Alkohol und Gesundheit Was ihr übers Trinken wissen solltet
Für viele gehört zum Feiern Alkohol dazu. Doch wie wirkt Alkohol in unserem Körper, wie entsteht ein Kater, wie ein "Filmriss"? Antworten und Fakten rund um Alkohol.
Pro Kopf trinkt jeder in Deutschland im Durchschnitt 123,8 Liter im Jahr an alkoholischen Getränken. Das entspricht 10,0 Liter reinem Alkohol, so die aktuelle Statistik der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V. aus dem Jahr 2020. Das beliebteste alkoholhaltige Getränk der Deutschen ist Pils oder Export-Bier, gefolgt von Rotwein. Das ergab eine im Juni 2023 veröffentlichte Datenerhebung des Allensbacher Marktforschungsinstituts. Am Silvesterabend trinkt die Hälfte (50 Prozent) der Deutschen laut einer Datenerhebung von 2022 allerdings Sekt oder Champagner.
Was die meisten wissen, aber wohl ignorieren: Alkohol schadet der Gesundheit. Bisher galt die Empfehlung des vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) veröffentlichten Alkoholatlas 2022: Schon mehr als ein Glas Bier (0,264 Liter) oder 0,15 Liter Wein täglich ist für Frauen medizinisch gesehen ein riskanter Alkoholkonsum. Für Männer wird es ab der doppelten Menge Alkohol gesundheitlich riskant. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hat ihre bisherigen Empfehlungen zum richtigen Umgang mit Alkohol im Jahr 2023 noch verschärft: Für die körperliche Gesundheit sei es am besten, gar keinen Alkohol zu trinken. Diese Position wird auch durch aktuelle Aussagen der WHO und des DKFZ gestützt.
Ein erhöhter Alkoholkonsum kann unter anderem zu Gehirnschäden, einer Schädigung des Nervensystems, Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und einer Schwächung des Immunsystems führen. Außerdem ist Acetaldehyd, eine Substanz, die sich beim Alkoholabbau im Körper bildet, krebserregend. Das gilt besonders für Brust- und Darmkrebs.
Video: Warum haben wir Lust auf Alkohol?
Schon gewusst? Wie Alkohol in unserem Körper wirkt
Alkohol - schon über die Schleimhäute im Mund gelangt er in unseren Körper.
Die Alkoholaufnahme: Trinken wir Alkohol, gelangt dieser schon über die Schleimhäute im Mund in unseren Körper. Über den Magen landet dann ein weiterer Teil davon in unseren Organismus. Die Alkoholaufnahme findet aber vor allem im Dünndarm statt. Über die Schleimhäute dort wird er in die Blutbahn geleitet und erreicht so auch andere Organe.
Die Alkoholkonzentration im Blut und der Alkoholabbau: Die Alkoholkonzentration ist etwa eine halbe bis eine Stunde nach dem Trinken am höchsten. Danach, das heißt, wenn wir nicht weitertrinken, nimmt die Alkoholkonzentration im Blut wieder ab. Verantwortlich für den Alkoholabbau ist die Leber, wohin das Blut über die sogenannte Pfortader gelangt. Bei einem durchschnittlich großen Erwachsenen werden etwa 0,1 Promille pro Stunde abgebaut. Wie schnell der Alkohol aber aus dem Blut gefiltert wird, dafür ist weniger die Körpergröße und das Körpergewicht, sondern vor allem die Leberfunktion entscheidend.
Die Wirkung von Alkohol: Alkohol ist ein Zellgift. Im Gehirn wirkt Alkohol auf den Botenstoffwechsel und hemmt dabei die Signalverarbeitung. Kleine Mengen Alkohol wirken auf den Körper entspannend und aufmunternd. Die Nervenzellen sind weniger erregbar, da die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol gedrosselt wird, während das Gehirn gleichzeitig stressreduzierende Endorphine freisetzt.
Kurz erklärt: Was macht uns betrunken?
Bei größeren Mengen führt der Alkoholgenuss nicht nur zu einer Entspannung. Je mehr Alkohol wir trinken, desto weniger sind unsere Nervenzellen aktiv. Das beeinflusst unsere Wahrnehmung und unser Verhalten: die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab, die Reaktionsgeschwindigkeit sinkt, es kommt zu Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen. Hohe Mengen Alkohol verursachen schließlich Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit.
Wie schnell wir betrunken sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Wie gewöhnt man an den Konsum von Alkohol ist, spielt dafür ebenso eine Rolle wie Körpergewicht und -größe. So spüren leichtere, kleinere Menschen schneller den Alkohol als schwerere, große. Jemand, der häufig trinkt, muss die Menge steigern, damit er den Alkohol spürt.
- Auch das Geschlecht und die körperliche Verfassung sind ausschlaggebend für die Wirkung des Alkoholkonsums im Körper. Frauen haben weniger alkoholabbauende Enzyme, zudem ist ihr Körperfettanteil im Vergleich zu Männern höher. Da Alkohol nicht ins Fettgewebe übergeht, verteilt er sich bei Frauen auf weniger Flüssigkeit. Beim Konsum der gleichen Menge Alkohol, ist die Blutalkoholkonzentration bei Frauen daher höher als bei Männern. Außerdem: Auf leerem Magen gelangt der Alkohol schneller ins Blut als bei vollem Magen.
Experiment: Wie verändert uns Alkohol?
Zu feucht, danach wenig fröhlich: Wie ein Kater entsteht
Nach dem Rausch folgt oft der Katzenjammer. Warum genau wir einen Kater bekommen, ist noch nicht klar.
Übermäßiger Alkoholkonsum rächt sich bei vielen Menschen mit einem sogenannten Kater. Gemeint sind damit Symptome wie Unwohlsein, Kopfschmerzen und Erbrechen, die nach dem Alkoholtrinken auftreten können. Wie ein Kater genau entsteht, ist noch nicht gänzlich geklärt.
Für die häufig entstehenden Kopfschmerzen ist wohl unter anderem der Wassermangel im Körper verantwortlich, der bei Alkoholgenuss auftritt. Außerdem gelten Stoffwechselprodukte, die beim Abbau des Alkohols entstehen, insbesondere Acetaldehyd, aber auch freie Sauerstoffradikale, als Ursache für einen Kater.
Eine weitere Ursache für die unangenehmen Symptome sollen Fuselöle sein. Sie entstehen bei der Gärung von Alkohol und sind in allen alkoholischen Getränken, besonders aber in Wein und Bier, enthalten. Auch Nikotin, das gleichzeitig mit dem Alkohol aufgenommen wird, verstärkt die Katersymptome.
Tipps gegen einen Kater: So könnt ihr den Katzenjammer vermeiden
- Auf größere Alkoholmengen verzichten und während des Trinkens größere Pausen einlegen.
- Beim Alkoholtrinken dem Körper konstant Wasser zuführen, weil Alkohol dem Körper Wasser entzieht und dadurch Kopfschmerzen entstehen können.
- Vor und während des Alkoholkonsums Fetthaltiges essen. Durch die Fettaufnahme bleibt der Alkohol länger im Magen und gelangt langsamer ins Blut.
- Vor dem Schlafengehen nach einem Abend mit viel Alkohol viel mineralhaltiges Wasser trinken
- Gegebenenfalls extra Magnesium einnehmen. So gerät der durch den Alkoholkonsum durcheinandergebrachte Mineralhaushalt wieder ins Lot.
- Keine Süßigkeiten und Kohlensäure zu sich nehmen. Im Gegensatz zu Fett beschleunigen die beiden Stoffe die Alkoholaufnahme.
- Finger weg von Obstbränden und bestimmten Spirituosen wie Whisky, Cognac oder dunklem Rum. Sie enthalten oft besonders hohe Mengen an giftigen Begleitalkoholen wie zum Beispiel Methanol.
- Vorsicht auch bei alkoholhaltigen Getränken mit viel Zucker. Süßliche Weine wie Glühwein, Alcopops und Cocktails verursachen besonders schnell einen Kater.
Der Blackout: Wie nach zu viel Alkohol ein Filmriss entsteht
Für den Filmriss ist nicht das Absterben von Gehirnzellen verantwortlich, sondern eine massive Störung bestimmter Rezeptoren.
Wer einmal extrem viel Alkohol getrunken hat, kennt ihn vielleicht: den sogenannten Filmriss, also Erinnerungslücken. Wie Forscher an Versuchen mit betrunkenen Ratten herausfanden, entstehen die Gedächtnisprobleme nach exzessivem Alkoholkonsum nicht etwa durch das massive Absterben von Gehirnzellen, wie früher angenommen wurde. Die Forscher um Kazuhiro Tokuda von der Washington University, USA, konnten in ihrer 2011 im Fachmagazin "Journal of Neuroscience" veröffentlichten Studie belegen, dass der Filmriss, auch Amnesie genannt, nach massivem Alkoholkonsum durch eine komplexe Störung der für Erinnerungs- und Lernprozesse zuständigen NMDA-Rezeptoren (N-Methyl-D-Aspartat) entsteht.
Video: Alkohol-Fasten - Wie reagiert unser Körper?
Endlich aufgeklärt: Sieben (falsche) Mythen rund um Alkohol
Mythos 1: Ein Glas Rotwein täglich schützt das Herz
Das stimmt nicht. Dazu ist die Wirkung von Alkohol viel zu schädlich. Zwar belegen Studien, dass Menschen, die etwas Alkohol trinken, tatsächlich seltener einen Herzinfarkt bekommen. Für alle anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen erhöht hingegen selbst ein moderater Alkoholkonsum das Risiko.
Mythos 2: Das Durcheinander-Trinken macht schneller besoffen
Auch das stimmt nicht. Für den Alkoholkonzentration im Blut ist allein die Menge an aufgenommenem Alkohol entscheidend. Die Crux ist allerdings: Wenn wir verschiedene alkoholische Getränke trinken, konsumieren wir insgesamt meist mehr davon und damit auch mehr Alkohol. Der Kater, der dann nicht selten darauf folgt, liegt dann nicht an den verschiedenen Getränken, die wir zu uns genommen haben, sondern an der erhöhten Menge Alkohol.
Mythos 3: Schnaps ist gut für die Verdauung
Ganz im Gegenteil: Je mehr Alkohol wir trinken, desto langsamer arbeitet unsere Verdauung. Die positive Wirkung von Schnaps, die wir nach dem Essen verspüren, ist darauf zurückzuführen, dass sich nach dem Alkoholkonsum die Muskulatur des Magens für kurze Zeit entspannt.
Mythos 4: Alkohol hilft beim Einschlafen
Alkohol macht müde, sodass wir tatsächlich schneller einschlafen. Aber in der zweiten Nachthälfte bewirkt er das Gegenteil: Der Schlaf wird unruhiger. Zudem verstärkt Alkohol den Harndrang, wodurch der Schlaf zwangsläufig durch den Gang zur Toilette gestört wird.
Mythos 5: Schnaps ist schädlicher als Bier
Auch hier gilt, wie oben schon erwähnt: Entscheidend für die Schädlichkeit des Alkohols ist die Menge, die wir davon zu uns nehmen. Da wir mengenmäßig meist viel weniger Schnaps trinken als Bier, ist diese generelle Aussage nicht korrekt. So enthalten 0,3 Liter Bier oft mehr als doppelt so viel Alkohol wie ein kleiner Schnaps.
Mythos 6: Alkohol verkocht
Wer das glaubt, liegt ebenfalls falsch. Alkohol, wissenschaftlich korrekt auch als Ethanol bezeichnet, verdampft zwar ab etwa 78 Grad Celsius, allerdings nicht vollständig. Wie eine Studie aus dem Jahr 2011 belegt, enthielt ein Fischeintopf auch nachdem es 45 Minuten gekocht wurde noch 30 Prozent des zugegebenen Alkohols. Ein kochendes Fleischgericht, in das Rotwein gegossen wurde, enthielt selbst nach einer Kochzeit von einer Stunde noch fünf Prozent des hinzugefügten Alkohols.
Mythos 7: Alkoholfreie Getränke enthalten keinen Alkohol
Alkoholfreie Getränke müssen nicht gänzlich ohne Alkohol sein. Ein Bier mit 0,5 Prozent Alkohol darf sich noch als alkoholfrei bezeichnen. Etwas anderes gilt bei den sogenannten 0,00-Volumenprozent-Varianten. Bei diesen Bieren ist dann wirklich kein Alkohol enthalten, was meist auch auf dem Etikett mit "0,00 Prozent" oder Ähnlichem gekennzeichnet ist. Für "trockene" Alkoholiker sind alkoholfreie Getränke trotzdem nicht unproblematisch, denn in ihrem Suchtgedächtnis ist nicht nur die Wirkung, sondern unter anderem auch der Geschmack und die Situation des Trinkens gespeichert. Ist das Verlangen nach dieser "alten Situation" sehr stark, laufen ehemalige Alkoholiker Gefahr, rückfällig zu werden.
Zu guter Letzt: Drei Funfacts über Alkohol
Dass das tägliche Glas Rotwein der Gesundheit nutzt, ist ein Mythos und Irrglaube. Es gibt aber auch viele Fakten über Alkohol, die überraschen.
Funfact 1: In vielen Ländern auf der Welt liegt die Altersgrenze für den Kauf und Konsum von Alkohol höher als in Deutschland. Weltweit am höchsten ist sie in Wardha, einer Stadt in Indien. Dort darf man erst ab dem Alter von 30 Jahren Alkohol kaufen und trinken.
Funfact 2: Whisky ist von Natur aus farblos. Seine gold-braune Farbe erhält er nur durch die Fässer, in denen er zur Reifung eingelagert wird.
Funfact 3: Sogar manche Lebensmittel enthalten Alkohol. So kann in überreifen Bananen Alkohol enthalten sein, in Sauerkraut oder in Traubensaft ebenso. Schuld daran sind Gärungsprozesse, bei denen Alkohol entsteht.
Mehr wissen: Sendungen zu Alkohol und Gesundheit
- "Sucht - Wege aus der Abhängigkeit", Planet Wissen, ARD alpha, 09.08.2024, 14.00 Uhr
- "Alkohol - der globale Rausch": alpha-thema, ARD alpha, 27.09.2023, 22.15 Uhr
- "Alkohol und Drogen": alpha-thema Gespräch, ARD alpha, 27.09.2023, 21.45 Uhr
- "Sehnsucht nach Rausch - Drogen und ihre Folgen": alpha-thema, ARD alpha, 27.09.2023, 21.00 Uhr
- "Jugendliche und Alkohol: "Mir hat es sofort geschmeckt": Abendschau, BR Fernsehen, 03.04.2023, 17.30 Uhr
- "Was tun, wenn Alkohol zum Problem wird?": Live nach Neun, Das Erste, 19.09.2023, 09.05 Uhr
- "'Dry January' - Warum es sich lohnt, auf Alkohol zu verzichten": Gesundheit!, BR Fernsehen, 17.01.2023, 19.00 Uhr
- "Alkohol - welche Risiken birgt er?": Hirschhausens Sprechstunde, WDR4, 10.10.2022
- "Alkohol - Das macht er mit unserem Körper": PlanetWissen, WDR, 18.07.2022, 10.55 Uhr
- "Ein Monat kein Alkohol: Was macht das mit mir?": PULSReportage, BR, 29.12.2021, 15.00 Uhr
- "Volksdroge Alkohol - warum dürfen wir uns zu Tode trinken?": DokThema, BR Fernsehen, 09.01.2019, 22.00 Uhr