ARD alpha Uni Psychologin beim Krisendienst
Charlotte hat Psychologie im Bachelor und Master an der Universität Innsbruck studiert. Heute arbeitet sie als Psychologin in einem mobilen Einsatzteam der Krisendienste Psychiatrie Oberbayern/München, einer Einrichtung, die bei akuten psychologischen Problemen hilft.
Zulassungsvoraussetzungen
Psychologinnen als Mitarbeiterinnen beim Krisendienst, wie Charlotte, haben ihr Psychologiestudium mit einem Master oder einem Diplom abgeschlossen. Wobei Diplomstudiengänge nur noch sehr selten angeboten werden. Überhaupt wird für die meisten für Psychologen und Psychologinnen ausgeschriebenen Stellen ein Master-, oder eben auch der Diplom-Abschluss vorausgesetzt. Nur selten ist in Stellenausschreibungen als Anforderung der Bachelor-Abschluss genannt. Meist handelt es sich dann um Stellenausschreibungen mehr für erzieherische und pädagogische Dienste.
Leitende psychologische Mitarbeitende, insbesondere im Krisendienst, sind Psychologinnen und Psychologen, psychiatrisch erfahrene Ärztinnen und Ärzte, Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen, Fachpflegekräfte für Psychiatrie oder haben andere vergleichbare Qualifikationen und berufliche Vorerfahrungen im psychosozialen psychiatrischen Bereich.
"In psychologischen Krisenteams arbeiten wir immer zu zweit."
"Im Einsatz ist es unsere eigene Sicherheit und auch für den Einsatz erheblich wichtig, dass wir immer zu zweit sind. Weil vier Augen mehr sehen, vier Ohren mehr hören und zur gegenseitigen Absicherung. Und in manchen Fällen ist es auch danach wichtig, dass man nicht alleine ist mit dem Thema, dass man noch mal über schwierige Inhalte reden kann, schwierige Situationen besprechen kann und eben gemeinsam auch eine gewisse Psychohygiene stattfinden kann."
Charlotte, Psychologin in einem mobilen Einsatzteam beim Krisendienst Bayern
Grundsätzlich gilt: Wer als Psychologe bzw. Psychologin arbeiten will, muss einen Masterabschluss oder einen Diplom-Abschluss im Fach Psychologie haben. In vielen Stellenausschreibungen werden sogar Spezialisierungen wie zum Beispiel Sozialpsychologie, Schulpsychologie, klinische Psychologie oder gar eine therapeutische Zusatzausbildung erwartet. Nur letztere qualifiziert übrigens über den diagnostischen Bereich hinaus auch zur Arbeit als Psychotherapeut oder Psychotherapeutin.
Wer Psychotherapeut oder Psychotherapeutin werden will, muss nach dem abgeschlossenen Masterstudium noch eine psychotherapeutische Zusatzausbildung absolvieren, wenn diese nicht schon im Rahmen des Studiums vermittelt wurde. Die psychotherapeutische Ausbildung nach dem Studium dauert zwischen drei und fünf Jahre, je nachdem, ob sie in Voll- oder Teilzeit absolviert wird. Nach der abgeschlossenen Ausbildung musst du für die Zulassung als Psychotherapeutin oder Psychotherapeut bei der zuständigen Stelle der Landesregierung deine Approbation beantragen, um als Psychotherapeut/Psychotherapeutin zugelassen zu werden.
Seit 2020 ist es möglich Psychotherapie als Fach zu studieren. Das Studium bereitet dich direkt auf den Beruf des Psychotherapeuten bzw. der Psychotherapeutin vor.
Welche Skills brauchst du im psychologischen Kriseninterventionsteam?
Beim Krisendienst arbeitest du in einem persönlich psychisch sehr anspruchsvollen Feld. In den Einsätzen hast du viele Erlebnisse, die „einem nachhängen“, wie Charlotte sagt. Dafür brauchst du selber ein gehöriges Maß an psychischer Stabilität. Schwierig gestalten sich nach Charlottes Erfahrung gerade Fälle, in denen Kinder involviert sind z.B. getrennte Eltern, die ihre Tochter als psychisch krank dargestellt haben, tatsächlich aber selbst das Problem waren oder Fälle, bei denen es um psychische Gewalt geht. Oft ist direkt nach dem Einsatz nicht abschätzbar, was mit den Menschen geschieht, wenn der Einsatz beendet ist, sofern sie nicht in eine psychotherapeutische Behandlung überwiesen werden.
Wichtig ist bei dieser Arbeit daher auch die Unterstützung von Kollegen und Kolleginnen zu erfahren und in der Supervision, das aufzuarbeiten, was einen selbst nach einem Einsatz belasten kann. Dazu brauchst du Teamfähigkeit und die Fähigkeit im Falle auch eigene einsatzbedingte Emotionen gut formulieren zu können und damit für dich nachbearbeitbar zu machen. Es geht dabei um die eigene persönliche „Psychohygiene“. Diese Skills brauchst du:
- Interesse an Menschen
- Persönliche Stabilität
- Persönliche psychologische Belastungsfähigkeit
- Fähigkeit, komplexe menschliche Zusammenhänge zu durchschauen
- Talent zur empathischen Kommunikation in allen Formen
- Eine Portion Lebenserfahrung; selbst mal durch eine Krise gegangen sein, hilft, sich in andere hineinzuversetzen
- Persönliche Souveränität und Flexibilität für Unplanbares
- Teamfähigkeit
- „Berufung“ für diese spezielle Arbeit mit Menschen
Eigene Lebenserfahrung hilft, dich in Menschen hineinversetzen.
"In meinem Job muss man mitbringen, dass man in Krisen nicht panisch wird, immer die Orientierung findet und gut sortieren kann. Man muss sich gut auf unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen einlassen und sich auf jede Situation flexibel einstellen. Jede Situation ist verschieden und das ist eigentlich auch das Reizbare an dem Beruf. Aber es ist gleichzeitig die große Herausforderung, dass es eben keine Normalität gibt."
Charlotte, Psychologin in einem mobilen Einsatzteam beim Krisendienst Bayern
Beruf und Karriere - Psycholog:innen bei der Krisenintervention
Viele Psychologinnen und Psychologenarbeiten nach ihrem Studium in psychologischen Beratungsstellen, Kliniken und psychologischen Praxen.
Als Psychotherapeutin oder Psychotherapeut brauchst du zusätzlich die dazugehörige Ausbildung. Diese dauert etwa drei Jahre. Dann kannst du nach erfolgreich durchlaufenen Zulassungsverfahren die Approbation beantragen, damit du dich als Psychotherapeut oder Psychotherapeutin niederlassen und praktizieren kannst. Der Unterschied: Während Psychologinnen und Psychologen diagnostizieren können und dürfen, können und dürfen Psychotherapeutinnen oder Psychotherapeuten auch Menschen psychologisch therapeutisch behandeln.
Beschäftigungsmöglichkeiten bieten auch Polizei und die Bundeswehr. Sie beschäftigen Psychologinnen und Psychologen in den unterschiedlichsten Beratungs- und Krisenbewältigungseinrichtungen.
Ein breites Feld bietet auch die Wirtschaft. Da gibt es auf der einen Seite Psychologinnen und Psychologen, die in den diversen Mitarbeiterdiensten tätig sind. Aber es gibt auch Psychologinnen und Psychologen, die im Bereich Marketing und Vertrieb, aber auch in der Produktentwicklung tätig sind, wie zum Beispiel in der Produktpsychologie, Werbepsychologie oder Marktforschung und anderem mehr.
Mögliche Arbeitgeber für Psycholog:innen sind:
- Kliniken und Sozialstationen
- Schulen und Bildungseinrichtungen
- Psychologische Beratungsstellen für PTBS, Gesundheitspsychologie, Suchtberatung
- Unternehmensberatung
- Markt- und Konsumforschung
- In Unternehmen: Werbepsychologische Abteilungen, Human Ressource Management in Unternehmen
- Politikberatung
- Polizei (Supervision, Polizeipsychologie, Kriseninterventionsmanagement, Kriminalpsychologie etc.)
- Bundeswehr (Truppenpsychologie, Operative Kommunikation, Interkulturelle Einsatzberatung, etc.)
Der Verdienst ist abhängig vom Arbeitsfeld und auch vom Bundesland
Im Schnitt verdienen Psychologinnen und Psychologen zwischen 3609 € brutto und 6017 € brutto im Monat. Die Einstiegsgehälter liegen etwas niedriger.
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten liegen laut Arbeitsamt in ihrem Verdienst etwas niedriger. Sie verdienen im Schnitt zwischen 2891 € Brutto und 5543 € Brutto im Monat. Diese Zahlen verwundern etwas, da hier sogar auch eine therapeutische Zusatzausbildung absolviert wurde. Der Grund mag darin liegen, dass die Bundesagentur für Arbeit bislang für diesen Beruf nur Daten aus Nordrein-Westfalen ausgewertet hat, während für Psychologinnen und Psychologen Daten aus mehreren Bundesländern zu Grunde liegen. Allerdings zählt hier Nordrhein-Westfalen nicht zu den Spitzenverdienstregionen.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Psychologinnen und Psychologen, die in Unternehmen im Bereich Wirtschaft in der Unternehmensberatung, der Produktentwicklung oder dem Marketing arbeiten, dürften anders verdienen als Psychologinnen und Psychologen in Beratungsstellen. Je nach Position und Aufgabe im Unternehmen dürfte der Verdienst höher ausfallen.
Humor ist ein Teil des Heilungsprozesses.
"Mein Optimismus hilft mir, weil ich eigentlich immer davon ausgehe, dass es allen Menschen wieder besser gehen kann und dass sie an ihren Krisen wachsen und stärker werden. Und das ist das Schöne, dass ich da sehr viele Menschen dabei begleiten kann. Mit Humor kann man die Leute oft ein bisschen ablenken. Und man kann ihnen zeigen, dass man auch in schlechten Situationen ein bisschen lachen darf."
Charlotte, Psychologin in einem mobilen Einsatzteam beim Krisendienst Bayern