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Klimawandel Bäume pflanzen fürs Klima: Hilft es wirklich?

Markus Söder hat es getan, der Youtuber Mr. Beast und Tesla-Gründer Elon Musk. Sie haben sich dafür stark gemacht, dass mehr Bäume gepflanzt werden. Zum Schutz des Klimas, wie sie alle verkündeten. Doch kann das funktionieren?

Stand: 18.01.2021

Mehr Bäume fürs Klima? Nicht alles können Bäume richten. Im Bild: Forstwirt beim Einpflanzen eines Kiefer-Setzlings.  | Bild: picture alliance/Zoonar/Robert Kneschke

Markus Söder verkündete im Juli 2019, in den kommenden fünf Jahren 30 Millionen Bäume zum Schutz des Klimas pflanzen zu wollen. Und auch Unternehmer Elon Musk spendete im Oktober 2019 eine Million US-Dollar für das Anpflanzen von Bäumen für ein besseres Klima.

Mit Bäumen das Klima zu schützen, diese Idee erscheint ebenso einfach wie plausibel: Bäume speichern im Rahmen der Fotosynthese Kohlenstoff in ihren Wurzeln und geben Sauerstoff wieder in die Atmosphäre ab. So können sie das klimaschädliche Kohlendioxid neutralisieren.

Aber könnten wir wirklich mithilfe von Bäumen unseren gesamten CO2-Ausstoß aus der Atmosphäre entfernen? Und was wäre dafür notwedig? PlanetB-Reporterin Ilka Knigge hat nachgeforscht.

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Bäume pflanzen gegen Klimawandel: Kann DAS die Welt retten? | PlanetB | BR | Bild: PlanetB (via YouTube)

Bäume pflanzen gegen Klimawandel: Kann DAS die Welt retten? | PlanetB | BR

Was Bäume fürs Klima bewirken können - die Kalkulation

Laut Berechnungen der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft hat eine 23 Meter hohe Buche, die auf Brusthöhe einen Durchmesser von 30 Zentimetern hat, in ihrem Leben etwa eine Tonne CO2 gespeichert. Zum Vergleich: Ein Mensch verursacht in einem Jahr etwa neun Tonnen CO2-Emissionen. Um den Kohlendioxid-Ausstoß, den ein Mensch innerhalb eines Jahres verursacht, zu neutralisieren, wäre nach dieser Kalkulation also die Lebensleistung von neun riesigen Buchen notwendig.

Bäume für ein besseres Klima: Ist dafür noch genügend Platz auf der Welt?

Diese riesigen Bäume brauchen ziemlich viel Platz. Doch haben wir überhaupt noch so viel Flächen frei, um Bäume in diesem Ausmaß pflanzen zu können? Dieser Frage sind Forschende der ETH-Zürich nachgegangen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz haben sie Satellitenbilder ausgewertet, um zu sehen, wo auf der Welt noch Bäume gepflanzt werden könnten. Ihr Ergebnis: 900 Millionen Hektar wären auf der ganzen Welt noch frei, um darauf Bäume pflanzen zu können. Das entspricht in etwa der Fläche der USA.

Reichen die freien Flächen noch aus?

Doch reicht selbst diese riesige Fläche aus, um genügend Bäume anzupflanzen, die unseren CO2-Ausstoß neutralisieren können? Auch damit haben sich die Wissenschaftler der ETH-Zürich beschäftigt. Nach ihren Berechnungen, könnten in den neu angepflanzten Wäldern irgendwann bis zu 205 Gigatonnen Kohlendioxid gespeichert werden. Das entspricht in etwa der Menge an Kohlendioxid, die wir seit der Industriellen Revolution ausgestoßen haben. Das ist viel und klingt toll, wenn wir unsere CO2-Emissionen so einfach loswerden könnten.

Bäume pflanzen: Kritik aus der Wissenschaft

Doch es gibt zahlreiche Kritik an den Berechnungen der Schweizer. Der Platz, der zum Bäumepflanzen noch frei sei, wäre von den Wissenschaftlern überschätzt worden, lautet ein Kritikpunkt. Ein weiterer: Der Wald ist fürs Klima gar nicht so gut, weil ein dunkler Wald kaum Sonnenlicht reflektiert. Helle Flächen wie Eis und Schnee reflektierten mehr Sonnenstrahlen und könnten so die Welt viel kühler halten als ein Wald, so die Argumentation. Außerdem: Wenn ein Wald stirbt, verrottet oder verbrennt, setzt er viel CO2 frei, das dann wieder in die Atmosphäre gelangt und unser Klima schädigt.

Fazit: Bäume pflanzen allein wird nicht unser Klima retten. Aber Bäume können viel CO2 aus der Luft nehmen. Damit helfen sie uns, Zeit zu gewinnen, bis wir es gelernt haben, klimaneutral zu leben.

PlanetB - Klimafragen verständlich erklärt

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