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Ende einer Ära Monarchendämmerung

Mit der Herrlichkeit des absoluten Regierens war es im Bayern des 19. Jahrhunderts vorbei. Der Geist der Französischen Revolution wehte sogar bis nach München. Keine gute Voraussetzung für die Monarchie.

Published at: 20-5-2011 | Archiv

Bayerischer König Maximilian II., Vater von König Ludwig II. | Bild: picture-alliance/dpa

Für den französischen Geist von Freiheit und Revolution sorgte schon der Freiherr von Montgelas, Minister unter Bayerns erstem König Maximilian I. Joseph. Montgelas übernahm linksrheinische Staatsprinzipien, Bayern wurde 1806 konstitutionelle Monarchie. Fortan war der Willkür der Machthaber ein Riegel vorgeschoben. Es gab zwar noch kein Parlament, aber jedes Projekt musste nun vom zuständigen Minister gegengezeichnet werden.

Bayerns königliche Jahre

Schon der Großvater spürte schwindende Macht

Der Großvater: Ludwig I.

Schon Ludwig I. spürte, dass die Zeit der Monarchen ablief. Schwindende Herrschergewalt versuchte der Großvater von Ludwig II. wenigstens mit grandioser Architektur zu kompensieren, was ihm auch gelang: München verdankt ihm eine Reihe bedeutender klassizistischer Bauwerke.

Der Vater kompensierte mit Wissenschaften

Ludwig I. war noch einigermaßen Herr im eigenen Haus. Aber schon sein Thronnachfolger Maximilian II. Joseph widmete sich vornehmlich den Wissenschaften. Und dessen Sohn Ludwig II. verlor vollends jegliche Durchschlagskraft als politischer Souverän. Sicher: Die Verfassung knebelte ihn und seine Traumverlorenheit tat das übrige. Doch ein großes Handicap war auch, dass ihm sein Vater eine nur lückenhafte Ausbildung zukommen ließ und ihn so gut wie nicht auf das Königsamt vorbereitete.

Der Vater: Maximilian II.

Last but not least: Nach dem frühen Tod Maximilians musste Ludwig schon 1864 den bayerischen Thron besteigen und in der Münchner Residenz Hof halten - keine geringe Aufgabe für einen 19-Jährigen.

Ludwigs Lust und Ludwigs Frust

Anfangs versuchte Ludwig noch, seine Amtspflichten nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Doch schon bald eckte er mit seinen Vorstellungen sowohl im Ministerkabinett als auch bei der Bevölkerung an. Auch er wollte zunächst - wie seine Vorfahren - München seinen architektonischen Stempel aufdrücken.

Ludwig II.

So plante er für seinen Günstling Richard Wagner ein eigenes Opernhaus. Die Idee wurde jedoch abgeschmettert - zu teuer. Ludwig verzieh das den Münchnern nie. Er wandte sich von der Residenzstadt ab und sondierte das bayerische Voralpenland für seinen zukünftigen ständigen Aufenthaltsort.

Erste Abdankungsgedanken

Repräsentationstermine waren ihm zeitlebens ein Gräuel. Das offenbarte sich spätestens 1866 zu Beginn des preußisch-österreichischen Krieges, in den Bayern auf Seiten der Habsburger verwickelt war. Der traditionellen Soldatenverabschiedung durch den König zog Ludwig eine heimliche Reise zu Wagner in die Schweiz vor.

"Oft musste ich hören, wie schön es wäre, wenn man das verfluchte Nest an allen Ecken anzünden könnte."

Ein Kabinettssekretär zitiert eine abfällige Bemerkung Ludwigs über München.

Der Krieg endete in einem Debakel für Bayern mit Gebietsverlusten und hohen Reparationszahlungen. Fortan spielte unter den deutschen Staaten Preußen die erste Geige. Da man schon jetzt sein Regierungstalent und sogar seine geistige Gesundheit in Frage stellte, trug sich Ludwig mit 21 Jahren zum ersten - und nicht zum letzten - Mal mit Abdankungsgedanken.

Bayern verliert Souveränität

Die Minister hielten die Zügel immer fester in der Hand und intrigierten gegen Ludwig. Man brauchte ihn eigentlich nur noch zum Unterschreiben von Schriftstücken. Beim nächsten Krieg - 1870/71 gegen Frankreich - hielt es der bayerische Kriegsminister schon gar nicht mehr für nötig, seinen König darüber zu informieren, dass er Bismarck Truppen zur Unterstützung zugesagt hatte. Die Bayern gehörten zwar diesmal zu den Siegern, genützt hat es ihnen aber wenig.

"Das Ende Altbayerns"

In den Novemberverträgen von 1870 wurden die Weichen gestellt: Der deutschen Kleinstaaterei machte man den Garaus, es kam zur Gründung des Deutschen Reiches.

Beitrittsurkunde Bayerns zum Deutschen Reich von 1871

Deutschland bekam wieder einen Kaiser, den mit Wilhelm I. aber die preußischen Hohenzollern stellten. Ludwig gab dazu sein Placet mit dem so genannten "Kaiserbrief". Der neue Reichskanzler Otto von Bismarck gestand Bayern zwar symbolische Sonderrechte zu, ansonsten spielte es aber eine eher untergeordnete Rolle im neuen Staat.

"Wehe, dass gerade ich zu solcher Zeit König sein musste."

Ludwig II.

Ludwig war über den Verlust seiner Souveränität untröstlich. "Dies ist der Anfang des neuen Deutschlands und das Ende Altbayerns", klagte er und war wieder kurz davor, vom Thron zu steigen. Bismarck war froh, dass sich Ludwig nun ganz ins Privatleben zurückzog und dankte ihm das Ja zur Kaiserkonstruktion mit einer reichlichen Abfindung. Schon damals ließen sich solche Deals diskret über Schweizer Konten abwickeln. Sechs Millionen Gulden landeten so in Ludwigs Kasse.

Damit ließ sich doch etwas anfangen für einen, der Schlösser bauen wollte ...


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