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Wolf und Hund So wurde aus dem Wolf ein Haustier

Wie wurde aus dem Wolf ein Haushund? Und was unterscheidet beide eigentlich voneinander? Hunde gelten wegen ihres besonderen Sozialverhaltens als unsere "besten Freunde". Hier erfahrt ihr mehr über die treuen Haustiere und ihre Vorfahren, die Wölfe.

Stand: 22.05.2023

Was wir mit Hunden gemeinsam haben, ist, dass wir gerne in Gemeinschaften leben und sehr kommunikativ sind. Auch der Vorfahre des Hundes, der Wolf, ist ein soziales Tier. Es gab also eine gemeinsame Basis, um Freundschaft zu schließen.

Wie der Wolf ein Haustier wurde

Durch genetische Untersuchungen ist belegt, dass der heutige Haushund, der wissenschaftliche Name lautet Canis lupus familiaris, vom Wolf abstammt. Noch ist allerdings nicht endgültig geklärt, wann der Wolf zum Haustier wurde. Es gibt unterschiedliche Studien dazu.

Der Wolf: Alle heutigen Hunde stammen ursprünglich von ihm ab.

Forschungen gehen davon aus, dass sich Wolf und Mensch vor ungefähr 10.000 bis 15.000 Jahren - andere Untersuchungen gehen von einem Zeitraum vor 18.000 bis 23.000 Jahren aus - anfreundeten und sich so der Hund entwickelte. Eine weitere Studie, die die DNA von Wölfen und Hunden verglich, datiert die Domestizierung des Wolfes sogar mehr als 100.000 Jahre zurück. Auch wo der Wolf domestiziert wurde, ist noch nicht abschließend erforscht.

Wolf und Hund: Verwandt und doch verschieden

Im Wolfsforschungszentrum im österreichischen Grünau versuchen Wissenschaftler, die Unterschiede zwischen Wölfen und Hunden zu erforschen. In vielem sind sich die Verwandten ähnlich, doch sie unterscheiden sich auch sehr. Wölfe sind Wildtiere und an ein Leben in der Natur angepasst. Sie sind stets misstrauisch und sehr wachsam. Der Hund hingegen verhält sich ganz anders, denn er hat eine ökologische Nische entdeckt: den Menschen. Hunde verstehen es ausgezeichnet, ihre Bedürfnisse mitzuteilen und so den Menschen für ihre Zwecke einzuspannen.

Eine ganz besondere Beziehung: Mensch und Hund

Wie kam der Wolf zum Menschen?

Möglicherweise hat der Wolf die Nähe des Menschen gesucht, um etwas von seiner Beute abzubekommen.

Wie genau die Beziehung zwischen Mensch und Hund begann, ist bisher nicht genau bekannt. Als Grund für die Domestizierung der Wölfe wird die ähnliche Beute von Mensch und Wolf, nämlich große Pflanzenfresser, vermutet. Eventuell folgten die Wölfe vor Zehntausenden von Jahren den Menschen und profitierten von ihren Jagderfolgen und Nahrungsresten. Möglicherweise jagten Wolf und Mensch auch gemeinsam und teilten sich die Beute. Auf diese Weise könnten sich Wolf und Mensch immer näher gekommen sein - bis sie schließlich auch gemeinsam den Platz am Feuer teilten und im Haus lebten und der Mensch auf die Idee kam, junge Wölfe mit der Hand aufzuziehen.

Die Vorfahren unserer Haushunde passten sich an den Menschen an

Unsere Vorfahren haben wohl bald gemerkt, dass man kleinen Wölfen auch etwas beibringen kann. Sie begannen deshalb, die Wildtiere zu dressieren. Mit der Zeit gewöhnten sich die beiden aneinander und die Wölfe veränderten sich: Äußerlich sahen sie noch lange wie ihre wilden Vorfahren aus. Doch die Tiere wurden zahmer und fixierten sich immer mehr auf den Menschen.

Wölfe und Hunde reagieren unterschiedlich

Hunde können durch Jaulen auf ihre missliche Lage aufmerksam machen.

Verhaltensforscher fanden folgendes heraus: Sie stellten einen Teller mit Fleisch in einen Käfig. Weder ein Wolf noch ein Hund können ihn alleine öffnen. Lässt man einen Wolf vor den Käfig, versucht er ihn mit viel Kraftaufwand zu öffnen. Der Hund hingegen wendet sich, sobald er merkt, dass er nicht weiterkommt, an die Menschen. Mit Blicken und Lauten bettelt er darum, die Türe zu öffnen.

Die Anpassung an den Menschen - für die Vorfahren der Hunde ein evolutionärer Erfolg

Ähnliches passiert bei Millionen von Hundebesitzern jeden Tag: Sie öffnen Schränke, Tüten und Dosen für ihren Hund, sie kaufen Futter und tragen es nach Hause. Der Hund bekommt seine Nahrung, ohne etwas dafür tun oder gar etwas riskieren zu müssen. Wenn er krank wird, bringt ihn sein Frauchen oder Herrchen sogar zum Arzt.

Einerseits wird man dekoriert, andererseits muss man für sein Futter nichts mehr tun: Hunde haben eine erfolgreiche Überlebensstrategie gewählt.

Eine evolutionär ungemein erfolgreiche Strategie, die sich auch in Zahlen niederschlägt: Allein in Deutschland leben mehr als zehn Millionen Hunde. Die Zahl der Wölfe bei uns, ist im Vergleich dazu, gering: Im November 2022 befanden sich in Deutschland laut offiziellem Monitoring nur 161 Rudel, 43 Paare und 21 sesshafte Einzeltiere. Das bedeutet: Für die Vorfahren der Hunde war die Anpassung an den Menschen ein höchst erfolgreicher Schritt in der Evolution.

Ein gutes Gespann: Mensch und Hund

Wie gut verstehen sich Hunde und Menschen?

Hundebesitzer sind längst davon überzeugt, dass ihr tierischer Freund sie versteht und auf ihre Stimmung reagiert. Tatsächlich scheinen die Tiere nicht nur auf die Tonlage, sondern auch auf den Inhalt zu hören, wenn ein Mensch etwas zu ihnen sagt. Dafür sprechen einige Studien:

Hunde verstehen uns und lernen durch Wiederholung

Hunde können Emotionen wahrnehmen

Tierische Versuchsteilnehmer: Hunde in einem MRT.

Eine Untersuchung von Hunden im Magnetresonanztomografen (MRT) zeigte, dass Hunde ähnlich wie Menschen spezielle Areale für die Verarbeitung von Sprache besitzen: Bei beiden Arten liegen die Spracherkennungsregionen an ähnlicher Position der Hörrinde und scheinen ähnlich zu funktionieren. Und bei beiden gibt es Regionen, die speziell vom emotionalen Gehalt eines Lautes aktiviert werden. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass Hunde durchaus den emotionalen Gehalt, der über die Stimme oder ein Geräusch transportiert wird, wahrnehmen.

Hunde können den Inhalt unserer Worte verstehen

Vielleicht hat dieser Hund etwas ausgefressen und wird gerade nicht gelobt?

Eine weitere Studie zeigte, dass Hunde nicht nur verstehen, was wir sagen, sondern auch, wie wir es sagen. Hunde würden demnach das Gesprochene mit der Betonung kombinieren, um die Worte korrekt zu interpretieren. Also immer dran denken: Wenn schon loben, dann bitte auch so klingen!

So lernen Hunde

So viel Spielzeug! Manche Hunde können sich die Namen für ihr Spielzeug prima merken und gelten als besonders sprachbegabt.

Ausdrücke wie "Sitz" oder "bei Fuß" beherrschen die meisten Hunde, wenn man sie trainiert. Meist apportieren sie auch ihr Spielzeug, wenn man sie dazu auffordert. Hunde können neue Wörter schnell erlernen. Allerdings haben sie wie wir Menschen auch ein Kurzzeitgedächtnis, das eine begrenzte Speicherkapazität hat. Damit neue Vokabeln aber auf Dauer gespeichert werden, bedarf es daher vieler Wiederholungen und Übung.

In welchem Alter lernen Hunde am schnellsten?

Junge Hunde sind leicht abzulenken, lernen aber schnell.

Das hat Lisa Wallis von der Vetmed-Uni Wien an 145 Border Collies im Alter zwischen sechs Monaten und 14 Jahren untersucht. Dabei traten auffallend große Ähnlichkeiten zwischen Hund und Mensch zutage. Bei Tests zeigte sich, dass ein Objekt dann interessant für den Hund ist, wenn sich ein Mensch damit beschäftigt. Wissenschaftler sagen: Die "soziale" Aufmerksamkeit ist bei Hunden größer als die "nicht-soziale". Außerdem stellte sich heraus, dass die Konzentrationsfähigkeit bei den ein- bis zweijährigen Hunden leidet, sie waren leichter abzulenken. Gleichzeitig wiesen die pubertierenden Hunde aber auch die steilste Lernkurve auf. Sie konnten ihre Leistungen in den Tests am schnellsten verbessern. "Die Pubertät bei Tieren wie beim Menschen birgt auch ein erhebliches Potenzial", betont Wallis.

Hunde unterscheiden sich in ihrem Charakter

Gibt es Optimisten und Pessimisten unter Hunden?

Hunde können laut einer Studie Pessimisten oder Optimisten sein.

Hunde besitzen Temperament - manche mehr, manche weniger. Das ist ähnlich wie bei uns Menschen. Australische Wissenschaftler der University of Sydney sind weiter gegangen, sie haben Hunde in Optimisten und Pessimisten eingeteilt. Nützlich kann das Wissen über den Charakter eines Hundes bei der Auswahl von Begleithunden sein.

Hunde zeigten Vorfreude oder Desinteresse

Die Studie liefert Hinweise darauf, dass Hunde Erwartungen an die Zukunft haben - und sich danach verhalten.

Doch wie unterscheiden Forscher positiv von negativ denkenden Hunden, da diese ja nicht über ihre Befindlichkeiten Auskunft geben können? Die Wissenschaftler haben den Vierbeinern bei einem hohen Ton feine Milch angeboten, bei einem tiefen Ton nur fades Wasser. Das heißt, die Tiere haben gelernt, die unterschiedlichen Töne mit einem Ereignis zu verknüpfen. In einem nächsten Schritt ließen sie die Testtiere einen mittleren Ton hören. Und siehe da: Optimistisch gestimmte Tiere reagierten mit Vorfreude, Pessimisten dagegen blieben desinteressiert.

Der Charakter ist wichtig für die Ausbildung von Hunden

Optimist oder Pessimist - jede Aufgabe fordert etwas Anderes

Da die Pessimisten unter den Vierbeinern etwas Negatives erwarten, halten sie sich zurück und sind vergleichsweise wenig risikofreudig. Sie lassen sich nach Enttäuschungen recht schnell entmutigen. Ganz anders die Optimisten-Hunde: Sie resignieren bei Misserfolgen nicht so schnell und sind weniger risikoscheu. Dieses Wissen ist bei der Ausbildung von Hilfshunden wichtig: Die Vorsichtigen unter den ihnen sind eher als Blindenhunde geeignet, da sie vorausschauend agieren müssen. Die Mutigen unter ihnen lassen sich dagegen besser als Suchhunde einsetzen, wo Risikofreude und Beharrlichkeit von Nutzen sind.

Wie intelligent ist euer Hund?

Hunde erinnern sich

Warum der Hund das macht? Er folgt dem "Mach's mir nach"-Kommando.

Nicht nur Primaten, auch Hunde besitzen wohl ein episodisches Gedächtnis: Sie können sich Ereignisse merken, die zum Zeitpunkt des Geschehens keine Bedeutung für sie hatten. Bei einem "Mach's mir nach"-Experiment beobachten Hunde beispielsweise, wie ein Mensch an einen Schirm tippt. Nach einem "Mach's mir nach"-Kommando tippt der Vierbeiner ebenfalls an den Schirm. Das alleine wäre allerdings noch kein Beweis für ein episodisches Gedächtnis. Daher brachten Forschende den Tieren bei, sich nach jeder menschlichen Aktion hinzulegen. Gaben die Wissenschaftler dann unvermittelt das "Mach's mir nach"-Kommando, erinnerten die Hunde sich an die beobachtete Handlung und imitierten sie. Diesen Test wiederholten die Forscher nach einer Minute und nach einer Stunde. Auch dann hatten die Tiere die Aktion noch im Gedächtnis.

Hunde sind schlau wie Kleinkinder

Hunde können zählen. Sie kommen zwar nur bis fünf, aber immerhin!

Im Durchschnitt können sich Hunde um die 165 Worte merken, bis fünf zählen und Fehler in leichten Berechnungen erkennen. Davon ist der amerikanische Psychologe und Hundeexperte Stanley Cohen überzeugt. Cohen schreibt Hunden sogar die mentalen Fähigkeiten von zwei- bis zweieinhalb-jährigen Kindern zu.

Hunde reagieren auf Augenkontakt

Hunde haben andere mentale Fähigkeiten als ihre Vorfahren, die Wölfe, entwickelt.

Hunde reagieren ebenso wie Kleinkinder auf Signale wie Augenkontakt oder direktes Ansprechen. Kognitionsbiologen des Wiener Messerli Forschungsinstituts fanden heraus, dass Hunde wie Kinder nur dann Verhalten nachahmen, wenn es für sie Sinn macht. Und: Hunde verstehen den Zeigegestus des Menschen ohne Probleme - im Gegensatz zu Wölfen. Darüber hinaus können Hunde auch der Sprechrichtung eines Menschen folgen und so verstecktes Futter aufspüren, sagen Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Das können nicht mal Menschenaffen, geschweige denn Wölfe.

Hunde können sich perfekt anpassen

Hunde haben sich ihrer Umgebung perfekt angepasst: und diese Umgebung sind wir Menschen.

Aber wie intelligent sind Hunde tatsächlich und was heißt intelligent?  Man kann sagen, Hunde haben kognitive Fähigkeiten und zwar die, die sie brauchen, um in ihrer Umwelt perfekt leben zu können. Den Hunden geht es darum, aus jeder Situation das Beste für sich herauszuholen. Und da geht es manchmal um die Wurst.

Hunde sind schlaue Begleiter

Eigentlich sind Hunde ganz schön schlau - oder?

Fazit: Der Hund hat sich im Rahmen seiner genetischen Möglichkeiten perfekt an den Menschen angepasst. Er hat sogar eine eigene Kommunikation entwickelt, um seine Bedürfnisse mitzuteilen oder die Bedürfnisse des Menschen zu verstehen. Ganz schön schlau.

Tag des Hundes

Hunde sind nicht nur als Haustiere beliebt, sie können auch als Assistenzhunde ausgebildet werden.

Am 4. Juni 2023 feiert der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) den "Tag des Hundes".

Der "Internationale Welttag des Hundes" findet dagegen am 10. Oktober statt. Beide Tage sollen auf die besondere Rolle des Hundes für unsere Gesellschaft hinweisen.

Sendungen zum Thema Hund


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