ARD alpha Uni Chemikerin

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 22.02.2023

Karriere als Chemikerin – Simone ist als promovierte Chemikerin in einem der größten Chemie-Unternehmen Deutschlands bei Merck in Darmstadt eingestiegen. Als Laborleiterin eines fünfköpfigen Teams trägt sie von Anfang an viel Verantwortung.

Simone, promovierte Chemikerin als Laborleiterin bei Merck Group im Bereich Electronics | Bild: BR | Stefan Dorner

Voraussetzungen

Den Beruf als Chemiker:in auszuüben, ist ausschließlich Absolventinnen und Absolventen eines Hochschulstudiums möglich. Als Naturwissenschaftler:innen befassen sich Chemiker:innen mit unterschiedlichsten Themen der Chemie, dabei untersuchen sie Stoffe, führen Experimente durch und entwickeln chemische Erzeugnisse.

Die gängigen Ausbildungsmöglichkeiten, die die Diplomstudiengänge größtenteils abgelöst haben, sind seit der Bologna-Reform die Bachelor- und Master-Studiengänge in der Chemie. Am besten, du hängst an den Master-Abschluss noch eine Promotion, sie bringt dich auf der Karriereleiter ein großes Stück weiter. Sehr gute Englischkenntnisse, die du schon während des Studiums haben solltest, sind ein Must Have für den Beruf als Chemiker:in, Fachliteratur wird fast nur auf Englisch publiziert.

Für ein Master Studium in Chemie brauchst du den Bachelor of Science mit einer Abschlussnote von mindestens 2,5. In der Regel dauert das Bachelor Studium 6 bis 8 Semester und schließt mit einer Bachelorarbeit ab. Der Master of Science kann in 4 Semestern abgeschlossen werden. Und dann promovierst du, das dauert dann nochmals mehrere Jahre. Rund 79 Prozent der Master-Absolvent:innen promovieren in Chemie. Dr. rer. nat. (doctor rerum naturalium, Doktor der Naturwissenschaften) ist der Titel für promovierte Chemiker:innen.

Quereinsteiger:innen gibt es so gut wie keine im Bereich der Chemie.

Chemikerin - Promotion als Karrierebooster

Im Chemie Studium setzt du dich mit folgenden Bereichen der Chemie auseinander:

  • Allgemeine Chemie
  • Physik
  • Biochemie
  • Toxikologie
  • Mathematik
  • Theoretische Chemie
  • Organische Chemie
  • Anorganische Chemie
  • Analytische Chemie
  • Technische Chemie
  • Physikalische Chemie


Beim eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten im Master kannst du je nach Hochschule in den Schwerpunkten der Chemie forschen - beispielsweise in pharmazeutischer Chemie, Molekularchemie, Lebensmittelchemie, Umweltchemie, Biochemie, Wirtschaftschemie, Werkstoffchemie, Agrochemie, Petrochemie oder auch Molekularwissenschaft.

Fähigkeiten für den Job als Chemiker:in

In deinem Chemie Studium bekommst du Tätigkeiten beigebracht, die dich sicher in deinem Beruf als Chemiker:in begleiten, je nachdem wie dein Arbeitsalltag ausschaut und je nachdem bei welchem Arbeitgeber du landest und welche Verantwortung du in deinem Beruf hast:

  • Chemisch-technische Anlagen und Apparaturen bedienen und steuern
  • Reaktionsprozesse analysieren
  • Apparaturen und Laborgeräte installieren, pflegen und reinigen
  • Arbeitsstoffe, die durch chemische und physikalische Methoden vereinigt, getrennt oder gereinigt wurden, richtig einlagern und bereitstellen
  • Berechnungen, Auswertungen und Dokumentationen durchführen
  • Chemische und physikalisch-chemische Laboruntersuchungen und Versuchsreihen vorbereiten und durchführen
  • Chemische Laborarbeiten wie kristallisieren, filtrieren, destillieren, fällen, kuppeln, nitrieren, sulfieren oder verseifen ausführen
  • Proben fachgerecht entnehmen, analytisch aufbereiten und auswerten
  • Mit chemischen Analysemethoden Eigenschaften von Fertig- oder Endprodukten untersuchen
  • Versuchsprotokolle führen
  • Messwerte ablesen

Für eine Laborleitung musst du als Chemiker:in promovieren

Simone, promovierte Chemikerin als Laborleiterin bei Merck Group im Bereich Electronics | Bild: BR | Stefan Dorner

"Ich habe knapp über vier Jahre in der pharmazeutischen Chemie promoviert, es war sehr lehrreich, sehr anstrengend, zeitweise sehr frustrierend. Als Bachelor und Master hat man auch definitiv gute Chancen. Man muss sich die Frage stellen, wo man hinwill, was man machen möchte. Für den Berufseinstieg jetzt als Laborleiterin war die Promotion auf jeden Fall notwendig. In der Promotion ist man auf sich allein gestellt, man hat ein Thema, das man bearbeitet, man hat eine Aufgabe, die man erfüllen möchte. Da geht man ins Labor, man macht die Synthese selber, man ist schon ein bisschen One-Man-Show. Im Unternehmen ist das Teamarbeit. Man hat ein Projekt, man arbeitet das nicht alleine ab. Als Projektleiter hat man sein Team, jeder bringt seine Expertise mit rein. Man ist dadurch super schnell und effizient."

Simone, promovierte Chemikerin als Laborleiterin bei Merck Group Im Bereich Electronics

Welche Skills brauchst du als Chemiker:in?

  • Ausgeprägtes naturwissenschaftliches Interesse
  • Innovatives, analytisches, abstraktes und wirtschaftliches Denken
  • Sorgfalt und Präzision
  • IT-Kenntnisse
  • Führungskompetenz zum Beispiel für eine Laborleitung
  • Durchsetzungsvermögen
  • Kreativität mit Experimentierfreudigkeit inkl. hoher Frustrationsgrenze
  • Kommunikationsstärke
  • Lust auf Zusammenarbeit im Team
  • Networking und Kundenorientierung
  • Flexibilität
  • Organisationstalent
  • Belastungsfähigkeit
  • Beharrlichkeit, Durchhaltewillen
  • Geduld
  • Motivationsfähigkeit
  • Konzentrationsfähigkeit

Als promovierte Chemikerin sofort Führungskraft Die Promotion hilft auf jeden Fall bei der Karriere

Simone, promovierte Chemikerin als Laborleiterin bei Merck Group im Bereich Electronics | Bild: BR

"Auch in der Promotion hast du im Endeffekt Master- und Bachelorstudenten, die man fachlich betreut und mit denen man auch viel in Austausch geht. Sowas kann man natürlich hier schön mitnehmen und die Erfahrung, die man da gemacht hat, kann man hier super anwenden. Wir haben auch Projekte, die nicht funktionieren und das nimmt den ein oder anderen mehr oder weniger mit. Das ist auch meine Aufgabe, zu schauen und zu motivieren. Man muss einfach lernen zuzuhören und sich dafür dann auch die Zeit zu nehmen."

Simone, promovierte Chemikerin als Laborleiterin bei Merck Group im Bereich Electronics

Beruf und Karriere – mit Doktorgrad noch bessere Chancen

Chancen auf Führungspositionen, selbstständige wissenschaftliche Tätigkeiten und spezialisierte Funktionen haben Chemiker:innen erst nach dem Masterstudium, der Promotion und gegebenenfalls auch erst nach der Habilitation.

Du kannst in ganz verschiedenen Branchen durchstarten, die gemeinsam haben, mit chemischen Prozessen zu arbeiten. Chemiker:innen finden auch als Wissenschaftler:innen in Hochschulen und Forschungseinrichtungen oder als Chemie-Lehrer und Lehrerinnen an Schulen Jobmöglichkeiten.

Ausgewählte Branchen für Chemiker:innen:

  • Pharma- bzw. Gesundheitsbranche
  • Lebensmittelindustrie
  • Kosmetikbranche
  • Chemieindustrie
  • Automobilindustrie
  • Elektro- und Baustoffindustrie
  • Metallerzeugung und –verarbeitung
  • Wasserversorgung
  • Holzverarbeitung
  • Papierherstellung
  • Wirtschaftsberatung
  • Energiewirtschaft
  • Versicherungswesen
  • Tätigkeit in Bundesanstalten und Landesbehörden
  • Gewerbeaufsichtsämter
  • Zoll
  • Feuerwehr
  • Polizei und Landeskriminalämter
  • Kliniken

Gehalt

Schon in den ersten zwei Berufsjahren kannst du als Chemiker:in mit Diplom/Master laut der Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. (GDCh) durch den Tarifvertrag der chemischen Industrie mit einem Jahresbruttoeinkommen in einer Höhe 69.000 EUR rechnen. Für promovierte Chemiker:innen liegen die Gehälter bei 80.200 EUR Jahresbruttoeinkommen. Mit diesen Tarifen kannst du aber nur bei Unternehmen rechnen, die im Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) Mitglied sind. Hierzu gehören unter anderem das Weltunternehmen Merck Chemie/Science genauso wie BASF SE, Bayer AG, Procter & Gamble, Novartis, Wacker Chemie AG oder auch Altana AG, um nur einige zu nennen.

Bei einer Anstellung bei kleinen und mittleren Unternehmen kannst du laut Geahlt.de nach ein bis zwei Jahren Berufserfahrung mit einem Bruttojahreseinkommen von 50.000 EUR rechnen.

Grundsätzlich hängt dein Gehalt als Chemiker:in, egal in welcher Branche du unterwegs bist, immer auch von den Verantwortlichkeiten ab. Wenn du eine Leitungsstelle im Labor übernimmst, klettert dein Verdienst automatisch in die Höhe.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Mitarbeiterin kannst du je nach Besoldungsgruppe mit 52.000 EUR brutto im Jahr rechnen.

Berühmte Chemiker:innen

Durch die nach ihnen benannten Erfindungen, Verfahren oder Auszeichnungen bleiben bekannte Chemiker:innen in Erinnerung. Einige Weltunternehmen sind auch nach berühmten Chemiker:innen. benannt. Hier eine kleine Auswahl an Chemiker:innen, die in die Geschichte eingegangen sind:

  • John Dalton (1766-1844, England)
  • Michael Faraday (1791-1867, England)
  • Charles Goodyear (1800-1860, USA)
  • Justus von Liebig (1803-1873, Deutschland)
  • Robert Bunsen (1811-1899, Deutschland)
  • Louis Pasteur (1822-1895, Frankreich)
  • Karl Pfizer (1824-1906, Deutschland/USA)
  • Alfred Nobel (1833-1896, Schweden)
  • Adolf von Baeyer (1835-1917, Deutschland)
  • Dmitri Mendelejew (1834–1907, Russland)
  • Jacobus Henricus van’t Hoff (1852-1911, Niederlande)
  • Paul Ehrlich (1854-1915, Deutschland)
  • Albert Boehringer (1861-1939, Deutschland)
  • Marie Curie (1867-1934, Polen/Frankreich)
  • Fritz Haber (1868-1934, Deutschland)
  • Carl Bosch (1874-1940, Deutschland)
  • Otto Hahn (1879-1968, Deutschland)
  • Karl Ziegler (1898-1973, Deutschland)