Richtig üben 5 Tipps, wie ihr besser vorankommt

Von: Constanze Álvarez

Stand: 08.03.2023

Gitarre spielen, Spanisch lernen, einen Marathon laufen - viele fangen damit an, sind anfangs hochmotiviert und geben bald darauf wieder entnervt auf. Woran liegt das? Und was lässt sich daran ändern? Diese Tipps können helfen.

Junges Mädchen hält lächeln eine Posaune in der Hand. | Bild: picture-alliance/dpa

Üben ist Forschen: Lieber neugierig sein als ergebnisoriertiert

Ganz gleich, ob wir eine Sportart, eine Sprache oder ein Instrument lernen wollen, gilt: Sich Ziele setzen ist wichtig. Oft hilft es aber mehr, wenn wir uns das Üben als Prozess vorstellen. So nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Denn viele Anfänger stellen häufig zu hohe Ansprüche an sich selbst. Klassisches Beispiel: Jemand kauft sich eine Gitarre und will gleich wie ein Profi klingen. Förderlich ist das nicht, denn damit setzen wir uns selbst unter Druck. Was uns eher weiterbringt: ein wenig mit dem Instrument herumspielen, etwas ausprobieren, ohne ein bestimmtes Ergebnis zu erwarten. Das erklärt Eckart Altenmüller, Musikphysiologe an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.

Video: Wie tickt das Gehirn?

Gesagt: Üben ist auch Spielen

"Eine Seite zum Schwingen bringen, einen schönen Ton auf einem Cello produzieren, ein wenig improvisieren bringt mehr, als zu versuchen, ein Stück fehlerfrei spielen zu können."

Eckart Altenmüller, Musikphysiologe an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover

Täglich üben: Warum das so wichtig ist

Ein Junge übt zuhause am Sinthesizer. | Bild: picture-alliance/dpa / Westend61 | Anastasiya Amraeva

Wer ein Musikinstrument lernt, lernt auch Disziplin und Durchhaltevermögen - denn ohne die beiden geht es nicht.

Wenn wir etwas üben, steuern wir das sogenannte Handlungsgedächtnis an. Die neue Information wird in den Basalganglien, tief im Inneren des Gehirns, neu verknüpft, erklärt Eckart Altenmüller: „Das ist ein sehr langsam lernendes, sehr konservatives Netzwerk, das eben sowohl die Bewegungsmuster wie auch die sensorischen, dazugehörenden Reize, also den Klang des Schlagzeugs oder Klaviers zusammen verschaltet." Damit das Hirn diese Bewegungsabläufe abspeichern und automatisieren kann, braucht es eine bestimmte Anzahl an Wiederholungen. Am besten funktioniert das, wenn wir sie jeden Tag für eine bestimmte Zeit wiederholen.

Die gute Nachricht: Wenn diese Abläufe einmal im Hirn abgespeichert sind, bleiben sie das auch. Das ist so wie Schreiben, Zähneputzen, Schwimmen oder Fahrradfahren. Wenn wir das einmal können, verlernen wir es nie. Selbst bei sehr alten Menschen, die unter Alzheimer leiden, sind diese prozeduralen Gedächtnisinhalte in aller Regel noch intakt. "Deswegen können hochbetagte Künstlerinnen und Künstler, die beispielsweise schon über 90 Jahre alt sind und Demenz-Prozesse aufweisen, immer noch sehr gut ihre Instrumente spielen", sagt Eckart Altenmüller.

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Wiederholen oder analysieren: Was tun bei "Hängern"?

Jeder, der schon mal ein Instrument gelernt hat, kennt das: Die ersten Zeilen eines Stücks laufen wunderbar, aber bei einem bestimmten Takt hakt es und wir fliegen raus. Was nicht hilft: sich ärgern und die Stelle gefühlt hundert Mal wiederholen, bis es klappt. Denn damit üben wir das „rausfliegen“. Oder anders formuliert: Wir üben den Fehler.

Hinzu kommt: Wenn wir uns ärgern, verkrampfen wir, die Freude am Musizieren geht verloren. Wenn wir hingegen das Problem in Ruhe analysieren und uns fragen, warum wir hängenbleiben, liegen die Chancen gut, dass wir auch eine Lösung finden. Für knifflige Grammatikregeln gilt das genauso. Am besten schaut man sie sich an und versucht zu verstehen, wann etwa im Spanischen das Verb "ser" oder "estar" verwendet wird. Im Deutschen bedeutet das nämlich beides "sein". Beim Musizieren stellen sich andere Fragen: Liegt es am Fingersatz, dass eine Passage nicht klappt? Ist das Tempo zu schnell? In vielen Fällen hilft es schon, das Tempo rauszunehmen und die Stelle langsam zu üben.

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Spaßfaktor nicht vergessen: Raus aus dem stillen Kämmerlein!

Zwei junge Frauen unterhalten sich auf einem Balkon. | Bild: picture-alliance/dpa

Suche Dir ein Tandem und übe Dich in Konversation - das raten viele Fremdspracheninstitute.

Alleine Vokabeln lernen oder Tonleiter spielen ist auf Dauer langweilig. Das ist, als würden wir den ganzen Tag Selbstgespräche führen. Dabei geht es ja darum, mit anderen ins Gespräch zu kommen. In gewisser Weise gilt auch für den Sport. Wer einen Marathon laufen will, sucht sich fürs Training oft eine Laufgruppe. Zusammen Laufen gehen steigert die Motivation, man kann sich gegenseitig anfeuern, austauschen, die Erfolgserlebnisse teilen.

Auch Sprachschüler sollte bald ihre scheu überwinden und beispielsweise einen Konversationskurs belegen. Wer ein Instrument spielt oder gerne singt, könnte einem Chor beitreten oder eine Band gründen. "Musizieren ist vor allem emotionale Kommunikation", erklärt Eckart Altenmüller. Wenn diese gelingt, setzt das Glückshormone frei. Denn dann steigert sich bei uns das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Die stellt sich ein, wenn aus Unsicherheit Sicherheit wird, wenn wir merken: Ich kriege das ja doch hin! Das klappt ja schon ganz gut! Dann schüttet unser Hirn das Belohnungshormon Dopamin aus. Und das beflügelt wiederum die Motivation, weiterhin zu üben.

Weniger ist mehr: Warum es sinnvoll ist, rechtzeitig mit dem Üben aufzuhören

Wenn ihr merkt, dass ihr müde werdet oder euch nicht mehr konzentrieren könnt, legt eine Pause ein oder hört ganz auf. Damit vermeidet ihr eine Verschlechterung durch "Über-Üben". Lieber regelmäßig üben als selten und zu lange. Wer zuviel übt, riskiert mitunter eine Verletzung, beispielsweise beim Sport oder beim Tanzen, sogar beim Musizieren. Deswegen leiden Profimusiker häufig auch an Schmerzen, weil sie ihre Sehnen und Muskeln überlasten. Bläser sollten beispielsweise nicht üben, bis der Ansatz ganz hinüber ist oder die Intonation nicht mehr stimmt. Den richtigen Augenblick zu erkennen, will deshalb gelernt sein.

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