ARD alpha Uni Lehrerin am Gymnasium

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 25.10.2022

Gymnasiallehrerin zu sein, das weiß Nadine sicher, ist mehr als nur vor der Klasse zu stehen und eine Unterrichtsstunde abzuspulen. Es gibt Tage, da gibt es erst sehr spät Feierabend. Nadine unterrichtet Deutsch, Geschichte und Sozialkunde am Christoph-Scheiner-Gymnasium in Ingolstadt.

Nadine, Lehrerin am Gymnasium im zweiten Berufsjahr | Bild: BR

Zugangsvoraussetzungen

Um als Lehrer:in am Gymnasium zu arbeiten, musst du das erste und zweite Staatsexamen bestehen, mindestens in zwei vertieft studierten Fächern und dem Fach Erziehungswissenschaften. Oder du machst einen Bachelor und Master of Education. Bei beiden Abschlüssen folgt noch ein Vorbereitungsdienst, auch Referendariat genannt.

Grundsätzlich ist es so, dass jedes Bundesland die Ausbildung zur Gymnasiallehrerin und zum Gymnasiallehrer selbst festlegt. Am besten du informierst dich in deinem Wunschbundesland beim zuständigen Kultusministerium. Und ein Tipp: studiere in einer Uni in deinem Wunschbundesland. Es gibt Möglichkeiten im Schuleinsatz zwischen den Bundesländern hin- und her zu wechseln, aber das ist nicht der optimale Weg.

Deine Studiendauer beträgt mindestens fünf Jahre und im Anschluss absolvierst du für zwei Jahre das sogenannte Referendariat in von der jeweiligen Uni abhängigen Seminarschulen und Einsatzschulen. Hier wirst du gezielt auf das Leben als Gymnasiallehrer:in vorbereitet. Du bereitest eigenständig Unterrichtsstunden vor, unterrichtest und wirst dabei regelmäßig bewertet. Mit dem Master of Education gibt es auch einen 18-monatigen Vorbereitungsdienst.

Dein Referendariat gliedert sich in drei Blöcke:

  • im ersten Ausbildungsabschnitt (6 Monate) Ausbildung an der Seminarschule (Schule mit Studienseminar)
  • im zweiten Ausbildungsabschnitt (12 Monate) Ausbildung mit Zuweisung an eine andere Schule (Einsatzschule, einem staatlichen Gymnasium)
  • im dritten Ausbildungsabschnitt (6 Monate) Abschluss des Referendariats an der Seminarschule


Quelle: Bayerisches Kultusministerium

Challenge Lehrer:in am Gymnasium

Arbeitsplatz Schule und viel zu Hause

Dein Arbeitsplatz führt dich zurück in die Schule, ins Gymnasium, quasi deine letzte Schulart, die du selbst besucht hast. Du wechselst dabei die Seite und stehst vor einer Klasse. Sicher wirst du dich an deine Schulzeit und Fachlehrer:innen erinnern. Als Vorbilder oder auch abschreckende Beispiele haben sie dich ein Stück weit geprägt, so wie du jetzt deine Schüler fürs Leben prägen wirst.

Du wirst in Gymnasien mit den Sekundarstufen I und II arbeiten. An Gesamtschulen, die über eine gymnasiale Oberstufe verfügen, kannst du mit der Gymnasiallehrer:innen- Ausbildung ebenfalls starten. Auch möglich ist eine Anstellung in einem Internat. Du bist in einem Schuljahr meist für verschiedene Klassenstufen in den Fächern tätig, für die du dich im Studium entschieden hast. In der gymnasialen Oberstufe unterrichtest du die Sekundarstufe I, die die Klassenstufen ab der 5. Klasse beinhaltet. Und in der Sekundarstufe II wirst du mit jungen Erwachsenen konfrontiert, du unterrichtest beispielsweise die Klassen 11 bis 13. Je nach Bundesland geht die gymnasiale Schulzeit auch nur bis zur 12. Klasse.

Die Vorbereitung des Unterrichts, die Klausuren und die Korrekturen wirst du meistens zu Hause erledigen. Neben der Arbeit mit den Schülern wirst du auch mit den Eltern Kontakt haben und mit ihnen über ihre Kinder sprechen. Außerdem erwarten dich nach deiner Ausbildung zum Gymnasiallehrer Besprechungen mit Kollegen, Ausflüge mit deinen Schülern und Klassenfahrten.

Unterricht passend zur Klassenstufe

Für die Art deines Unterrichts ist immer die Klassenstufe entscheidend. Die Vorbereitung der Lerninhalte ist je nach Altersklasse sehr unterschiedlich und du lässt dich immer auf die jeweilige Jahrgangsstufe im Vermitteln deines Wissens ein. Hier hat sich gerade in den letzten Jahren Vieles sehr verändert. Die Digitalisierung macht sich an Gymnasien immer mehr breit. Hier ist es gut, wenn du offen für kontinuierliche Neuerungen bist, die jedes Schuljahr stattfinden und du dich regelmäßig fortbildest.

Erstellen von Klausuren und Tests 

Ob du den Unterrichtsstoff richtig vermitteln konntest, prüfst du in Klausuren und regelmäßigen Tests. Diese bereitest du vor, korrigierst sie und benotest deine Schüler individuell. Die Vorbereitung des Unterrichts, die Klausuren und die Korrekturen wirst du meistens zu Hause erledigen.

Kontakt zu Eltern und Kolleg:innen

Neben der Arbeit mit den Schülern wirst du auch mit den Eltern Kontakt haben und mit ihnen über ihre Kinder sprechen. Außerdem erwarten dich nach deiner Ausbildung zum Gymnasiallehrer Besprechungen mit Kollegen, Ausflüge mit deinen Schülern und Klassenfahrten.

Regelmäßige Versetzungen möglich

Beamte, so auch verbeamtete Gymnasiallehrer:innen  können aus dienstlichen Bedürfnissen versetzt werden, es hängt nicht von ihrer Zustimmung ab. Beamte müssen zu jeder Zeit mit einer Versetzung rechnen. Die allgemeine Gehorsamspflicht kannst du im § 62 Absatz 1 des Bundesbeamtengesetzes (BBG) bzw. § 35 des Beamtenstatusgesetzes (BeamtStG) nachlesen.

Du kannst in und nach deinem Referendariat mit einer Positiv- und Negativwunschliste deinen Einsatzort beeinflussen. Zumeist wird ein für alle Beteiligten gangbarer Weg ermöglicht. 

Eine Versetzung ist nur zulässig, wenn es Gründe gibt, die das Kultusministerium dazu bewegen. Dazu gehören:

  • Rationalisierungsmaßnahmen
  • Personalbedarf einer anderen Dienststelle, wegen Ausfall von Arbeitnehmern bei einer anderen Dienststelle
  • Aufgabenrückgang einer Dienststelle


Wenn du verheiratet bist und schon Kinder hast oder verantwortlich für die Pflege von Angehörigen bist, also familiäre Pflichten einer Versetzung entgegenstehen, kann eine Versetzung unzumutbar sein. Du sammelst hier sogenannte Sozialpunkte, die dir eine gute Chance auf deinen Wunschort ermöglichen. Hast du keine Sozialpunkte zu sammeln, dann kannst du in jedem Regierungsbezirk deines Bundeslandes, wo du gebraucht wirst, landen. Die zuständige Bezirksregierung legt deinen Dienstort fest.

Schulalltag Wie läuft’s?

Nadine Praun, Gymnasiallehrerin für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde | Bild: BR

"Jeder Schultag ist eine Herausforderung für sich, kranke Kinder, kranke Kolleg:innen oder irgendetwas passiert in den Klassen. Schlechte Noten vorher rausbekommen, da ist jeden Tag etwas Besonderes… Wir brauchen als Lehrkräfte Psychologie genauso wie Pädagogik sehr viel in unserem Alltag, was in der Ausbildung zu kurz kommt. Gerade das Pädagogische, das Didaktische. Das würde ich mir mehr wünschen, dass wir da mehr Handwerkszeug bekommen. Das lernt man durch die Praxis, aber oft ist man am Anfang erschrocken, was man doch alles aus dem Stehgreif können sollte."

Nadine Praun, Gymnasiallehrerin für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde

Skills Wissensvermittlung macht Spaß

Gibst du dein Wissen gern an andere weiter? Bist du engagiert, kannst du dich gut durchsetzen und nimmst du Stress locker in Kauf, bleibst auch ruhig bei Konfrontationen? Du bist der deeskalierende Typ Mensch? Dann könnte die Gymnasiallehrer-Ausbildung ideal für dich sein.

Als Gymnasiallehrer bzw. Gymnasiallehrerin brauchst du:  

  • Kommunikationsstärke
  • Gutes Erklärverständnis
  • Interesse an Pädagogik und Didaktik
  • Durchsetzungskraft
  • Ausgeprägtes Selbstbewusstsein
  • Reflektiertes Denken
  • Einfühlungsvermögen
  • Gerechtes Beurteilungsvermögen anderer bei der Notenvergabe 
  • Stressresistenz
  • Diplomatie

Zukunftsaussichten für Gymnasiallehrer:innen

Als Gymnasiallehrer bzw. Gymnasiallehrerin solltest du dich dauerhaft auf Veränderungen und neue Entwicklungen im Schulbereich einstellen, besonders in Form der digitalen Transformation in Schulen. Ziel ist es, Schüler und Schülerinnen auch auf die digitalisierte Welt angemessen vorzubereiten. Lehrer:innen sollten dabei entsprechende Lernmedien und didaktischen Konzepte verwenden und vermitteln können. Der Einsatz von Notebooks, Smart Boards, Kamera- und Mikrofonsysteme wird sich weiterentwickeln, die Schulen rüsten hier je nach Mitteln immer mehr auf. Fortbildungen und Weiterbildungen helfen dir als Gymnasiallehrer:in, wichtige Fähigkeiten und Kenntnisse zu erlernen und auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Gehalt Verbeamtung oder Anstellung

Gymnasiallehrer:innen verdienen im Beamtenstatus in der Besoldungsgruppe A 13 je nach Bundesland zwischen 3.894 Euro (Mecklenburg-Vorpommern) und 4.579 Euro (Bayern) als Einstiegsgehalt.

Zum Grundgehalt können noch der Familienzuschlag und andere Zuschläge und Zulagen, die noch anfallen, dazu gerechnet werden. Ministerpräsident Markus Söder möchte nach der nächsten Legislaturperiode alle Lehrkräfte in Bayern schrittweise auf die Besoldungsgruppe A 13 hochstufen, so dass es keinen Unterschied mehr zwischen Fachkräften an den verschiedensten Schulformen geben wird (Stand. September 2022). Jedes Bundesland regelt die Einstufung anders, sie wird im Regelfall anhand der Schulform und der Erfahrung errechnet. In der Regel nach 28 Jahren ist die höchste Gehaltsstufe erreicht. Die genauen Daten kannst du in den Entgelttabellen des öffentlichen Dienstes immer aktualisiert nachlesen. Im TV-L Rechner (Gehaltsrechner für Beschäftigte in den Kommunen und Ländern: https://www.oeffentlichen-dienst.de/entgelttabelle/tv-l.html)

Quelle: öffentlicher-dienst.de

Lehrer im angestellten Status

TV-L entscheidend

Im Gegensatz zu Beamten werden Lehrkräfte im Angestelltenstatus einheitlich gemäß dem Tarifvertrag für die Länder (TV-L) vergütet.

Extras in Hessen / Berlin

Hessen bildet hier eine Ausnahme, es hat eigene Reglungen für die Besoldung von Lehrern aufgestellt. Die Eingruppierung in die Entgeltgruppe von angestellten Lehrkräften wird nach den Erfahrungszeiten und der Schulart durchgeführt. Das Bundesland Berlin hat bislang ausschließlich angestellte Lehrer.

Angestellte Lehrer in Berlin erhalten ein Anfangsgehalt gemäß der Erfahrungsstufe 5. Auch bei den Ländern gibt es demnach Unterschiede in der Eingruppierung.

Lehrer:in sein Mit Vor-und Nachbereitung locker eine 6-Tage Woche

Nadine Praun, Gymnasiallehrerin für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde | Bild: BR

"Im letzten Jahr hatte ich aufgrund des hohen Arbeitsaufwands, den ich hatte, immer wieder gemerkt, dass ich an meine Grenzen komme, weil ich gerade wegen der Abiturzeit jeden Tag gearbeitet habe. Wenn es tatsächlich nötig war, auch bis 23.00 Uhr abends. Und ich musste um 5.00 Uhr aufstehen, es war dann schon eine belastende Zeit, deshalb habe ich mir vorgenommen, eine Deadline für jeden Abend zu setzen. Ich versuche jetzt seit diesem Schuljahr es zu schaffen, dass ich wenigstens um 18.00 Uhr Feierabend mache, da lasse ich dann den Stift fallen. Was dann nicht vorbereitet ist für den Tag, ist dann spontan…. Die Kunst, genau mit dem arbeiten zu können, was uns entgegenkommt, dafür werden wir ausgebildet. Als Berufsanfänger habe ich (bei fast jeder Unterrichtsstunde) ein weißes Blatt Papier, auf dem ich anfange, die Stunden aus dem Referendariatsjahr sind nicht ganz so realitätsnah."

Nadine Praun, Gymnasiallehrerin für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde