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Lärm unter Wasser In den Ozeanen wird es immer lauter

Verkehrslärm, Baustellenlärm, Freizeitlärm: Wir Menschen machen viel Krach. Sogar dort, wo wir es selbst nicht ahnen. Wir sorgen für Störgeräusche unter Wasser. Für Tiere hat das schwerwiegende Folgen.

Von: Leander Beil

Stand: 24.05.2022

Wir Menschen sorgen für eine immer lautere Geräuschkulisse unter Wasser. Die Hauptursache von Unterwasserlärm sind Schiffe, beispielsweise Kreuzfahrt- oder Containerschiffe. Dazu kommt der Einsatz von Sonaren in militärischen U-Booten, mit denen Gegenstände unter Wasser per Schallimpuls geortet werden. Auch Bau und Betrieb von Windenergieanlagen oder Öl- und Gasplattformen zählen zu den größten Lärmquellen in Gewässern.

Neben diesem meist kontinuierlichen Lärm gibt es noch den sogenannten Impulsschall: Das ist ein Störgeräusch, das erzeugt wird, wenn Airguns (Luftpulser) eingesetzt werden, um den Untergrund zu erkunden. Sie setzen komprimierte Luft mit hohem Druck im Wasser frei und stehen besonders in der Kritik, weil sie die Kommunikation von Meeressäugern noch in 2.000 Kilometern Entfernung stören können.

Warum Lärm unter Wasser ein Problem ist

Das Problem dabei ist: Dieser menschengemachte Unterwasserlärm hat einen sehr breiten Frequenzbereich und kann sich unter Wasser oft über Tausende Kilometer weit ausbreiten. Schall im Wasser wird fünfmal besser übertragen als in der Luft. Damit stören wir Menschen das sensible Kommunikationssystem vieler Tierarten. Die Signale der Meeresbewohner werden einfach übertönt.

Passagiere der "MS Bremen" beobachten in der Antarktis einen Orca-Wal. Lärm von Kreuzfahrtschiffen belastet Tiere unter Wasser.

Die Folgen davon sind gewaltig: Viele Tiere fliehen panisch vor den Geräuschen und verenden dabei. Manche finden keine Beute mehr, weil sie sich aufgrund der Störgeräusche nicht mehr orientieren können oder ihre Beutefische aus der betroffenen Region bereits abgewandert sind. Und: Durch den Lärm wird auch die Paarungszeit gestört.

Der Wal reagiert besonders sensibel auf Unterwassergeräusche

Ein Tier, das besonders unter dem Lärm leidet, ist der Wal. Er kann extrem gut hören und ist somit perfekt an die Dunkelheit der Tiefsee angepasst. Manche Walarten können über hunderte Kilometer kommunizieren. So finden sie normalerweise den perfekten Partner in den Weltmeeren. Doch der Schiffsverkehr hindert sie daran. Pausenlos sorgt er für eine diffuse Geräuschkulisse. In der Folge verlassen manche Wale ihren üblichen Lebensraum. Manche versuchen, lauter zu kommunizieren, und manche verstummen ganz. Diese Wale sind meist zum Tode verurteilt, weil sie sich nicht mehr orientieren können.

Lösungsansätze für Lärm unter Wasser

Da die Schifffahrt die Hauptschuld an der Lärmverschmutzung der Weltmeere trägt, empfehlen Meeresschutzorganisationen ein Tempolimit für Schiffe. Würden diese weltweit nur ein Zehntel langsamer fahren, käme es zu 40 Prozent weniger Lärmemissionen. Auch Schallschutzkonzepte können helfen: Im deutschen Teil der Nordsee wird zum Beispiel beim Bau von Windparks darauf geachtet, dass nicht zwei Windparks gleichzeitig errichtet werden. So will man die Tiere weniger belasten. Lärm, der beim Bau unter Wasser entsteht, darf eine Lautstärke von 160 Dezibel in einer Entfernung von 750 Metern zum Bauort nicht überschreiten. Das gilt zum Beispiel auch für Fundamente, die im Meeresboden verankert werden.

Wie gut Pinguine hören, wird dagegen gerade erst erforscht. Bislang weiß man noch zu wenig über die Auswirkungen von Unterwasserlärm auf die niedlichen Frackträger.

Lärm unter Wasser - hört selbst!

Wer selbst nachvollziehen will, wie sich die Unterwasser-Geräuschkulisse anhört: Im Ozeanum in Stralsund können Besucher in einem sogenannten Klangsessel den Lauten den Tönen im Meer lauschen – und sogar die Brumm-Vibrationen der Blauwale am eigenen Leib spüren.

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