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Impfung Pneumokokken, Meningokokken, HPV

Auch gegen Pneumokokken und Meningokokken empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Grundimmunisierung im Kindesalter. Zusätzlich sollten sich Mädchen und Jungen vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen humane Papillomaviren (HPV) impfen lassen. Diese Viren können Krebs verursachen - vor allem am Gebärmutterhals, aber auch am After, Penis sowie im Mund und Rachen.

Stand: 26.04.2021

Mit dem Impfpass - hier in einer Hosentasche - können vorgenommene Schutzimpfungen nachvollzogen werden. | Bild: picture-alliance/dpa

Seit Juli 2006 wird die Grundimmunisierung gegen Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) im Kleinkindalter empfohlen. Pneumokokken sind weltweit die häufigsten Erreger für bakteriell verursachte Entzündungen von Lunge, Hirnhäuten und Mittelohr.

Pneumokokken

Verlauf

Was sind Pneumokokken?

Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind Bakterien, die bei ungefähr 40 bis 70 Prozent der Erwachsenen Bestandteil der ganz normalen Mundflora sind. Unter bestimmten Umständen können Pneumokokken eitrige Entzündungen von Mittelohr, Nasennebenhöhlen, Lunge oder Hirnhäuten verursachen. Im schlimmsten Fall kann auch eine Blutvergiftung (Sepsis) auftreten.

Zu schweren Verläufen kann es kommen, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Man nennt dies eine invasive Pneumokokkeninfektion: Die Pneumokokken verbleiben nicht mehr auf der Oberfläche der Schleimhautzellen, sondern dringen in die Zellen ein und verteilen sich über die Blutbahn im Körper.

2017 wurden laut Angaben des Robert Koch-Instituts bundesweit 1.941 Fälle einer invasiven Pneumokokken-Infektion gemeldet.

Personen

Wer sollte sich gegen Pneumokokken impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grundimmunisierung für alle Kinder bis zum Alter von 11 Monaten. Außerdem sollten laut STIKO Kinder, Jugendliche, Cochlea-Implantat-Träger sowie Erwachsene mit geschwächtem Immunsystem geimpft werden. Zu diesem Personenkreis zählen unter anderen Menschen mit chronischen Krankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenleiden, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Leber- und Nierenerkrankungen, ohne Milz, HIV-Infizierte oder Leukämiepatienten.

Impfstoffe

Welche Impfstoffe stehen zur Verfügung?

Zum Schutz vor Pneumokokken gibt es zwei Impfstoffe. Der seit 2001 zugelassene, sogenannte Konjugat-Impfstoff ist für Säuglinge und Kleinkinder bis vier Jahre bestimmt, mittlerweile aber auch für Erwachsene ab 50 Jahren zugelassen. Bei ihm sind die Zuckermoleküle der Bakterienkapsel an ein Eiweißmolekül gebunden, das es den weißen Blutkörperchen erleichtert, den Erreger zu erkennen. Er wirkt gegen sieben Pneumokokkenstämme. Gegen 23 verschiedene Stämme wirkt der schon seit vielen Jahren zur Verfügung stehende sogenannte Polysaccharidimpfstoff. Dieser war bei Säuglingen und Kleinkindern nicht ausreichend wirksam, sodass diese bis zur Entwicklung des Konjugat-Impfstoffes nicht geimpft wurden. Der Polysaccharid-Impfstoff ist für ältere Kinder und Erwachsene geeignet.

Schema

Wie sieht das Impfschema aus?

Der Konjugat-Impfstoff wird für die Immunisierung im Säuglings- und Kleinkindalter verwendet: Säuglinge erhalten jeweils eine Impfung im Alter von 2 und 4 Monaten, ergänzt durch eine dritte Impfung im Alter von 11 Monaten. Für Frühgeborene (Geburt vor vollendeter 37. Schwangerschaftswoche) wird eine zusätzliche Impfung im Alter von drei Monaten empfohlen. Ungeimpfte Säuglinge im Alter von sieben bis elf Monaten: Zwei Impfungen im Abstand von mindestens einem Monat und eine dritte Impfung im zweiten Lebensjahr. Ungeimpfte Kinder im Alter von zwölf bis 23 Monaten: zwei Impfungen im Abstand von zwei Monaten.

Personen mit fortbestehender gesundheitlicher Gefährdung können ab vollendetem zweiten Lebensjahr den Polysaccharid-Impfstoff erhalten. Bei den, wie empfohlen, zuvor mit Konjugat-Impfstoff geimpften Kindern beträgt der Mindestabstand zur Impfung mit Polysaccharid-Impfstoff zwei Monate. Bei fortbestehendem Risiko sind Wiederholungsimpfungen im Abstand von sechs (Erwachsene) beziehungsweise drei Jahren (Kinder unter 10 Jahren) nötig.

Auffrischung

Muss die Impfung aufgefrischt werden?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Personen über 60 Jahre oder Menschen mit einem fortbestehenden erhöhten Erkrankungsrisiko (zum Beispiel Immundefekte infolge einer Grunderkrankung wie Aids) eine regelmäßige Auffrischung im Abstand von sechs Jahren. Kinder unter zehn Jahren können bereits nach drei Jahren eine Auffrischung erhalten.

Vor einer Wiederholungsimpfung empfiehlt die STIKO generell eine Risiko-Nutzen-Abwägung: Die Gefährdung des zu Impfenden, an einer invasiven Pneumokokken-Erkrankung (IPD) zu erkranken, sollte gegen die Möglichkeit, eine verstärkte Impfreaktion zu erleiden, abgewogen werden.

Reaktion I

Wie verträglich ist der Konjugat-Impfstoff?

Das hängt unter anderem von der körperlichen Verfassung und bestehenden chronischen Erkrankungen ab. Grundsätzlich sollten Sie mit Ihrem Arzt über die Impfung sprechen und mit ihm eine Entscheidung treffen. Laut Ständiger Impfkommission (STIKO) sind in den ersten drei Tagen nach der Impfung an der Einstichstelle lokale Reaktionen wie Rötung, Schmerzen und Schwellung möglich. Gelegentlich treten diese auch in Verbindung mit einer tastbaren Verhärtung und Druckempfindlichkeit auf. Ebenfalls möglich sind mäßige Temperatur, Reizbarkeit, Schläfrigkeit, unruhiger Schlaf oder Magen-Darm-Beschwerden. Gelegentlich können allergische Reaktionen wie Nesselsucht auftreten. In Einzelfällen kann es bei Säuglingen zu Fieberkrämpfen und zu kurzzeitigen schockähnlichen Zustand mit reduzierten Muskeltonus und Nichtansprechbarkeit kommen. Beide Symptome bilden sich laut STIKO innerhalb kürzester Zeit zurück.

Reaktion II

Wie verträglich ist der Polysaccharid-Impfstoff?

Es gilt dasselbe wie beim Konjugat-Impfstoff: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine Impfung sinnvoll ist. Laut Ständiger Impfkommission (STIKO) sind beim Polysaccharid-Impfstoff an der Einstichstelle lokale Reaktionen wie Rötung, Schmerzen und Schwellung in den ersten drei Tagen nach der Impfung möglich. Auch die anliegenden Lymphknoten können anschwellen. Selten sind Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen. Überempfindlichkeitsreaktionen (Nesselsucht, Serumkrankheit) sind selten. Sehr selten kommt es zu Hautblutungen durch eine Verminderung der für die Gerinnungsfunktion des Blutes verantwortlichen Blutplättchen (Thrombozytopenie). Für fraglich hält die STIKO einen Zusammenhang der Impfung mit Erkrankungen des peripheren Nervensystems (Parästhesien, Radikalneuropathien, Guillain-Barré-Syndrom), über die in Einzelfällen berichtet wurde.

Hirnhautentzündung durch Meningokokken

Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind Bakterien, die schwere Infektionen wie Sepsis (Blutvergiftung) oder Hirnhautentzündung (Meningitis) verursachen können. Vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem erkranken. Seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Grundimmunisierung gegen Meningokokken C für alle Kinder. Die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird von Zecken übertragen.

Meningokokken

Verbreitung

Wie verbreitet sind Meningokokken?

Entwicklungsländer: Hier kommen Infektionen vor allem im sogenannten Meningitisgürtel der Subsaharazone Afrikas (südlich der Sahara und nördlich des Äquators) sowie Asien vor. Es herrschen Infektionen durch Meningokokken vom Typ A vor.

Westliche Industrieländer: Hier treten Meningokokken-Infektionen vom Typ B und C auf, aber relativ selten. In Deutschland werden jährlich ungefähr 300 Menschen mit einer invasiven Meningokokken-Infektion registriert, zwischen 30 bis 40 von ihnen sterben. Betroffen sind in erster Linie Kleinkinder und Jugendliche.

Ansteckung

Wie kann man sich anstecken?

Übertragen werden die Meningokokken durch Tröpfcheninfektion, zum Beispiel beim Niesen oder Husten. Es gibt verschiedene Meningokokken-Unterarten. Schwere Krankheitsverläufe werden in Mitteleuropa vor allem durch die Meningokokken vom Typ B und C verursacht. Vor allem Menschen, bei denen das Immunsystem durch eine Krankheit oder andere Faktoren geschwächt ist, erkranken.

Verlauf

Wie verläuft eine Meningokokken-Infektion?

Häufig verbleibt der Erreger nach der Infektion auf den Schleimhäuten im Nasen-Rachen-Raum. Zu schweren Krankheitsverläufen kommt es, wenn die Meningokokken über die Schleimhautbarriere in den Blutkreislauf eindringen. Mögliche schwerwiegende Folgen sind Blutvergiftung (Sepsis) und Gehirnhautentzündung (Meningitis). Beide können tödlich verlaufen. Die Gehirnhautentzündung ist gekennzeichnet durch hohes Fieber, starke Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit. Spätfolgen können Hirn-, Hör- und Sehschäden sowie Beeinträchtigungen von Organen sein.

Impfung I

Impfung I: Kinder

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grundimmunisierung für alle Kinder. Die Impfung ist ab dem zwölften Lebensmonat möglich. Der Impfstoff schützt vor einer Infektion mit Meningokokken vom Typ C. Die Wirksamkeit liegt bei über 80 Prozent.

Ein Impfstoff gegen Meningokokken vom Typ B steht seit Dezember 2013 zur Verfügung. Eine generelle Impfempfehlung liegt dafür bislang nicht vor, empfohlen wird die Impfung gegen den Typ B jedoch für Personen mit spezifischen Grundkrankheiten. Die Entscheidung sollte nach individueller Einschätzung des Risikos getroffen werden.

Impfung II

Impfung II: Erwachsene

Impfen lassen sollten sich außerdem:
1. Reisende in Meningitis-Gebieten in Afrika, Südamerika und Asien
2. Menschen mit einer Immunschwäche
3. gefährdetes Laborpersonal
4. Mekka-Pilger: Während der islamischen Pilgerzeit ist die Meningokokken-Impfung für die Einreise nach Saudi-Arabien vorgeschrieben.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bei fortbestehendem Infektionsrisiko eine regelmäßige Auffrischung nach drei Jahren mit einem Meningokokken-Konjugatimpfstoff.

Impfstoff

Womit wird geimpft?

Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko sollten mit einem 4-valenten Meningokokken-Konjugatimpfstoff geimpft werden. Dieser Impfstoff ist für Kinder ab einem Jahr zugelassen und immunisiert gegen Meningokokken der Serotypen A, C, W135 und Y.

Verträglichkeit

Wie verträglich ist der Konjugat-Impfstoff?

Lokale Reaktionen wie Rötung, Druckempfindlichkeit und Schwellung an der Einstichstelle sind laut STIKO in den ersten drei Tagen nach der Impfung häufig. Möglich sind in dieser Zeit auch mäßige Temperatur, Reizbarkeit, Schläfrigkeit, unruhiger Schlaf oder Magen-Darm-Beschwerden.

Allergische Reaktionen sind sehr selten. In Einzelfällen kann es bei Säuglingen und Kleinkindern zu einem Fieberkrampf kommen. Fraglich ist laut STIKO ein Zusammenhang mit schweren allergischen Reaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom und Erythema multiforme), über die in Einzelfällen berichtet wurde.

Schutz vor Gebärmutterhalskrebs

Ende 2006 wurde der erste Impfstoff gegen Krebs zugelassen: Er wird gegen humane Papillomaviren (HPV) eingesetzt und soll neben Gebärmutterhalskrebs Tumore am After, Penis, Mund und Rachen verhindern. Die Impfung wird generell Mädchen und neuerdings auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfohlen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten von rund 480 Euro in der Regel nur, wenn die Impfempfehlungen der STIKO eingehalten wurden.

Darüber hinaus heißt es vonseiten der STIKO, dass die HPV-Impfung die Krebsfrüherkennungsuntersuchung nicht ersetzen kann: "Nicht im Impfstoff enthaltene HPV-Typen, unvollständig geimpfte Personen und seltene Impfversager erfordern auch bei Erreichen einer hohen Durchimpfung in der Zielgruppe die Fortführung der Früherkennungsuntersuchungen."

Humane Papillomaviren

Verbreitung

Papillomaviren treten weltweit in Erscheinung, müssen aber nicht zwangsläufig zu Krebs führen. Sie können auch eine chronische Infektion auslösen. Vorboten der Krebserkrankung sind häufig Genitalwarzen. Betroffen sind vor allem Frauen in Entwicklungsländern, da es dort häufig keine Vorsorgeuntersuchungen gibt. Weltweit sterben jährlich etwa 300.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs.

Ansteckung

Papillomaviren können Gebärmutterhalskrebs auslösen, gelten aber auch als tumorgefährdend für After, Penis, Mund und Rachen. Sie werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Gebärmutterhalskrebs ist nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. In Deutschland erkranken rund 6.250 Frauen pro Jahr und ca. 1.600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen. Der größte Anteil dieser Tumoren entfällt bei den Frauen auf Gebärmutterhalskrebs mit jährlich rund 4.600 neuen Erkrankungen. Pro Jahr sterben 1.500 bis 1.600 Frauen daran.

Vollständiger Schutz?

Die neuen Impfstoffe wurden vier Jahre getestet. Ergebnis: Sie bieten annähernd 100 Prozent Schutz gegen die Krebs auslösenden HPV-Typen 16 und 18. Diese beiden Typen verursachen 70 Prozent aller Erkrankungen.

Impfplan

Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut empfiehlt eine generelle Impfung für alle Mädchen und seit 2018 auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Die Impfung mit drei Dosen sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein. Versäumte Impfungen sollten so früh wie möglich nachgeholt werden – dies kann bis zum Alter von 17 Jahren erfolgen. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich noch nicht mit dem Virus angesteckt hat.

Verträglichkeit

Sind Impfreaktionen bekannt?

Seit Empfehlung der Impfung 2007 sind keine schweren unerwünschten Wirkungen gemeldet, die ursächlich in Zusammenhang mit der HPV-Impfung standen, heißt es auf den Onlineseiten des Robert-Koch-Instituts dazu. Immerhin liegen dafür Daten von insgesamt mehr als 270 Millionen verabreichten Impfdosen zugrunde (Stand: 2017).

Kosten


Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten von rund 480 Euro, aber in der Regel nur, wenn die betroffene Person nicht älter ist als 17 Jahre.


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