Rudolf Diesel und sein Dieselmotor Ein Motor mit explosiver Kraft
Jahrelang tüftelt Rudolf Diesel an einem Motor mit hohem Wirkungsgrad. 1892 meldet Rudolf Diesel den nach ihm benannten Motor zum Patent an und erhält das Patent am 23.2.1893. Der Dieselmotor wird weltweit ein Erfolg, doch seinem Erfinder bringt er kein Glück.

Rudolf Diesel wird am 18. März 1858 in Paris geboren. Sein Vater, ein gelernter Buchbinder, arbeitet dort als Lederwarenfabrikant. Als 1870 der deutsch-französische Krieg ausbricht, muss die Familie Frankreich verlassen. Die Diesels ziehen nach London, doch der zwölfjährige Rudolf wird bald zu Verwandten nach Augsburg geschickt. Dort besucht er zunächst die Gewerbe- und anschließend die Industrieschule, beide mit großem Erfolg. Dank eines Stipendiums kann er an der Technischen Hochschule in München studieren. 1880 beendet er sein Studium mit dem besten Zeugnis aller bisherigen Studenten.
Vom Feuerzeug zur Dampfmaschine - der Student Rudolf Diesel
Rudolf Diesel interessiert sich schon früh für Maschinen und Motoren. Im Physikunterricht fasziniert ihn besonders ein Kompressionsfeuerzeug, wie es damals üblich ist. Es besteht aus einem Glaskolben, in dem Luft so fest zusammengepresst wird, bis durch die Hitze des Drucks ein Stück Zunder entflammt. Später, im Studium, beschäftigt sich Diesel mit Wärmekraftmaschinen wie der Dampfmaschine. Bald erkennt er deren Schwächen. Diesel will einen Antrieb mit einem weit höheren Wirkungsgrad bauen. Dabei orientiert er sich an der "idealen Wärmekraftmaschine" nach der Theorie des idealen Kreisprozesses, die von dem französischen Physiker Sadi Carnot stammt.
Diesel im Dienst von Carl von Linde
Nach dem Studium muss Diesel erst einmal Geld verdienen. Einer seiner Professoren an der Technischen Hochschule München ist der Erfinder der Kältemaschine, Carl von Linde. Er verschafft dem jungen Ingenieur eine Stelle in seiner Fabrik. Schon ein Jahr später wird Diesel Direktor von Lindes Tochterfirma in Paris. Neben seiner Arbeit für Linde verfolgt Diesel weiterhin seine Pläne für einen neuartigen Motor. 1889 zieht Diesel, der inzwischen geheiratet und drei Kinder hat, nach Berlin. Dort leitet er das technische Büro von Lindes Eismaschinenfabriken.
Der Dieselmotor: Vom Patent zur Praxis
Nach vielen Jahren Entwicklung trägt seine Arbeit Früchte: Am 23. Februar 1893 - gut ein Jahr, nachdem er es angemeldet hatte - erhält Rudolf Diesel ein Patent auf sein Konzept für eine "Neue, rationelle Wärmekraftmaschine". Doch sein Motor existiert bislang nur in der Theorie. Daher lässt Diesel im gleichen Jahr in der Maschinenfabrik Augsburg den ersten Prototyp bauen. Die Arbeiten erleiden immer wieder Rückschläge, doch 1897 funktioniert die Konstruktion endlich so, wie es Diesel vorgesehen hat. Mit einem Wirkungsgrad von rund 26 Prozent arbeitet der Motor mehr als doppelt so effizient wie die Dampfmaschinen, die damals nur etwa zwölf Prozent Wirkungsgrad erreichen.
Erfolg und Streit um Rudolf Diesel
Im Jahr 1901 zieht Diesel mit seiner Familie nach München. Seine Maschine wird im In- und Ausland nachgebaut und er kann Lizenzen auf seine Erfindung erteilen. Auf der Weltausstellung 1900 in Paris wird Diesels Motor mit dem "Grand Prix" ausgezeichnet. 1903 gehört Rudolf Diesel zu den Mitbegründern des Deutschen Museums in München. Er gilt jetzt als erfolgreicher Erfinder, doch der Bau einer teuren Villa, Spekulationsgeschäfte und Patentstreitigkeiten zehren an Diesels Vermögen und Gesundheit.
Geheimnisvolles Verschwinden: Diesel ermordet?
1913 bricht Diesel mit Geschäftsfreunden zu einer Reise nach England auf. Am 29. September will er mit dem Dampfer "Dresden" von Antwerpen nach Harwich übersetzen. Doch in der Nacht der Überfahrt des Ärmelkanals verschwindet Diesel spurlos von Bord. Zwei Wochen später finden niederländische Seeleute eine im Meer treibende Leiche. Anhand einiger persönlicher Gegenstände in deren Kleidern identifiziert Diesels Sohn Eugen seinen Vater. Einzelheiten bleiben aber letztlich ungeklärt, da die Seeleute die Leiche nicht mit an Land nehmen. Heute gilt als am wahrscheinlichsten, dass sich Diesel selbst das Leben nahm. Doch bis heute kursieren auch Theorien, dass er ermordet wurde.
Der Dieselmotor feiert Siegeszug um die Welt
Den weltweiten Durchbruch seines Motors erlebt Diesel nicht mehr. Der Antrieb wird zunächst in Schiffen und U-Booten, später auch in Luftschiffen eingesetzt. Aber erst ab den 20er-Jahren setzt er auch serienmäßig Last- und Personenwagen in Bewegung. Heute werden die meisten Dieselmotoren für Kraftfahrzeuge produziert. Dank Leichtbauweise, Turbolader und Rußfilter ist er heute ein ernsthafter Konkurrent des Otto-Motors. Dabei arbeitet er aber deutlich effizienter als dieser - so, wie Rudolf Diesel es sich vorgestellt hatte. Moderne Dieselmotoren haben einen Wirkungsgrad von etwa fünfzig Prozent.
Zunächst zu schwer für das Automobil
Im Inneren des Dieselmotors wird Luft so stark verdichtet und dadurch erhitzt, dass sich der eingespritzte Kraftstoff selbst entzündet. Deswegen muss der Dieselmotor sehr massiv und robust sein: Der erste funktionstüchtige Antrieb wiegt rund 4,5 Tonnen. Daher werden die ersten Dieselmotoren nur stationär eingesetzt. Automobile treibt weiterhin der Otto-Motor an. Bei diesem löst ein Funken die Explosion in der Brennkammer aus. Weil dabei weit weniger Druck entsteht, lässt sich ein Otto-Motor lange Zeit deutlich leichter bauen als ein Diesel-Motor.