ARD alpha Uni Biochemie studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 27.12.2023

Maria Magdalena studiert im 5. Semester Biochemie an der TU München. Sie gehörte in der Schule zu den Allerbesten. Bei ihrem anspruchsvollen Studium heißt es nun Durchhalten, alle Prüfungen, egal wie, bestehen. Ihr Sorgenfach ist Organische Chemie 2, daran scheitern viele. Viel lernen zu können, ist das eine, aber auch praktisch veranlagt muss man in diesem Fach sein. Maria Magdalena muss z.B. für eine Übung ein Mikroskop aus vielen Einzelteilen zusammenbauen.

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München | Bild: BR Joana Lenz / picture alliance / Westend61 | Andrew Brookes / picture alliance/dpa/CTK | Patrik Uhlir

Zulassungsvoraussetzungen

Für ein Biochemie Studium brauchst du die Allgemeine oder die Fachgebundene Hochschulreife. Du kannst aber auch mit einer Ausbildung und einer mehrjährigen beruflichen Praxis Biochemie studieren. Dazu musst du Prüfungen bzw. Eingangstests bestehen, um deine Eignung für das Studium nachzuweisen.

Im Wintersemester 2023 lag der NC für Biochemie im Schnitt bei 1,9. Die Werte schwanken stark und ändern sich jedes Semester. Der NC ist immer abhängig von den Studienplätzen, die gerade vergeben werden können. Wenn die Nachfrage sehr groß ist und das Angebot sehr klein, wird der NC angeglichen, sodass nur noch die Besten Chancen auf einen Studienplatz haben. Im Wintersemester 2023 lag der höchste NC bei 1,1 an der Freien Universität in Berlin. An den Universitäten Ulm und Würzburg gibt es z.B. keinen NC. Es lohnt sich vorab bei der Wunschuni zu informieren.

Meist erfolgt die Zulassung im Studienorientierungsverfahren(SOV), einem zweistufigen Prozess. In der ersten Stufe mittels eines Punktesystems werden die Abiturnoten sowie die fachspezifischen Einzelnoten und ggfs. relevante Praxiserfahrung und Zusatzqualifikationen ausgewertet. Die Bewerber:innen werden je nach Höhe der erreichten Punktzahl entweder sofort zugelassen oder müssen an einem verpflichtenden ca. 20-minütigen Gespräch an der Fakultät teilnehmen. So kann eine Empfehlung für den Studiengang ausgesprochen werden. Die Bewerber:innen sollen durch das SOV bei der Studienwahl unterstützt werden.

An der TU München kannst du mit einem Eignungsfeststellungsverfahren (EFV) für Bachelorstudiengänge Biochemie studieren.

Bei diesem Verfahren werden wie beim SOV zunächst die Abiturnote sowie fachspezifische Einzelnoten mittels eines Punktesystems ausgewertet. Das ist in der Satzung des Studienganges Biochemie mit einer entsprechenden Formel angegeben. Die Bewerber:innen werden entweder direkt zugelassen oder von der Fakultät zum Auswahlgespräch oder zu einem schriftlichen Test eingeladen. Hier soll, wie beim SOV, festgestellt werden, ob die Bewerber:innen Chancen haben, das geplante Studium erfolgreich zu schaffen. Im Gegensatz zu Studiengängen mit einem Numerus Clausus ist die Anzahl der Studienplätze nicht begrenzt. Die TU München nimmt alle Bewerber:innen an, die für geeignet gehalten werden. Von daher findet nach der Auswahl auch kein Losverfahren statt bzw. können abgelehnte Bewerber:nnen auch nicht auf frei gewordene Studienplätze nachrücken.

Beim Start in ein Biochemiestudium sind Vorpraktika keine Zulassungsvoraussetzung, aber sehr zu empfehlen, damit schon früh praktische Erfahrungen gesammelt werden können.

Für ein Masterstudium brauchst du einen Bachelor of Science mit einem Nachweis von grundlegenden Kompetenzen aus Bioanalytik, Biochemie, Molekularbiologie und Strukturbiologie, Anorganische, Organische und Physikalische Chemie, weiterführende Kenntnisse wahlweise aus den Bereichen Zellbiologie, Pathobiochemie, Toxikologie, Molekulare Tumorbiologie, Virologie, Immunologie, Neurobiologie, Humangenetik, Mikrobiologie, Bioinformatik oder Biophysik. Hier informierst du dich am besten an deiner Wunschhochschule über das Masterstudium.

Auswahlverfahren an der TU München

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München | Bild: BR Joana Lenz

"Also hier an der TUM gibt es bezüglich Biochemie ein mehrstufiges Auswahlverfahren. Hier zählen nicht nur Noten, sondern auch außerschulisches Engagement und dass man vielleicht eine Ausbildung gemacht hat oder schon im biochemischen Feld gearbeitet hat. Einige von uns haben auch eine Ausbildung gemacht. Und das funktioniert nach einem Punktesystem. Und je nachdem wie viele Punkte du hast unter den Erstbewerbern, mit Motivationsschreiben und bei den Noten, kommst du entweder direkt in den Studiengang. Oder du kommst erst in ein Auswahlgespräch. Das ist ein Interview, das du führst mit zwei Dozierenden und studentischen Vertretern, sie geben dir dann auch Punkte. Und je nachdem, was du danach für eine Punktzahl hast, kommst du ins Studium oder wirst leider abgelehnt."

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München

Studiendauer und Abschluss

In der Regel dauert das Biochemie Studium 6 bis 8 Semester und wird als Bachelor of Science mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen.

Anschließend kannst du das Master-Studium in Biochemie oder einem ähnlichen Masterstudiengang durchziehen. Der Master of Science kann in 4 Semestern abgeschlossen werden.

Du kannst Biochemie wie Chemie an einer Fernhochschule in Voll- und Teilzeit studieren. Die Bachelor-Studiengänge beginnen meist im Wintersemester, die Masterstudiengänge starten in Winter- wie Sommersemester.

Studienhinhalte Worum geht es beim Biochemie-Studium?

Die Fächer Mathematik, Physik und Chemie sowie Biologie in Form von biologischen Grundlagen wie Molekularbiologie und Zellbiologie bilden in den ersten zwei Semestern die Basis für alle weiteren Semester. Erst ab dem dritten Semester widmet sich das Biochemie-Studium der Biochemie, Analytik, Bioorganik, Toxikologie, Mikrobiologie sowie der Immunchemie.

Wenn man sich reinhängt und auch selbstständig Themen in Büchern nachliest, ist das Biochemie Studium sicher machbar. Du solltest dich aber auf ein sehr anspruchsvolles Studium einstellen, denn die Studieninhalte bauen aufeinander auf. Von daher sind gerade die ersten Semester wegweisend, ob du alles gut hinbekommst. Es wird von Anfang an viel gefordert und zügig in die Tiefe gegangen.

Spezifische Bereiche der Biochemie:

  • Medizinische Biochemie
  • Zellbiologie
  • Genetik
  • Organische Chemie
  • Anorganische Chemie
  • Molekularbiologie
  • Biophysikalische Chemie
  • Bioinformatik
  • Pflanzen- und Tierphysiologie


Themen in Laborpraktika mit praktischerem Bezug:

  • Immunbiologie
  • Enzymologie
  • Naturstoffchemie
  • Neurochemie


Wenn du bereits im Bachelor einen Schwerpunkt setzen möchtest, informierst du dich am besten an der Hochschule deiner Wahl. Es gibt verschiedene Wahlmöglichkeiten für vertiefende Module.

Deinen Master baust du auf den Grundlagen des Bachelor-Studiums auf. Der Schwerpunkt liegt hier im eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten. Je nach Hochschule kannst Du in fast jedem Bereich forschen - beispielsweise Medizinische Biochemie. Und in Forschungsgebieten wie den Neurowissenschaften, zum Beispiel Demenzforschung, und der Onkologie, wie Forschungen zu modernen Tumortherapien, bringen Biochemiker:innen ihre Ideen ein.

Beispielhochschule: TU München für Biochemie

Hier werden sehr viele verschiedene Module für Biochemie Bachelor angeboten, der Auszug, der regelmäßig aktualisiert und angepasst wird, gibt einen Überblick

Pflichtmodule

  • Biochemie 1/2/3
  • Mathematische Methoden der Chemie 1
  • Einführung in die Physik und Statistik
  • Human- und Tierphysiologie
  • Allg. und Molekulare Biotechnologie
  • Aufbau und Struktur organischer Verbindungen
  • Forschungspraktikum
  • Bioinformatik für Biowissenschaften
  • Reaktivität organischer Verbindungen
  • Praktikum Biologische Chemie
  • Physikalische Chemie 1/2
  • Einführung in die Genetik
  • Praktikum Organische Chemie
  • Praktikum Zelluläre Biochemie
  • Biochemische Analytik
  • Zelluläre Biochemie 1
  • Biophysik
  • Biophysikalische Chemie
  • Rezeption wissenschaftlicher Literatur
  • Bioanorganische Chemie
  • Bachelor’s Thesis


Wahlmodule

Mikrobiologischer Wahlbereich

  • Grundlagen der Mikrobiologie
  • Molekulare Bakteriengenetik
  • Molekularbiologie der Infektionskrankheiten


Immunologischer Wahlbereich

  • Grundlagen der Immunologie
  • Praktikum Immunologie
  • Immunologie


Molekularmedizinischer Bereich

  • Molekulare Onkologie
  • Klinische Chemie
  • Pharmakologie und Toxikologie für Naturwissenschaftler


Anwendungsorientierter Bereich

  • Grundlagen des Patentrechts
  • Systemische Biologie 1
  • Einführung in die wissenschaftliche Programmierung


Wahlbereich allgemeinbildende und überfachliche Grundlagen

  • Innovative Entrepreneurs - Leadership of High-Tech Companies
  • Japanisch A1.2
  • Forschungspraktika in den Semesterferien

Teamarbeit und Praktika machen Spaß

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München | Bild: BR Joana Lenz

"Im Studium ist die Teamarbeit einfach der zentrale Punkt, der mir am meisten Spaß macht. Man arbeitet zusammen in den Vorlesungen und man trifft sich auch davor. Man sitzt nebeneinander, es ist wie in der Schule, aber auch im Praktikum. Teamarbeit zieht sich komplett durch das Studium, durch jeden Bereich, jede Vorlesung, jedes Seminar. Und das ist einfach der Punkt, der mir am meisten Spaß macht in meinem Team, weil auch alles gut funktioniert. Die Praktika sind viel Arbeit, aber sie machen auch wahnsinnig viel Spaß. Das bereitet mir Freude und auch so ein bisschen Hoffnung, dass sich alles schon irgendwie lohnt, die ganze Arbeit und das Verzweifeln und das Reinstecken von Arbeit und Zeit. Und das Lernen, dass man da auch belohnt wird."

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München

Welche Skills brauchst du für ein Biochemie Studium?

  • Durchhaltevermögen
  • Frustrationstoleranz
  • Gute Schulnoten in Chemie, Physik, Biologie und Mathematik
  • Bereitschaft viel zu lernen
  • Motivation immer wieder Neues zu lernen
  • Liebe zur intensiven Laborarbeit
  • handwerkliches Geschick zum Bedienen von Laborgeräten (Mikroskopieren, Pipettieren)
  • dreidimensionales Vorstellungsvermögen, um Biomoleküle räumlich zu verstehen.
  • Großes Interesse an naturwissenschaftlichen Fragestellungen
  • Analytische Fähigkeiten
  • Belastungsfähigkeit
  • Abstraktes Denken
  • Grundsätzliches Technikverständnis


Dein Biochemie Studium kannst du mit einem extremeren Vollzeitjob vergleichen. Von morgens bis abends wirst du deine Zeit in der Uni, im Labor und in Hörsälen verbringen. Nacharbeiten von Laborversuchen mit Protokollen etc. sind die Regel. Um ein Biochemiestudium erfolgreich zu meistern, musst du sehr motiviert sein.

Keine Zeit für ein Leben neben dem Studium

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München | Bild: BR Joana Lenz

"Verzweifeln lässt mich hin und wieder einfach der reine Vergleich zu anderen Freunden, die einen anderen Weg gewählt haben, sei es jetzt eine Ausbildung oder schon im Berufsleben stehen oder auch andere Studiengänge gewählt haben. Es ist doch oft so, sie verdienen ihr eigenes Geld, sie sind selbständig oder haben doch irgendwie mehr Wahlmöglichkeiten innerhalb ihres Studiums. Und das haben wir leider nicht. Und dann ist es natürlich schon so, wenn sie fragen, ob ich spontan wegfahren kann über das Wochenende, oder in den Urlaub mitfahren kann - da bist du so durchgeplant und kannst nur sagen - ich muss dieses und jenes Praktikum vorbereiten. Oder ich habe da eine Veranstaltung. Das lässt mich verzweifeln. Aber ja, auf das habe ich mich eingelassen."

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München

Beruf und Karriere

Der Studiengang Biochemie gehört wie die Chemie zu den MINT-Fächern. Für Absolventinnen und Absolventen dieser Fachrichtungen ist die Auswahl für den beruflichen Einstieg sehr groß. Durch den ausgeprägten Fachkräftemangel sind die Jobaussichten für Biochemiker:innen besser denn je.

Die Karrierechancen verbessern sich extrem, wenn du nach dem Bachelor ein Masterstudium planst und anschließend promivierst. Hierzu ein Beispiel: 98% der Biochemie-Studierenden an der TUM promovieren.

Du kannst in Forschungsinstituten, in Industrie, in Kliniken, in Verbänden und in Hochschulen tätig werden. Auch im Patentamt als Patentnaturwissenschaftler:in hast du gute Chancen einen Job zu bekommen. Und du hast eine große Auswahl an Branchen mit guten Berufsmöglichkeiten:

  • Gesundheitswesen
  • Kosmetikbranche
  • Pharmaindustrie
  • Lebensmittelindustrie
  • Agrarbranche
  • Bioinformatik

Alles ist möglich in Biochemie – Krebs- und Klimaforschung

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München | Bild: BR Joana Lenz

"Aktuell interessiert mich die Agrarbranche gerade in Bezug auf den Klimawandel. Ich will da einen Beitrag leisten. Da ist man mit Biochemie und natürlich dem Pflanzenanteil auch gut aufgehoben. Und natürlich der medizinische Bereich. Also alles rundum. Corona, das ist nur ein Mini-Bereich, da gibt es einfach so viel, was man noch entdecken kann, gerade in der Krebsforschung oder bezüglich anderer Krankheiten. Das ist superspannend."

Maria Magdalena Gruber, Biochemie-Studentin im 5. Semester im Bachelor-Studiengang an der TU München

Gehalt

Es ist immer noch so, dass promovierte Biochemiker:innen viel bessere Einstellungschancen haben. Das hängt mit dem Image zusammen, dass die Promotion, auch wenn das Studium dadurch länger dauert, im Team mehr Akzeptanz findet und sich auch im Gehalt niederschlägt.

Biochemiker:innen verdienen im Durchschnitt 62.404 Euro brutto im Jahr. Die Gehälter liegen laut Entgeltatlas der Bundesarbeitsagentur zwischen 48.744 und 76.860 Euro / brutto. Die Gehälter werden auf der Basis von Tausenden von Arbeitgebern gemeldeten Sozial- und Rentenversicherungsangaben angegeben, tatsächliche Entgelte oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze allerdings sind nicht bekannt und hier auch nicht erfasst. Neben den Biochemikerinnen und Biochemikern werden hier auch die Berufe Klinische Chemiker:innen, Genetiker:innen, Molekularbiologinnen – und -biologen sowie Bioniker:innen erfasst.

Wie hoch das Gehalt von Biochemikerinnen am Ende ausfällt, ist wie bei vielen Berufen von verschiedenen Faktoren abhängig, hier zählt:

  • akademischer Grad
  • Unternehmensgröße
  • Branche
  • Berufserfahrung
  • Forschung oder Wirtschaft
  • Bundesland
  • Personal- und Führungsverantwortung
  • Qualifikationen in anderen Fachgebieten


"Je größer das Unternehmen, desto besser ist das Gehalt", so heißt es bei der Onlineplattform gehalt.de. Der Jahresverdienst in einem Konzern mit mehr als 20.000 Mitarbeitenden liegt bei 78.469 Euro / brutto. Bei Großunternehmen mit 1.001 bis 20.000 Mitarbeitenden liegt er bei 67.090 Euro / brutto, bei mittleren Unternehmen mit 101 bis 1.000 Beschäftigten kann man mit einem Jahresgehalt von 60.962 Euro / brutto rechnen. Kleine Unternehmen stehen am unteren Ende der Gehaltsskala, hier liegen die Jahresdurchschnittsgehälter bei 52.802 Euro / brutto.