ARD alpha Uni Pflegewissenschaft studieren

Von: Christian Wurzer

Stand: 14.06.2023

Studiengänge im Bereich der Gesundheits- und Pflegewissenschaften sind in Deutschland noch relativ neu. Sie bereiten mit wissenschaftlichem Hintergrund auf alle möglichen Berufe im Bereich der Pflege und Gesundheitsvorsorge vor. Auch Lydia erhofft sich von der Akademisierung der Pflege bessere berufliche Perspektiven und studiert Pflegewissenschaft im Master.

Lydia im 2. Semester Masterstudiengang Pflegewissenschaft, Hochschule Esslingen | Bild: BR

Zulassungsvoraussetzungen

Für das Studium der Pflegewissenschaften kannst du dich bewerben, wenn du eine fachgebundene Hochschulreife oder die Allgemeine Hochschulreife, also Fachabitur oder Abitur, vorweisen kannst.

Dazu musst du in der Regel ein ärztliches Attest vorweisen und ein polizeiliches Führungszeugnis, das zum Bewerbungszeitpunkt nicht älter als drei Monate ist.

Oft wird auch ein mindestens dreiwöchiges Vorpraktikum im pflegerischen Bereich verlangt. Dazu wird meist auch eine Studienvereinbarung mit einer Einrichtung des Gesundheitswesens im pflegerischen Bereich verlangt. An dieser Einrichtung werden die Praxisphasen absolviert, die du während des Studiums ebenfalls wahrnehmen musst. Diese Einrichtung muss also mit der Hochschule oder Universität, an der du studieren willst, kooperieren. Die Hochschulen und Universitäten sind behilflich, eine solche Praxisstelle zu finden, wenn notwendig.

Pflegewissenschaften kannst du auch ohne Abitur studieren, wenn du eine Ausbildung im Bereich der Pflege abgeschlossen und schon etwas Berufserfahrung gesammelt hast. Einige Hochschulen richten zumindest einen Teil ihrer Studienangebote im Bereich Pflege direkt am schon beruflich qualifiziertem Pflegepersonal aus, sozusagen als Fortbildung, bzw. Spezialisierung, gerade wenn es um Skills im Bereich Pflegemanagement geht.

Das Studium kann einem Numerus Clausus (NC) unterliegen, was schlicht mit den vorhandenen Studienplätzen an der jeweiligen Hochschule oder Universität zusammenhängt. Erkundige dich also an der Hochschule oder Universität deiner Wahl, wie dort die Bewerbungskonditionen sind.

Studiengänge im Bereich Pflegewissenschaften bieten sowohl staatliche also auch private Hochschulen und Universitäten in Vollzeit an. Studiengänge Pflegewissenschaften können oft als duale Studiengänge mit hohem Praxisbezug studiert werden. Am Ende hast du sowohl den akademischen Abschluss Bachelor als auch den berufsbildenden Abschluss für die Berufsausübung als staatlich geprüfte Pflegekraft in der Tasche.

Hochschulen kirchlicher Träger bieten ebenfalls Studiengänge der Pflegewissenschaften an. Kleine Studiengruppen und in der Regel sehr gute Ausbildung machen evangelische und katholische Hochschulen, sowie die Katholische Universität Eichstädt-Ingolstadt, auch im Bereich der Pflegewissenschaften zu sehr guten Adressen in Deutschland. Wer sich dazu entscheidet an einer kirchlichen Hochschule zu studieren, muss nicht Mitglied der Kirche sein, unter deren Trägerschaft die Hochschule steht. Das Studium steht an kirchlichen Hochschulen allen offen.

Studium Pflegewissenschaft: Akademischer Abschluss mit Berufszulassung zum Pflegeberuf

Studiendauer

Der Bachelorstudiengang im Bereich der Pflegewissenschaften dauert zwischen sieben bis neun Semester, je nach Hochschule oder Universität. Die Praxissemester sind dabei mitgerechnet.

Der Masterstudiengang im Bereich der Pflegewissenschaften dauert in der Regel weitere drei bis vier Semester. Zulassungsvoraussetzung dazu ist ein Bachelor-Abschluss im Bereich der Pflegewissenschaften.

Studieninhalte

Je nach Hochschule und Universität variiert die Gewichtung der Studienhinhalte. Mal haben neben den pflegewissenschaftlichen Fächern betriebswirtschaftliche Aspekte mehr Gewicht, mal eher forschungsorientierte Fächer. Immer aber sind Theoriemodule und Praxismodule zu belegen.

Fachgebiete der Theoriemodule:

  • Pflegewissenschaftliche Grundlagen
  • Naturwissenschaftliche und medizinische Grundlagen
  • Gesundheitswissenschaften
  • Ethik und Recht
  • Sozialwissenschaft
  • Notfall- und Akutpflege
  • Pflegepädagogik
  • Kommunikation im Umgang mit Patienten und Familien
  • Betriebswirtschaftliche Aspekte
  • Qualitätsmanagement
  • Versicherungswirtschaft
  • Personalmanagement und Arbeitsrecht
  • Betriebswirtschaftliche Aspekte


Fachgebiete der Praxismodule: Sie umfassen normalerweise: Einsätze im Krankenhaus, Einsätze außerhalb der Klinik, zum Beispiel im Ambulanten Bereich, in der stationären Langzeitpflege, der psychiatrischen und pädiatrischen Versorgungsbereiche aber auch praktische Übungen in Simulations- und Skill-Laboren, um etwa die richtigen Handgriffe zu erlernen.

Je nach Hochschule, oder Universität werden Schwerpunkte angeboten. Zum Beispiel: Gerontologie, Psychologie oder Psychiatrie, wobei Fachbereiche wie Pflegepädagogik, Pflegemanagement oder auch psychiatrische Pflege und andere oft auch als eigene Studiengänge belegt werden können, meist als aufbauende Masterstudiengänge.

Masterstudiengänge im Bereich der Pflegewissenschaften können in Vollzeit studiert werden. Sie sind aber oft auch dual angelegt, qualifizieren für Leitungsaufgaben, oder spezielle Funktionen im Pflegebetrieb. Es gibt Hochschulen, die den Fokus auf Forschung ausgelegt haben und so Aspekte der Pflegewissenschaften weiterentwickeln wollen.

Die Masterstudiengänge im Bereich der Pflegewissenschaften umfassen Module zu Themen wie:

  • Leitungs- und Steuerungsaufgaben
  • Vertrags- und Vergütungspolitik im Gesundheits- und Pflegewesen
  • Betriebswirtschaftliche Aspekte wie Unternehmensführung, Risikomanagement, Controlling, Beratung und Marketing im Pflege- und Gesundheitswesen
  • Digital Health
  • Sozial- und Wirtschaftsethische Aspekte


Manche Masterstudiengänge an Universitäten und Hochschulen sind eher forschungsorientiert, andere eher Aufgaben im Pflegemanagement und der Leitung von Gesundheitseinrichtungen. Es lohnt sich also gut hinzuschauen, denn oft erscheinen die Namen der Studiengänge recht unterschiedlich, beinhalten aber dennoch ähnliche Themenbereiche. Die Fokussierung ist daher entscheidend.

Für Leitungsfunktionen im Pflegebereich wird inzwischen ein Masterstudium erwartet

Lydia im 2. Semester Masterstudiengang Pflegewissenschaft, Hochschule Esslingen | Bild: BR

"Ich mache den Master, weil zum einen in der Branche für viele mögliche Jobs ein Master erwartet wird. Das Studium steigert natürlich auch die Perspektiven für mögliche Jobs. Zum anderen hat mich der Masterstudiengang thematisch interessiert. Er geht (in Esslingen) auch nur über 3 Semester. Und der Master war auch mein Anspruch. Ich kenne die Hochschule und die Mitstudierenden und wollte daher auch gleich dranbleiben. Und gerade in dem Kontext schätze ich auch die Hochschule sehr, ihre Pläne, Strukturen, Dozierende. Daher wollte ich gleich an der Hochschule Esslingen bleiben. Das Studium ist berufsbegleitend und es ist wirklich sehr gut machbar. Studium und Job lassen sich so gut kombinieren. Daher hat für mich einfach alles für Esslingen gesprochen."

Lydia im 2. Semester Masterstudiengang Pflegewissenschaft, Hochschule Esslingen

Prüfungen

Im Bachelorstudiengang schreibst du Hausarbeiten, Klausuren, machst Projektarbeiten und absolvierst natürlich auch mündliche Prüfungen, die auch mal aus einer Praxisübung im Simulationslabor bestehen können. Die Bachelorarbeit schreibst du in der Regel im letzten Semester. Das Studium schließt du mit bestandener Abschlussprüfung mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) ab und hast auch die Berufszulassung erworben.

Der Masterstudiengang dauert, je nach Hochschule, zwischen drei und vier Semester. Voraussetzung dafür ist der Bachelor of Arts. Das Masterstudium im Bereich der Pflegewissenschaften ist in der Regel mehr auf Forschung ausgerichtet.

Auch hier gib es Hausarbeiten, Klausuren, Projektarbeiten und mündliche Prüfungen. Im letzten Semester schreibst du die Masterarbeit und erhältst nach bestandener Prüfung den akademischen Titel Master of Arts (M.A.)  

Welche Skills brauchst du?

  • Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen
  • Emotionale Stabilität
  • Selbstreflexion
  • Organisationsfähigkeit
  • Sozialkompetenz, emotionale Intelligenz und Empathie
  • Große Belastungsfähigkeit
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Teamfähigkeit
  • Klare Motivation für das Arbeiten im Bereich der Pflege

In welchen Berufen arbeiten Pflegewissenschaftler:innen?

Die Arbeitsfelder für Pflegewissenschaftler:innen umfassen nicht nur Krankenhäuser, Kliniken, Altenheime und Pflegeheime für Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen im Alltagsleben, sondern viel mehr.

Weitere Arbeitsfelder:

  • Rettungsdienste wie Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Rettungsdienst der Feuerwehr oder des Arbeiter-Samariterbundes
  • Ambulante Pflegedienste öffentlicher und privater Träger
  • Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste kirchlicher Träger wie zum Beispiel Caritas, Diakonie, Kath. Frauenbund, Ordensgemeinschaften
  • Gesundheitsämter und -behörden
  • Gesundheitliche Bildungsarbeit
  • Katastrophenschutz
  • Notfall- und Rettungsdienste des Technischen Hilfswerks
  • Sanitätsdienst der Bundeswehr
  • Sanitätsdienstliche NGOs
  • Entwicklungsarbeit in ärmeren Ländern

Verdienst

Die Bezahlung ist im Bereich der Pflege, wie in allen Sozialberufen in Deutschland, gemessen an der Verantwortung, die du für andere Menschen und ihre Gesundheit übernimmst, eher mäßig. Als Krankenschwester oder Krankenpfleger verdienst du je nach Berufserfahrung, auch abhängig davon, ob du in einer privaten oder öffentlichen Pflegeeinrichtung angestellt bist, zwischen 3302 Euro brutto und 4325 Euro brutto im Monat.

Arbeitest du in der Intensivpflege, oder in der Fachkrankenpflege, etwa in der Psychiatrie, verdienst du in der Regel etwas mehr. Dann liegt dein durchschnittlicher Verdienst zwischen 3562 Euro brutto und 4871 Euro brutto im Monat.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Dein Verdienst mit dem akademischen Abschluss Bachelor sollte eher im oberen Bereich der oben genannten Verdienstspanne angesiedelt sein. Denn man kann Krankenpflege auch als Ausbildungsberuf erlernen.

Karriere - Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Pflegefachkräfte sind sehr gut

Wer heute in den Pflegeberuf einsteigen will und die gesundheitlichen und persönlichen „polizeilichen“ Voraussetzungen erfüllt, kann umgehend einsteigen. Es herrscht in Deutschland ein eklatanter Fachkräftemangel in allen Pflege- und Gesundheitsberufen. Der Grund für den diesen Fachkräftemangel im Pflegebereich liegt schlicht in den schwierigen Arbeitsbedingungen, denen Pflegekräfte heute ausgesetzt sind. Viele Pflegefachkräfte verlassen wegen der verhältnismäßig geringen Bezahlung und stetig schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen, verursacht durch steigenden Personalmangel, ihren Beruf. Dazu gibt es viele Pflegekräfte, die unter den gegebenen Umständen die Verantwortung für die Gesundheit anderer Menschen nicht mehr übernehmen können und wollen und deshalb den Beruf wechseln.

Als Pflegekraft kann man überall in der Welt arbeiten

Lydia im 2. Semester Masterstudiengang Pflegewissenschaft, Hochschule Esslingen | Bild: BR

"Die Pflegeausbildung war für mich ein guter Grundbaustein, da ich wusste, dass es danach viele Möglichkeiten gibt und weil die Ausbildung vergütet wird. Es gibt viele Perspektiven in der Fort- und Weiterbildung, mögliche Studiengänge usw. Einsatzorte sind weltweit möglich. Sie reichen von spezialisierten Stationen in Krankenhäusern mit verschiedenen Fachbereichen über Krankenkassen und andere Einrichtungen, in Organisationen wie ‚Ärzte ohne Grenzen‘, sogar bis zur Arbeit als Pflegekraft auf Kreuzfahrtschiffen."

Lydia im 2. Semester Masterstudiengang Pflegewissenschaft, Hochschule Esslingen

Alle Absolventen und Absolventinnen dürften direkt nach dem Studium eine Anstellung in Aussicht haben. Überall im pflegerischen Bereich, seien es Krankenhäuser, Pflegeheime, pflegerische Tagesstätten, Notfalldienste, herrscht in Deutschland massiver Fachkräftemangel.

In größeren öffentlichen wie privaten Pflegeeinrichtungen besteht durchaus die Möglichkeit auch Karriere zu machen, als Pflegedienstleitung, als Haus- oder Heimleitung, in der Geschäftsführung, aber auch in den Gesundheitsbehörden. In der Regel dürften dabei die zum Zug kommen, die ein Bachelorstudium oder gar ein Masterstudium im Bereich der Pflegewissenschaften oder im Pflegemanagement vorweisen können. Im Bergleich zur Ausbildung qualifiziert das Studium besser für Leitungsfunktionen.

Krankenpfleger, Krankenschwester ist ein sehr sinnstiftender Beruf

Lydia im 2. Semester Masterstudiengang Pflegewissenschaft, Hochschule Esslingen | Bild: BR

"Krankenpflege ist ein wichtiger und sinnvoller Beruf, bei dem ich damals auch dachte, es ist auf jeden Fall erstmal gut, den zu erlernen, dann kann ich anschließend darauf aufbauen oder ggf. immer nebenbei in dem Beruf arbeiten, wenn ich einmal etwas Anderes anstreben sollte. Tatsächlich ist die Pflege ein Beruf, in dem man super in Teilzeit, also auch nebenberuflich, arbeiten kann."

Lydia im 2. Semester Masterstudiengang Pflegewissenschaft, Hochschule Esslingen