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Histamin-Intoleranz Schokolade & Rotwein streng verboten

Ein Enzym-Defekt mit verwirrenden Folgen: Menschen, die unter einer Histamin-Unverträglichkeit leiden, vertragen Weißwein, aber keinen Rotwein, Weichkäse, aber keinen Hartkäse. Das liegt daran, dass Lebensmittel je nach Frische, Reife und Sorte unterschiedlich viel Histamin enthalten.

Stand: 19.06.2020

Lebensmittel, die Histamin enthalten können, was manche Menschen nicht vertragen: Rotwein, Käse, Trauben und eingelegtes Gemüse. | Bild: picture alliance/imageBROKER

Histamin

Histamin ist eine in tierischen und pflanzlichen Organismen weit verbreitetes Hormon auf Stickstoff-Basis, das eine wesentliche Grundlage des Immun-Systems darstellt: Es wird bei allergischen Reaktionen ausgeschüttet und löst entsprechende Symptome wie Juckreiz oder Muskelkontraktionen aus.

Knapp ein Prozent der europäischen Bevölkerung leidet an Histamin-Intoleranz: Das ist keine Allergie, sondern eine Abbaustörung. Gestört ist die Funktion des Enzyms Diaminoxidase (DAO), welches das Histamin im Körper abbaut. Bei Betroffenen arbeitet es nur eingeschränkt. Das ist eine Störung, die im Laufe des Lebens erworben wird, sie ist somit nicht vererbt. Da 80 Prozent der Patienten weiblich sind, gehen Experten davon aus, dass bei der Histamin-Intoleranz Hormone eine Rolle spielen.

Diagnose: schwierig, aber nicht unmöglich

Am stärksten reagieren Betroffene auf Rotwein, Hartkäse und Räucherfisch.

Einer Histamin-Intoleranz auf die Schliche zu kommen, ist schwer. Einerseits, weil der Histamin-Gehalt in Nahrungsmitteln stark schwankt: Je nach Frische, Reife und Sorte kann er bei 0,4 bis 250 Milligramm Histamin je 100 Gramm Lebensmittel liegen. Auffällig ist lediglich die Reaktion auf bakteriell fermentierte - das heißt von Bakterien bearbeitete - Lebensmittel wie etwa Rotwein, gereiften Käse und geräucherten Fisch. Andererseits verursacht diese Erkrankung die verschiedensten Beschwerden: zum Beispiel Hautreaktionen (Rötung, Ekzem, Juckreiz), Kopfschmerzen, Atembeschwerden, Halsschmerzen, Dauerschnupfen, Herzrasen, Magen-Darm-Störungen (Blähungen, Durchfall, Übelkeit), Wassereinlagerungen, Erschöpfung und Schlafstörungen. 50 Prozent der "Verdachtsfälle" erweisen sich als falsch, weil andere Ursachen zugrunde liegen.

Klarheit durch Weglassdiät

Ob wirklich eine Unverträglichkeit gegen Histamine vorliegt, zeigt der sogenannte Provokationstest. Dazu muss man 14 Tage eine histaminarme Diät einhalten. Kommen die Beschwerden nach der Diät und einer histaminhaltigen Ernährung wieder, besteht eine Unverträglichkeit.

Von einer Selbstbehandlung raten Experten ausdrücklich ab. Die Begründung: Wenn man auf eigene Faust eine Diät festlegt, kann es zu weiteren gesundheitlichen Problemen und zu einer Mangelernährung kommen. Eine Liste mit zertifizierten Allergiezentren und Ernährungsberatern gibt es beim Deutschen Allergie- und Asthmabund.

Link-Tipps

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB)
Fliethstraße 114
41061 Mönchengladbach
Telefon: 02161 / 81 49-40
Fax 02161 / 81 49-430


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