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Tiere und Pflanzen Keine Angst vor großen Brummern - Hornissen

Hornissen haben von jeher einen schlechten Leumund. Ihr "Biss" gilt als extrem gefährlich. Zu unrecht. Er ist zwar schmerzhafter, aber nicht giftiger als ein Bienen- oder Wespenstich. Auch sonst sind die verkannten – und übrigens geschützten – Insekten für manche Überraschung gut. Wir zeigen, warum.

Von: Horst Wisniewski, ein Film von Jürgen Bundy & Otto Hahn

Stand: 22.06.2012

Alljährlich im Mai beginnen Hornissenköniginnen, einen passenden Nistplatz zu suchen, um einen neuen Staat zu gründen. Damit fängt der Jahreslauf eines Hornissenvolks an. Hat eine Königin einen geeigneten Nistplatz gefunden, heftet sie an die Decke ihres zukünftigen Nestes zunächst einen Stiel, an den sie die ersten Zellen baut. Diese Anfangswabe ist mit einer schützenden Membran umhüllt. Die Fähigkeit zum Wabenbau, dessen sechseckige Zellen alle exakt gleich groß sind, ist der Königin angeboren.

Aufzucht der Jungen

In jede Zelle der Waben legt die Königin ein Ei, aus dem nach fünf Tagen eine Larve schlüpft. Hauptaufgabe der Königin ist es jetzt, die Larven zu füttern. Diese machen mit einem Kratzen an die Zellenwand darauf aufmerksam, dass sie Hunger haben. Nach zwei Wochen fressen die Larven dann nichts mehr. Jetzt produzieren sie in Spinndrüsen einen dünnen Seidenfaden, mit dem sie durch kreisende Bewegungen ihre Zellenöffnung verspinnen. In der auf diese Weise gedeckelten Zelle verpuppt sich das Insekt und entwickelt sich innerhalb von wiederum zwei Wochen zur adulten Hornisse.

Während der Entwicklung des Nachwuchses ist die Königin um diesen äußerst besorgt. So erzeugt sie beispielsweise an kühlen Tagen – um die Brut vor dem Erfrieren zu schützen – durch fächernde Flügelschläge Wärme. Und auch sonst bleibt sie nicht untätig: Zur Erweiterung ihres Nestes sammelt sie morsches Holz. Mit ihren Kiefern zerbeißt sie dieses und versetzt es mit Speichel, wodurch eine klebrige Masse entsteht. Das auf diese Weise präparierte Holz trocknet schnell zu einem pappeartigen Baumaterial.

Arbeitsteilung

Der Aufbau eines neuen Hornissenstaates wird nur dann möglich, wenn der Nachwuchs es schafft, aus den verschlossenen Zellen herauszukommen. Mit ihren scharfen Oberkieferzangen zerschneiden die Jungtiere dazu den Deckel und befreien sich so aus der engen Behausung.

Wenn genug Tiere geschlüpft sind, wird die Arbeit im Nest geteilt. Während die Königin ab jetzt nur noch Eier legt, bringen die Arbeiterinnen ununterbrochen Nahrung für die Königin und die Larven herbei. Die Nahrung besteht dabei vor allem aus Forstschädlingen wie den Raupen des Eichenwicklers oder des Eichenprozessionsspinners. Hornissen sind daher echte Nützlinge, die pro Tag und Staat im Durchschnitt 500 Gramm Insekten fressen. Das entspricht der Menge Futter, die fünf Meisenfamilien täglich verzehren. Neben Wespen stehen auf dem Speiseplan der Hornissen auch noch Käfer und Fliegen. Von denen bevorzugen sie vor allem das eiweißreiche Bruststück. Immer wieder kommen Hornissen auch an Wasserstellen, um dort zu trinken und um Wasser aufzunehmen, mit dem sie im Sommer die Brut im Bau kühlen.

Vier Wochen lang ist eine Arbeiterin voll einsatzfähig. In dieser Zeit trägt sie dazu bei, mehrere Stockwerke im Nest anzulegen, nach Nahrung zu jagen, die Larven zu füttern und Frischluft in das Nest zu fächern.

Das Ende des Hornissenstaates

Im Spätsommer schlüpfen im Staat die Geschlechtstiere: männliche Drohnen und weibliche Jungköniginnen. Die Geschlechtstiere verlassen das Nest und paaren sich. Während die Drohnen anschließend sterben, überwintern die Weibchen und gründen im nächsten Frühjahr einen neuen Staat.

Bis Ende Oktober sind die alte Königin und die meisten Arbeiterinnen gestorben. Dadurch kann die noch vorhandene Brut nicht mehr gefüttert und umsorgt werden. So stirbt auch sie, womit das Leben im Hornissennest erlischt.

Übrigens: Hornissen sind weder aggressiv noch gefährlich. Ihr Gift ist nicht stärker als das der Bienen oder Wespen. Vorsicht ist allerdings bei Menschen geboten, die unter einer Insektengift-Allergie leiden.


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