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Eichenprozessionsspinner Gefräßige Raupen mit Gifthaaren

Die Nachtfalter sind unscheinbar – doch die Raupen der Eichenprozessionsspinner haben es in sich. Sie setzen dem Eichenbestand in Wäldern und Parks zu. Und ihre Brennhärchen können bei Menschen zu Ausschlägen und Atemnot führen.

Stand: 24.05.2022

Eichenprozessionsspinner | Bild: picture-alliance/dpa

Eichenprozessionsspinner sind kleine, gefräßige Schmetterlingsraupen. Sie bevorzugen warm-trockene Regionen und lichte Eichenwälder. In trockenen Jahren vermehren und verbreiten sie sich massenhaft. Doch genau das birgt für Eichen und Menschen Gefahren, denn die Raupen fressen nicht nur die Bäume kahl. Beim Menschen können die giftigen Härchen der Raupen schmerzende Hautausschläge und allergische Reaktionen auslösen.

Unscheinbare Nachtfalter fixiert auf Eichen

Gefährliche, gefräßige Raupen – unscheinbare Nachtfalter: Eichenprozessionsspinner

Eigentlich sind Eichenprozessionsspinner unscheinbare Nachtfalter mit 25 Millimeter langen Flügeln. Die Vorderflügel sind grau mit feinen dunklen Querlinien, die Hinterflügel weißgrau. Nicht weiter auffällig. Für Mensch und Eiche gefährlich wird der Nachtfalter, sobald es um die nächste Generation geht. Ein Falterweibchen legt durchschnittlich 150 Eier – nur in die Kronen von Eichen. Im Herbst entwickeln sich die Embryos der Falter, die Jungraupen überwintern in den Eiern in Gelegen. Dabei bilden sie aus Zucker eine Art Frostschutzlösung.

Bis zu einer halben Million Gifthaare – pro Raupe

Giftig sind die Härchen der Eichenprozessionsspinner-Raupen

Ende April, Anfang Mai schlüpfen die Raupen. Sie durchlaufen in neun bis zwölf Wochen bis zur Verpuppung fünf bis sechs verschiedene Larvenstadien. Dabei entwickeln sie im dritten Stadium - also im Mai und Juni - die für den Menschen gefährlichen Härchen. Diese sogenannten Brennhaare wachsen auf dem Hinterleib der Falter. Ihr Giftstoff soll die Falter vor Vögeln und anderen Fressfeinden schützen.

Voll ausgebildete Raupen besitzen etwa eine halbe Million solcher giftiger Brennhaare, die leicht abbrechen und durch den Wind weitergetragen werden. Zudem bleiben auch sehr viele Härchen in den Gelegen in den Ästen und an den Baumstämmen zurück, in denen die Raupen sich häuten. Die Raupen verpuppen sich ab Ende Juni, Anfang Juli. Die Härchen bleiben aber weiterhin als drohende Gefahr erhalten.

Wieso Eichenprozessionsspinner?

Wie in einer Prozession ...

Die Raupen bauen ab Juni Gespinstnester in Astgabeln und an den Stämmen von Eichen. Auf der Suche nach Nahrung ziehen die Raupen von dort nachts in mehreren Reihen kolonnen- oder prozessionsartig in die Baumkrone. Im Morgengrauen kehren sie auf gleiche Weise zu ihren Nestern zurück. Daher der Name des Nachtfalters.

Für den Menschen gefährlich: die Brennhärchen

Warnung vor dem Eichenprozessionsspinner

Kommt die menschliche Haut in Kontakt mit den Brennhärchen, kann das zu Pusteln, Rötungen, Juckreiz und Hautausschlag führen. In seltenen Fällen können die Haare auch zu Atembeschwerden, Atemnot, Augenreizungen oder sogar einem allergischen Schock führen. Betroffene sollten dann unbedingt einen Arzt oder Ärztin aufsuchen. Wie die bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) erklärt, birgt die Raupenfraßzeit die größte Gefahr für den Menschen. Allerdings sind eben auch alte Gespinstnester lange eine Gefahrenquelle.

Tipps vom Arzt

Dr. Johannes Bolz, Notarzt beim Bayerischen Roten Kreuz in Nürnberg, empfiehlt, bekannte Gebiete mit Eichenprozessionsspinnern zu meiden. Entdeckt man ein Nest des Nachtfalters, sollte man es der örtlichen Gemeinde melden. Auf keinen Fall darf man die Gespinstnester berühren. Dann muss man seine Kleidung und Schuhe wechseln, um die Häarchen, die bis zu zehn Jahre überleben können, nicht mit nach Hause zu nehmen. Unbedingt duschen und Haare waschen. Zudem sollte man Kinder vor der Gefahr warnen und auch Hunde waschen.

Kahlfraß und Schwächung - Eichen in Gefahr

Ein von Eichenprozessionsspinner befallener Baum in Augsburg

Nach Angaben der LWF befällt der Eichenprozessionsspinner (lateinisch Thaumetopoea processionea L.) alle drei in Bayern vorkommenden Eichenarten: die Stiel-, Trauben- und Roteiche. Seit 1995 hat die Zahl der Schädlinge in Bayern stark zugenommen, vor allem in Regionen mit viel Eichenwald. War zunächst vor allem der Bereich der Fränkischen Platte zwischen Schweinfurt, Würzburg und Ansbach betroffen, melden mittlerweile auch Oberbayern, Schwaben und Niederbayern immer öfter befallene Bäume in Parks und Wäldern.

Wird ein Baum nur einmal vom Kahlfraß durch die Raupen betroffen, kann er sich laut LWF wieder erholen. Bekommt es eine Eiche aber immer wieder mit dem Nachtfalter zu tun, wird sie immer stärker geschwächt und auch anfälliger für weitere Schädlinge. Das kann bis zum Absterben einer befallenen Eiche führen.

Schwierige Bekämpfung

App soll schwierige Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners erleichtern

Um sich vor allergischen Reaktionen schützen zu können, ist es wichtig zu wissen, wo Bäume von den Tieren befallen sind. Dabei hilft eine App, mit der man Vorkommen melden kann. Eine Karte zeigt an, in welchen Gebieten man sich vor den Tieren in Acht nehmen muss. Ideal ist es, zur Verifizierung noch ein oder zwei Fotos anzufügen. Hier geht’s zur Website: https://eps.melden.app/.

Maßnahmen gegen Eichenprozessionsspinner

Vorgehen gegen die Eichenprozessionsspinner kann man, indem man die Nester manuell von den Bäumen sammelt - wobei größte Vorsicht geboten ist. Baumarbeiter müssen sich in Schutzanzüge packen, mit Atemmasken arbeiten und komplett vermummen. Erst dann ist es möglich, die Eichenprozessionsspinner beispielsweise abzusaugen. Gegen eine thermische Bekämpfung mit Feuer spricht im Sommer die Waldbrandgefahr. Auch mit chemischen Spritzmitteln kann gegen den Eichenprozessionsspinner vorgegangen werden. Allerdings töten die Mittel eben nicht nur den Schädling, sondern auch alle anderen Insekten. Deshalb sehen Experten es mit großer Sorge, dass sich der Eichenprozessionsspinner ausbreitet.

Baumarten und "ihre" Schädlinge

Massaria-Pilz

Allee mit Platanenbäumen in Wiesbaden

Von der trocken-heißen Witterung und dem damit verbundenen Wassermangel profitieren Pilze wie der Massaria-Pilz, der Platanen befällt. Bei älteren Platanen bildet sich dadurch verstärkt Totholz, das leichter bricht. Vor den frühen 2000er-Jahren war der Massaria-Pilz in Deutschland noch unbekannt. Doch nun hat er sich durch das veränderte Klima massiv ausgebreitet.

Kastanienminiermotte

Von Kastanienminimiermotte geschädigter Baum

In den letzten Jahren ist aus Süd-Ost-Europa die Kastanienminiermotte zugewandert. Sie ist in der Wahl ihres Wirts sehr spezialisiert: Bisher hat sie fast ausschließlich der weißblühenden Rosskastanie zugesetzt. Befallen die Raupen über mehrere Jahre einen Baum, bekommen seine Blätter nicht nur braune Flecken und Löcher, auch der gesamte Baum verliert an Kraft und kämpft ums Überleben.

Eschentriebsterben

Esche mit abgestorbenen Ästen

Gerade in Bayern wurden viele Eschen von einem Schlauchpilz befallen, der für ein erschreckendes Eschensterben sorgte und sorgt. Der Pilz befällt nicht nur Jungpflanzen, sondern setzt auch den älteren Eschen zu. Vor allem die jungen Triebe der Bäume werden befallen.

Eschenbaumschwamm

Stamm einer Robinie

Früher galt die Robinie als idealer Stadtbaum, geeignet auch für ungünstige Standorte. Doch mittlerweile hat sich ein Pilz auch in Deutschland ausgebreitet, der den Robinien schwer zu schaffen macht: der sogenannte Eschenbaumschwamm. Meist bildet sich der Pilz am Wurzelwerk oder unteren Stamm und lässt den Laubbaum langsam von unten faulen.

Ulmensterben

Eine abgestorbene Ulme

Eine andere Baumart, die gefährdet ist: die Ulme. Fast 90 Prozent aller Ulmen in deutschen Städten mussten seit den 2000er- Jahren gefällt werden, weil sie ebenfalls von einem Pilz befallen waren. Nur die Flatterulme, der Baum des Jahres 2019, scheint durch den Pilz nicht gefährdet zu sein. Außer gegen den asiatischen Schlauchpilz kämpfen die Ulmen vor allem noch mit zwei Käferarten: dem Kleinen und dem Großen Ulmensplintkäfer, die beide zu den Borkenkäfern gehören.

Buchsbaumzünsler

Vom Buchsbaumzünsler befallener Ast eines Buchsbaums.

Dem Buchsbaum setzt eine gefräßige, giftige grüne Raupe zu: der Buchsbaumzünsler. Das Insekt wurde aus Asien eingeschleppt, vernichtet seit 2006 die hiesigen Buchsbäume und breitet sich ungestört aus. Natürliche Feinde hat der Schädling hier noch nicht. Zuerst werden die Blätter abgenagt, dann die Rinde bis aufs Holz. Alle Pflanzenteile oberhalb davon sterben ab.

Eichenprozessionsspinner

Setzt Mensch und Baum zu: der Eichenprozessionsspinner

Egal ob Stiel-, Trauben- oder Roteiche: Alle bayerischen Eichenarten werden vom Eichenprozessionsspinner befallen. Der liebt trockene Wärme und bevorzugt lichte Eichenwälder, Bestandsränder und Einzelbäume. In Trockenjahren vermehrt er sich in Massen. Früher war er in Bayern eher selten, doch seit 1995 nimmt die Zahl der Schmetterlinge vor allem in Unter- und Mittelfranken sowie im westlichen Oberfranken stark zu. Neben den Fraßschäden am Baum verursachen die giftigen Haare seiner Raupe stark allergische Reaktionen beim Menschen.

Asiatischer Laubholzbockkäfer

Der asiatische Laubholzbockkäfer befällt Laubbäume

Vermutlich wurde der asiatische Laubholzbockkäfer mit Paletten aus Asien eingeschleppt. Der bis zu vier Zentimeter große, schwarze Käfer hat bei uns keine natürlichen Feinde und ist extrem gefährlich, denn seine gefräßigen Larven befallen völlig gesunde Laubbäume. Wo er aufgetreten ist, entsteht eine Quarantänezone und im Umkreis von 100 Metern um einen befallenen Baum wird das Gehölz entfernt und verbrannt.


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