben, in der sich der ausgewählte Beruf gemeinsam mit anderen Berufen befindet. Das so ermittelte und angezeigte Entgelt ist für den gewählten Beruf nicht immer repräsentativ, je nachdem, wie hoch die Entgelt-Unterschiede zwischen den einzelnen Berufen in der Sammlung sind. Das mittlere monatliche Bruttoentgelt für den Beruf "Philosoph:in" in der Berufsgruppe "Geisteswissenschaften" beträgt 5.167 Euro. Das untere liegt bei 3.591 Eur und das obere beträgt 6.409 Euro.
Die Gehaltsmöglichkeiten hängen also vor allem von der individuellen Berufswahl ab. Da Du als Philosophie Absolvent:in in viele verschiedene Bereiche einsteigen kannst, unterscheiden sich auch die Gehälter stark. Wenn Du den Berufseinstieg über ein Volontariat wählst, musst Du anfangs mit 1.000 Euro bis 2.000 Euro brutto im Monat auskommen. Nach einigen Jahren im Beruf kannst Du jedoch mit mehr Geld rechnen. Als Lektor in einem Verlag verdienst Du monatlich etwa 4.200 Euro brutto. Im Journalismus und in der Erwachsenenbildung liegt die Spanne beim Gehalt bei 3.400 Euro bis 4.400 Euro brutto im Monat.
Quelle: Entgeltatlas Bundesagentur für Arbeit

"Das Philosophiestudium hat kein konkretes Berufsziel."

Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Das Paradoxe am Philosophiestudium ist, dass es ein Prozess ist, es ist Prozess orientiert und nicht zielorientiert. Am Ende muss aber auch ein Ziel sein. Man wird auch immer nach einem Ziel gefragt, was willst du denn nach deinem Philosophiestudium machen? Darauf hat man aber keine Antwort, und zwar bestenfalls keine Antwort, weil man ja das Philosophiestudium macht, um sich selbst zu finden, um Wege zu finden, vielleicht Wege zu gestalten, die es noch nicht gibt, weil dieser Studiengang eben davon lebt, dass man erlernt, wie man selbst den Sinn stiftet. Also so ging es mir zumindest."

Mascha Stummer hat Philosophie studiert und arbeitet derzeit als Theaterpädagogin

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