ARD alpha Uni Hebamme

Von: Christian Wurzer

Stand: 09.11.2022

Hebamme sein ist für Annika mehr als nur ein Job. Hebammen und Entbindungspfleger erhalten viel Dankbarkeit und begleiten Mütter, Väter und Babys in einem sehr intimen Moment ihres Lebens. Hebamme sein - Entbindungspfleger sein, das macht man aus Berufung.

Annika Springer B. Sc. Hebamme an der München Klink Schwabing. | Bild: BR

Zugangsvoraussetzungen: Hebamme werden, ab 1.1.2023 nur noch mit Studium

Hebamme können mit Beginn des Jahres 2023 nur noch Bewerberinnen und Bewerber werden, die ein akademisches Studium mit dem Abschuss Bachelor erfolgreich absolviert haben. Noch bis 31.12.2022 kann die Ausbildung zur Hebamme an einer Hebammenschule im Zuge einer Übergangszeit begonnen werden. Du musst die Hebammenausbildung allerdings bis zum 31.12.2027 beendet haben.

Der Vorteil der neuen akademischen Hebammenausbildung im Rahmen eines Studiums ist die Vergleichbarkeit der Qualifikation mit dem europäischen EU-Ausland. Zudem sind die Anforderungen an die Hebammen gestiegen, die besser im Rahmen eines Studiums vermittelt werden können.

Das dual angelegte Studium Hebammenwissenschaften oder Hebammenwesen hat einen hohen Praxisanteil auf allen Gebieten des Hebammenwesens. Das Hebammenstudium dauert zwischen sechs und acht Semester, je nach Hochschule oder Universität. Theorie und Praxis sind eng miteinander verzahnt. Die Praxisanteile können in Kliniken, Krankenhäusern und auch bei freiberuflichen Hebammen und in „Geburtshäusern“ absolviert werden. Das Hebammenstudium schließt mit der Verleihung des akademischen Grades und einem Staatsexamen ab. Mit dem Staatsexamen erhalten die Absolvierenden die Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung „Hebamme“.

Die angehenden Hebammen erhalten, da das Studium dual angelegt ist, auch eine Vergütung. Die wiederum orientiert sich am „Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes-Besonderer Teil-Pflege“ und umfasst im ersten Ausbildungsjahr zwischen 700 und 950 Euro brutto.

Der Hebammenberuf macht Annika immer wieder glücklich.

Annika arbeitet als Hebamme und ist duale Masterstudentin für Hebammenwesen

Annika Springer B. Sc. Hebamme an der München Klink Schwabing. | Bild: BR

"Also, was ich am Hebammenberuf liebe ist, dass es so mega abwechslungsreich ist. Ich bin für so viele verschiedene Sachen zuständig. Auch freiberuflich, außerhalb der Klinik, kann ich verschiedene Arbeitsbereiche abdecken. Ich kann in der Klinik arbeiten und was ich daran liebe ist, dass ich einfach jedes Mal so viel erleben kann und nie das Gefühl habe, dass mir langweilig wird oder dass die Arbeit eintönig ist. Deswegen macht mir einfach jeder Dienst mega Spaß."

Annika Springer B. Sc. Hebamme an der München Klink Schwabing.

Welche Skills brauchst Du als Hebamme/Entbindungspfleger?

Hebamme oder Entbindungspfleger ist ein dich vielseitig und dich persönlich beanspruchender Beruf, den man nicht um des Geldes wegen macht. Du musst dich auch in einer Festanstellung an einer Klinik auf unregelmäßige Arbeitszeiten einstellen, freiberuflich erst recht.

  • Psychische Belastbarkeit
  • Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen, für Mutter und Kind
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Humanmedizinisches Verständnis
  • Bereitschaft zu unregelmäßigen Arbeitszeiten
  • Körperliche Fitness
  • „Berufung“

Das Arbeitsfeld der Hebammen ist relativ breit

Es reicht von der klinischen und außerklinischen Geburtshilfe über Geburtsvorbereitungskurse, Babypflege, Wochenbettpflege, Rückbildungsgymnastik mit Müttern, Beikost-Einführung für Babys, Beratung für das Stillen bis hin in die Forschung im großen Bereich des Hebammenwesens. Gerade in der Forschung gibt es derzeit einen großen Bedarf, den die Akademisierung des Hebammenberufes mit sich bringt. Hebammenwesen kann man auch weiterstudieren in ebenfalls dual angelegten Masterstudiengängen.

Berufsaussichten und Verdienst

Hebammen bzw. Entbindungspfleger haben gute Berufsaussichten. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Arbeitsbedingungen, wie in allen Pflegeberufen in Deutschland nicht überall die besten sind. Ja, es gibt auch männliche Hebammen, manche nennen sie Entbindungspfleger, allerdings sind letztere sehr wenige. 2020 zählte das Statistische Bundesamt im Klinikbereich 10108 angestellte Hebammen und 22 Entbindungspfleger, also männliche Hebammen.

Festangestellte Hebammen und Entbindungspfleger verdienen im öffentlichen Dienst pro Monat zwischen 3357 Euro brutto und 4432 Euro brutto, je nach Berufserfahrung und Position in der jeweiligen Einrichtung. Der Gesamtverdienst ist auch abhängig von den jeweiligen Nacht-, Schicht- und Sonderzulagen, die du erhältst.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Freiberufliche Hebammen und Entbindungspfleger werden nach Pauschalen bezahlt, die über die Krankenkassen festgelegt werden.

Neben einer Grundsicherung von ca. 7000 Euro brutto im Jahr, erhalten freiberufliche Hebammen und Entbindungspfleger durch die Krankenkassen ca. 1.017 Euro brutto bei einer Hausgeburt bei Tag und ca. 1121 Euro brutto bei einer Hausgeburt bei Nacht. Pro Geburt in einem Geburtshaus erhalten sie ca. 1590 Euro brutto bei Tag und ca. 1750 Euro brutto bei Nacht. Bei einer Klinikgeburt mit rund drei Tagen Verweildauer der Mutter in der Klinik, rund 1805 Euro brutto, bei einem Kaiserschnitt 2802 Euro brutto, für die Versorgung eines gesunden Neugeborenen 825 Euro brutto aufwärts.

Auch die Vergütungen für die Geburtsvorsorge und die Geburtsnachsorge ist geregelt. Hier gibt es für jede einzelne Pflegeleistung festgesetzte Beträge.

Quelle: GKV-Spitzenverband Bund der Krankenkassen, Deutscher HebammenVerband e.V., Bund freiberuflicher Hebammen in Deutschlands e.V.

Hebammen arbeiten oft freiberuflich

Viele Kliniken in Deutschland sind in den letzten Jahren aus Kostengründen dazu übergegangen mit freiberuflichen Hebammen und Entbindungspflegern zusammenzuarbeiten. Das hat arbeitsrechtliche Konsequenzen, aber keine in der Betreuung der Schwangeren. In einigen Kreißsälen und Kliniken organisieren die freiberuflichen Beleghebammen ihre Schichten sogar selbst und ermitteln auch zusätzlichen Personalbedarf.

In Deutschland gibt es daher neben den festangestellten Hebammen auch freiberufliche Hebammen. In den Kliniken betreuen die festangestellten Hebammen die Schwangeren im Schichtdienst, hat jedoch eine Geburt einmal begonnen, wechselt die betreuende Hebamme nicht mehr und ist dabei bis zum Ende der Geburt.

Es empfiehlt sich einem Hebammenberufsverband beizutreten. Hier erhältst du Fortbildungen, Rechtsbeistand, aber auch Informationen über Verdienstmöglichkeiten, Leistungspauschalen, Versicherungsfragen und auch eine Plattform, wenn du freiberuflich arbeitest, in deiner Gegend deine Hebammendienste seriös anzubieten.

Für Verunsicherung sorgen derzeit die Krankenhausreformpläne des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach bezüglich der Bezahlung von Hebammen.

Derzeit erhalten die Kliniken von den Krankenkassen sogenannte Fallpauschalen - festgesetzte Zahlungen pro Patient und Behandlung. Für die Kliniken ist das der Anreiz gewinnbringende Therapien wie etwa Operationen zu steigern und für den jeweiligen Krankenhausbetreiber weniger gewinnbringende Behandlungen wie zum Beispiel die der Kinder- und Jugendmedizin und auch der Geburtshilfe, also Hebammendienste, abzubauen.

Dem will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit seinen Krankenhausreformplänen entgegenwirken: „Wir werden die Hebammen aus dem Fallpauschalensystem nehmen, ihre Leistungen gesondert bezahlen", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) der Anfang November 2022 der Rheinischen Post und kommt damit einer Forderung der SPD im Bundestagswahlkampf 2021 nach. Hebammenverbände fürchteten nun, dass damit die Hebammen auch aus dem Pflegebudget der Stationen fallen könnten.

Nachdem die Hebammenverbände auf Basis von Minister Lauterbachs ersten Ankündigungen eine Online-Petition mit mehr als 1,5 Millionen Unterschriften starteten, hat Minister Lauterbach nachgebessert nun angekündigt nachzubessern: "Geburtshilfe und Kinderheilkunde dürfen nicht dem Spardiktat des alten Krankenhaussystems unterworfen sein." Die Hebammen sollen trotz Herausnahme aus dem Fallpauschalensystem im sogenannten Pflegebudget der Geburtshilfestationen verbleiben. Das bedeutet, dass sie ähnlich wie andere Pflegekräfte auch auf die personelle Besetzung einer Station angerechnet werden. Eines stellt Lauterbach klar: „Auf dem Rücken der Hebammen sollen Krankenhäuser künftig nicht mehr sparen können."

Bis 2025 werden Hebammen jedoch noch nach dem derzeit gültigen Vergütungssystem bezahlt. In einem ersten Schritt sollen sie Zuschläge zu den Fallpauschalen bekommen. "Der wirtschaftliche Druck verträgt sich nicht mit dem Berufsbild“, sagte Lauterbach.

Die Anschlussregelung soll in einem Gesetzgebungsverfahren geklärt werden. Wie das Reformgesetz dann endgültig aussieht, wird derzeit erarbeitet.

Hebamme sein, Entbindungspfleger sein heißt: Mütter, Babys und Väter in die Welt begleiten

Annika Springer B. Sc. Hebamme an der München Klink Schwabing. | Bild: BR

"Der Beruf Hebamme erfüllt mich mega, weil man einfach so viel und so große Dankbarkeit bekommt, weil es eben so ein besonderer Moment im Leben gerade von einer Frau ist, wenn das Baby geboren wird. Und deswegen erfüllt mich das total, dass ich in diesem Moment dabei sein kann und darf. Man fühlt sich - geehrt -, dass die Frau einen auch dabei sein lässt und sich einem anvertraut und sich da auch vielleicht auch in gewisser Weise führen lässt von einem, obwohl sie uns nicht kennt. Man kriegt ja auch oft nach der Geburt „Danke“ gesagt. Aber, wenn dann noch einmal extra so ein Gespräch stattfindet, die Eltern noch einmal vor dir stehen, die man wirklich strahlen sieht, dann ist man natürlich auch selber total glücklich." Annika Springer B. Sc. Hebamme an der München Klink Schwabing.