ARD alpha Uni Astrophysik studieren

Von: Christian Wurzer

Stand: 04.10.2023

Astrophysik beschäftigt sich mit Kosmologie, Schwarzen Löchern, Galaxien, Sternennebeln, kleinen Sternen und Sternensystemen. Leon studiert Astrophysik im Master an der Ludwig Maximilians-Universität München und untersucht gerade ein vom Hubble-Space Teleskop entdecktes Binary Quasar, ein sogenanntes Doppel-supermassives Schwarzes Loch System.

Leon, Student der Astrophysik ander der LMU München | Bild: picture alliance / AP Photo | Uncredited

Zulassungsvoraussetzungen

Astrophysik wird nur als Masterstudiengang angeboten. Wenn Du Astrophysik studieren willst, geht das daher nur nach einem abgeschlossenen Bachelor-Studium in Physik, idealerweise spezialisiert mit einem Schwerpunktstudium in Astrophysik oder auch Astronomie mit ausreichenden astrophysikalischen Anteilen.

Für die kompatiblen Bachelorstudiengänge in Physik, Mathematik oder Astronomie brauchst du eine allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife. Mit einem Numerus Clausus (NC) sind die Bachelorstudiengänge der Physik eher selten belegt. Das bedeutet, dass fast immer genügend Studienplätze vorhanden sind und du dich direkt bewerben kannst.

Auch mit einschlägigen Berufsabschlüssen kannst du in ein Physikstudium starten, lass dich aber dazu von der Hochschule oder Universität beraten, an der du studieren willst. Gerade die Studiengänge der Physik, Mathematik und Astronomie und vor allem später die Vertiefung in Astrophysik und dann erst recht das Masterstudium der Astrophysik, sind sehr mathematiklastig, wobei im Bereich Astrophysik auch noch die Programmierung dazukommt.

Manche Unis bieten Studienanfänger:innen vor Studienbeginn einen Mathe-Crashkurs an. Er dient der Auffrischung und gegebenenfalls auch Erweiterung der erlernten Schulmathematik. Und manche Universitäten bieten auch ein einwöchiges Schnupperstudium an, damit du checken kannst, ob du überhaupt mit Physik und Mathe an der Universität zu recht kommst.

Und: Die Lehrveranstaltungen im Masterstudiengang Astrophysik finden in Englisch statt.

Ohne Mathe, Physik und Programmieren geht gar nichts

Leon, Astrophysikstudent an der LMU München | Bild: BR: Tatjana Sikorski, Uli Schramm

"Die Herausforderungen im Astrophysikstudium sind, dass man Durchhaltevermögen haben sollte und es ist schon sehr programmierlastig. Man sollte also keine Angst haben zu programmieren und es ist auch etwas mathematischer als andere Studiengänge. Das heißt, man darf auch keine Angst vor Mathe und vor Physik haben."

Leon, Masterstudent der Astrophysik an der Universität München

Die wenigen Universitäten, die Astrophysik als Masterstudiengang anbieten, haben ein Bewerbungsverfahren vorgeschaltet.

An der Universität München zum Beispiel, musst du Kenntnisse in Atom- und Molekülphysik, Kern- und Teilchenphysik, Quantenmechanik, Elektrodynamik, Statistischer Physik sowie mathematisch-analytische Fähigkeiten vorweisen. Leon hat das zum Beispiel mit seiner astrophysikalischen Abschlussarbeit im Bachelorstudium bewiesen.

Die Universität Tübingen fordert im Bewerbungsverfahren für das Masterstudium in Astrophysik einen Bachelorabschluss mit einem Notendurchschnittvon wenigstens 2,5. Das kann an anderen Universitäten variieren.

Studiendauer, Studieninhalte und Studienablauf

Ein Master Studium in Astrophysik dauert in der Regel vier Semester und ist ebenfalls in der Regel sehr forschungsorientiert angelegt. Du kannst dein Studium dabei theoretischer oder auch praktischer gestalten. Fast immer arbeitest du an aktuellen Beobachtungsprojekten der jeweiligen Universität mit und kannst das auch in deine Masterarbeit einbringen.

Deinen Studienschwerpunkt wählst du an der Universität München zum Beispiel aus folgendem Fächerspektrum:

  • Gravitationsdynamik
  • Planeten- und Sternentstehung
  • Kosmologie
  • Statistik
  • Datenwissenschaft und maschinelles Lernen


Dazu kommen Module aus deinen Wahlpflichtfächern, je nach dem, wo die Mitarbeitenden am Institut gerade forschen, wie zum Beispiel:

  • Observing and Data Analysis Methods for Cosmological Surveys
  • Exoplanetary Atmospheres
  • Planetary Science
  • Nucleosynthesis – the cosmic origin of elements
  • Gravitational Dynamics
  • The Probability of the Cosmos – Classical, Quantum, Bayesian
  • Formation and evolution of cosmic structures
  • High Energy Astrophysics


Abhängig von deiner persönlichen Studienausrichtung und deinen gegebenenfalls eigenen Forschungsprojekten sind auch Auslandsaufenthalte möglich. Bei Fragen zum Thema Auslandsaufenthalt wendest du dich an dein Institut, an dem du studierst, aber auch an die zentrale Studienberatung deiner Universität.

„Das Gute ist, man kann sich spezialisieren.“

Leon, Astrophysikstudent an der Universität München | Bild: BR: Tatjana Sikorski, Uli Schramm

"Man kann sich, wenn man sich mehr für Exoplaneten interessiert, diese Vorlesungen wählen - wie entstehen Exoplaneten die Atmosphären und so weiter. Man kann sich auch mit Galaxien beschäftigen oder mit Sternenentstehung, mit Sternen, aber auch mit dem Kosmos allgemein. Wie bilden sich Strukturen wie Galaxien und wie ist die Geschichte des Universums? Wie ist sie zustande gekommen? Und dann kann man sich inhaltlich so aufstellen, dass man das macht, was einen interessiert. Aber andererseits gibt es dann noch Möglichkeiten in jeweiligen Teilgebieten, dass man das entweder „observation-mäßig“ macht, das heißt, man arbeitet mit echten Daten, die von Teleskopen oder Satellitenschüsseln in verschiedenen Wellenlängen empfangen wurden. Oder man simuliert die Sachen, indem man die Physik benutzt und versucht dann das, was man beobachtet, zu reproduzieren, indem man es simuliert."

Leon, Masterstudent der Astrophysik an der Universität München

Im dritten und vierten Semester deines Masterstudiums schreibst du deine Masterarbeit. Nach erfolgreichem Bestehen verleiht Dir die Universität den akademischen Grad Master of Science (M.Sc.).

Welche Skills brauchst Du? Welche Skills brauchst Du?

  • Analytisches und komplexes Denken
  • IT-Affinität
  • Mathematik
  • Verständnis für naturwissenschaftliche Zusammenhänge
  • Englisch, insbesondere Fachenglisch, Niveau B2 empfohlen
  • Selbstorganisation
  • Frustrationsvermögen und Zähigkeit
  • Und: Die Wach-Fähigkeiten einer Nachteule, denn Sterne beobachtet man in der Nacht

Von der Sonnenfinsternis zur Astrophysik

Felix, Astrophysikstudent an der LMU München | Bild: BR: Tatjana Sikorski, Uli Schramm

"Ich war von der Sonnenfinsternis 2015 wahnsinnig fasziniert, die wir damals auf dem Schulhof angeschaut haben. Und das war, glaube ich, der richtige Zeitpunkt, da angesteckt zu werden. Auch zu sehen, dass diese Geräte (Teleskope) eigentlich ein ganz neues Fenster in unsere Welt eröffnen, die wir sonst noch nicht zu sehen bekommen. Das fasziniert mich nach wie vor, dass ich hierherkommen kann, in eine Großstadt wie München, und dann mit so einem Teleskop weit ins Universum schauen kann und Planeten sehe und sehe, was doch den meisten Leuten definitiv verborgen bleibt."

Felix, Masterstudent der Astrophysik an der Universität München

Astrophysiker und Astrophysikerinnen können in mehr Branchen arbeiten als zunächst gedacht:

Astrophysiker:innen sind meist in der Forschung tätig. Es gibt aber auch einige Industriebranchen, die sich der Skills der Astrophysiker:innen bedienen, etwa solche, die de facto auf dem Dienstleistungssektor für die Luft- und Raumfahrttechnik arbeiten, wenn es zum Beispiel darum geht neue Satelliten zu entwickeln. Astrophysiker:innen arbeiten an Universitäten und an öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen. Sie sind auch in der Industrie, zum Beispiel wegen ihrer Kenntnisse auf dem Gebiet der Teilchen- und Strahlungsphysik, gesucht:

  • Öffentliche und private Sternwarten
  • Universitäten
  • Öffentliche und private Forschungseinrichtungen
  • Unternehmen für Maschinen- und Gerätebau
  • Unternehmen für Mikroelektronik/High-Tech
  • Energietechnik-Unternehmen
  • Softwareentwicklungsunternehmen
  • Rüstungsindustrie
  • Wissenschaftsjournalismus
  • Bildungseinrichtungen wie Museen, Planetarien, einschlägige Stiftungen
  • Öffentliche und private Raumfahrtunternehmen und -agenturen wie, NASA, ESA, DLR, MT Aerospace, OHB System AG, etc.


All das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen: Die Arbeitsmöglichkeiten für Astrophysiker:innen sind zwar vielfältiger als man zunächst denkt, die Stellen sind aber rar gesät. In Deutschland gibt es nur rund 600 (!) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der Astrophysik und der Astronomie arbeiten. Im Prinzip kennt da fast jeder und jede jeden und umgekehrt.

Astrophysik ist auch Philosophie

Leon, Astrophysikstudent an der LMU München | Bild: BR: Tatjana Sikorski, Uli Schramm

"Vor allem verbinde ich mit der Astrophysik auch die Philosophie, dass man auch mal drüber nachdenkt, was man überhaupt sieht und was für Erkenntnisse wir gewinnen. Und was das über unser Universum und über unsere Existenz aussagt. Und dafür, um diese Gedanken zu spinnen, sollte man auch etwas Kreativität mitbringen, um auch mal diese Erkenntnisse, die ja wirklich Zahlen und Buchstaben sind, auch in einen gewissen Kontext zu bringen."

Leon, Masterstudent der Astrophysik an der Universität München

Berufsaussichten und Verdienst

Es scheint eine relativ große Zufriedenheit unter den Astrophysikerinnen und Astrophysikern zu geben, denn rund 90% aller bleiben auf dem Gebiet der Astrophysik. Die meisten schaffen es auch in eine Festanstellung, sei es in einer Forschungseinrichtung oder in der Industrie. Der Doktortitel ist, im Gegensatz zu anderen Branchen, ein eher sicherer Beschäftigungsgarant und sogar Karrierebeschleuniger.

Astrophysiker:innen verdienen durchschnittlichen zwischen 4840 Euro Brutto und 6750 Euro Brutto, auch mehr ist möglich.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Es geht um das Universum, ferne Galaxien und Bereiche, in die noch nie ein Mensch vorgedrungen ist.

Leon, Astrophysikstudent an der LMU München | Bild: BR: Tatjana Sikorski, Uli Schramm

"Astrophysik ist die Naturwissenschaft, die sich damit beschäftigt, was um uns herum passiert, also dem Universum, den Galaxien und Planeten, den Sternen, alles, was außerhalb unserer Erde passiert und was sehr weit weg ist. Es geht um Exoplaneten. Exoplaneten sind noch sehr klein, das sind Planeten, die sich außerhalb von unserem Sonnensystem befinden. Galaxien sind riesen Ansammlungen an Sternen, mehrere 100 Milliarden teilweise und die haben auch Eigenschaften. Die Kosmologie beschäftigt sich mit dem gesamten Universum an sich. Und da unterscheidet man dann auch wieder: Wie entstehen Planeten oder aus was sind die gemacht; die Atmosphäre von Planeten. Wie entstehen Sterne und wie sterben Sterne? Da gibt es ganz unterschiedliche Sachen, die man sich dann anschauen kann."

Leon, Masterstudent der Astrophysik an der Universität München