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Auwald Lebensraum Wald am Wasser

An Seen, Bächen und Flüssen dienen Auwälder dem natürlichen Hochwasserschutz. Und ein Auwald bietet einer großen Vielzahl von Tieren und Pflanzen Lebensraum. Wer also einen Zilpzalp oder Pirol hören will, der sollte in den Auwald gehen.

Stand: 25.03.2021

Baumart im Donau-Auwald: Scharzerle | Bild:  picture alliance / Blickwinkel

Auen sind Wälder in der Nähe von Flüssen, die regelmäßig überschwemmt werden und dann wieder trocken fallen. Dieser Wechsel gestaltet den Lebensraum Aue. Wälder in der Aue müssen darum mit beidem umgehen können, der Überschwemmung und der Trockenheit.

Zonen der Aue

Röhrichtzone

Isarauen bei Moosburg.

Sie liegt direkt am Fluss, und hier wächst Schilf, das hohe Wasserstände über lange Zeiträume hinweg verträgt. Sie ist zunächst gehölzfrei mit Kies- und Schotterbett und Kriechrasen. Auf Schotterbänken können sich aber auch schon Pionierarten wie Weiden oder Pappeln ansiedeln.

Weichholzaue

Silberweide im Auwald.

Dieser sandige Teil der Aue ist in Ufernähe oder am Rand eines Altwassers angesiedelt. Bis zu 180 Tage im Jahr ist er überflutet. Hier wachsen Silberweide, Schwarzpappel, Grauerle und die Strauchweide. Sie kommen damit zurecht, dass ihre Wurzeln über längere Zeit im Wasser stehen und können aus dem Wasser Sauerstoff entnehmen um die Wurzeln zu versorgen.

Diese Bäume müssen auch mit dem fließenden Wasser zurecht kommen. Darum hat die Weide zum Beispiel so schmale und leichte Blätter, die dem Wasser kaum Widerstand leisten.

Hartholzaue

Flatterulme im Auwald.

Dieser Abschnitt der Aue ist am weitesten vom Fluss entfernt und wird nur bis zu drei Monate im Jahr überflutet. Hier ist der Boden lehmig und gefestigt. Das Grundwasser steht nicht unter der Oberfläche an. Stieleiche, Feld- und Flatterulme, Ahorn, Weißdorn, Schlehe und Pfaffenhütchen wachsen hier. Dazu kommen Schlingpflanzen wie Efeu oder Hopfen. Am Boden wachsen Kräuter wie Buschwindröschen oder das Gelbe Windröschen.

An ihrem Rand geht die Hartholzaue in einem naturbelassenen Gebiet in flache Laubmischwälder über, mit Eichen, Buchen, Hainbuchen, Erlen und Eschen.

Die Auen-Zonen verändern sich aufgrund der mäandernden Flüsse, der hohen und niedrigen Wasserstände ständig, sie dehnen sich aus oder schrumpfen. Totholz und vom Fluss angeschwemmtes Material wie Steine oder Samen hinterlassen ihre Spuren und verändern die Aulandschaft und den Auwald.

Auwälder in Bayern regulieren extreme Wasserstände

Auen und Auwälder – wie auch Moorlandschaften – dienen dem natürlichen Hochwasserschutz, indem sie extreme Wasserstände regulieren. Tritt ein Gewässer wegen starker Niederschläge oder Schneeschmelze über die Ufer, nimmt eine Auenlandschaft das überschüssige Wasser auf und die Auwälder bremsen die Geschwindigkeit, mit dem es abfließt. Zudem helfen sie, das Grundwasser rein zu halten.

Auwald als Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen

Der Auwald Lebensraum am Fluss

Der ständige Wechsel von trockenen, feuchten und nassen Gebieten bietet zahlreiche unterschiedliche Lebensräume. Viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten haben hier ihren Rückzugsraum. In den lehmigen Flussböden entwickeln sich Insekten, im Schlamm finden sich Weichtiere und im stillen Wasser Käfer oder Kleinkrebse. 60 Prozent aller Libellenarten findet man in Auen. Amphibien laichen in seichtem Wasser und Säugetiere überwintern in dem Gebiet.

Diese Amhibien gibt es bei uns in Deutschland

Im Auwald bieten morsche Bäume ein Zuhause

Morsche Bäume sind Lebensraum für Totholzkäfer, Spechte oder Fledermäuse. Seltene Vögel werden durch Wiesen in der Aue angelockt: der Große Brachvogel, Uferschnepfen oder Wachtelkönige brüten hier.

Der Biber fühlt sich im Auwald in Bayern wohl

Der Biber ist ein typischer Bewohner der Weichholzaue, hier baut er seine Burgen und ernährt sich überwiegend von den Pflanzen am Ufer und unter Wasser. Durch seine Baumfällungen gestaltet der Biber die Aue mit und schafft so neue Lebensräume für andere Tiere.

Der Pirol brütet im Auwald

Der Pirol ist ein Vogel der Hartholzaue. Der Vogel ist den Winter über in Zentralafrika und kommt im Frühjahr in die Aue zum Brüten. Er meidet den Waldboden und lebt im dichten Gehölz. Dort erbeutet er seine Nahrung, zum Beispiel große, haarige Raupen, die in Bäumen leben.

Bäume im Auwald an der Donau

Auwald an der bayerischen Isar

Bewohner der Auenlandschaft: Zilpzalp oder Weidenlaubsänger

Ein Beispiel für einen neu heranwachsenden Auwald findet sich auf einem Gebiet an der Isar zwischen Freising und Moosburg. Dieser Auwald ist dort seit 2008 neu entstanden, da ein Deich mehrere hundert Meter zurückverlegt wurde. Mittlerweile hat die Isar die Fläche zurückerobert. Seither keimen dort Silber- und Purpurweiden, wie Biologin Christine Markgraf vom Bund Naturschutz und Expertin für Flüsse und Auen erklärt. Mönchsgrasmücken schwirren herum, Schwirle, kleine Singvögel aus der Familie der Grassänger, haben sich wieder angesiedelt, genau wie der Laubsänger Zilpzalp, Gänse und Kormorane überfliegen das Gebiet.

Auch Bienen kommen in den Isar-Auwald

Und auch für Bienen scheint der Isar-Auwald geeignet: In den Bereichen, in denen die Weiden schon ein paar Jahre älter sind und bereits blühen, gibt es viele Wildbienenarten, die gerade im Frühjahr blühende Weiden brauchen.

"Wir haben festgestellt, dass wir 25 Prozent der etwa 500 in Bayern lebenden Wildbienenarten in diesen Renaturierungsstrecken mit diesen frischen Weiden haben."

Christine Markgraf, Biologin beim Bund Naturschutz, Expertin für Flüsse und Auen

Auenlandschaft - ständig im Fluss

In dem Gebiet gibt es Bestände an alten Weiden, die allmählich zusammenbrechen. Als Totholz im Fluss verändern sie die Struktur der Aue erneut. Neben den älteren Weiden wächst schon der junge Auwald heran, der die nächste Generation bildet: mit sechs bis sieben verschiedenen Weidenarten, dazu kommen isartypische Pappelarten wie Weißpappeln und auch Grauerlen.

Samen und Tiere werden in den Auwald geschwemmt

Zudem schwemmt der Fluss auch Samen an, die es bisher in dem Gebiet noch gar nicht gab. So wachsen dort nun auch seltene Weidenarten wie die Lavendelweide, die eigentlich typisch für die Oberläufe der Isar ist, wo es viel Kies gibt. Auch von zwei Spinnenarten ist aus Untersuchungen aus den 1980er-Jahren bekannt, dass diese definitiv nicht in diesem Gebiet heimisch waren. 2015 wurden die beiden Arten dann in diesem Gebiet entdeckt. Die Biologin vermutet, dass sie mit dem Hochwasser abgedriftet wurden, so an diesem Standort ankamen und seither in dem neuen Auwald leben.

Definition Au und Auentypen

Auwald: Altwasser an der Isar bei Deggendorf

Als Au definiert das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) ein Gebiet, das geprägt ist von den natürlichen Schwankungen von Fließgewässern mit Überschwemmungen und Trockenzeiten sowie dem wechselnden Grundwasserstand. Bei der Unterscheidung der Auen folgt das LfU einer Unterteilung des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft aus dem Jahr 2002: Diese unterscheidet je nach Art, Zusammensetzung und Entstehung ihrer Sedimente zwischen vier verschiedenen Auentypen: den Grobmaterial-, den Sand-, den Feinmaterial- und den Moor-Auen.


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