ARD alpha Uni Chemie studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 15.02.2023

Wie hart ist das Chemie-Studium wirklich? Benno studiert im 5. Semester Chemie an der TU München. Wir begleiten ihn bei seinen Versuchen in seinem wohl schwierigsten Praktikum im ganzen Bachelorstudium - im Dauereinsatz Experimentieren im Labor, dort lernt und erprobt er wichtige Inhalte seines Studienfachs.

Benno, Chemiestudent im 5. Semester an der TU München | Bild: BR | Jasper Brüggemann

Zulassungsvoraussetzungen

Für ein Chemie-Studium brauchst du die Allgemeine oder die Fachgebundene Hochschulreife, wobei du auch mit einer Ausbildung und einer mehrjährigen beruflichen Praxis Chemie studieren kannst. Dazu musst du Prüfungen bzw. Eingangstests bestehen, um deine Eignung für das Studium zu checken.

Beruhigend: Numerus clausus (NC) gibt es nur selten bei der Einschreibung.

Die Zulassung erfolgt meist im Studienorientierungsverfahren (SOV), einem zweistufigen Prozess. Abiturnoten sowie die fachspezifischen Einzelnoten und ggfs. relevante Praxiserfahrung und Zusatzqualifikationen werden in der ersten Stufe mittels eines Punktesystems ausgewertet. Die Bewerber:innen werden je nach Höhe der erreichten Punktzahl entweder sofort zugelassen oder müssen zu einem verpflichtenden ca. 20-minütigen Gespräch in der Fakultät gehen. Ziel des Ganzen: Bewerber:innen sollen hier bei der Studienwahl unterstützt werden. Das Ergebnis des Gespräches hilft dabei, eine Empfehlung für den Studiengang auszusprechen. Die Zulassung zum Studium ist aber nicht vom Ergebnis des Studienorientierungsverfahrens abhängig.

Für ein Master Studium brauchst du einen ersten Hochschulabschluss. Mit einer Abschlussnote von mindestens 2,5 im Bachelor of Science hast du gute Chancen, dich für ein weiterführendes Studium zu bewerben.

Praktika sind für diesen Studiengang nicht verpflichtend und auch keine Zulassungsvoraussetzung. Früh praktische Erfahrungen zu sammeln, ist aber beim Start in ein Chemiestudium empfehlenswert.

Studiendauer und Abschluss

In der Regel dauert das Chemie Studium 6 bis 8 Semester und wird als Bachelor of Science mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen.

Oft wird Chemie im Rahmen eines Mehrfach-Bachelors studiert – als Haupt- oder Nebenfach. Und es gibt Studienangebote, bei denen es eine Hälfte eines 2-Fach-Bachelors ist.

Anschließend kann noch das Master-Studium in Chemie oder einem ähnlichen Masterstudiengang absolviert werden. Der Master of Science kann in 4 Semestern abgeschlossen werden.

Außerdem kann Chemie auf Lehramt in 7 bis 10 Semestern studiert werden, seltener auch noch auf Staatsexamen.

Konsekutive Masterstudiengänge, wie chemisch, biochemisch oder technisch ausgerichtete Vertiefungsstudiengänge, können direkt im Anschluss an den Bachelor of Science in Chemie studiert werden. Nicht-konsekutive Masterstudiengänge haben dagegen das Ziel, Wissen aus einem benachbarten Forschungsgebiet aufzubauen, wie z.B. Materialwissenschaften oder aus einem gänzlich anderem Gebiet, wie z.B. Betriebswirtschaft. Und es werden einige weiterbildende Masterstudiengänge angeboten, die an Berufstätige gerichtet sind. Sie setzen neben einem Hochschulabschluss meist noch mind. 3 Jahre Berufserfahrung voraus. Diese Masterstudiengänge sind sehr anwendungsorientiert.  

Das Chemie-Studium beginnt fast immer im Wintersemester, nur an wenigen Hochschulen wird auch ein Start im Sommersemester angeboten. Bewerben kannst du dich bei den jeweiligen Hochschulen.

Als Student:in sollte man Ausdauer und gute Nerven haben

An vielen Hochschulen wird bewusst versucht, in den ersten beiden Semestern auszusieben. Das erste Studienjahr kann daher besonders lernintensiv sein. Es soll die Studierenden dazu bewegen, sich möglichst schnell im Klaren darüber zu werden, dass ein Chemiestudium mehr als ein Vollzeitstudium ist.

Tipp für Studienanfänger:innen: Geht in die Tutorien!

Benno, Chemiestudent im 5. Semester an der TU München | Bild: BR | Jasper Brüggemann

"Die Tutorien sind bestimmt zehnmal so wichtig wie die Vorlesungen, weil da eben genau die Aufgaben, die später auch in der Klausur abgefragt werden, erklärt werden. Der Tutor ist die ganze Zeit da, um Fragen zu beantworten. Also mein Tipp: geht in die Übungen, die sind so unfassbar wichtig."

Benno, Chemiestudent im 5. Semester an der TU München

Studienhinhalte Worum geht es beim Chemiestudium?

In Deutschland hat die Chemie eine große und ungebrochene Tradition. Sie ist auch heute noch die volkswirtschaftlich bedeutendste Naturwissenschaft in Deutschland.

Pflichtveranstaltungen im Studiengang Chemie:

  • Allgemeine Chemie
  • Physik
  • Biochemie
  • Toxikologie
  • Mathematik
  • Theoretische Chemie


Im weiteren Studienverlauf kommen diese Module dazu:

  • Technische Chemie
  • Organische Chemie
  • Anorganische Chemie
  • Analytische Chemie
  • Physikalische Chemie


Auf den Grundlagen des Bachelor-Studiums baust du Im Master auf. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten. Je nach Hochschule kannst Du in fast jedem Bereich forschen - beispielsweise in pharmazeutischer Chemie, Molekularchemie oder Werkstoffchemie.

Chiptechnologie, effiziente Katalysatoren, moderne Tumortherapie, molekulare Maschinen, neuartige Energiequellen, nur um einige zu nennen, das sind alles Forschungsgebiete, in denen Chemiker:innen ihre Ideen einbringen und neue Konzepte entwickeln.

Vorzeigehochschule TU München für Chemie

Hier werden extrem viele verschiedene Bereiche abgedeckt:

  • Analytische Chemie
  • Biochemie
  • Biotechnologie
  • Bauchemie
  • Lebensmittelchemie
  • Medizinische Chemie
  • Radiochemie
  • Technische Chemie mit Chemie-Ingenieurwesen
  • Wasserchemie
  • Organische Chemie
  • Anorganische Chemie
  • Physikalisch-theoretische Chemie


Wenn du von Anfang an spezialisiert Chemie oder Chemie nur als ein Fach von mehreren studieren willst, gibt es diese auf einzelne Schwerpunkte zugeschnittenen Studiengänge:


Lebensmittelchemie: Hier geht es um die Analyse der chemischen Zusammensetzung der Lebensmittel über die Haltbarmachung bis zur geschmacklichen Verfeinerung. Weil diese Tätigkeit mit einer sehr hohen Verantwortung einhergeht, wird man am Ende auch staatlich geprüft, ehe man als Lebensmittelchemiker:in arbeiten darf. Die jeweiligen Ausbildungs- und Studienverordnungen der einzelnen Bundesländer regeln diese Prüfungen.

Pharmazeutische Chemie: Hier geht es speziell um die Forschung und Entwicklung von Medikamenten, bei der man Hand in Hand mit Studierenden aus der Medizin, Pharmazie und Biologie arbeitet.

Biochemie: Hier geht es darum, organische Vorgänge des Lebens chemisch zu verstehen.

Ein weiterer Bereich ist die Agrikulturchemie, die sich mit Düngemitteln auseinandersetzt. Sie wird jedoch nicht als eigener Studiengang angeboten, sondern gehört zum Lehrangebot anderer Studiengänge wie zum Beispiel die Biochemie.

Wirtschaftschemie: Hier studierst du Chemie und Wirtschaft gemeinsam, um in Betrieben als Schnittstelle zwischen Forschung und Vermarktung arbeiten zu können.

Umweltchemie: Hier erforschst du chemische Prozesse in künstlichen und natürlichen Lebenskreisläufen (z.B. umweltgerechte Müllentsorgung).

Molekularwissenschaft: Chemie in Verbindung mit Physik und Biologie. In diesem Studiengang erforschst du die Bildung, den Aufbau und die Umwandlung von Molekülen aus den Perspektiven verschiedener Naturwissenschaften.

Prüfungen locker auf Du-Ebene

Benno, Chemiestudent im 5. Semester an der TU München | Bild: BR | Jasper Brüggemann

"Ich finde diese Antestate ganz angenehm, es ist offiziell eine Prüfung, was wir da sagen, geht eins zu eins in unsere Note ein. Aber es ist eben nicht, wie man es aus der Schule kennt. Ich sitze da. Mir sitzen zwei Leute gegenüber, die mich grantig anschauen. Nein, ich sitze da einfach im normalen Labor, wo eben meine Kumpels neben mir stehen. Ich rede mit meinen Assistenten auch wirklich auf Du-Ebene über die Sache."

Benno, Chemiestudent im 5. Semester an der TU München

Welche Skills brauchst du für ein Chemie-Studium?

  • Großes Interesse an naturwissenschaftlichen Fragestellungen
  • Naturwissenschaftliches Verständnis mit guten Schulnoten in Chemie, Physik und Mathematik als Grundlage für statistische Berechnungen
  • Spaß am Herausfinden der Ursachen chemischer Probleme
  • Motivation immer wieder Neues zu lernen
  • Analytische Fähigkeiten
  • Belastungsfähigkeit
  • Durchhaltevermögen beim Experimentieren
  • Abstraktes Denken
  • Grundsätzliches Technikverständnis


Achtung! Ein Chemie-Studium ist als eine Art Vollzeitjob anzusehen. Du verbringst von morgens bis abends deine Zeit in der Uni, im Labor und in Hörsälen. Nacharbeiten von chemischen Laborversuchen mit Protokollen zu Hause sind die Regel und dann noch die Vorbereitung auf Testate. Für ein Chemiestudium solltest du zu 100 % motiviert sein.

Chemie studieren heißt Dauerbelastung aushalten

Benno, Chemiestudent im 5. Semester an der TU München | Bild: BR | Jasper Brüggemann

"Man geht aus der Uni, man ist fertig, dann geht es meistens erst richtig los, es gibt teilweise Tage, da komme ich um 18 Uhr nach Hause und muss bis 22 Uhr noch Papiere schreiben. Und dann muss ich praktisch schon wieder ins Bett, weil ich um 9 Uhr wieder in der Uni sein muss. Und das geht dann teilweise drei Wochen am Stück so."

Benno, Chemiestudent im 5. Semester an der TU München

Beruf und Karriere

Der Studiengang Chemie gehört zu den sogenannten MINT-Fächern. Absolvent:innen dieser Fachrichtungen haben große Auswahlmöglichkeiten beim beruflichen Einstieg. Nach dem Bachelor ein Master Studium und anschließend eine Promotion zu planen, ist in Chemie üblich. Ein Doktortitel verbessert deine Berufschancen deutlich und du kannst auch eine Laufbahn an der Universität anstreben.

Das Berufsfeld von Chemikern und Chemikerinnen reicht von der Arbeit in Forschungsinstituten, in Industrie und in Hochschulen bis hin zu einer Tätigkeit in ganz verschiedenen Branchen, die eines gemeinsam haben, mit chemischen Prozessen zu arbeiten oder zumindest damit konfrontiert zu sein:

  • Kosmetikbranche
  • Pharmaindustrie
  • Nahrungsmittelindustrie
  • Automobilindustrie
  • Elektro- und Baustoffindustrie
  • Metallerzeugung und –verarbeitung
  • Wasserversorgung
  • Holzverarbeitung
  • Papierherstellung
  • Wirtschaftsberatung
  • Energiewirtschaft
  • Versicherungswesen
  • Tätigkeit in Bundesanstalten und Landesbehörden
  • Gewerbeaufsichtsämter
  • Zoll
  • Feuerwehr
  • Polizei und Landeskriminalämter
  • Kliniken

Gehalt

Laut der Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. (GDCh) können durch den Tarifvertrag der chemischen Industrie Chemiker:innen mit Diplom/Master schon in den ersten zwei Berufsjahren mit einem Jahresbruttoeinkommen von um die 69.000 EUR rechnen. Für Angestellte mit Promotion liegen die Gehälter bei 80.200 EUR Jahresbruttoeinkommen. Mit diesen Tarifen kannst du aber nur bei Unternehmen, die im Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) Mitglied sind, rechnen. Hierzu gehören internationale Unternehmen wie Altana AG, BASF SE, Bayer AG, Procter & Gamble, Novartis, Wacker Chemie AG, um nur einige zu nennen.

Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen ist das aber eher selten der Fall, sodass die Gehälter für dort angestellte Chemiker:innen kleiner sind. Liegt laut Gehalt.de dein Bruttojahreseinkommen mit ein bis zwei Jahren Berufserfahrung bei 50.000 EUR, kann es nach neun Jahren locker auf über 63.000 EUR brutto steigen. Natürlich hängt dein Gehalt als Chemiker:in auch von deiner Verantwortung ab. Sobald du Personalverantwortung übernimmst, klettert dein Verdienst in die Höhe.

Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen verdienen je nach Besoldungsgruppe um die 52.000 EUR brutto im Jahr.