ARD alpha Uni Architektur studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 15.11.2022

Annika studiert an der Design-Fakultät der TH Coburg im 2. Semester Architektur. Hier lernt sie Baukonstruktionen zu zeichnen und dazu Holzmodelle zu kreieren und das Modell des Bauwerks dabei immer weiter zu optimieren. Für das Architekturstudium brauchst du ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen.

Annika, Architekturstudentin im 2. Semester an der HS Coburg | Bild: BR/Anna Kemmer

Zulassungsvoraussetzungen oft mit Eignungsprüfung

Da der Zugang zum Architektur Studium oft mit einem Numerus clausus (NC) verbunden ist, hast du gute Chancen mit dem Abitur, einer Fachhochschulreife bzw. einer fachgebundenen Hochschulreife mit einem Notendurchschnitt von 1,9 bis 3,2 deine Bewerbung auf einen Studienplatz einzureichen. Oft musst du zusätzlich noch einen Eignungstest bestehen.

Hast du kein Abitur, lohnt es sich trotzdem bei deiner Wunschhochschule nachzufragen, denn einige Institute bieten alternativ zur Hochschulreife auch Eignungsprüfungen an. Hier kannst du zeigen, inwiefern du ein gestalterisches Talent für ein Architektur Studium hast.

Der Nachweis einer beruflichen Qualifikation und Arbeitserfahrung in für das Studium relevanten Branchen, können dir sicher weiterhelfen, auch hier gilt es bei der Studienberatung deiner Wunschhochschule Informationen einzuholen.  Zum Beispiel mit einem Abschluss als Techniker oder Bauzeichner hast du gute Chancen in einem Dualen Architekturstudium zugelassen zu werden.

Eignungstests für das Architektur Studium

Die Eignungstests dienen dazu, die Eignung für das Architekturstudium zu bestätigen. Sie finden schriftlich bzw. computerbasiert statt und klopfen das Knowhow in ganz verschiedenen Bereichen ab, auf die es im Studium ankommt:

  • Räumliches und logisches Denken
  • Mathematische Fähigkeiten
  • Fachliche Kenntnisse
  • Sprachliche Fähigkeiten
  • Merkfähigkeit


Wenn du früh genug mit der Vorbereitung auf den Eignungstest startest, hast du gute Chancen ihn zu bestehen. Es gibt dazu spezielle Onlinekurse oder auch Lernmaterial mit Aufgabenstellungen inkl. Lösungen aus alten Eignungstests.

Studiendauer und Abschluss

Laut Studycheck kannst du 160 Studiengänge an 77 Hochschulen zu Architektur studieren: 48 Hochschulen für angewandte Forschung, 23 Universitäten, 5 Kunsthochschulen und eine Akademie. Je nach Hochschule schließt du dein Architekturstudium mit einem Bachelor of Science, einem Bachelor of Engineering oder einem Bachelor of Arts ab. Du kannst in Vollzeit, Teilzeit oder dual bzw. berufsbegleitend studieren.

Das Bachelorstudium dauert in der Regel sechs bis acht Semester. Davon ist ein Semester das Praxissemester, das meist im fünften Studiensemester stattfindet. In einem zusammenhängenden Zeitraum von 20 Wochen wirst du systematisch angeleitet. 18 Wochen leistest du ein Praktikum ab, zwei Wochen finden als Praxisseminar an der Hochschule statt. So lernst du berufsbildtypische Tätigkeiten von Architekturschaffenden kennen. Das Praxissemester kann auch im Ausland absolviert werden. Die Hochschulen haben gute Kontakte in die Praxis, sodass ein Praktikumsplatz leichter zu finden ist. Das letzte Semester ist für den Abschluss der Bachelorarbeit gesetzt. Danach kannst du im Masterstudiengang vertieft weiterstudieren und nach weiteren vier Semestern mit dem Master in Architektur abschließen, wie schon beim Bachelor abhängig von der Hochschule mit dem Master of Arts, Master of Engineering oder Master of Science.

Für die Berufsbezeichnung Architekt Eintragung in der Architektenkammer

Zu den Zugangsvoraussetzungen, Mitglied der Architektenkammer zu werden, gehören auf jeden Fall ein achtsemestriges Studium und zwei Berufsjahre als Architekt:in. Die Anforderungen können je nach Bundesland variieren. Erst wenn du Mitglied in der Architektenkammer deines Bundeslandes bist, darfst du die offizielle Berufsbezeichnung “Architektin” oder „Architekt“ tragen.

Studienhinhalte Worum geht es konkret beim Architektur Studium?

Der Studiengang Architektur ist von Anfang an sehr praxisnah. Die Inhalte des Studiums orientieren sich schon zu Beginn an konkreten Bauprojekten. Die Kreativität deines Entwurfs ist hier genauso entscheidend wie die Umsetzbarkeit deiner Ideen.

Bautechnische Grundlagen werden in folgenden Fächern gelehrt:

  • Baustoffkunde
  • Bauchemie
  • Bauphysik
  • Baustatik
  • Tragwerkslehre
  • Elektrotechnik
  • Sanitärtechnik
  • Heiztechnik
  • Betonbau
  • Holzbau
  • Stahlbau


Zusätzlich kommen fürs Management und die Kalkulation von Bauprojekten noch Seminare in folgenden Fächern hinzu:

  • Baumanagement
  • Bauleitung
  • Bauplanung
  • Baurecht


Im Vorlesungsverzeichnis der jeweiligen Institute findest du auch Veranstaltungen zu den klassischen Fächern der Architektur, dazu gehören:

  • Gebäudekunde
  • Darstellungstechnik
  • Baukonstruktion
  • Entwerfen
  • Bau- und Kunstgeschichte


Außerdem lernst du im Studium der Architektur mit CAD-Programmen umzugehen. So lernst du deine Entwürfe mit computergestützten Design-Programmen zu gestalten.

Studium an der HS Coburg Bachelor of Arts (B. A.)  in Architektur

1. bis 4. Semester Grundlagen:

  • Entwurf und Gestaltung, Darstellen
  • Baukonstruktion, Tragwerkslehre und Werkstoffe
  • Städtebau
  • Energetisches Bauen und Bauen im Bestand
  • 3 Kurzentwürfe zu Entwurf, Gestaltung und Konstruktion
  • Architekturgeschichte
  • Ergänzende Wahlmodule zu theoretischen Inhalten, praktischem Wissen und Persönlichkeitsbildung
  • 9-wöchiges handwerkliches Grundpraktikum (kann auch vor Studienbeginn absolviert werden)


5. Semester:

  • Praxissemester im Umfang von 20 Wochen - auch im Ausland möglich


6. bis 8. Semester Vertiefung:

  • wählbare Entwurfsprojekte mit individueller Projektvertiefung
  • Interdisziplinäre Projektarbeit
  • Baukonstruktiver Entwurf mit Tragwerkslehre
  • Ergänzende Vertiefungen in Gebäudetechnik und Bauen im Bestand
  • Organisation und Recht
  • Ergänzende Wahlmodule zu theoretischen Inhalten, praktischem Wissen und Persönlichkeitsbildung
  • Bachelorarbeit als Projekt mit begleitenden Seminaren


Ein Wahlpflichtfach ist pro Semester zu wählen. Hier variiert das Angebot aus   benachbarten Disziplinen wie dem Bauingenieurwesen, dem Design und der Innenarchitektur. Und externe Fachleute referieren zu aktuellen Trends. Beispiele sind: Landschaftsarchitektur, Experimentelles Entwerfen, Webdesign, Marketing, Brandschutz, Grundlagen nachhaltigen Bauens, Städtebauliche Projektentwicklung, Farbwirkung in Fläche und Raum, Baubiologie usw.

Quelle: HS Coburg, Fakultät Design

Stark praxisorientiertes Studium

Die Studierenden arbeiten schon sehr früh mit anderen Studiengängen zusammen und wenden dabei ihr Wissen in Projekten an. Hier sind oft Partner:innen aus der Praxis beteiligt. Soziale und kulturelle Kompetenzen stärkst du hier ganz automatisch und du kannst schon sehr früh erste Kontakte fürs spätere Berufsleben knüpfen. Die individuelle Förderung ist ein weiteres, großes Plus des Studiums. An der HS Coburg wird in sehr kleinen Gruppen studiert, dadurch ist eine sehr persönliche Betreuung aller Studierenden gesichert.

An der HS Coburg dauert das Bachelorstudium acht Semester, genauso lange wie der frühere Diplomstudiengang. Die HS Coburg startet den Architekturstudiengang immer im Wintersemester.

Studienschwerpunkte an der HS Coburg

  • Neubauten und Bauen im Bestand
  • Altbausanierung und Denkmalpflege
  • Energieeffizientes und ökologisches Bauen
  • Barrierefreies, generationenübergreifendes Bauen
  • Interdisziplinarität und Persönlichkeitsentwicklung

Studieren mit vertiefter Praxis

Bei einem Studium mit vertiefter Praxis kannst du bis zu 50 Prozent mehr Praxiserfahrung im Studium sammeln. Die Studienzeit verlängert sich dadurch nicht, Voraussetzung ist nur ein Werksvertrag mit einem Unternehmen bzw. einer Einrichtung. Das Wissen aus der Vorlesung kann so direkt bei der Arbeit angewendet werden.

Großer Vorteil dabei: Honorierung der Arbeit im Unternehmen. Das erleichtert das Architekturstudium sehr, denn durch die Arbeitsmaterialien, die alle selbst gekauft werden müssen, ist das Studium zu Teilen kostenintensiv.

Weiterqualifizierung durch Masterstudiengang

Gute Absolvent:innen haben nach erfolgreichem Abschluss des Bachelorstudiums die Chance, sich mit einem Masterstudium weiter zu qualifizieren. Die HS Coburg bietet dazu zum Beispiel die Masterstudiengänge Design, Schwerpunkt interior architecture & architectural design und Ressourceneffizientes Planen und Bauen an. In Kooperation mit der Universität Bamberg bietet die HS Coburg die Masterstudiengänge Denkmalpflege und Digitale Denkmaltechnologien an.

Für den Masterstudiengang gibt es so viele verschiedene Schwerpunkte, dass du dich am besten bei deiner jeweiligen Wunschhochschule nach bzw. während deines Bachelorstudiengangs informierst. Da die Architektur durch zukünftige Entwicklungen am Bau einem stetigen Wandel unterzogen ist, kommen immer wieder neue Schwerpunkte hinzu.

Skills Planungsgeschick und Durchhaltevermögen

  • Kreativität
  • Räumliches Vorstellungsvermögen
  • Handwerkliche Begabung
  • Geduld und Fingerspitzengefühl für den Modellbau
  • Mathematisches Verständnis für Statik-Berechnungen
  • Teamfähigkeit
  • Planungsgeschick
  • Neugierde
  • sich inspirieren lassen und mit offenen Augen durchs Leben gehen
  • Ehrgeiz/Durchhaltevermögen/Belastbarkeit: der Wille muss da sein


Grundsätzlich musst du, unabhängig von allen anderen Skills, natürlich Interesse an der Architektur haben. Studierende der Architektur hinterfragen, wie die Menschen leben und wie durch gute Architektur das Leben beeinflusst werden kann. Nachhaltigkeit am Bau ist zukunftsweisend, zentral ist dabei die Frage, wie gute Architektur den Klimawandel beeinflussen kann und wie Ressourcen geschont werden können und Architektur in Zukunft ausschauen kann.

Beruf und Karriere stark Konjunktur-abhängig

Deine Berufschancen als Architekt hängen stark von der Entwicklung der Baubranche ab. Die bis 2022 niedrigen Zinssätze und der anhaltende hohe Wohnungsbedarf führte in der Baubranche zu einer steigenden Auftragslage. Die Bundesagentur für Arbeit stellte 2016 die niedrigste Arbeitslosenquote bei Architekten seit 10 Jahren fest.

Die unterschiedlichen Karrieremöglichkeiten sprechen sicher für den Beruf als Architekt:in, dagegen spricht die schwankende Auftragslage und die steigende Zahl der Absolventen:innen in Architektur. Der Konkurrenzdruck nimmt zu.

Das Berufsfeld von Architektinnen und Architekten reicht von der Freiberuflichkeit mit eigenem Büro bis zur Karriere im öffentlichen Baubereich.

Mögliche Arbeitgeber:innen sind:

  • Architektur-, Planungs- und Konstruktionsbüros
  • Behörden, z.B. Bauämter und Denkmalbehörden
  • Unternehmen des Baugewerbes und der Bauindustrie
  • Facility-Dienstleister, Bau- und Energieberatung usw.

Gehalt große regionale Unterschiede

Das Gehalt von Architekten und Architektinnen hängt von der Beschäftigung und von der Größe des Unternehmens ab. Es steigt im Laufe der Berufsjahre von 3.370 Euro / Monat bis auf 5.700 Euro /Monat. Im Schnitt beträgt der Brutto-Verdienst 4.270 Euro /Monat. Architektinnen und Architekten in Rheinland-Pfalz können im Schnitt mit einem Monatsverdienst von um die 4.650 Euro rechnen, dem höchsten Bruttoverdienst in den Bundesländern. Wenn du deutsche Städte vergleichst, kannst du in Dresden von einem durchschnittlichen Brutto-Monatsverdienst von 3.420 Euro ausgehen, im Vergleich verdienst du in Dortmund über 1.000 Euro mehr im Monat, durchschnittlich 4.540 Euro. Frauen sind im Vergleich zu Männern beim Gehalt immer noch benachteiligt:  Männer verdienen im Bundesländer- und Städte-Vergleich 4.830 Euro / Monat, Frauen nur 3.750 Euro / Monat.  

(Quelle: Bruttogehalt laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit)

Architektur studieren heißt: für sich selbst verantwortlich sein

Annika, Architekturstudentin im 2. Semester an der HS Coburg | Bild: BR / Michael Ackermann

"Das Architekturstudium für mich ist schon sehr hart, sehr zeitintensiv und auch herausfordernd, aber es macht auch Spaß, weil man unheimlich viel dabei lernt. Und natürlich ist jeder selbst für seine Studieninhalte zuständig, das heißt 'learning by doing'. Man kann immer mehr machen, aber man kann auch weniger machen, da ist man selbst für sich zuständig…Beim Modellbau ist eigentlich der Knackpunkt am Ende und zwar wenn man alles zusammensetzt und ob es passt, weil dann nochmal etwas von vorne anzufangen, in das man viel Zeit investiert hat, ist ärgerlich und oft hat man auch die Zeit am Ende gar nicht mehr."

Annika im 2. Semester Architektur an der HS Coburg